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Pelzkonfektion
Als Pelzkonfektion werden zum Verkauf fertig gearbeitete Pelzbekleidungsstücke bezeichnet, im engeren Sinn die von Pelzkonfektionären oder anderen Großhandels-Vertriebsformen für den Einzelhandel angebotene Pelzbekleidung.
Das Pelzlexikon von 1950 definierte „Konfektionieren“ aus der Sicht des handwerklichen Kürschners: „Das Wort bedeutet soviel wie anfertigen und doch unterscheiden wir in der Pelzwirtschaft zwischen Kürschnerware und Konfektion. Letztere ist mehr Schablonenarbeit für Pelzhandelsgeschäfte, Warenhäuser etc., die von Konfektionsgrossisten oder Pelzgrossisten beliefert werden. Der Kürschner hingegen wird für seine Detailkundschaft individueller schaffen und den Zug ins allgemeine, massenhafte, vermeiden. Darin besteht der wesentliche Unterschied zwischen Kürschnerware und Konfektionieren“.[1]
Die Branche der Pelzkonfektion, eine Sparte der Rauchwarenwirtschaft, beschäftigt sich mit der Herstellung fertiger Pelzbekleidung aus einzelnen Fellen und deren Vertrieb als Großhandel. Der Unterschied einer industriellen Pelzfertigung besteht weniger in den dazu notwendigen Tätigkeiten, die weitgehend die gleichen wie beim klassischen Kürschnerhandwerk sind. Der Unterschied liegt mehr in der industriellen Aufteilung der einzelnen Arbeitsschritte, den höheren Produktionszahlen, insgesamt und vom gleichen Modell sowie eventuell in einem weniger großen Anspruch an handwerklich Feinheiten der Verarbeitung. Eine Spezialisierung innerhalb der Konfektionsfirmen fand im Wesentlichen zwischen den Herstellern von Pelzmänteln, Pelzjacken und ähnlichen größeren Pelzbekleidungsstücken und denen von Pelzkopfbedeckungen statt, die meist auch andere Pelzkleinteile herstellten und vertrieben. Stoffmäntel mit Pelzbesatz gehörten ebenfalls zum Angebot mancher Pelzkonfektionsfirmen, die Kaufhaus- und Textilketten, wie vor allem C&A, ließen sie in der Vergangenheit aber großteils im Eigenauftrag bei Zwischenmeistern herstellen.[2]
Geschichte
Die gewaltige Entwicklung der Pelzmode seit Ende des 19. Jahrhunderts geschah wesentlich durch die Großbetriebe der Pelzbranche. Begünstigt wurde dies durch die Erfindung und Einführung der Pelznähmaschine, die eine sehr viel schnellere und damit kostengünstige Herstellung der Pelzbekleidung ermöglichten.[3]
Zumindest für Europa war das 1839 von Victor Revillon (* 1806; † 1873) erworbene Pariser Unternehmen François Givelet, unter dem Namen Revillon, später Revillon Frères, weitergeführt, das erste größere Unternehmen mit dem Vertrieb von Pelzkonfektion, es unterhielt dort eine der ersten Pelzwarenfabriken. Die überaus erfolgreiche Idee des Ehepaares Revillon war es, Pelze dadurch preiswerter zu machen, dass man auch bisher weniger beachtete Fellarten der Verwendung zuführte. Begünstigt wurde das Vorhaben dadurch, dass zu der Zeit viele große Kaufhäuser entstanden, die anfangs zögerlich, aber doch sehr bald die Revillon-Kollektionen in ihr Angebot und ihre Kataloge aufnahmen. Die Luxuspelze wurden auch an große Kaufhäuser in Europa, Japan und Mexiko geliefert.
Ursprünglich befand sich die Produktion und der Absatz der Pelzwaren in einer Hand, beim Kürschner. Er kaufte die Rohfelle, richtete sie zu und stellte daraus die Handelsware her, um sie dann direkt an den Endverbraucher zu verkaufen. Einzelne Kürschner begannen damit, die von ihnen gegerbten Felle im Wiederverkauf auch an Kollegen abzugeben. Eine erste Spezialisierung erfolgte durch die Trennung der die Felle zubereitenden und veredelnden Betriebe, den Pelzzurichtern und/oder Pelzveredlern, von den die Pelzsachen herstellenden Kürschnern. Der Großhandel mit Pelzkonfektion geschah zuerst ausschließlich durch Kürschner, die weiterhin ein Detailgeschäft unterhielten. Später kamen Fellhändler hinzu, die in eigener Werkstatt oder mit Zwischenmeistern hergestellte Pelzhalbfabrikate oder fertige Pelzwaren vertrieben. Anfangs waren es hauptsächlich Galanterieartikel die Konfektioniert wurden, wie Muff (Kleidung)en, Pelzbaretts, Pelzkrawatten, Pelzkolliers, Pelzboas, Pelzkragen, Pelzschärpen und verschieden Formen kleiner Capes und Schals aus Fell. Wesentlich folgte die sogenannte Großkonfektion erst später, die Herstellung von Bolerojäckchen, Pelzjacken und -mänteln. Das erste Material, das für Damenjacken und -mäntel mit dem Fell nach außen verarbeitet wurde, war das Sealfell, das entgrannte Fell des Pelz- oder Ohrenrobbe.[4]
Mit der Aufnahme des Pelzwarengroßhandels einzelner Kürschner und der Gründung von Pelzgroßhandlungen belieferten diese Unternehmen nicht nur Pelzgeschäfte, sondern bald in zumeist größerem Ausmaß den Bekleidungseinzelhandel, einschließlich der Kauf- und Versandhäuser. Sie trugen dadurch entscheidend zur allgemeinen Verbreitung des Pelzes auch in der weniger wohlhabenden Bevölkerung mit bei.[5] Seit dem extremen Rückgang des Pelzumsatzes in der westlichen Welt, beginnend etwa vor 2000, befindet sich das Pelzgeschäft und der damit verbundene Service (Pelzumgestaltung und Änderung, Pelzkonservierung, Pelzreinigung usw.) in Europa zunehmend wieder bei den verbliebenen Kürschnerbetrieben.
Große Kürschnereien verlegten den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit in die kaufmännische Leitung ihres Geschäfts, das jetzt anstelle der Einzelanfertigung eigene und fremdkonfektionierte Ware vorrätig hielt. Der Berliner Kürschnermeister Paul Larisch, mit langer Berufserfahrung als Werkstattleiter bei Revillon in Paris, stellte 1928 fest:
- „Dem kleinen, wirtschaftlich schwachen Kürschner wird es immer schwerer einen eigenen Laden zu behaupten Ihm fallen hauptsächlich undankbare Reparaturen und Flickarbeiten zu. Ein anderer Teil wird, freiwillig oder gezwungen, Lohngewerbetreibender. […] Die jetzt schon ersichtliche gefährliche Auswirkung der Industrialisierung zeigt sich besonders in dem Faktum, dass der eigentliche gelernte Kürschner im Produktionsprozess, neben der kaufmännischen und künstlerischen Leitung, mehr und mehr nur auf die Ausführung der technischen Arbeit zurückgedrängt, oder im Falle er ein eigenes Geschäft besitzt, oft nur zum Verkäufer fertiger Gegenstände wird. Je mehr diese Entwicklung aber zunimmt, desto gefährlicher wird für den Kürschner die Konkurrenz der Kaufhäuser und Modesalons. […] Repräsentiert das Kaufhaus die kapitalistische Betriebsweise per exellence, und besitzt es durch die Möglichkeit einer großen Auswahl und die Annehmlichkeiten des Besuches, eine große Anziehungskraft besonders auf weibliche Konsumenten, so ist der Modesalon, als hochwertiger Produktionsapparat dadurch gegen den Kürschner im Vorteil, dass er sich viel intensiver mit modischen Erzeugnissen (auch der Stoffkonfektion) befasst.“[4]
Die etwas düstere Prognose von Larisch bewahrheitete sich eher nicht. Der Werbeaufwand der Großunternehmen verstärkte den Pelzabsatz auch der kleinen Kürschneren. Hinzu kam, dass die wenigsten Textiliten einen Pelzservice anboten, die Umgestaltung, Änderung, Reparatur, Pelzreinigung, Pelzaufbewahrung im Sommer usw. übernahmen auch hierfür größtenteils die Kürschnerbetriebe.
