Zum Inhalt springen

Kraftwerk

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. Oktober 2006 um 10:13 Uhr durch 217.88.53.116 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Installierte Leistung aller Kraftwerke in der EU
Braunkohlekraftwerk Niederaußem
Das Laufwasserkraftwerk Hengstey zwischen Herdecke und Hagen
Datei:Windkraftanlagen Dänemark.jpg
Windenergieanlagen in Dänemark
Datei:KKW Grafenrheinfeld.jpg
Kernkraftwerk Grafenrheinfeld
Speicherkraftwerk Maltatal
Großkraftwerk Mannheim
Industriedenkmal Kraftwerk Zschornewitz
Gasturbinenkraftwerk Marbach

Ein Kraftwerk ist eine industrietechnische Anlage zur Bereitstellung von elektrischem Strom.

Wirtschaftliche Bedeutung

Kraftwerke besitzen eine erhebliche technische Komplexität und haben einen entscheidenden Einfluss auf das Funktionieren einer Volkswirtschaft. In ihnen ist ein großer Teil des volkswirtschaftlichen Vermögens eines Staates gebunden, ihnen kommt zudem eine erhebliche Bedeutung im Verbrauch ökonomischer und ökologischer Ressourcen zu. Die Bedeutung der Kraftwerke wird in der Europäischen Union in den nächsten Jahrzehnten zunehmen, seriöse Studien prognostizieren eine Steigerung der Stromerzeugung innerhalb der EU von 2.898 Terawattstunden im Jahre 2000 auf 3.988 TWh im Jahre 2020. In analoger Weise werden die weltweiten Zuwächse für den gleichen Zeitraum von 15.400 auf 28.000 TWh angegeben.

Die Investitionskosten für ein Kraftwerk sind erheblich. Beispielsweise rechnet man für ein modernes Kohlekraftwerk mit etwa 800 pro installiertem Kilowatt elektrischer Leistung. Für einen Block mit einer Leistung von 600 Megawatt sind danach Baukosten von 480 Millionen Euro anzusetzen.

In industriepolitischer Sicht kommt Kraftwerken ebenso eine besondere Bedeutung zu, da sich die Produzenten von Kraftwerkskomponenten einem weltweiten Wettbewerb zu stellen haben. Ihr heimischer Markt ist daher sehr klein, die weitaus größten Umsätze erwirtschaften diese Unternehmen auf dem Weltmarkt. Aus diesem Grund ist es notwendig, der einheimischen Industrie im eigenen Land Kraftwerke für die Referenz im internationalen Geschäft errichten zu lassen. Darüber hinaus erteilt der Bau eines Kraftwerkes erhebliche wirtschaftliche Impulse über die Strom-Branche hinaus; dies gilt sowohl für inländische wie auch ausländische Projekte.

Technische Verfahren

Elektrischer Strom kann auf mehrere Arten erzeugt werden:

Anlagen, die nur der Erzeugung von Wärme dienen, werden Heizwerke genannt. Konventionelle Wärmekraftwerke wandeln die gespeicherte chemische Energie von vorwiegend nicht-erneuerbaren Brennstoffen in Wärme und dann in Elektrizität um, während so genannte regenerative Energie in Wasserkraftwerken, Sonnenkraftwerken, Windkraftwerken oder Biomassekraftwerken verwendet wird. Wird die auf Grund des Wirkungsgrades des Carnot-Prozesses notwendigerweise dabei entstehende Abwärme weiterverwendet (zum Beispiel als Fernwärme oder als Prozesswärme), so spricht man von einer Kraft-Wärme-Kopplung. Geschieht das nicht, so spricht man von Abfallwärme.

Die Funktion aller modernen Kraftwerke basiert auf dem gleichen Wirkungsprinzip:

Zu einem Kraftwerk gehören eine Reihe von Hilfseinrichtungen:

Alle diese Komponenten werden mit dem Kraftwerk-Kennzeichensystem erfasst und dokumentiert. Dies erleichtert die eindeutige Zuordnung und Benennung der Bauteile und hat sich international durchgesetzt.

Mit Ausnahme von Photovoltaikkraftwerken entsteht bei allen anderen heute im großtechnischen Einsatz befindlichen Kraftwerkstypen in Europa die elektrische Energie in Form von Drehstrom mit einer Frequenz von 50 Hertz. Allerdings haben in Deutschland, Österreich und der Schweiz manche Kraftwerke noch einen zweiten Generator für Bahnstrom (Einphasenwechselstrom mit einer Frequenz von 16,7 Hertz), wobei es auch Kraftwerke gibt, die nur Bahnstrom erzeugen (Bahnkraftwerke). In anderen Gegenden der Welt (überwiegend in Amerika) wird eine Frequenz von 60 Hertz verwendet. Für die Ankopplung von Windparks kann es mitunter sinnvoll sein, zur besseren Ausregelung der Lastspitzen die Technik der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) anzuwenden.

