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Odilo Globocnik

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Odilo Globocnik

Odilo Globocnik (* 21. April 1904 in Triest; † 31. Mai 1945) war ein an der Durchführung des Holocaust führend beteiligter Nationalsozialist.

Zusammenfassung

Globocnik wurde als Sohn eines österreichischen Postbeamten am 21. April 1904 in Triest geboren. Der gelernte Bauleiter wurde 1922 Mitglied einer Vorläuferorganisation und trat 1931 der NSDAP in Kärnten bei. Dort war er unter anderem Gau-Propagandaleiter. 1932 trat er der SS bei und wurde 1933 stellvertretender Gauleiter der NSDAP in Kärnten. Nach seiner Haftentlassung wegen politischer Delikte avancierte er zum wichtigsten Verbindungsmann zwischen Hitler und den österreichischen Nationalsozialisten. 1936 wurde er Stabsleiter und 1938 Gauleiter von Wien. Nachdem er 1939 u. a. wegen Devisenvergehen und besonders wegen seiner Unfähigkeit von seinem Amt enthoben wurde, wurde er von Heinrich Himmler zum SS- und Polizeiführer im Distrikt Lublin, Polen ernannt. In dieser Funktion errichtete Globocnik im Rahmen der Aktion Reinhardt die vier polnischen Vernichtungslager KZ Belzec, KZ Sobibor, KZ Treblinka und KZ Majdanek. Globocnik war verantwortlich für die Ermordung von über 2 Millionen vor allem polnischen Juden, deren Eigentum bis hin zu Goldzähnen und Brillen in die Hände der SS fiel.

Im Jahre 1943 war die Aktion Reinhard beendet. Das Unternehmen hatte drei Ziele:

  1. Die Vernichtung des polnischen Judentums.
  2. Die Ausbeutung der Häftlinge als Arbeitssklaven.
  3. Die Verwertung der beschlagnahmten Sachwerte.

Nach Globocnics Schlussbericht an Himmler betrug der Gesamtwert des Bargeldes und anderer Wertvermögen 178,7 Millionen Reichsmark, von dem sich Globocnik und seine Schergen großzügig bedient hatten.

1943 wurden er und sein Kommando nach Triest zur Partisanenbekämpfung versetzt. Zum Kriegsende gelang es ihm, nach Kärnten zu flüchten, wo er von einer britischen Militärpatrouille aufgespürt wurde. Er setzte seinem Leben am 31. Mai 1945 durch Selbstmord mit einer Zyankali-Kapsel ein Ende.

Herkunft

Odilo Globocnik wurde am 21. April 1904 als zweites Kind des Postbeamten Franz Globocnik und dessen Frau Anna in Triest geboren. Die Familie stammte väterlicherseits aus Neumarktl, einer deutschen Sprachinsel in Oberkrain. Die Ahnenreihe lässt sich bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts rekonstruieren. Die Mutter Globocniks stammte aus Werschetz im Banat.

Franz Globocnik war zunächst Berufsoffizier. Da weder er noch die Familie seiner Braut die „Kaution“ aufbringen konnte, um aus der Armee auszuscheiden, ließ sich Globocnik in den Stand der Reserve zurückversetzen und trat in den Postdienst ein. 1914 verließ die Familie Triest und übersiedelte nach Cseklesz. 1915 wurde Franz Globocnik zur Armee eingezogen. Wegen eines Magenleidens wurde der damalige Oberleutnant nicht an der Front, sondern in der Etappe eingesetzt. Im Rang eines Hauptmannes verließ Franz Globocnik 1918 die Armee.

Ausbildung zum Militär

Am 13. Dezember 1915, drei Monate nach Schulbeginn, trat Odilo Globocnik in die Militär-Unterrealschule Sankt Pölten ein. In den Klassenkatalogen wird Globocnik als „recht begabt“ und „sehr fleißig“ bezeichnet. Er soll über „sehr anständige und gefällige Umgangsformen“ verfügt haben und stets „musterhaft“ adjustiert gewesen sein. Vom Temperament her sei Globocnik „ernst willig, heiter, verlässlich, strebsam und artig“ gewesen.

Zu Beginn des Schuljahres 1918/19 war Globocnik Schüler des 4. Jahrganges der Militär-Unterrealschule St. Pölten. Das Kriegsende machte der angestrebten Militärlaufbahn Odilo Globocniks jedoch ein Ende, und er übersiedelte nach Klagenfurt, wo sich die Familie Globocnik inzwischen angesiedelt hatte. Wann genau er St. Pölten verließ, ist nicht mehr eruierbar. Fest steht, dass er fünf Monate lang eine „Civil-Realschule“ besucht hat.