Deutschland
Bis in das erste Drittel des 19. Jahrhunderts hielt der Kürschner noch wenig fertige Ware vorrätig, wie Muffen, Pelzkragen, Pelzmützen und andere kleine Pelzteile. Er arbeitete auf Bestellung, machte Reparaturen, unterhielt eine Pelzsommeraufbewahrung. Erst um die 1830er Jahre wurde es üblich, auch Herren- und Damenpelze und „überhaupt feine Pelze“ fertig zu führen und die Ladenflächen dafür zu vergrößern und auszustatten. Einige der ersten Berliner Firmen waren Herpich, Michelet, Zeitz und Braß.[6]
Die sogenannten Engrosbetriebe traten verhältnismäßig spät auf. In den 1850er Jahren bestanden bereits einige Firmen, die der hauptsächlichen Pelzmode entsprechend Bisammuffe und ähnlichen für den Großhandelsverkauf anboten, aber nur in geringem Umfang und in den nachgefragtesten Fellarten. Erst mit dem Aufschwung der Stoffmantelkonfektion bildete sich auch eine Pelz-Großhandelskonfektion. Begründet wurde sie in Berlin durch die Firmen H. Wolff, A. & S. Segall, es folgten Gebr. Hermann und andere. Neben dem innerdeutschen Geschäft wurden auch nach England, Skandinavien, Südamerika und andere Länder exportiert.[6] Außer Muffen, Pelerinen und Pelzstolas wurden bald in großer Zahl auch Pelzmäntel fabriziert. Auch Fellboas aus Feh- und Fuchsschweifen wurden von Schweifdrehern in großem Umfang hergestellt und in Berlin vertrieben. Anfang der 1890er Jahre, trat „namentlich mit der Einführung der Stola, ein großer Umschwung ein. Die Mode begünstigte Pelzwaren und der Bedarf wurde ein ungeheurer“.
Anfang der 1920er Jahre waren in Berlin 80 größere und kleine Engrosfabrikanten tätig, die zusammen jährlich durchschnittlich über 40 Millionen Mark umsetzten und mehrere Tausend Mitarbeiter beschäftigten. Daneben hatten sich sehr viele Mantelkonfektionsfirmen innerhalb der großen deutschen Warenhäusern eigene Kürschnerwerkstätten eingerichtet. Die Zahl der Kürscher-Detailgeschäfte in Deutschland betrug etwa 6000, von denen ein Großteil jetzt seinen hauptsächlichen Bedarf fertig bezog und sich nur mit Reparaturen, Änderungen, Pelzkonservierung und anderen Dienstleistungen beschäftigte. Als Nebenartikel führten viele Mützen, Hüte, Schirme und andere Waren.
Die Berliner Großhandels- und Detailgeschäfte beschäftigten um 1925 zusammen etwa 2000 männliche und 3000 weibliche Arbeitskräfte, das kaufmännische Personal nicht mitgezählt. Außerhalb Berlins bestand noch eine große Pelzwarenfabrik in Hamburg, eine große und mehrere kleine in Breslau und etwa sechs Firmen in Nordrhein-Westfalen, die mit der Herstellung von Pelzkonfektion beschäftigt waren. Um diese Zeit hatte mit dem Erstarken der Produktion in England der Export nach dort stark nachgelassen. Dagegen nahm die Ausfuhr nach Frankreich, Skandinavien, Belgien, die Niederlande, Südamerika und anderen Ländern stark zu. Einzelne Unternehmen hatten Filialen in Paris, London, Amsterdam. Brüssel usw. Alle Exporteure unterhielten zudem Reisende im In- und Ausland.[6]
Der Verband der Konfektionskürschner zu Leipzig war bis zur Neuorganisation des deutschen Handwerks unter den Nationalsozialisten im Jahr 1933 mit sämtlichen Mitgliedern dem Reichsbund der Deutschen Kürschner angeschlossen.[7]
Bundesrepublik
Die vor dem Zweiten Weltkrieg am Leipziger Brühl befindliche Konzentration des Rauchwarenhandels verlagerte sich nach dem Krieg sehr schnell aus der Sowjetisch besetzten Zone ins westdeutsche Frankfurt am Main, dort mit dem Mittelpunkt der Niddastraße. Durch die Aufnahme von Pelzkonfektion einzelner Fellhandelsfirmen entwickelte sich das Pelzviertel auch zu einem Hauptsitz der Pelzkonfektionäre. Im Großraum Frankfurt waren um 1985 von 443 bundesdeutschen und West-Berliner Konfektionsfirmen allein 192 (43,3 %) angesiedelt, von denen 148 Betriebe Mischbetriebe waren, also auch Felle verkauften. Nicht mitgerechnet sind dabei die 105 Konfektionäre, die sich auf Pelzkopfbekleidung spezialisiert hatten. Bevorzugter Standort der Konfektionäre war das Pelzviertel am Bahnhof mit 102 Betrieben, in dessen Nachbarschaft befanden sich weitere 77 Firmen. In den seltensten Fällen fand die Produktion im eigenen Haus, in den teuren Mietlagen der City, statt. Neben vielen Vertretungen ausländischer Firmen auf Kommissionsbasis durch ortsansässige Betriebe unterhielten sechs deutsche und zwei ausländische Konfektionsunternehmen eigene Filialen in Frankfurt, die vor allem als Kontaktadressen und als Verkaufslager dienten. Geschätzte 85 Prozent der in Deutschland gefertigten Konfektionsteile kamen irgendwie mit dem Frankfurter Markt in Berührung. Von Frankfurter Firmen waren dagegen insgesamt neun Niederlassungen, davon acht im Inland und eine in New York, gegründet worden, hinzu kam der Kontakt mit den internationalen Pelzmärkten über feste Kommissionäre an allen wichtigen Plätzen.[2] Ein kleinere Anhäufung bildete sich wieder in Berlin, gehandicapt jedoch durch die Insellage inmitten der späteren DDR.
In einer Studie des Jahres 1985 wurde festgestellt, dass die aus dem Fellhandel kommenden Konfektionäre ausschließlich Großserien nach Musterkollektionen fertigten, die sie an an die Pelzdetaillisten im Fachhandel, in den davorliegenden Jahren aber zunehmend auch an Warenhäuser, Versender, Selbstbedienungsmärkte, Discounter usw. im In- und Ausland absetzten. Viele der großen Kauf- und Versandhäuser versorgten, vom Umfang her voran die Firma Hertie, ihre Pelzabteilungen mit der in eigener Regie hergestellten Ware. Die Herstellung erfolgte entweder in eigenen Werkstätten oder im Lohnauftrag bei sogenannten Zwischenmeistern. Das galt nicht nur für komplette Pelzteile, sondern auch für Pelzbesätze auf Stoffkonfektion. Für die Lagerverwaltung reichten durchschnittlich drei oder vier Angestellte. Im eigenen Haus am Platz erfolgte, wenn überhaupt, meist nur der Entwurf und die Zusammenstellung der Musterteile. Daneben bestand ein Großunternehmen, das mit etwa 200 Arbeitnehmern im Rauchwarenhandel und in der Konfektion mit eigener Werkstatt aus dem Rahmen fiel. Insgesamt hatten 1985 etwa 15 Firmen eigene Werkstätten, bei weiter rückläufiger Tendenz.[2]
Die Konfektionierung erfolgte nicht nur für Pelze der unteren Pelzklassen, sondern bis hinauf bis in die höchsten Preisstufen in der „Haute Couture“. Etwa 30 Prozent des Umsatzes wurden mit modischen Artikel de mittleren und gehobenen Genres erzielt, „die eine hohe Prduktionsflexibilität, qualifiziertes Fachpersonal (wie z. B. Designer)“ sowie qualitativ gute Verarbeitung und teilweise hochwertiges Material erfordern. Die restlichen 70 Prozent wurden mit sogenannter Standardware in Serienfertigung im unteren und mittleren Bereich mit weniger wertvollen Fellen erzielt. Auf diesem Markt erhielten die deutschen Konfektionsbetriebe zunehmend Konkurrenz aus Niedriglohnländern, wie Taiwan, Hongkong, Südkorea und der Volksrepublik China. Dies führte dazu, dass die deutschen Unternehmen ihre Produktion ebenfalls ins lohngünstigere Ausland verlagerten, vor allem ins griechische Kastoria, wo bisher hauptsächlich die Pelzresteverwertung stattgefunden hatte, nach Malta und in die vorgenannten Länder. 1985 waren es noch etwa 30 Prozent der bundesdeutschen Konfektion, die auch hier produziert wurde.[2]
Um 1983 war die Bundesrepublik das weltweit drittgrößte Verbraucherland für Pelze und zugleich weltgrößter Exporteur. Insbesondere bei hochwertigen Pelzen war es der stärkste Nachfrager, wie bei Creationen aus Paris und Mailand und Nerzkollektionen aus Nordamerika. Diese Länder stellten, nach Österreich und der Schweiz, auch die Hauptkunden für deutsche Pelzkonfektion dar. Daneben begann Japan, wo ebenfalls Hochkonjunktur herrschte, ein wichtiger Abnehmer für Pelzkonfektion zu werden, als Statussymbol vor allem im hochwertigen Bereich. Was um so erstaunlicher war, als dort aus religösen und gesellschaftshistorischen Gründen noch vor kurzer Zeit Pelztragen nicht möglich war.[2]
Der Absatz des Pelzgroßhandels erfolgte über Kollektionsmodenschauen auf Messen und Nachmusterungsschauen, über Rauchwarenkommissionäre und Besuche der Handelsvertreter vor Ort. Manche der Unternehmen erweiterten ihr Angebot durch einen Kollektionsaustausch mit ausländischen Pelzkonfektionsfirmen.[2]
Die Pelzkonfektionsbetriebe sind zusammen mit dem Rauchwarenhandel und anderen Betrieben der Pelzbranche im Deutschen Rauchwaren-Verband organisiert.
