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Polytechnische Oberschule

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Die Polytechnische Oberschule (POS) war das Gesamtschulsystem der DDR und umfasste zehn Klassen.

Unterstufe

Nach der Einschulung waren die Schüler vier Jahre in der Unterstufe und meist fast alle als Jungpioniere in der Pionierorganisation Ernst Thälmann. Neben Deutsch und Mathematik gab es die Fächer Schulgarten, Werken, Heimatkunde, Zeichnen, Musik und Sport sowie (nicht überall) Nadelarbeit und Gartenarbeit. Die Bezeichnungen der Fächer waren nicht einheitlich, 'Deutsch' wurde als 'Lesen' und 'Schreiben' und 'Mathematik' als 'Rechnen' bezeichnet, auf Stundenplänen und Zeugnissen erschien es aber als 'Deutsch' und 'Mathematik'.

Mittelstufe

In der Mittelstufe wurden die Schüler, wenn sie vorher Jungpionier waren, zu Thälmannpionieren und trugen fortan meist das rote Halstuch. Der Lehrplan umfasste Deutsch, Mathematik, Biologie, Geographie, Russisch, Geschichte, Kunsterziehung, Musik und Sport und ab der 6. Klasse auch Physik.

Oberstufe

Im Übergang zur Oberstufe, also ab der 7. Klasse kamen die Fächer Chemie und Staatsbürgerkunde dazu. Es konnte freiwillig eine zweite Fremdsprache gewählt werden. Englisch oder Französisch, auf Wunsch konnten auch beide Sprachen erlernt werden. Das Erlernen der französischen Sprache war nicht an allen Schulen möglich weil nicht genug Lehrer zur Verfügung standen.

Der Werkunterricht teilte sich in nun in ESP - Einführung in die Sozialistische Produktion, PA - Produktive Arbeit (später UtP - Unterrichtstag in der technischen Produktion) und TZ - Technisches Zeichnen (7.-9.) auf. Aus den Thälmannpionieren wurden FDJler.

In der 9. Klasse gab es dann eine vormilitärische Ausbildung, in Form von Unterricht über Grundlagen der sozialistischen Landesverteidigung in der Schule sowie ein anschließendes Wehrlager für die Jungen und eine Zivildienstkurs für die Mädchen. In der 10. Klasse wurde noch Astronomie gelehrt.

Noten

In der DDR gab es für die Schüler fünf Notenwerte

  • 1 = sehr gut
  • 2 = gut
  • 3 = befriedigend
  • 4 = genügend
  • 5 = ungenügend

Es war nicht üblich, die Worte zur Benotung zu verwenden. Auf dem Zeugnis standen außerdem noch die so genannten Kopfnoten (Betragen, Ordnung, Fleiß, Mitarbeit, Gesamtverhalten). Weiterhin gab es immer am Schuljahresende eine ausführliche Beurteilung im Schulzeugnis. Alle Zeugnisse wurden in einem Zeugnisheft im Format A5 eingetragen, welches der Schüler seine 10 Schuljahre behielt.

Selektion

An Hand der Leistungen wurden in der POS die Kinder selektiert und bei möglichen Erfolgschancen auf eine Spezialschule geschickt. Nach dem Zeugnis der 2. Klasse konnte man auf eine Russischsonderschule (oder so genannte R- Klasse) geschickt werden, wo man ab der 3. Klasse, also 2 Jahre vor allen anderen und viel intensiver die russische Sprache erlernen konnte. Weiterhin gab es noch die Naturwissenschaftlichen Spezialschulen, auf die besonders Mathematik oder Physik interessierte Kinder kamen. Im Rahmen der starken Sportförderung gab es auch Sportschulen.

Schulabschluss

Der Schulabschluss war mit drei schriftlichen und zwischen zwei und fünf mündlichen Prüfungen zum Ende der 10. Klasse ausgelegt. Wer die Lernziele nicht erreicht hat oder frühzeitig in das Berufsleben einsteigen wollte, konnte mit dem Abschluss der 8. Klasse ausscheiden, was allerdings die Lehrzeit um ein Jahr verlängerte.

Der Abschluss der 10. Klasse der POS ist mit dem Realschulabschluss der BRD annähernd gleichwertig (mathematisch-naturwissenschaftliches Niveau in der DDR höher), der Abschluss der 8. Klasse mit dem Hauptschulabschluss.

In der Erweiterte Oberschule (EOS) konnte man nach Abschluss der 10. Klasse sein Abitur machen. Alternativ dazu gab es in der DDR die Berufsausbildung mit Abitur. Schüler, deren Noten nicht für die EOS reichten oder die sowieso an einer Fachschule (vergleichbar den FH's der Bundesrepublik) studieren wollten, wählten diesen Weg. Neben einem vollwertigen Abitur hatte man nach 3- jähriger Lehrzeit eine mehr oder weniger intensive Berufsausbildung in ausgewählten Berufen. Der Berufspraxis wurde dabei weniger Stellenwert zugemessen als bei einer 'normalen' Lehre, da die Schüler meist nach der Lehrausbildung studierten. Andererseits hatten Studenten, die diesen Bildungsweg wählten, einen erheblichen Vorteil gegenüber EOS- Schülern, da sie schon Erfahrungen in der praktischen Arbeit hatten.

Sonstiges

Im DDR-Fernsehen wurden Schulfernsehsendungen ausgestrahlt:

  1. Chemie
  2. ESP ("Einführung in die sozialistische Produktion")
  3. Englisch for you (sw)
  4. Geographie
  5. Geschichte
  6. Heimatkunde
  7. Literatur
  8. Physik
  9. Staatsbürgerkunde
  10. Wir sprechen Russisch

Nach dem lange Zeit der Rechenschieber benutzt wurde, durften spätere Generationen den Schultaschenrechner SR-1 für 123 Mark der DDR erwerben. Bis 1988 wurde auch an Samstagen Unterricht abgehalten.