Zivile Ausbildung

Seit Herbst 1919 war Odilo Globocnik Schüler der Höheren Staatsgewerbeschule Klagenfurt. Obwohl Globocnik laut Konferenzbeschluss vom 30. April 1921 der Ausschluss angedroht wurde, maturierte er im Juli 1923 mit Auszeichnung. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Familie Globocnik nach dem Tode von Franz Globocnik am 1. Dezember 1919 „unter beengtesten räumlichen Verhältnissen“ lebte. „Gewohnt hat er mit seinen Schwestern, die ältere Schwester Lydia, die jüngere Erika, und auch die Nichte Henny. Die waren alle in dieser winzigen Wohnung“, so eine Zeitzeugin.

Die Mutter, „auf die er sehr ausgerichtet war“ unterstützte der Sohn, wo er konnte. Er „hat Koffer auf dem Bahnhof getragen, um Geld zu verdienen, vor allem sein Schulgeld“. Auch während der Ferien übte Globocnik verschiedene Tätigkeiten aus, um die Familie finanziell zu unterstützen.

Erste politische Betätigung im Kärntner Abwehrkampf

In mehreren Lebensläufen gibt Globocnik an, am Kärntner Abwehrkampf teilgenommen zu haben und mit dem Kärntner Kreuz ausgezeichnet worden zu sein. Im Neuen Wiener Tagblatt erschien nach Globocniks Ernennung zum Gauleiter von Wien am 22. Mai 1938 ein Artikel, in dem es hieß, er gehörte den „freiwilligen Schutzabteilungen an und machte die Gefechte bei Grafenstein und Bleiburg mit [...]. Für sein tapferes Verhalten in den Kämpfen um Bleiburg wurde er mit dem Kärntner Kreuz ausgezeichnet. Während der Vorbereitungen für die Volksabstimmung war Globocnik bereits als `illegaler' Propagandist tätig“.

Ab 1922 betätigte sich Globocnik nach eigenen Angaben auch politisch. Nach den „Abwehrkämpfen [...] bildete sich der Heimatschutz, aus dem dann einzelne Teile in die Partei übertraten“, wobei diese Partei noch nicht mit der NSDAP, die „erst 1930 in Kärnten festere Formen annahm“, identisch gewesen ist.

Innerhalb des Heimatschutzes war eine „nationalsozialistische Sturmabteilung gegründet worden, der Odilo Globocnik angehörte“. Als Kennzeichen trug diese „erste Kärntner SA auf dem 'Heimwehrhut' ein Hakenkreuz“.

Berufliche und private Entwicklung

Etwa zur gleichen Zeit machte Globocnik die Bekanntschaft des in Kärnten sehr bekannten Abwehrkämpfers Oberstleutnant Emil Michner. Die Bekanntschaft zwischen Globocnik und der Familie Michner vertiefte sich in der Folge. Globocnik verlobte sich mit der älteren Tochter Emil Michners Grete.

Emil Michner verschaffte dem Verlobten seiner Tochter nach dessen Schul- und Berufsabschluss seinen ersten Posten. Michner intervenierte beim Direktor der KÄWAG (Kärntner-Wasserkraft-AG). Globocnik erhielt daraufhin einen Posten in Frantschach im Lavanttal. Ob er als Techniker oder Maurer/Bauleiter beschäftigt war, ist nicht feststellbar. Globocnik gab seinen Beruf stets als „Bautechniker“, „Bauleiter“ oder „Baumeister“ an. In den „Amtlichen Kärntner Amts- und Adreßbüchern“ von 1928 und 1932 scheint als Berufsbezeichnung „Techniker“ auf. Globocnik selbst schrieb 1944, er sei „1923 zum Bau von Wasserkraft- werken in die KÄWAG“ eingetreten.

Bis 1930 war Globocnik an mehreren Kraftwerksbaustellen beschäftigt und hielt sich selten in Klagenfurt auf. Im selben Jahr fand Globocnik eine Stelle bei einem Klagenfurter Bauunternehmen, wo er bis Januar 1934 beschäftigt war. Obwohl Globocnik „für den von ihm ausgeübten Beruf, nämlich Hochbau-Bauleiter, von der Schulbildung her nicht besonders qualifiziert war“, war er Bauleiter an verschiedenen Baustellen.

Strafrechtliche Verfolgung wegen politischer Vergehen

Am 30. August 1933 wurde Globocnik das erste Mal festgenommen, weil er vor dem „Fenster des Polizeigefangenenhauses in Klagenfurt mit inhaftierten politischen Häftlingen über politische Vorgänge sprach“. Nach Aufnahme der Personaldaten wurde er nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuß gesetzt.

Insgesamt wurde Odilo Globocnik fünfmal wegen politischer Vergehen verhaftet, dreimal wurde er zu Gefängnisstrafen verurteilt. Laut E. Kogon ermordetete Globocnik 1933 einen jüdischen Juwelier. Besonders hart scheinen die Gefängnisaufenthalte nicht gewesen zu ein. So durfte Globocnik trotz seiner Haft die Baumeisterprüfung ablegen, da er wegen der Fürsprache des Vaters seiner Braut beim damaligen Landeshauptmann Hülgerth „aus der Haft entlassen worden, nein, beurlaubt worden ist, um die Baumeisterprüfung bei der Landesregierung abzulegen“.

