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Dscherrahi

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Die Dscherrahi-Tariqa ist eine der zahlreichen Tariqas (Sufi-Orden) innerhalb des Islam und ein Zweig der Halveti-Tariqa. International ist sie hauptsächlich unter der Schreibweise Jerrahi bekannt, in der Türkei unter Cerrahi.

Pir Nureddin

Gründer und Namensgeber ist Hadrat Pir Nureddin al-Dscherrahi al-Halveti (* 4. Mai 1678; † 28. Juli 1721) aus Istanbul (im damaligen Osmanischen Reich; heute Türkei). Er wird ca. 1703 von seinem Sheikh Alauddin Kostendili nach Karagümrük, einem Stadtteil im europäischen Teil Istanbuls, geschickt um einen Zweig der Halveti-Tariqa zu gründen. Kurz darauf eröffnet er dort eine Dergah (Ort der Derwisch-Versammlungen), türkisch Tekke).

Von Pir Nureddin lässt sich die „spirituelle Linie“ (arab. Silsila) über Ramazanuddin Mahfi († ca. 1616), Hadrat Ahmad Shamsuddin Marmarawi († ca. 1504), Pir Muhammad Erzinjani, Sayyid Yahya Shirvani († ca. 1457), Pir Umar Halveti († 1347), Hadrat Ibrahim Zahid Gaylani, Hadrat Suhrawardi, Hadrat Dschunayd Baghdadi, Hasan al-Basri und Hadrat Imam Ali bis zum Propheten Muhammad zurückverfolgen.

Fahruddin Efendi

Am 2. September 1925 tritt im Zuge der Säkularisierung durch den Staatsgründer Atatürk ein offizielles Verbot durch Beschluss der großen Türkischen Nationalversammlung (Türk Büyük Millî Meclisi) in Kraft, mit dem das Unterhalten eines Derwisch-Zentrums illegal wird. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Istanbul 14 Tekkes des Ordens. Trotzdem besteht die Dscherrahi-Tariqa weiterhin, später allerdings im Geheimen. Der damalige Sheikh ist Fahruddin Efendi († 1966), der 18. Nachfolger Pir Nureddins.


Dscherrahi-Tariqa heute

Bis heute (Stand: 2005) ist die Dscherrahi-Tariqa noch immer aktiv, das Zentrum befindet sich ebenfalls noch an derselben Stelle in Karagümrük. Im Originalgebäude der Tekke, die Pir Nureddin am Anfang des 18. Jahrhunderts erbauen ließ, ist auch dessen Grab untergebracht, das seitdem als Wallfahrtsstätte gläubiger Muslime gilt. Außerdem befinden sich dort auch die Gräber aller nachfolgender Dscherrahi-Sheikhs.

Im Jahr 1991 wurde mit der Unterstützung des Kultusministeriums der Türkei das Staatsensemble für klassische türkische Musik gegründet, das momentan (Stand: 2005) unter der Leitung des Generaldirektors Ömer Tuğrul İnançer steht. Reisen dieses Ensembles führten bisher nach Europa und Japan.

Abgesehen von der Dscherrahi-Tekke in Istanbul ist der Orden noch in den folgenden Ländern vertreten (teilweise handelt es sich hierbei auch um kleinere Abspaltungen, die nur noch lose mit der Tekke in Istanbul verbunden sind):

Belgien
Bosnien
Deutschland
Griechenland
Großbritannien
Italien
Spanien
Kanada
Mexiko
USA
New York
Seattle
Kalifornien
Indiana
Argentinien
Brasilien
Chile
Südafrika

Literatur

  • Senay Yola: Schejch Nureddin Mehmed Cerrahi und sein Orden (1721-1925); ISBN 3922968147
  • Gregory Blann: Lifting the Boundaries - Muzaffer Efendi and the Transmission of Sufism to the West