DDR
In der devisenknappen DDR stellte die hier hergestellte Pelzkonfektion bald vor allem einen wichtigen Exportartikel dar, auch wenn es 1970 in dem DDR-Fachbuch „Rauchwarenherstellung und Pelzkonfektion“ eingangs hieß: „Pelzbekleidung gehört in unserer Republik zu den Gebrauchsgütern des täglichen Lebens“. Die Versorgung der einheimischen Bevölkerung mit Kürschnerarbeit lag weiterhin weitgehend in den Händen der bis zur Wende in erstaunlich großer Zahl bestehenden privaten kleinen Kürschnerbetriebe. Die Autoren des Werkes bemerkten weiter, dass sich in den vergangenen 20 Jahren ein Umbruch von der handwerklichen Produktionsweise vollzogen hatte, moderne Industriebetriebe deckten in steigendem Maß den Bedarf an Pelzerzeugnissen.[8]
Ausländische Aufträge kamen vor allem von Kaufhauskonzernen der Bundesrepublik, die wohl hauptsächlich die in Lohnaufträgen zu verarbeitenden Felle lieferte. Da es in Deutschland kaum ein Aufkommen an Fellen von Edelpelztieren gab, war man auch sonst auf den Import eines großen Volumens an Rohfellen angewiesen. Das traf auch für eine Vielzahl von Haustierfellen zu, vor allem auf die verschiedenen Lamm-, Schaf-, und Zickelarten, die mit den vielseitigen Verarbeitungsmöglichkeiten den Hauptanteil der Versorgung des eigenen Marktes deckten. Die Bereitstellung der finanziellen Mittel für den Import roher Felle erforderte die Beteiligung der Rauchwarenindustrie am Export, um zur Erwirtschaftung des Gegenwertes beizutragen. Das Bestreben ging dahin, möglichst größere Mengen einheimischer Fellarten dem Markt zuzuführen, das waren vor allem Kanin-, nach dem Krieg das hauptsächliche Pelzmaterial der DDR, sowie zunehmend Schaffelle. Dazu sollte insbesondere die Hochveredlung durch farblichen oder Oberflächengestaltungseffekten der Felle durch die um das ehemalige Weltpelzhandelszentrum Leipziger Brühl noch von vor dem Krieg reichlich vorhanden Pelzzurichtereien und Pelzveredlungsbetriebe beitragen.[8]
Im Jahr 1963 wurde „im unmittelbaren Zusammenhang mit der sozialistischen Entwicklung der Leipziger Rauchwarenindustrie die Konzentration der Betriebe durch die Bildung eines Rauchwarenkombinates, das die Veredlung und Pelzkonfektion umfaßt vollzogen. Im Zusammenwirken mit den Organen des sozialistischen Handels konnten die Erzeugnisse der Rauchwarenindustrie über die Spezialgeschäfte und die Kaufhäuser in immer stärkeren Maße neben dem individuell hergestellten Pelzmantel des Kürschnermeisters zur Bedarfsdeckung beitragen“. Dass die Aufträge hauptsächlich aus der Bundesrepublik kamen lässt sich auch daran festmachen, dass sich die Produktionsbetriebe der DDR in der Exportproduktion auf die industrielle Serienherstellung von Persianermänteln spezialisiert hatten, den Pelz der Nachkriegszeit des Wirtschaftswunders in der Bundesrepublik.[8]
Österreich
Bis in die 1880er Jahre bestand das Pelzgeschäft in Österreich ausschließlich im Einzelhandel. Über die Anfänge der Konfektion schrieb der Wiener Kürschner Alexander Tuma jun. rückblickend: „Um die Jahrhundertwende [19./20. Jahrhundert] beherrschte die Pelzgarnitur noch völlig das Bild. Es gab […] einen ungeheuren Formenreichtum, dem von Jahr zu Jahr neue Fellarten und Farbtöne zugrundegelegt wurden. Mit drei bis fünf großen Musterkoffern gingen die Reisenden der Engroshäuser auf die Tour. Freilich sortierten sie draußen die gangbaren Artikel in ein oder zwei Handkoffer, schon um von den täglichen Reisediäten einen erheblichen Teil für sich zu ersparen, für kleinere Ortschaften genügte sogar eine »Spritztour« mit Handkoffer.“[9]
Als erste war es die Firma Toch (gegründet 1871), die ihr Geschäft seit den 1880 Jahren auf den Exporthandel ausdehnte. Andere Wiener Firmen folgten mit insgesamt großem Erfolg. Einige Firmen, wie Tlusty, Knöpflmacher & Co. richteten im Umland regelrechte Fabriken ein, um sich die dortigen billigen Arbeitskräfte nutzbar zu machen. Anfangs deckten sie hauptsächlich den Bedarf der österreichischen und ungarischen Industrie, am Welthandel beteiligten sie sich vorzugsweise durch ihre Leipziger Filialen. Bald jedoch spielten die vorzüglich gearbeiteten Fabrikate der österreichischen Pelzwarenfabrikation auch auf dem Weltmarkt eine bedeutende Rolle.[10]
Eine Besonderheit für Österreich war der „Stückmeister“, ein für den Großhandel arbeitender Kürschner. Er entsprach etwa dem in Deutschland in der Pelzbranche tätigen „Zwischenmeister“. Alexander Tuma jun. schilderte die Wiener Verhältnisse: „So um 1906 kam es zu den ersten Lohnbewegungen dieser bisher so wenig beachteten emsig schaffenden Menschen, denen die Großbetriebe mit einem Teil ihrer Stellung zu verdanken hatten. So ein Stückmeister hatte für die Anfertigung eines runden Muffes aus langhaarigen Kaninfellen (1½ Fell pro Muff) ungefähr 15 Kreuzer bekommen. Das waren Hungerlöhne und mußten die Leute 12-16 Stunden täglich rackern, um sich und ihre Familie erhalten zu können. Es kam zu Lohnkämpfen; Tarife wurden ausgearbeitet und nach langen Verhandlungen durchgedrückt.“ Tuma stellte zugleich fest, dass es anderswo - in Berlin, Prag, Budapest und Paris - genauso oder ähnlich zugegangen ist.[9]
Frankreich
Zumindest für Europa war das 1839 von Victor Revillon (* 1806; † 1873) erworbene Pariser Unternehmen François Givelet, unter dem Namen Revillon, später Revillon Frères, weitergeführt, das erste größere Unternehmen mit dem Vertrieb von Pelzkonfektion, es unterhielt dort eine der ersten Pelzwarenfabriken. Die überaus erfolgreiche Idee des Ehepaares Revillon war es, Pelze dadurch preiswerter zu machen, dass man auch bisher weniger beachtete Fellarten der Verwendung zuführte. Begünstigt wurde das Vorhaben dadurch, dass zu der Zeit viele große Kaufhäuser entstanden, die anfangs zögerlich, aber doch sehr bald die Revillon-Kollektionen in ihr Angebot und ihre Kataloge aufnahmen. Die Luxuspelze wurden auch an große Kaufhäuser in Europa, Japan und Mexiko geliefert.
Die Trennung zwischen handwerklicher und industrieller Produktion zeigte sich in Paris auch in einer Trennung der Berufsschule. Alexander Tuma jun. stellte bei einem Besuch in Paris vor 1967 fest, dass es dort eine der österreichischen ähnliche Schule für handwerkliche Betriebe gab. Eine zweite, staatlich subventionierte für Nichtkürschnerbetriebe, „also den Engros- und Export- wie Pelzhandelsunternehmungen“, kam ohne Lehrherrn aus, hier wurde der Nachwuchs nur in der Schule ausgebildet.[11]
Großbritannien
Der Londoner Rauchwarenhändler Francis Weiss erinnerte sich:
„Die Londoner Pelzbranche erreichte den Höhepunkt der Expansion im Zeitalter zwischen den beiden Weltkriegen. Das Gebiet, beherrscht durch den Rauchwarenhandel, erstreckte sich, ausgehend von dem Lampsonschen Auktionskomplex, entlang der Themse, beinahe bis zum Tower und Blachfriars, Queen-, Upper Thames-, Queen Victoria Street etc. und all die vielen kleinen Gäßchen und Winkel bis hinüber zur St. Pauls Kathedrale zeigten die Firmenschilder von mehr und minder bedeutenden Fellhändlern und Kommissionären. Näher zum Dom hausten Großkonfektionäre, im Eastend Hunderte von Fabrikanten und Zwischenmeistern. Über dem Strom im Dockland waren viele Lagerhäuser ebenfalls durch unsere Branche belegt.'[12]“
Das europäische Großbritannien hatte seinen weltweiten Pelzhandelsplatz im Londoner Viertel Garlick Hill. Dort wurden vor allem Pelzfelle importiert und wieder exportiert, teils auch zugerichtet, teils auch zu Halbfertigprodukten verarbeitet. Der erste nach außen gearbeitete Pelz der Moderne war ein Sealjacket. Zugleich initiierte diese Jacke eine Mode dieser Pelzart, die mit zahlreichen Imitationen anderer Fellarten, wie vor allem Sealkanin, ihren Bestand bis nach dem Zweiten Weltkrieg hatte. So bedeutend England immer wieder für die allgemeine Mode war, in der Pelzmode spielte es später keine Rolle mehr.