Die Dauer der von Globocnik verbüßten Gefängnisstrafen war Anlass heftiger Kontroversen zwischen Globocnik und Reichsschatzmeister Schwarz, der auch für die Verleihung des Blutordens zuständig war. Globocnik behauptete, die geforderte Zeit im Gefängnis verbüßt zu haben, Schwarz bewies ihm das Gegenteil. Die Affäre zog sich über zwei Jahre, bis schließlich Himmler mitteilte, dass Globocnik nicht Blutordensträger werden könne. Ein Vergleich der entsprechenden Akten zeigt, dass Globocnik sich tatsächlich den Blutorden erschwindeln wollte. Angeblich wegen „pol. Betätigung“ wurde Globocnik 1934 „aus dem Beruf entlassen“. Tatsächlich hatte Globocnik jedoch auf dem Lagerplatz der Baufirma ohne Wissen seines Arbeitgebers Sprengstoff versteckt. Im Zuge der polizeilichen Ermittlungen wurde nicht nur Globocnik, sondern auch sein Arbeitgeber verhaftet und für mehrere Tage inhaftiert, bis sich seine Unschuld herausstellte. Nach „diesem Vorfall wurde Globocnik [...] entlassen“.

Nachdem Globocnik entlassen worden war, fand er „Unterschlupf“ in der Villa und Fremdenpension der Eltern seiner Braut. Dort betätigte er sich als Gärtner und „Mädchen für alles“. Gleichzeitig betätigte er sich weiterhin für die illegale NSDAP.

Erste nachweisbare Tätigkeit für die NSDAP

Obwohl Odilo Globocnik sehr früh zur NSDAP, bzw. einer ihrer Vorläuferorganisationen gestoßen war, erscheint sein Name erst 1931 in den Akten. Bis zum Verbot der NSDAP am 19. Juni 1933 war Globocnik Propagandaleiter der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation.

Seine Einstellung der Partei gegenüber wird als „ekstatisch“ beschrieben. Selbst bei Spaziergängen mit seiner Braut hielt er immer neue „Lobreden auf die Nazis. [...] Offenbar war er nur von diesen Gedanken [...] beherrscht“. Er vergaß auch nicht zu erwähnen, wie „großartig er dastehen wird“, wenn die Partei erst einmal die Macht übernommen haben wird.

Globocnik hatte seine eigene Zukunft sehr eng mit der der NSDAP verbunden. Sein Einsatz ließ ihn sehr schnell in Konflikt mit den Behörden des austrofaschistischen Ständestaates geraten. Wie bereits erwähnt, wurde Globocnik mehrmals verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Trotzdem - oder besser gesagt, gerade deswegen - stieg er in der Parteihierarchie stetig nach oben. Er wurde Stellvertreter des Gauleiters Hubert Klausner, zeitweilig leitete Globocnik die NSDAP in Kärnten. Es gelang ihm, mit seinen Methoden in der Untergrundarbeit seine Umgebung zu beeindrucken. Er bezog seine gesamte Umgebung in seine konspirative Tätigkeit ein. Selbst der Bischof von Kärnten, Adam Hefter, wurde von Globocnik dazu benutzt, Flugschriften oder gar Sprengstoff an illegale Nationalsozialisten zu verteilen.

Obwohl Globocnik zum engsten Führungskreis der NSDAP in Kärnten gehörte, scheint er sich am „Juliputsch“ 1934 nicht persönlich beteiligt zu haben. Überhaupt hielt sich die Kärntner NSDAP-Führung im Zusammenhang mit dem „Putschversuch“ sehr zurück.

Eintritt in die SS

Im Jahre 1933, nach dem Verbot der NSDAP in Österreich, hatte Globocnik einen „Kurier- und Nachrichtendienst“ aufgebaut, der über die Schweiz und Italien „geheime Hilfsgelder aus dem Deutschen Reich“ ins Land schleuste. Globocnik war praktisch ständig im Ausland unterwegs. Während dieser Tätigkeit führte Globocnik „viele Namen, 20 oder 30“. Die Summe, die auf diesem Wege nach Österreich gelangten, war beträchtlich: 8,226.435,- Schilling zwischen September 1934 und März 1938.

Im Zuge dieser Tätigkeit scheint Globocnik auch in Kontakt zur SS-Führung, zum Reichsführer-SS Heinrich Himmler und dem Chef des Sicherheitsdienstes Reinhard Heydrich getreten sein. Am 1. September 1934 wurde Odilo Globocnik mit der Nummer 292.776 in die SS aufgenommen.