Ein weiteres Kennzeichen der unterschiedlichen Kraftwerke ist ihre Fähigkeit zum Schnellstart und damit zum Ausgleich von Lastschwankungen im Stromnetz. Gasturbinenkraftwerke und bestimmte Typen von Wasserkraftwerken können innerhalb weniger Minuten aus dem Stillstand heraus ihre volle Leistung ins Stromnetz abliefern, Dampfkraftwerke benötigen für diesen Vorgang einige Stunden bis hin zu einigen Tagen bei den Kernkraftwerken. Aus diesem Grunde werden die letztgenannten in erster Linie zur Deckung der Grundlast herangezogen, während Gasturbinen- und Wasserkraftwerke die Spitzenlast im Netz übernehmen.

Der Standortwahl kommt beim Bau von Kraftwerken eine große Bedeutung zu. Wasserkraftwerke müssen dort errichtet werden, wo sich Flüsse entweder gut aufstauen lassen oder wo ein großes natürliches Gefälle vorhanden ist. Für letzteres ist das Kraftwerk Walchensee ein gutes Beispiel. Thermische Kraftwerke werden fast ausnahmslos an einem großen Gewässer gebaut, um eine leichte Kühlwasserentnahme zu ermöglichen. Hierbei ist natürlich darauf zu achten, dass das Kraftwerk im Fall eines Hochwassers nicht überflutet wird. Der Boden sollte nach Möglichkeit eine hohe Standfestigkeit besitzen, ansonsten ist eine Pfahlgründung vorzunehmen. Ein schiffbares Gewässer begünstigt die Anlieferung von Brennstoffen und schweren Anlagenkomponenten. Wegen Belästigungen durch Lärm und Abgase sowie aus Gründen der Leitungsführung sollten größere Kraftwerke nicht in Wohnsiedlungen errichtet werden.

Nicht unbedingt vonnöten, aber sinnvoll ist ein Anschluss an das Eisenbahnnetz. Das Kraftwerk sollte möglichst an einem Ort errichtet werden, in dessen Nähe schon Leitungen der Spannungsebenen vorbeilaufen, in welche der erzeugte Strom eingespeist werden soll, um Kosten für den Leitungsbau zu sparen. Da thermische Kraftwerke aller Art über teilweise sehr hohe Anlagenkomponenten wie Schornsteine bis 300 Meter Höhe und Kühltürme bis 150 Meter Höhe verfügen, ist ein Standort in der Nähe eines Flughafens meist nicht möglich.

Windkraftwerke können, da zu ihnen nur selten Materiallieferungen nötig sind und da sie auch wegen ihrer geringen Leistung den erzeugten Strom ins Nieder- oder Mittelspannungsnetz einspeisen, prinzipiell auf jedem freiem Feld aufgestellt werden. Allerdings sollte wegen der Geräuschbelästigung ein Abstand von mehreren hundert Metern zu permanent bewohnten Häusern eingehalten werden. Für ein optimales Funktionieren ist ein exponierter Standort sehr sinnvoll. Wichtig ist, dass der Boden am Standort einer Windkraftanlage über eine gute Standfestigkeit verfügt, da Windkraftanlagen schwer sind und bei starken Winden großen Belastungen standhalten müssen.

Kulturelle Bedeutung

Manche Kraftwerke aus der Pionierzeit der Elektrifizierung sind heute noch voll betriebene technische Denkmäler. Das Walchenseekraftwerk war früher das Wahrzeichen des Bayernwerks. Manche Kraftwerksbauten wurden unter künstlerischen Gesichtspunkten entworfen oder wurden im Rahmen von Kunstprojekten verziert. Ein prominentes Beispiel dieser Art ist das Kraftwerk Heimbach, das im Jugendstil entworfen wurde.

Bauarten von Kraftwerken

Bruttoleistung der Kraftwerke in Deutschland im Jahre 2005
Kraftwerkstyp Bruttoleistung in MW
Steinkohlekraftwerke 26.661
Kernkraftwerke 21.346
Gasturbinenkraftwerke 20.235
Braunkohlekraftwerke 19.981
Windenergieanlagen 18.428
Wasserkraftwerke 8.763
Sonstige Kraftwerke 6.464
Gesamt 121.878

Die folgenden Arten von Kraftwerken sind heute im Gebrauch:

Noch im experimentellen Stadium zu den physikalischen Grundlagen sind:

Standortwahl

Vor- und Nachteile

Jeder Kraftwerktyp hat Vor- und Nachteile. Berücksichtigt werden müssen jeweils Fragen wie

Siehe auch

Literatur

  • Fachzeitschrift BWK (Brennstoff, Wärme, Kraft), herausgegeben vom VDI