Griechenland
Die Pelzverarbeitung und der Pelzhandel Griechenlands befindet sich schwerpunktmäßig mit weit überregionaler Bedeutung im Regionalbezirk Kastoria, um und in der Stadt Kastoria und dem kleineren Siatista. Ursprünglich beschäftigte man sich hier fast ausschließlich mit der Verwertung der in der westlichen Welt bei der Pelzverarbeitung anfallenden „Fellstücken“.
Im Jahr 1978, zur Hauptzeit der westlichen Nachkriegspelzmode, beschrieb Leonidas Pouliopoulos die inzwischen etwas gewandelte Situation in Kastoria:
- „Die Arbeit der Kastorianer gliedert sich in zwei Hauptteile:
- 1. Die Herstellung von Bodys aus Nerz-, Persianer- und anderen Pelzabfällen.
- 2. Die Herstellung von Mänteln, Jacken und Paletots hauptsächlich aus Nerz- und Persianerfellen in Lohnarbeit.
- Die Verarbeitung von Fellresten (Pelzabfälle) ist noch heute die Haupttätigkeit, die größtenteils auf eigene Rechnung der einheimischen Firmen geschieht.“
Die aus Kastoria nach Amerika exportierte Pelzkonfektion bestand um 1980 noch zu 98 Prozent aus Fellstücken.[13]
Etliche der kleinen Pelzverarbeitungsbetriebe haben sich zu großen Konfektionshäusern entwickelt. Große, teils pompöse Häuser um Kastoria zeugen davon, dass sie nicht nur Großhandel betreiben, sondern dass auch der Einzelhandelsverkauf ein ganz wichtiger Umsatzträger ist. In der Vergangenheit wurden aus Russland und den Emiraten zeitweilig Charterflügen durchgeführt, wenn ein Kauf zustande war der Flug umsonst. Auch unterhielten die Konfektionäre Geschäfte in den großen Städten und Badeorten Griechenlands, Russlands, den Emiraten (Dubai) und andernorts. Einige kleinere Kürschner haben Ausstellungsräume im gemeinsamen „Edika Kastorian Fur Center“.[14]
Dieser Wirtschaftszweig ist noch heute auf internationalen Märkten erfolgreich, auch sind griechische Pelzkaufleute und Konfektionäre auf der ganzen Welt ansässig und pflegen die Verbindungen in ihre Heimat, wenngleich auch griechische Unternehmer die Produktion zunehmend nach Billiglohnländern, vor allem China, verlagerten. Im Mai 2022 fand in Kastoria, „dem einzigen Produktionszentrum in der westlichen Welt“, die 47. Pelzmesse „International Fur Fair“ statt.[15]
China
Im China um 1800 existierten bereits zahlreiche Großkürschner, besonders in Shansi. Da die Form der Tracht stets jahrhundertelang gleich geblieben war, war auch eine günstige Grundlage für eine Massenanfertigung gegeben. Sie fertigten aus verschiedenen Fellarten Pelzfutter der Reitjacken und langen Röcke mit verhältnismäßig schmalen, überlangen Ärmeln, hauptsächlich in zwei Größen, sogenannte Manquas und Fellkreuze. Die im Körperteil längere Ausführung der Kreuze, im Fellhandel „Robes“ genannt, waren verhältnismäßig selten.[16]
Die Angestellten, Agenten und deren Kunden dieser Großhändler handelten die Fabrikate über ganz China bis in den fernen Süden. Sie unterhielten Läden in allen chinesischen Städten, in denen man auch die fertigen Futter, mit Seidenstoffen bezogen, kaufen konnte. In einzelnen Städten fanden sich ganze Straßenreihen nur mit Kürschnern, zum Beispiel in Peking oder Mukden.[16]
Die Kompradore der großen europäischen Firmen besaßen eigene chinesische Filialen in Kalgan, Singanfu (heute Xi’an), Lanshan („Lanschanfuh“) und anderen Orten im Landesinnern, wo sie neben vor allem Fellen auch die daraus gefertigten Fabrikate einkauften.[16]
USA, Kanada
In Nordamerika ging die Industrialsierung mit Spezialisierung und Massenproduktion, auch in der Pelzherstellung, sehr viel schneller voran als in der restlichen Welt. Das New Yorker Pelzviertel gehörte bald zu den drei großen Welt-Rauchwarenhandelszentren. Viel mehr als in London und Leipzig befand sich dort auch das Zentrum der industriellen Pelzfertigung mit den Pelzkonfektionsunternehmen. Im Jahr 1925 gab in New York City 1353 Pelzwarenfabrikanten mit 10.343 Arbeitnehmern. Die Ausgaben für Löhne beliefen sich auf 25.677.794 Dollar, es wurden Rohmaterialien für 126.580.565 Dollar eingekauft und fertige Pelzwaren für 197.437.970 Dollar verkauft.[17]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Alexander Tuma: Pelz-Lexikon. Pelz- und Rauhwarenkunde, Band XIX. Alexander Tuma, Wien 1950, S. 59, Stichwort „Konfektionieren“.
- ↑ a b c d e f Henning Zeumer: Die internationale Stellung der deutschen Rauchwaren-Wirtschaft unter besonderer Berücksichtigung des Standortes Frankfurt-Main. Diplomarbeit, Universität Mannheim, Selbstverlag 1985, S. 14-15, 58-71 (→ Inhaltsverzeichnis).
- ↑ Alexander Tuma: Die Geschichte der Kürschnerei. Verlag Alexander Tuma, Wien 1967, S. 239.
- ↑ a b Paul Larisch: Die Kürschner und ihre Zeichen. Selbstverlag, Berlin 1928, S. 177-178.
- ↑ Peter Melchers: Die Großhandelsbetriebe in der Rauchwarenwirtschaft. Wirtschaftswissenschaftliche Schriften 1, Westkulturverlag Anton Hain, Meisenheim, Wien, 1953, S. 46-47.
- ↑ a b c Emil Brass: Aus dem Reiche der Pelze. 2. verbesserte Auflage. Verlag der „Neuen Pelzwaren-Zeitung und Kürschner-Zeitung“, Berlin 1925, S. 290–292.
- ↑ Von Rauchwaren, Borsten, Häuten und Leder. In: Stadtrat Dr. Leiske (Hsgr.): Leipzig und Mitteldeutschland - Denkschrift für Rat und Stadtverordnete zu Leipzig. Leipzig, September 1928, S. 304.
- ↑ a b c Autorenkollektiv: Rauchwarenherstellung und Pelzkonfektion. VEB Fachbuchverlag Leipzig 1970, S. 23-24, 32-33. (→ Inhaltsverzeichnis).
- ↑ a b Alexander Tuma: Die Geschichte der Kürschnerei. Verlag Alexander Tuma, Wien 1967, S. 241-244.
- ↑ Emil Brass: Aus dem Reiche der Pelze. 2. verbesserte Auflage. Verlag der „Neuen Pelzwaren-Zeitung und Kürschner-Zeitung“, Berlin 1925, S. 293–294.
- ↑ Alexander Tuma: Die Geschichte der Kürschnerei. Verlag Alexander Tuma, Wien 1967, S. 250.
- ↑ In: Winckelmann Pelzmarkt Nr. 482, 23. März 1979, S. 8.
- ↑ Gert Ziegler: Die mazedonische Stadt Kastoria lebt vom Pelz. In: Frankfurter Allgemeine vom 15. April 1980.
- ↑ Klaus-Peter Kuhn: 14 Tage Kastoria - ein Geschenk an zwei Kürschnermeister. In: Pelzmarkt Newsletter, Deutscher Pelzverband e. V., Frankfurt am Main, 14. August 2014, S. 14-17.
- ↑ Kastoria International Fur Fair (Homepage). Abgerufen am 31. März 2022.
- ↑ a b c Emil Brass: Aus dem Reiche der Pelze. 2. verbesserte Auflage. Verlag der „Neuen Pelzwaren-Zeitung und Kürschner-Zeitung“, Berlin 1925, S. 306, 312.
- ↑ Kurt Nestler: Rauchwaren- und Pelzhandel. 1. Auflage. Max Jänecke Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1929, S. 67.
Pelzkonfektionär
Pelzkonfektionäre vertreiben als Großhandelskaufleute fertig gearbeitete Pelzprodukte. Als Berufsbezeichnung bezeichnet es den Inhaber eines Pelzgroßhandelsbetriebes, umgangssprachlich meint es sein Unternehmen. Seine Abnehmer sind der Bekleidungseinzelhandel einschließlich Kürschnereien, sowie die Kaufhäuser und Versandhäuser, über die sämtlich der Verkauf an an den Endverbraucher erfolgt.