Die SS hatte ihren Einfluss in Kärnten nach dem gescheiterten „Juliputsch“ beträchtlich steigern können. Die Parteiorganisation war zerschlagen, nur die SS organisierte sich „enger ab 1935, [...] und Odilo Globocnik baute für Kärnten einen eigenen Nachrichtendienst“ auf, der als „Sonderdienst der Gauleitung“ der SS formell eingegliedert war. Der gestiegene Einfluss der SS zeigte sich besonders deutlich im Streit zwischen der „Kärntner Gruppe“ und dem Landesleiter der NSDAP in Österreich, Josef Leopold, und den Ereignissen rund um die Besetzung der Gauleiterposten 1938.

Die Eroberung der Macht in Österreich

Auseinandersetzungen um die Führung der österreichischen NSDAP

Einen ersten Höhepunkt erreichte die Karriere Odilo Globocniks im Sommer 1935: Als fast alle Spitzenfunktionäre der österreichischen NSDAP im Gefängnis saßen, führte Globocnik „die Partei von Budapest aus“.

Globocniks Aufstieg begann, genau wie der seines Freundes Dr. Friedrich Rainer, im Sommer 1936. Nach Abschluss des „Juliabkommens“ am 11. Juli 1936 beorderte Adolf Hitler Odilo Globocnik und Friedrich Rainer für den 16. Juli zu sich auf den Obersalzberg, um ihnen Instruktionen für das weitere Vorgehen der NSDAP in Österreich zu geben. Hitler erklärte, er „brauche weitere zwei Jahre für seine Politik. Und in dieser Zeit müsse die Partei in Österreich Disziplin halten“. Hitler beauftragte Globocnik und Rainer, diese Ansichten in der österreichischen NSDAP umzusetzen.

Dass Hitler die „Kärntner“ mit der Durchführung dieser Absichten betraut hatte, lag nicht nur daran, dass die übrigen Führer der illegalen NSDAP im Gefängnis saßen. Die Vorstellungen Hitlers deckten sich zu diesem Zeitpunkt mit denen der „Kärntner Gruppe“. Diese Übereinstimmung nutzte die Gruppe, um in der Folge die Position des Landesleiters Leopold zu schwächen.

Starker Mann in der Deutschen Botschaft war nach dem Abschluss des Juliabkommens nicht mehr Botschafter Franz von Papen, sondern SS-Gruppenführer Wilhelm Keppler, der auf Vorschlag Globocniks „zum Vorsitzenden der im Staatsvertrag vom 11. Juli 1936 vorgesehenen gemischten Kommission zur Durchführung des Abkommens“ ernannt worden war. Die Ansichten Kepplers und Leopolds waren erwartungsgemäß so verschieden, dass Keppler „künftighin mit Dr. Rainer und Globocnik“ zusammenarbeitete. Hinter diesem Konflikt verbarg sich der Kampf zwischen SA, SS und politischer Organisation. Globocnik und Rainer gehörten der SS, Leopold der SA an. Ernst Kaltenbrunner, Führer der österreichischen SS, weigerte sich, von Leopold Befehle entgegenzunehmen, da er „direkt dem Reichsführer der SS“ unterstehe und die österreichische SS Leopold „nur mehr im Rahmen“ der Weisungen Himmlers „zur Verfügung stehen könne“.

Die NSDAP in Österreich stand vor der Spaltung. Die Staatspolizei Wien meldete: „Die Stimmung unter den österreichischen Nationalsozialisten [...] ist schlecht geworden. [...] gegen Leopold, wie dieser selbst behauptet, wird von verschiedenen Seiten intrigiert, insbesondere von Neubacher, Arthur Seyss-Inquart und Globocnik“.

Leopold warf den „Kärntnern“ vor, dass sie die „Interessen der NS-Bewegung einer fremden Führerschicht“ opfern würden. Dies ging so weit, dass Leopold Globocnik im November 1937 aus der Partei ausschloss. Die Mitgliedschaft zur SS, so erklärte Ernst Kaltenbrunner sofort, werde davon „nicht tangiert“.

Unterstützung scheint Globocnik auch von der Deutschen Botschaft erhalten zu haben. In einem Aktenvermerk wurde Globocnik als einer der „jungen Führer, die in der Kampfzeit der letzten zwei Jahre die Partei verwaltet haben und sich jetzt von der Mitbestimmung nicht ausschließen wollen“, beschrieben.

Verschärfung des Bürgerkrieges

Mit Beginn des Jahres 1938 begannen Globocnik und Rainer mit der „planmäßigen Verschärfung der innenpolitischen Lage bis zur Bürgerkriegsgefahr“, worauf ein „ordnendes Eingreifen des Reiches“ erfolgen sollte. Ende Januar 1938 waren beide nach Berlin gereist, um die „Forderungen der österreichischen NSDAP zu präsentieren“. Bei dieser Gelegenheit soll Globocnik den Vorschlag gemacht haben, Hitler solle den österreichischen Bundeskanzler Kurt Schuschnigg zum Abschluss eines neuen Abkommens zwischen Österreich und dem Deutschen Reich treffen. Dieses Treffen fand am 12. Februar 1938 in Berchtesgaden statt und führte zur Ernennung Arthur Seyß-Inquarts zum Innenminister mit absoluter Polizeigewalt.

