Deutsche Oper Berlin

Die Deutsche Oper Berlin ist ein Opernhaus im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin.
Geschichte
Die Geschichte des Hauses geht zurück auf das Deutsche Opernhaus in Charlottenburg (Bismarckstraße 34–37), das von 1911 bis 1912 durch Heinrich Seeling erbaut und am 7. November 1912 mit Ludwig van Beethovens Fidelio eröffnet wurde (laut anderen Quellen war das Baujahr 1896). Nach der Bildung von Groß-Berlin und der damit verbundenen Eingemeindung der bis dahin selbstständigen Stadt Charlottenburg in die damalige Reichshauptstadt 1920 erfolgte 1925 eine Umbenennung in Städtische Oper; das Haus verfügte über 2300 Sitzplätze.
Während der Zeit des Nationalsozialismus unterstützte Joseph Goebbels das Haus, das er wieder in Deutsches Opernhaus umbenennen ließ; Hermann Göring favorisierte dagegen die Deutsche Staatsoper. Das Gebäude wurde 1935 durch Paul Baumgarten umgebaut (2098 Sitzplätze) und am 23. November 1943 zerstört; Vorstellungen fanden bis 1945 im Admiralspalast statt, der nach dem Krieg bis 1955 durch die Staatsoper Unter den Linden genutzt wurde.
Nach Kriegsende nutzte die nun wieder Städtische Oper für Vorstellungen das Gebäude des Theaters des Westens in der Kantstraße, bis der durch Fritz Bornemann von 1957 bis 1961 erbaute, noch heute genutzte Neubau am 24. September 1961 mit Mozarts Don Giovanni eröffnet werden konnte; der Opernneubau hatte 27,5 Millionen DM gekostet. Im Jahr 1961 erfolgte auf Anregung von Ferenc Fricsay als Reaktion auf den Mauerbau auch die Umbenennung auf den heutigen Namen Deutsche Oper Berlin.
1986 wurde auf Initiative von Götz Friedrich in New York die Stiftung The American Berlin Opera Foundation gegründet.
Im August 2006 setzte die Oper eine Inszenierung der Oper Idomeneo von Wolfgang Amadeus Mozart ab, da man Störungen durch islamische Fundamentalisten befürchtete. In einem Akt werden verschiedene abgeschlagene Köpfe präsentiert, darunter der des islamischen Propheten Mohammed. Konkrete Hinweise oder Gewaltandrohungen lagen nach Angaben der Polizei jedoch nicht vor.[1] Von verschiedenen Politikern wurde die Absetzung als Selbstzensur interpretiert und deshalb scharf kritisiert.
Künstlerisches Profil
Die Deutsche Oper ist mit 1885 Sitzplätzen heute das mit Abstand größte Opernhaus Berlins. Die Auslastung ist etwas geringer als die der Staatsoper Unter den Linden, die finanziell jedoch auch erheblich besser gestellt ist.
Bedeutende Uraufführungen
Deutsche Oper Berlin
- 1990: Hans Werner Henze: Das verratene Meer
- 1988: Marc Neikrug: Los Alamos
- 1987: Wolfgang Rihm: Oedipus
- 1981: Mauricio Kagel: Aus Deutschland
- 1972: Wolfgang Fortner: Elisabeth Tudor
- 1969: Boris Blacher: 200 000 Taler
- 1968: Luigi Dallapiccola: Ulisse
- 1966: Roman Haubenstock-Ramati: Amerika
- 1965: Hans Werner Henze: Der junge Lord
- 1964: Roger Sessions: Montezuma
- 1961: Giselher Klebe: Alkmene
Städtische Oper Berlin
- 1932: Kurt Weill, Die Bürgschaft
- 1932: Franz Schreker, Der Schmied von Gent
Intendanten
Auswahl einiger Intendanten der Deutschen Oper Berlin:
- Georg Hartmann
- Carl Ebert
- Max von Schillings
- Gustav Rudolf Sellner
- Egon Seefehlner
- Siegfried Palm
- Götz Friedrich
- Udo Zimmermann
- Kirsten Harms (seit 2004)
Generalmusikdirektoren (GMD)
- Bruno Walter (1925–1929)
- Artur Rother (1935–1943, 1953–1958)
- Karl Dammer (1937–1943)
- Ferenc Fricsay (1949–1952)
- Richard Kraus (1954–1961)
- Lorin Maazel (1965–1971)
- Jesús López Cobos (1981–1990)
- Rafael Frühbeck de Burgos (1992–1997)
- Christian Thielemann (1997–2004)
- Renato Palumbo (ab Spielzeit 2006/2007)
Idomeneo-Inszenierung 2006 und "nicht auszuschließende Störungen"
Ein starkes Echo fand die Entscheidung der Deutschen Oper Berlin, eine für den November 2006 geplante Wiederaufnahme der Idomeneo-Inszenierung des Regisseurs Hans Neuenfels vom Spielplan zu nehmen. Der Regisseur hatte entgegen dem Opern-Libretto als Epilog eine Szene eingefügt, bei welcher der abgeschlagene Kopf des islamischen Propheten Mohammed – neben den gleichfalls abgeschlagenen Köpfen von Jesus Christus, Buddha und Poseidon – gezeigt wurde. Dies löste Bedenken beim Berliner Innensenator[2] und dem Landeskriminalamt Berlin aus. In einer im Auftrag der Intendanz erstellten Analyse kamen Innensenator und LKA zu dem Schluss, dass sie Störungen auf Grund dieser Einfügungen im Epilog "nicht ausschließen" könnten. Die in Folge dessen getroffene Entscheidung, die Inszenierung nicht stattfinden zu lassen, löste eine Welle von zum Teil sehr scharfen Protesten aus, welche allerdings in der Regel den Bezug zu den polizeilichen Empfehlungen nicht enthielten. - Interessanterweise gab es auf der ersten "Islam-Konferenz" in Deutschland zunächst die Begrüßung der Idomeneo-Absetzung zu vermelden, während es später hieß, bei einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs wäre ein kollektiver Besuch der Aufführung begrüßenswert.
Siehe auch
Weblinks
- Offizielle Homepage der Deutschen Oper Berlin
- Berlin: Städtische Oper mit diversen zeitgenössischen Postkartenmotiven (englisch)
- Berlin: Deutsche Oper mit diversen zeitgenössischen Postkartenmotiven (englisch)
Quellen
- ↑ Netzeitung: Oper aus Angst vor Anschlägen abgesetzt, 25.09.06
- ↑ SPIEGEL-Online: Innensenator Körting gerät unter Druck, 27.09.06
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