Geschichte
In Europa begann mit der ersten größeren Produktion von Pelzkonfektion das 1839 gegründete Haus Revillon Frères in Paris. Das Unternehmen erlangte Weltgeltung, der Firmenname Revillon blieb bis in die heutige Zeit erhalten. Weitere bedeutende erste Pelzwarenfabriken waren die Firma Josef Toch in Wien, sowie H. Wolff und Brass in in Berlin.[1]
Deutschland bis 1945 (Auswahl)
Die Berliner Pelzkonfektion begann im Jahr 1855 mit dem Unternehmen H. Wolff, dass anfangs eine Fabrik für Lackhüte betrieb. Hermann Wolff hatte auf seinen Verkaufsfahrten festgestellt, dass die Kürschner, bedingt durch die hohen Preise, nur wenig Pelzmützen verkauften. Er stellte daraufhin die Herrenmützen und auch Muffe fabrikmäßig her. Nach anfänglicher Zurückhaltung der Kürschnerkunden war er damit überaus erfolgreich. Zu Beginn hatte die Firma kaum Konkurrenz. Ein zweites Unternehmen, Abrahamson und Reschofsky, entstand und gelangte schnell zu Ansehen und Bedeutung, anfangs noch getrennt, dann in einer Firma vereint. 1871 kam in Berlin der Niederländer Abraham Citroen hinzu.[2]
Freystadt & Co.
Um 1842 machte die Firma Freystadt & Co. den Versuch, ihren Abnehmern neben Fellen auch Pelzsachen zu liefern. Bis dahin gab es in Deutschland keine fabrikmäßige Herstellung von Pelzsachen.[2]
Die Firma H. Wolff in Berlin war in ihrer Blütezeit, neben der Pariser Firma Revillon Frères, das größte Unternehmen der Pelzbranche auf dem europäischen Kontinent, gegründet von Heimann Wolff (1830–1913)[3] im Jahr 1850. Über Victor Wolff (1858–1928)[3], den Sohn des Firmengründers, hieß es: „Kommerzienrat Victor Wolff ist der Bahnbrecher der Berliner Pelzkonfektionsbranche und diejenige Persönlichkeit, die den Begriff des organisierten, modern geleiteten Grossbetriebes erst in die Berliner Pelzkonfektion eingeführt und ihn verwirklicht hat“. Seine Werkstatt galt als „die hohe Schule aller Kürschner“.[4][2]
Die Firma H. Wolff jr. GmbH wurde 1932 liquidiert. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten mit Beginn der Judenverfolgung verließ Herbert Wolff im Jahr 1933 Deutschland und ging mit seiner Familie nach Palästina. Sein Unternehmen war von H. Diamand und Robert J. Schäfer († 1922) übernommen worden. Deren Firma bestand noch 1941.
A. B. Citroen
Der Niederländer Abraham Citroen, als „Stammvater der Berliner Pelzindustrie“ bezeichnet, hatte es verstanden, sich den Bedürfnissen der Stoffmantelindustrie anzupassen, die einen billigen Pelzbesatz verlangte. Die meisten weiteren Firmen entstanden aus den Reihen seiner Mitarbeiter. Er befasste sich viel mit den Problemen des Pelzfärbens und begründete die erste größere Berliner Pelzfärberei.[2]
Abrahamsohn & Reschofsky
Die anfangs getrennten Unternehmen E. Abrahamsohn und Bernhard Reschofsky waren 1902 durch eine Heirat zu Abrahamsohn & Reschofsky vereinigt worden. E. Abrahamsohn hatte seine Firma 1844 begründet, Bernhard Reschofsky 1865. Das Unternehmen gehörte zu den ersten Berliner Konfektionsfirmen. Abrahamsohn & Reschofsky stellte „in Mengen von vielen Tausenden u. a. Hasenmuffen her, die pro Dutzend etwa von 18,- Mark an zu haben waren“. Für den doppelten Preis hatten sie anstelle Holzwolle einen Daunenbeutel mit Seidenfütterung. Der letzte Betriebsleiter Louis Hackelmann führte das angesehene Geschäft, mit längst auch Pelzen des höheren Genres, aber immer „äußerst günstig“, bis zur Liquidation im Jahr 1932.
Louis Friedländer & Co.
Das Unternehmen Louis Friedländer & Co., gegründet 1912, produzierte und vertrieb Pelzkonfektion und Felle mit dem wesentlichen Schwerpunkt auf das preiswerte Kaninfell. Auf den von ihm als „Biberette“ bezeichneten braunen Kaninfärbungen baute „sich eine gewaltige Industrie auf“. Philipp Manes schrieb rückblickend: „Die Firma Louis Friedländer & Co. war wie ein Komet am Himmel der Pelzindustrie aufgegangen und zählte nun zu hell leuchtenden Gestirnen“.
Carl Salbach
Das Berliner Pelzmodellhaus Carl Salbach, en gros et en détail, wurde im Jahr 1820 gegründet und nach dem Zweiten Weltkrieg weiter geführt. Es gehörte zu den exklusivsten Kürschnereien seiner Zeit. Neben dem hauptsächlichen Detailgeschäft betrieb das Unternehmen einen Großhandel. Auf einem Foto aus dem Welthandelszentrum des Leipziger Brühl zur Messezeit ist ein Firmenschild „Carl Salbach von Berlin, Pelzwaaren Confection“ zu sehen, mit dem die Firma auf sich als Großhändler aufmerksam macht. Im Leipziger Adressbuch der Jahre scheint er jedoch nicht verzeichnet zu sein. Sehr wahrscheinlich hatte die Firma einen Rauchwaren-Kommissionär auf dem Brühl, eventuell beschränkte sich die Aktivität dort auch nur auf ein Lager während der Messe. Wie die Berliner Pelzmodellfirmen Adolf Doll & Söhne, C. A. Herpich Söhne und Bisegger bot auch Salbach auf der Leipziger Messe seine Konfektion im gehobenen Genre an.
Etwa 1966 hat das Unternehmen seine Tätigkeit eingestellt.
C. A. Herpich Söhne
C. A. Herpich Söhne war ein 1835 in Berlin gegründetes Modehaus. Ursprünglich eine Kürschnerei mit einem kleinen Pelzgeschäft, entwickelte sich Herpich zu einem Modehaus „in einer großartigen und vornehmen Aufmachung“ und einem der angesehensten Anbieter hochwertiger Pelze und zu einem Großhandelsunternehmen für Pelzkonfektion und Felle.
Neben dem Detailhandel befasste sich Herpich mit dem Großhandelsgeschäft von Pelzkonfektion und von Fellen, wovon große Mengen in das Ausland geliefert wurden. Der Einkauf erfolgte direkt, auf den großen Pelzmärkten in Leipzig und London. Philipp Manes schrieb in einer Würdigung: „Die Firma darf sich schmeicheln, die auserlesensten und kostbarsten Zobel, Silberfüchse, Blaufüchse und andere Edelpelze zu besitzen, wie es zum zweiten Male kaum in der Branche zu finden sein dürfte. Ein weiterer Vorzug der Herpich'schen Erzeugnisse liegt in ihrer tadellosen, soliden Verarbeitung, die fast ausschließlich in den eigenen Werkstätten geschieht“.[5]
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Familie Herpich an die vergangenen Erfolge nicht mehr anschließen. 2001 wurde die letzte Eintragung im Handelsregister gelöscht.
Bundesrepublik (Auswahl)
Die vor dem Zweiten Weltkrieg am Leipziger Brühl befindliche Konzentration des Rauchwarenhandels hatte sich nach dem Krieg sehr schnell aus der Sowjetisch besetzten Zone nach ins westdeutsche Frankfurt am Main verlagert, dort mit dem Mittelpunkt der Niddastraße. Durch die Aufnahme von Pelzkonfektion einzelner Fellhandelsfirmen entwickelte sich das Pelzviertel auch zu einem Hauptsitz der Pelzkonfektionäre. Im Großraum Frankfurt waren um 1985 von 443 bundesdeutschen und West-Berliner Konfektionsfirmen allein 192 (43,3 %) angesiedelt, von denen 148 Betriebe Mischbetriebe waren, also auch Felle verkauften. Nicht mitgerechnet sind dabei die 105 Konfektionäre, die sich auf Pelzkopfbekleidung spezialisiert hatten. Bevorzugter Standort der Konfektionäre war das Pelzviertel am Bahnhof mit 102 Betrieben, in dessen Nachbarschaft befanden sich weitere 77 Firmen. In den seltensten Fällen fand die Produktion im eigenen Haus, in den teuren Mietlagen der City, statt. Neben vielen Vertretungen ausländischer Firmen auf Kommissionsbasis durch ortsansässige Betriebe unterhielten sechs deutsche und zwei ausländische Konfektionsunternehmen eigene Filialen in Frankfurt, die vor allem als Kontaktadressen und als Verkaufslager dienten. Von Frankfurter Firmen waren dagegen insgesamt neun Niederlassungen, davon acht im Inland und eine in New York gegründet worden, hinzu kam der Kontakt mit den internationalen Pelzmärkten über feste Kommissionäre an allen wichtigen Plätzen.[6] Ein kleinere Anhäufung bildete sich wieder in Berlin, gehandicapt jedoch durch die Insellage inmitten der späteren DDR.