Josef Leopold hatte inzwischen den Machtkampf um die Führung der österreichischen NSDAP verloren. Am 22. Februar 1938 wurde Hubert Klausner von Hitler zum neuen Landesleiter der NSDAP ernannt. Klausner ernannte Friedrich Rainer zum „Politischen Leiter“, Odilo Globocnik zum „Organisationsleiter“. Diese drei Personen bildeten den „engsten Führerrat“, in dem Klausner nach der Ansicht des damaligen Bundeskanzlers Schuschnigg „nicht viel zu sagen hatte; wohl aber machten sich die Stabschefs Globocnik und Rainer ans Werk, um über den Kopf Seyss-Inquarts hinweg die neuorganisierte Partei bewusst zu radikalisieren“.

Die Kärntner besaßen nun Zugang zu Machtmitteln, die sie im März 1938 gut zu nutzen wussten. Die NSDAP wurde im Februar und März 1938 nicht nur durch Globocnik und Rainer radikalisiert. Auch die aus den Gefängnissen, gemäß dem Berchtesgadener Abkommen, entlassenen Nationalsozialisten bewirkten ein Ansteigen der Propagandatätigkeit der Partei.

Entgegen den Bestimmungen des Abkommens wurde die Stimmung auch durch Hitler in seiner „Rede an die Auslandsdeutschen“ vom 20. Februar 1938 angeheizt. Hitler erklärte, es sei „für eine Weltmacht von Selbstbewusstsein unerträglich, an ihrer Seite Volksgenossen zu wissen, denen aus ihrer Sympathie oder ihrer Verbundenheit mit dem Gesamtvolk, seinem Schicksal und seiner Weltauffassung fortgesetzt schwerstes Leid zugefügt wird“.

Gegenwehr Schuschniggs

Schuschnigg versuchte, den innen- und außenpolitschen Druck am 9. März 1938 durch die Ankündigung einer Volksabstimmung über die Aufrechterhaltung der österreichischen Unabhängigkeit abzuschwächen. Globocnik, Rainer und Seyss-Inquart erfuhren von den Plänen der Regierung durch die Sekretärin des Staatssekretärs Guido Zernatto, die „geheimes Mitglied der NSDAP war und sofort nach Kenntnisnahme des Abstimmungsplanes denselben ihren Parteigenossen verriet“.

Die Landesleitung der NSDAP verfasste umgehend ein Protestschreiben an Schuschnigg, und Seyss-Inquart sollte mit ihm verhandeln, bis neue Direktiven aus Berlin eingetroffen wären.

1939 verfasste Friedrich Rainer einen Bericht an den damaligen Wiener Gauleiter, Josef Bürckel, in dem er die Aktivitäten jener Tage festhielt: „Durch den illegalen Nachrichtenapparat kam am Mittwoch, den(!) 9. März, um 10 Uhr vormittags, die Nachricht von der geplanten Abstimmung nebst genauen Unterlagen in die Hand der Landesleitung. [...] Bei der ersten Besprechung um 10 Uhr waren zugegen: Klausner, Jury, Rainer, Globocnik und Seyss-Inquart. Es wurde festgelegt, dass erstens der Führer informiert werden müsse, zweitens durch eine offizielle Erklärung des Ministers Seyss an Schuschnigg dem Führer die Möglichkeit der Intervention in Österreich geboten werden müsse und drittens Seyss solange mit der Regierung zu verhandeln hätte, bis vom Führer Weisungen und Klarstellungen erfolgt sein werden.

Seyss verfasste gemeinsam mit Rainer den Brief an Schuschnigg, dessen einzige Abschrift Globocnik auf dem Luftwege dem Führer am Nachmittag des 9. März überbrachte“.

Der Parteibasis wurde mitgeteilt, dass die Partei noch nicht sicher sei, ob sie sich „an der Volksabstimmung Schuschniggs beteiligen“ werde oder nicht. Im Falle einer Beteiligung stehe auch noch nicht fest, ob „mit Ja oder Nein“ zu stimmen sei.

Globocnik brachte bei seiner Rückkehr aus Berlin Handlungsfreiheit für die österreichischen Nationalsozialisten mit. Unverzüglich wurden die Gauleiter verständigt und beauftragt, Demonstrationen größten Umfangs zu veranstalten. Wenn Schuschnigg den Kampf aufnehmen sollte - das Bundesheer hatte eine Teilmobilmachung durchgeführt - sollten die Gauleiter „auf eigene Faust mit Einsatz aller Mittel zur Gewinnung von Machtpositionen“ übergehen.