Fränkische Pelzindustrie – Marco Pelz
Im Jahr 1945 beteiligten sich Heinz Levié und sein Neffe Walter Kaiser an der Weiterführung des traditionsreichen Rauchwarenzurichtungs-, Veredlungs- und Handelsunternehmen Märkle und Co. gegründet von Waldemar Märkle und bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Taucha bei Leipzig beheimatet. In seiner erfolgreichsten Zeit, den 1950er bis 1970er Jahren, wurden in dem seit 1974 in Marco Pelz GmbH & Co, Pelzindustrie KG noch einmal umbenannten Unternehmen, über 1000 Mitarbeiter beschäftigt, der jährliche Umsatz betrug in Spitzenzeiten 100 Millionen DM, zuletzt angenommene 60 Millionen. In Deutschland und weltweit bestanden insgesamt 18 Zweigniederlassungen oder Vertriebsstellen, in Weißenstadt im Fichtelgebirge bestand ein Zweigwerk, für die Schweiz wurde 1964 die Marco Pelz A. G. als eigene Firma gegründet. 1970 bezeichnete sich Marco mit seiner vertikal gegliederten Struktur als das größte Pelzindustrieunternehmen der Welt. Der Betrieb umfasste die Abteilungen Fellgroßhandel, Pelzveredelung und Modellwerkstätten, in denen auch für Privatkunden gearbeitet wurde. Die Firma Marco kreierte zwei vom Markt sehr gut angenommene Farbschattierungen für Indisch-Lamm-Felle, die Farben sarok und sourire, und beförderte damit den Vorkriegsartikel Indischlamm in der Zeit der Persianermode erneut zu einem weiteren Hauptartikel der Pelzbranche. Die als neues Schwarz vorgestellte Persianerfarbe Royal Dark fand ebenfalls eine sehr große Beachtung.
Mit dem zunehmenden Wohlstand in der Bundesrepublik nahm die Nachfrage nach dem preiswerteren Lockenfell rapide ab und wandte sich dem nun für die meisten Arbeitnehmer erschwinglichen, bisherigen Statussymbol Nerz zu. Auch der Absatz des vor allem in Deutschland bis dahin beliebten Nutriapelzes war erheblich zurückgegangen. Diese Marktveränderungen dürften, zusammen mit einer nichtausreichenden und zu späten Reaktion darauf, eine der Hauptursachen für den Konkurs des zum Schluss als Marco GmbH & Co, Pelzindustrie KG firmierenden Unternehmens Ende Oktober 1983 gewesen sein. Gerade diese drei Fellarten waren, nicht zuletzt wegen der teils konkurrenzlosenen Qualität, wesentliche Artikel der Marco-Pelzzurichtung und -veredlung. Eine Fürther Nachfolgefirma stellte, ebenfalls nach einem Konkurs, 1989 endgültig den Betrieb ein.
Richard König, Rauchwarenhandlung
Die Firma Richard König gehörte unter drei Generationen zu den führenden Pelz-Großhandelsunternehmen Deutschlands, alle Inhaber trugen den Vornamen Richard. Im Jahr 1903 übernahm der Firmengründer Richard I (* 1895; † 2. März 1937) die Leipziger Rauchwarenhandelsfirma Adolph Schlesinger Nachf. Nach der vorläufigen Teilung Deutschlands durch den Zweiten Weltkrieg verlagerte man das Unternehmen aus dem Rauchwarenhandelszentrum Leipziger Brühl in das in Westdeutschland neu entstehende Pelzzentrum Niddastraße in Frankfurt am Main.
Bis noch nach dem Zweiten Weltkrieg ein reiner Fellhandel, hatte man vor 1969 bereits eine Pelzkonfektionsabteilung für einige der geführten Pelzarten angegliedert. Dieses Angebot wurde nun ständig erweitert. 1973 trat die Ehefrau Waltraud König in das Unternehmen ein, die jetzt die Konfektionsabteilung übernahm. Insbesondere diese Sparte expandierte immer mehr, zusammen mit dem zeitweilig ebenfalls außergewöhnlich wachsenden Pelzabsatz in der Bundesrepublik Deutschland. 1973 musste man erneut weitere Räume anmieten, um die ständig anwachsenden Fell- und Konfektionsmengen zu lagern. Hauptartikel waren zu der Zeit vor allem Nerz, dann Edelfüchse in allen Sorten, Lakodaseal und Alaskaseal, Guanako und immer noch chinesische Artikel und amerikanische und neuseeländische Opossumfelle.
Mitte 1986 übernahm die Firma, jetzt firmierend als König Pelze GmbH, die Vertretung für die Firma Jindo GmbH, Dreieich. Jindo Industries ist ein Staatshandelsunternehmen aus Seoul, Südkorea. Da das koreanische Unternehmen gleichzeitig begonnen hatte, Einzelhandelsgeschäfte zu errichten um seine Ware direkt zu vermarkten, führte dies zu einiger Verstimmung im konkurrierenden Pelzgroßhandel und im Einzelhandel. Im Jahr 1988 ist das Unternehmen, als König Pelze GmbH im Adressverzeichnis der Pelzbranche nur noch als Konfektionsfirma genannt, immer noch unter der Adresse Niddastraße 66–68 und mit der alten Kabeladresse „Furking“. Im Verzeichnis von 1991 ist die Firma dort nicht mehr aufgeführt. Im Handelsregister ist die Firma Richard König heute erloschen.
Pighetti, WEPE und OFRA
Die Rauchwaren- und Pelzkonfektionshandelsunternehmen WEPE und OFRA waren Schwesterunternehmen der Murrhardter Pelzveredlung - MPV. Ebenfalls zeitweilig verbunden mit diesen Firmen war das bereits vor dem Zweiten Weltkrieg bestandene Unternehmen Pighetti.
Die Murrhardter Pelzveredlung - MPV wurde 1948 von Richard Franke (1901-1976) in Murrhardt in Räumen der alteingesessenen Lederfabrik Louis Schweizer gegründet. In den folgenden Jahren wurde zusammen mit der Schweizer-Gruppe die Murrhardter Pelzveredlung und mit der OFRA-Gruppe die WEPE-Pelzkonfektion gegründet. Im Januar 1986 wurde beschlossen, die Ofra mit Wirkung zum Ende des Jahres in zwei separate Abteilungen aufzuteilen, eine für den Fellhandel und eine für den Handel mit Pelzkonfektion, OFRA Rauchwaren Würker GmbH und OFRA Plus Pelzhandel Ohanian GmbH.[7] Nach der Auswanderung von Helmut Ohanian nach Bolivien wurde die OFRA durch Heinz Ohanian und Walter Würker weitergeführt. Richard Franke war Geschäftsführer der Firmen Murrhardter-Pelzveredlung Franke GmbH & Co., OFRA-Rauchwarenhandelsgesellschaft, WEPE-Pelzkonfektion und Walter Pighetti Pelzkonfektion, Vorsitzender des Fachverbandes Pelzveredelungsindustrie. Im Dezember 2015 wurde die Murrhardter Pelzveredlung - MPV wegen Insolvenz aufgelöst.[8][9]
Der ursprüngliche Stammsitz der OFRA Rauchwaren-Handelsgesellschaft Franke, Würker & Ohanian war, zusammen mit dem Pelzveredlungsbetrieb, in Murrhardt, bevor sie in das Frankfurter Pelzzentrum Niddastraße verlagert wurde. Für den Pelzkonfektionshandel bestand, um 1987, die OFRA Plus Pelzhandel Ohanian. 2014 ging der Mitinhaber Herbert Würker, 14 Jahre lang Vorsitzender des Deutschen Pelzverbands, in den Ruhestand und die Firma wurde aufgelöst.
Rosenberg & Lenhart

Das Unternehmen Rosenberg und Lenhart, Deutsche Pelzhandelsgesellschaft mbH (R & L) in Frankfurt am Main, Ludwig-Landmann-Straße 349, gehört zu den wichtigsten Rauchwarengroßhändlern und Pelzkonfektionären in Frankfurt am Main. Geschäftsführer im Jahr 2022 ist Andreas Lenhart (* 13. Oktober 1941). Zum 25jährigen Bestehen, im März 1974, hieß es in einer Pelzfachzeitschrift: „Einer der Marktführer, die dem „Frankfurter Brühl“ das Profil geben. 50 Millionen Inlands-Umsatz - 100 Beschäftigte - zwei Zahlen, die Branchenkennern mehr sagen als viele Worte“.[10]
Ende der 1920er Jahre kam es in Leipzig zum ersten Mal zu einer bloßen Zusammenarbeit zwischen Harry Rosenberg (* 1904; † ) und Arthur Lenhart.[11]
1945 eröffnet Harry Rosenberg in Leipzig, Nikolaistraße 39-45 eine Pelzkonfektionsbetrieb.[12] Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1948, vereinigten sich (noch in Leipzig?) die Firmen von Arthur Lenhart und Harry Rosenberg.[13] Im Februar 1949 melden sie in Frankfurt am Main die Rosenberg & Lenhart Westdeutsche Pelzhandelsgesellschaft OHG, Düsseldorfer Straße 9, an, innerhalb des neu entstehenden Pelzzentrums um die Niddastraße.[14] 1971 erfolgte ein Umzug in eigenes Firmengebäude auf der Mainzer Landstraße 65. Im Jahr 1973 erwarb das Unternehmen einen Produktionsbetrieb auf Malta.[15]
Seit 1966 führten die Brüder Thomas (* 28. November 1940) und Andreas Lenhart (* 13. Oktober 1941) das Unternehmen in eigener Regie. Wegen des bevorstehenden Generationswechsels wurde R & L im Jahr 2010 in eine Handels- und Konfektionsgesellschaft aufgeteilt und Uwe Fritzsche in die Handels-,, Gerhard Fischer in die Konfektionsfirma als geschäftsführende Gesellschafter aufgenommen. Thomas Lenhart war noch weiter für das Unternehmen tätig, vor allem in Osteuropa. Unter anderem war er Mitglied im Groß- und Außenhandelsausschuss der Industrie- und Handelskammer und bis 2008 zeitweiliges Mitglied der Vollversammlung. Bis 2008 war er Handelsrichter am Landgericht Frankfurt am Main.[16][17]
Gedacht als neuen Standort der Frankfurter Pelzbranche erwarb das Unternehmen das Gelände eines ehemaligen Herrenausstatters auf der Ludwig-Landmann-Straße 349 und errichtete dort 1988 das „R & L Center“, nun nicht mehr in der Nähe des Pelzzentrums Niddastraße. Wohl infolge der verschlechterten Geschäftslage der Branche folgten die übrigen Pelzunternehmen jedoch nicht.
Im Jahr 1988 wurde ein holländisch-ukrainisches Joint-Venture abgeschlossen, mit Tykafurlux, einem Veredlungs- und Konfektionsbetrieb in der Westukraine und dem Bau einer Fabrik in Tysmenyzja (eine Stadt mit tausendjähriger Pelztradition), 1998 mit bis zu 350 Mitarbeitern. Kontinuierlich bestanden Vertretungen in Toronto, New York, Hongkong, London, Paris, Zürich, Kopenhagen und Mailand. Im Jahr 1989 strukturierte sich das Unternehmen, hier vereinfacht dargestellt:
- in Deutschland in die R & L Holding mit R & L GmbH Frankfurt, Fa. Denhard, Fa. Ledermann
- im Ausland (R & L International) in R & L Holding mit R & L Imperial Products Malta, R & L Grundstücks-Ges. Frankfurt, R & L Zürich, R & L Hongkong, R & L Hongkong mit Steven Chen, R & L New York.[18]
Im Jahr 1993 bestanden Shops in Russland, unter anderem im Moskauer Traditionskaufhaus GUM, in St. Petersburg, Odessa und Novosibirsk. 1997 erfolgte die Gründung der R & L International Trading GmbH mit der Überleitung der Geschäfte auf die nächste Generation. Uwe Fritzsche ( * 1958), seit 25 Jahren in der Branche, wurde jetzt Teilhaber.[15]
Im Jahr 2011 Andreas Lenhart schied nach 39 Jahren aus dem Vorstand des weltweiten Branchenverbands IFTF- International Fur Trade Federation aus, dem er die letzten neun Jahre als Chairman vorstand. 2013 löste Andreas Lenhart den Branchenkollegen Herbert Würker im Amt des Vorsitzenden des Deutschen Pelzverbands e. V. ab.
Für Beginn des Jahres 2016 wurde die altersbedingte Liquidierung des Familienunternehmens Rosenberg & Lenhart Pelzhandels GmbH angekündigt. Die von Andreas Lenhart und Uwe Fritzsche geführte R & L International Trading GmbH blieb bestehen.[19]
Am 13. Januar 2016 wurde Andreas Lenhart für eine Übergangszeit Präsident des Deutschen Pelz- Groß- und Außenhandelsverbandes.[20]
Im Januar 2017 zog das Unternehmen aus dem R & L Center um nach Oberursel, Hans-Mess-Straße 3.[21]
Manakas

Das griechischstämmige Unternehmen Manakas, zeitweilig Manakas & Manakas, in Frankfurt am Main bezeichnet sich 2022 und den Jahren davor als der „größte Pelzbekleidungshersteller und -produzent in Europa, der nachhaltige und zertifizierte Luxuspelze in die ganze Welt liefert“. Seit über vier Generationen war die Familie Mannakas zu der Zeit in der Pelzbranche tätig. Der Hauptsitz befindet sich 2022 in Frankfurt am Main mit weltweit Showrooms in den wichtigsten Modemetropolen.[22]
Im Jahr 1950 verlegte der Vater von Johannes Manakas das Unternehmen von Griechenland nach Frankfurt, letzterer vertritt die vierte Generation des Familienunternehmens. Der Repräsentant der Firma im Jahr 2022 arbeitet seit 1990 im elterlichen Betrieb.[23] Im Jahr 2015 wurde Johannes Manakas zum Vorsitzenden des Internationalen Pelzverbandes IFF gewählt.[24]
In Kastoria besteht außerdem das Tochterunternehmen Gravas.
Bis 2007 hatte das Unternehmen seinen Sitz auf der Frankfurter Niddastraße im Gebäude Nr. 56-58. Seit den Anfangsjahren des Frankfurter Pelzzentrums war das Haus ein „Mittelpunkt des deutschen Fellhandels“ mit vielen weiteren Firmen der Branche. Seit Mai 2007 firmierte das Unternehmen im frankfurtnahen Egelsbach.[25][26]
Ihren Showroom in Egelsbach stellen sie bei dem jährlichen Branchenevent Market Days Frankfurt auch Mitbewerbern und Zuliefern für Ausstellungszwecke zur Verfügung.[27]
DDR
Der Leipziger Brühl war bereits vor dem Zweiten Weltkrieg der wesentliche deutsche Handelsplatz für Rauchwaren (Pelzfelle), seine Weltbedeutung war mit der Vertreibung der jüdischen Unternehmen nach 1933 fast vollständig zu Ende gegangen. Die Pelzkonfektionsfirmen, ebenfalls in großer Zahl von der Judenverfolgung betroffen, waren großteils, zusammen mit der Damenkonfektion, um den Berliner Hausvogteiplatz konzentriert.
Mit allgemein zunehmender Bedeutung der Pelzkonfektion und gleichzeitiger Vergesellschaftung der DDR-Betriebe wurden im Leipziger Raum neue Rauchwarenbetriebe gegründet, mit der Absicht, die Produktion zusammenzufassen und zu einer weniger handwerklichen, zu einer mehr industriellen Produktion zu führen. Teils wurde die gesamte Produktionskette, vom Einkauf des Rohfelles, über die Zurichtung und Veredlung bis zum Vertrieb der fertigen Konfektion in einem Betrieb vereinigt (VEB Edelpelz Leipzig-Schkeuditz, VEB Sachsenpelz Naunhof für Autositzfelle). Private kleinere Kürschnereien blieben in erstaunlich großer Zahl bis zum Ende der DDR erhalten.
Die Hauptorganisation war die Anfang 1966 gegründete »Brühlpelz« VEB Leipziger Rauchwarenindustrie, hervorgegangen aus dem 1961 entstandenen VEB Rauchwarenkombinat Leipzig. Alle diese Genossenschaften endeten mit dem Ende der DDR. Versuche westdeutscher Pelzkonfektionen, in Leipzig wieder Fuß zu fassen, schlugen fehl. Der Frankfurter Pelzmarkt war zu sehr gefestigt und die Nachfrage in der DDR verlagerte sich weitgehend auf andere, bisher nicht erhältliche Wirtschaftsgüter sowie auf Urlaubsreisen.
Österreich
Bis in die 1980er Jahre bestand das Pelzbekleidungsgeschäft in Österreich ausschließlich im Kürschner-Einzelhandel. Als erste war es die Firma Toch, die ihr Geschäft auf den Exporthandel ausdehnte. Andere Wiener Firmen folgten mit insgesamt großem Erfolg. Einige Firmen, wie Tlusty, Knöpflmacher & Co. richteten im Umland regelrechte Fabriken ein, um sich die dortigen billigen Arbeitskräfte nutzbar zu machen. Die vorzüglich gearbeiteten Fabrikate der österreichischen Pelzwarenfabrikation spielten eine bedeutende Rolle auf dem Weltmarkt. Mit der Zerschlagung von Groß-Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch das jetzt tschechische Prag ein Hauptzentrum der Pelzindustrie.[28]
Um gegen den immer stärker werdenden Pelzgroßhandel mithalten zu können, schlug der Wiener Kürschner Alexander Tuma sen. die Gründung eines gemeinsamen Engrosbetriebes der bisherigen Detailkürschner vor. Nach „schwerem Ringen“ und „von allen Seiten harten Gegenströmungen“ kam es 1909 zur Errichtung der „Wirtschaftsgenossenschaft der Kürschner Österreichs“, die auch einen bedeutenden Aufschwung nahm. Durch Querelen untereinander löste sie sich trotz aller Erfolge allmählich auf, bis ihr durch das nationalsozialistische System endgültig „der Todessturz versetzt“ wurde.[29]
Frankreich (Auswahl)
Revillon Frères
Revillon Frères war zumindest in Europa das erste größere Unternehmen mit dem Vertrieb von Pelzkonfektion, es unterhielt hier eine der ersten Pelzwarenfabriken. Im Jahr 1839 hatte Victor Revillon (* 1806; † 1873) die Firma Givelit erworben, die mit 116 Jahren inzwischen eines der ältesten und erfolgreichsten Pelzunternehmen von Paris war.