Der Anschluss im März 1938

Auch in Berlin war die letzte Entscheidung getroffen worden: Der österreichischen Regierung wurde ein Ultimatum gestellt, die Volksabstimmung abzusagen. Gleichzeitig wurde der „Fall Otto“ ausgelöst. Die deutsche 8. Armee sollte am 12. März 1938 zur „Wiederherstellung geordneter Zustände in Österreich“ die Grenze überschreiten. Wo „österreichische Truppen Widerstand leisten, sei dieser mit Gewalt zu brechen“.

Am 11. März 1938 pendelte Odilo Globocnik, der von Klausner mit der „Durchführung der letzten politischen Aktivitäten“ beauftragt worden war, zwischen der Landesleitung der NSDAP und dem Bundeskanzleramt hin und her. Von der Telefonzentrale im Bundeskanzleramt aus organisierte Globocnik - wohl mit Klausners Zustimmung - „die Machtergreifung in den Bundesländern im Namen Seyss-Inquarts“. Um 17 Uhr unterrichtete Globocnik Hermann Göring voreilig vom Rücktritt Schuschniggs und der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich. Gleichlautende Meldungen erhielten österreichische Parteifunktionäre.

Tatsächlich war es am späten Nachmittag noch nicht soweit, Schuschnigg und Bundespräsident Wilhelm Miklas verweigerten noch den geforderten Rücktritt. Am Abend trat zunächst Schuschnigg zurück, in der Nacht wich auch Miklas der Gewalt. Neuer Regierungschef wurde Arthur Seyss-Inquart. Alle Machtpositionen im Staat waren nun in der Hand der Nationalsozialisten.

Bewertung der Rolle Globocniks

An der Machtübernahme hatten Friedrich Rainer und Odilo Globocnik entscheidenden Anteil. Trotzdem waren Rainer und Globocnik über ihre Rolle beim Umsturz unterschiedlicher Ansicht. Rainer erklärte, die „Machtübernahme war somit ein Werk der Partei, gestützt auf die Einmarschdrohung des Führers und den legalen Stützpunkt Seyss-Inquart in der Regierung“. Globocnik sah seine Rolle während des 11. März 1938 bedeutender. Seyss-Inquart erzählte er: „Wissen Sie, ich habe für Sie die Macht ergriffen, aber ich habe Ihnen nichts gesagt, denn Sie wären dagegen gewesen“.

Zweifellos ist die Rolle Globocniks bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich nicht hoch genug einzuschätzen. Dennoch musste er noch einige Zeit Geduld haben, bevor er offiziell die Anerkennung in Empfang nehmen konnte, die er für angemessen hielt.

Globocnik sah seine Rolle unterbewertet. Er verfasste ein Memorandum, in dem er seine Rolle in der NSDAP und bei der Machtübernahme hervorhob. Nicht „in der Korrektur von Grenzen“ liege der Sieg des Nationalsozialismus, sondern „in der Durchsetzung des nationalsozialistischen Willens und damit in der Erringung der Macht in einem Staate“.

Wir können diesen Äußerungen entnehmen, Globocnik wäre zu dieser Zeit, Ende April oder Anfang Mai 1938, gegen die Vereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich gewesen. Tatsächlich war Globocnik enttäuscht, dass seine Rolle nicht entsprechend gewürdigt wurde, während Seyss-Inquarts Anteil nach Globocniks Meinung überbewertet wurde.

1939 erklärte Friedrich Rainer, der zu diesen Aussagen eine Stellungnahme abgeben musste, beschwichtigend, die „Ursache für die verschiedenen Gemütszustände“ Globocniks, denen das oben erwähnte Memorandum entsprang, wäre darin zu suchen, dass ein „unrichtiges Bild von den tatsächlich vorhanden gewesenen Führungsverhältnissen“ entstanden sei, das nicht „behoben werden konnte“.

Beteiligung am Holocaust

Der weitere Lebensweg Odilo Globocniks soll hier nur mehr in groben Zügen gezeichnet werden. Es sollen nur mehr die wichtigsten Stationen im Leben dieses Mannes genannt werden, der wie kein zweiter nationalsozialistischer Funktionär aus Kärnten den Völkermord im Osten Europas vorangetrieben und durchgeführt hat.

Globocnik wurde nach dem „Anschluss“ zum SS-Standartenführer befördert und als Staatssekretär in die Regierung aufgenommen. Die Ernennung zum Staatssekretär wurde jedoch nicht rechtskräftig, da sie von Seyss-Inquart und nicht von Hitler, der allein die „Mitglieder der Landesregierung ernennen oder entlassen“ durfte, ausgesprochen wurde. Kärntner Zeitungen verfassten Lobartikel über Globocnik, dessen Arbeit „schließlich den 12. März 1938 ermöglichte“.

Gauleiter von Wien

Globocnik sollte nicht lange in der zweiten Reihe bleiben müssen. Mit tatkräftiger Unterstützung des RFSS Heinrich Himmler brachte er sich als Gauleiter für Wien ins Gespräch. Obwohl gegen Globocnik starker Widerstand vorhanden war, wurde er am 22. Mai 1938 von Adolf Hitler zum Gauleiter von Wien ernannt. Als Gauleiter von Wien erwies sich Globocnik als „Fehlbesetzung“. Innerhalb weniger Monate hatte Globocnik den Gau Wien in ein völliges finanzielles und organisatorisches Chaos gestürzt. Um von seinem Streit mit Gauschatzmeister Schwarz und dessen Mitarbeitern in Wien abzulenken, verstrickte sich Globocnik in Kämpfe mit „gewissen schwarzen Kreisen“, die seine Tätigkeiten behindern würden. Im Dezember 1938 sprach er von „Saboteuren im Staat [...] an höchster Stelle“, die die „Erhaltung Österreichs befürworteten“. Damit konnte eigentlich nur Seyss-Inquart gemeint sein.

Alle Ablenkungsversuche halfen Odilo Globocnik nichts: Am 30. Januar 1939 wurde er als Gauleiter von Wien abgelöst, unter anderem wegen Unterschlagung.


SS- und Polizeiführer des Distrikts Lublin

Nach seiner Ablösung wurde Odilo Globocnik zur Bewährung zur Waffen-SS versetzt, wo er seinen Militärdienst ableisten sollte. Dort blieb er bis November 1939. Am 9. November wurde Globocnik von Heinrich Himmler zum SS- und Polizeiführer des Distrikts Lublin im Generalgouvernement ernannt.

Völlig überraschend dürfte für Globocnik diese Ernennung nicht gekommen sein: Vor dem deutschen Überfall auf Polen erklärte er dem Vater seiner Braut, es sei ihm „ein hohes Amt“ angeboten worden, er „müsse jedoch darüber schweigen“. Möglicherweise wollte sich Globocnik aber auch nur vor der Hochzeit mit seiner Braut drücken, denn er benützte dieses in Aussicht gestellte Amt auch dazu, die Heirat ein weiteres Mal zu verschieben. Einige Monate später, von Lublin aus, sagte er die Heirat endgültig ab.

In seinem neuen Betätigungsfeld verstrickte sich Globocnik wiederum sehr bald in Kompetenzstreitigkeiten mit anderen Dienststellen. Hier waren es die Beamten des Generalgouverneurs Hans Frank. Besonders Zivilgouverneur Ernst Zörner war Zielscheibe heftiger Attacken Globocniks. Auch zeichnete sich Globocniks Amtsführung durch besonders rigorose Maßnahmen gegenüber der Zivilbevölkerung aus. Sein „Selbstschutz“ wurde im Zuge der „AB-Aktion“ sogar von Hans Frank als „Mörderbande“ bezeichnet.

Einrichtung von Zwangsarbeitslagern für Juden

Globocnik war auch der erste SS- und Polizeiführer, der Zwangsarbeitslager für Juden einrichtete. Für seine umfangreichen, besser gesagt gigantomanischen Projekte ließ er wilde Razzien in Betrieben durchführen, was für die Wirtschaft des Distrikts nicht gerade förderlich war.

„Neuordnung des Ostraum“

Wie wichtig Globocnik für Himmler war, zeigt sich in den Aufgaben, die der SSPF übertragen bekam: Am 17. Juli 1941 ernannte Himmler Globocnik zu seinem „Beauftragten für die Errichtung der SS- und Polizeistützpunkte im neuen Ostraum“. Dafür entwickelte Globocnik „phantastische Pläne von Stützpunkten bis zum Ural. Schwierigkeiten gab es dabei für ihn nicht. Vorwürfe tat er mit einer Handbewegung ab“.

Globocnik sollte mit der Umsetzung des Generalplan Ost, einem gigantischen Programm zur `rassischen Neuordnung' Osteuropas im Distrikt Lublin beginnen: Der Bezirk Zamość sollte entvölkert werden und von volksdeutschen Familien neu besiedelt werden.

Die Aktion begann im November 1941 mit der Aussiedlung der Einwohner von sieben Dörfern im Distrikt Lublin. Ein Jahr später wurde die Aktion im großen Maßstab fortgesetzt. 110.000 Polen wurden zwischen November 1942 und März 1943 zwangsumgesiedelt. Die Aktion endete in einem totalen Chaos und führte zu einem sprunghaften Ansteigen der Widerstandsbewegung. Bis zur Ablösung Globocniks im September 1943 wurde die Aktion unter verschiedenen Tarnbezeichnungen gegen den massiven Widerstand der Zivilverwaltung fortgesetzt.

Leitung der „Aktion Reinhardt“

Globocnik leitete die „Aktion Reinhardt“, die Ermordung der polnischen Juden. Innerhalb von eineinhalb Jahren wurden mit größter Brutalität mindestens 2 Millionen Menschen fabrikmäßig ermordet und beraubt. Den Gesamtgewinn dieser Aktion gab Globocnik mit mehr als 178 Millionen Reichsmark an. Tatsächlich ist der Gewinn höher gewesen: Nicht in dieser Summe enthalten sind der Wert der Immobilien und jene Gelder und Schmuckgegenstände, die von den an der Aktion beteiligten Personen gestohlen wurden.

„Operationszone Adriatisches Küstenland“

Nach dem Waffenstillstand Italiens mit den Alliierten im September 1943 wurde Odilo Globocnik am 13. September 1943 zum Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) in der „Operationszone Adriatisches Küstenland“ mit Sitz in Triest ernannt. Hier traf er auch seinen alten Freund Friedrich Rainer, der Oberster Kommissar dieses Gebiets war, wieder.

Globocnik wurde weder wegen seiner Streitigkeiten mit der Zivilverwaltung in Polen abgelöst noch für seine „Leistungen“ im Distrikt Lublin belohnt. Himmler brauchte einen Mann in Triest, der die vorhandenen geringen Mittel durch Improvisationstalent aufwog.

Aus Lublin nahm Globocnik an Menschen und Material mit, was er kriegen konnte. Trotzdem wurde er in seinem neuen Arbeitsgebiet nicht so recht glücklich: Die Arbeit sei „weitaus schwerer und die Erfolge auch spärlicher“. Besonders störte Globocnik, dass man „so viele politische Rücksichten nehmen müsse“ und nicht „seine Kräfte austoben lassen“ konnte, wie es in Polen möglich gewesen war.

Trotzdem versuchte Globocnik auch in der „Operationszone Adriatisches Küstenland“ möglichst unabhängig von anderen Dienststellen - auch der Wehrmacht - zu agieren.

Die in Polen an der „Aktion Reinhardt“ beteiligt gewesenen Männer widmeten sich auch in ihrem neuen Arbeitsbereich der Verfolgung von Juden. Diese wurden im Durchgangslager Risiera di San Sabba bei Triest vor ihrer Deportation nach Auschwitz eingesperrt. Hier lagerten auch die geraubten Wertgegenstände. Das Lager diente jedoch vor allem als Gefängnis und Hinrichtungsstätte für Angehörige der Widerstandsbewegung in Istrien. Entgegen manchen Behauptungen war San Sabba kein reines Vernichtungslager.

Auch das für Odilo Globocnik schon charakteristische Großprojekt fehlte nicht: Am 26. Juli 1944 befahl Hitler den „Ausbau eines rückwärtigen Stellungssystems in Norditalien“. Den Ausbau sollte Rainer als Oberster Kommissar leiten. Dieser ernannte Globocnik zu seinem „allgemeinen Vertreter für die gesamte Organisation des Stellungsbaus“. Globocnik scheint sich in dieser Funktion sichtlich wohlgefühlt zu haben, denn er wurde von Rainer für das Deutsche Kreuz in Silber vorgeschlagen, weil er täglich „120.000 Arbeitskräfte“ mobilisiert hätte. Diese Zahl ist mit Sicherheit viel zu hoch angesetzt.

Während der letzten Monate des Krieges residierte Globocnik nicht mehr im gefährdeten Triest, sondern im sichereren Cividale. Von hier aus trat er auch den Rückzug über den Plöckenpass an. Am 4. Mai 1945 hielt Globocnik in Kötschach-Mauthen eine Durchhalterede, in der er an die Ereignisse des Jahres 1915 anknüpfte: „Es sei kein Grund zur Besorgnis vorhanden“, es seien „genügend Truppen im Anmarsch“, um die „Briten aufzuhalten, wie es ja auch im Jahre 1915 gegen die Italiener gelungen sei“.

Sehr vom „Endsieg“ überzeugt war wohl auch Globocnik nicht mehr, denn er verließ das Gailtal in Richtung Klagenfurt. Von dort flüchtete er auf eine Almhütte im Gebiet des Weißensees, wo er Friedrich Rainer, Ernst Lerch und drei weitere Mitglieder seiner Dienststelle traf. Die Gruppe ist wahrscheinlich von „ortskundigen jüngeren Frauen“ zur Hütte geführt worden und hätte nach Italien gebracht werden sollen. Es gab damals im Drautal „einen Kreis von Personen, der verfolgte Nationalsozialisten versteckt und ihre Flucht begünstigt habe“.

Dazu sollte es jedoch nicht mehr kommen. Am Morgen des 31. Mai 1945 wurde die Gruppe Rainer/Globocnik von einem britischen Kommando festgenommen und nach Paternion gebracht. Dort vergiftete sich Odilo Globocnik gegen 11 Uhr 30 nach dem ersten Verhör mit Zyankali.

Literatur

  • Siegfried J. Pucher, "... in der Bewegung führend tätig". Odilo Globocnik - Kämpfer für den "Anschluß", Vollstrecker des Holocaust, Klagenfurt/Celoves: Drava Verlag 1997, ISBN 3854352786
  • Joseph Poprzeczny: Odilo Globocnik - Hitler's man in the East. McFarland & Company, Inc., London 2004, ISBN 0-7864-1625-4