Die überaus erfolgreiche Idee des Ehepaares Revillon war es, Pelze dadurch preiswerter zu machen, dass man auch bisher weniger beachtete Fellarten der Verwendung zuführte. Begünstigt wurde das Vorhaben dadurch, dass zu der Zeit viele große Kaufhäuser entstanden, die anfangs zögerlich, aber doch sehr bald die Revillon-Kollektionen in ihr Angebot und ihre Kataloge aufnahmen. 1865 erwarb Revillon die Firma Pouchard, in der Victor Revillon seit 1823 seine Ausbildung vervollkommnet hatte. Ab diesem Zeitpunkt wuchs das Unternehmen weiter, bereits 1855 hatte der Umsatz die beachtliche Höhe von 400.000 Francs erreicht. In Amerika hatte Revillon in den 1970er Jahren in den größeren Warenhäusern 20 Pelzboutiquen eröffnet. Die Luxuspelze wurden auch an große Kaufhäuser in Europa, Japan und Mexiko geliefert.
Der rapide Anstieg des Pelzverbrauchs und das beständige Anwachsen des Unternehmens ermöglichte bald eine immer größere Aufteilung der einzelnen Arbeitsvorgänge auf geringer zu qualifizierende Arbeitskräfte. Revillon war damit der wesentliche Vorreiter der Spezialisierung in der industriellen Pelzherstellung. Es gab jetzt den Gesellen, der nur schneidet, den Zwecker, die Maschinennäherin-Handnäherin, Ausfertigerin-Fütterin und den Pelzklopfer. Die hier beschäftigten Kürschner, zeitweilig besonders aus Deutschland, trugen ihr Wissen später vor allem in die Pelzindustrie der Vereinigten Staaten weiter. Werkstattleiter war Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs der später in Berlin selbständige Paul Larisch.
Bis in die 1960er Jahre brillierte das Unternehmen als Name für Luxuspelze, bis zum Niedergang dieses Materials in den 1970er Jahren. 2007 wurde die Marke Revillon an Yves Salomon verkauft, einen Lieferanten der großen Modehäuser. Die bisherige Gesellschaft Revillon behielt die Auswertung der Marke Revillon für Parfums, Kosmetika und Accessoires.
Griechenland, Türkei
Wenn in der Pelzbranche von der Stückenverarbeitung gesprochen wird, ist das in der Regel gleichbedeutend mit Kastoria, der griechischen Stadt in der Nähe Albaniens. Der zweite, 50 Kilometer entfernte, kleinere, ebenfalls mit der Pelzstückennäherei befasste Ort Siatista ist nur wenigen geläufig. Die Zahl der Pelzbetriebe betrug 1972 etwa 2000. 1988 wurde die Gesamtzahl der Werkstätten in den Gebieten in und um Kastoria und Siatista mit 5000 angegeben, die zusammen 15.000 Mitarbeiter beschäftigten. Rund 80 Prozent der in Industrie und Gewerbe tätigen Menschen im Kreis Kastoria, einer ansonsten land- und forstwirtschaftlich geprägten Gegend, waren 1978 in der Pelzindustrie beschäftigt.[30]
Die Pelzverarbeitung und der Pelzhandel Griechenlands befindet sich schwerpunktmäßig mit weit überregionaler Bedeutung im Regionalbezirk Kastoria, um und in der Stadt Kastoria und dem kleineren Siatista. Ursprünglich beschäftigte man sich hier fast ausschließlich mit der Verwertung der in der westlichen Welt bei der Pelzverarbeitung anfallenden „Fellstücken“.
Lange Zeit standen die Angehörigen der Ypsilantis an der Spitze der Kürschnerinnung in Konstantinopel, Türkei. unter denen sich die Würde des Großkürschners vererbte. Die Ypsilanti sind eine bedeutende griechisch-phanariotische fürstliche Familie, die bis auf das Jahr 1064 urkundlich nachgewiesen ist, ursprünglich aus Trapezunt (türkisch Trabzon) stammte, später hauptsächlich in Konstantinopel ansässig war und deren Mitglieder sowohl im Osmanischen Reich als auch im unabhängigen Griechenland hohe Staatsämter bekleideten. Der Pelzhändler Emil Brass schrieb 1911: „Heute gehören die Ypsilantis dem rumänischen Hochadel an und erinnern sich wohl nicht gern mehr ihrer mit Zweckzange und Nadel hantierenden Vorfahren“.[31]
Im Jahr 1978, zur Hauptzeit der westlichen Nachkriegspelzmode, beschrieb Leonidas Pouliopoulos die inzwischen etwas gewandelte Situation in Kastoria:
- „Die Arbeit der Kastorianer gliedert sich in zwei Hauptteile:
- 1. Die Herstellung von Bodys aus Nerz-, Persianer- und anderen Pelzabfällen.
- 2. Die Herstellung von Mänteln, Jacken und Paletots hauptsächlich aus Nerz- und Persianerfellen in Lohnarbeit.
- Die Verarbeitung von Fellresten (Pelzabfälle) ist noch heute die Haupttätigkeit, die größtenteils auf eigene Rechnung der einheimischen Firmen geschieht.“
Die aus Kastoria nach Amerika exportierte Pelzkonfektion bestand um 1980 noch zu 98 Prozent aus Fellstücken.[32]
Etliche der kleinen Pelzverarbeitungsbetriebe haben sich zu großen Konfektionshäusern entwickelt. Große, teils pompöse Häuser um Kastoria zeugen davon, dass sie nicht nur Großhandel betreiben, sondern dass auch der Einzelhandelsverkauf ein ganz wichtiger Umsatzträger ist. In der Vergangenheit wurden aus Russland und den Emiraten zeitweilig Charterflügen durchgeführt, wenn ein Kauf zustande war der Flug umsonst. Auch unterhielten die Konfektionäre Geschäfte in den großen Städten und Badeorten Griechenlands, Russlands, den Emiraten (Dubai) und andernorts. Einige kleinere Kürschner haben Ausstellungsräume im gemeinsamen „Edika Kastorian Fur Center“.[33]
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlagerte sich ein Teil der dortigen Pelzverarbeitung auf die Herstellung von Pelzkonfektion. Die handwerklichen Kenntnisse hatten sich viele der Pelznäher als Gastarbeiter in der Bundesrepublik und den USA angeeignet. Im Jahre 1978, zur Hauptzeit der westlichen Nachkriegspelzmode, beschrieb Leonidas Pouliopoulos die damalige Situation in Kastoria: „Die Arbeit der Kastorianer gliedert sich in zwei Hauptteile: 1. Die Herstellung von Bodys aus Nerz-, Persianer- und anderen Pelzabfällen. 2. Die Herstellung von Mänteln, Jacken und Paletots hauptsächlich aus Nerz- und Persianerfellen in Lohnarbeit. Die Verarbeitung von Fellresten (Pelzabfälle) ist noch heute die Haupttätigkeit, die größtenteils auf eigene Rechnung der einheimischen Firmen geschieht.“ Es entwickelten sich bedeutende Pelzkonfektionsunternehmen mit erheblichem Umsatz. Etliche erbauten im Umfeld von Kastoria repräsentative Geschäftsgebäude, in denen auch ein Verkauf an Endverbraucher stattfindet, lange Zeit an größtenteils aus den Emiraten und Russland eingeflogene Kunden.
Dieser Wirtschaftszweig ist noch heute auf internationalen Märkten erfolgreich, auch sind griechische Pelzkaufleute und Konfektionäre auf der ganzen Welt ansässig und pflegen die Verbindungen in ihre Heimat, wenngleich auch griechische Unternehmer die Produktion zunehmend nach Billiglohnländern, vor allem China, verlagerten. Im Mai 2022 fand in Kastoria, „dem einzigen Produktionszentrum in der westlichen Welt“, die 47. Pelzmesse „International Fur Fair“ statt.[34]
Italien

Italien hatte dank seiner, zusammen mit Paris, herausragenden Position, vor allem in der Haute Couture, nach dem Zweiten Weltkrieg auch eine führende Stellung vor allem exklusiver und modischer Pelzmode. Die alljährliche Pelzmesse Mifur mit internationaler Beteiligung ist, ehemals nach der Pelzmesse in Frankfurt am Main, die zumindest bedeutendste der Branche in Europa. Sie überdauerte die Frankfurter Messe, die 2008 das letzte Mal stattfand. Besonders sticht das von den beiden Schwestern geleitete Modehaus Fendi hervor, für das Karl Lagerfeld jahrelang eine Pelzkollektion erstellte. Diese Modelle fanden sich vor allem in der Vergangenheit exclusiv in den jeweils feinsten Modegeschäften der Großstädte.
Weitere bedeutende Pelzkofektionäre, sind oder waren, neben vielen anderen, Albertalli Pelliccerie s. p. a. in Mailand, Condorpelli in Bologna und Mailand, CW Furs s. p. a. (CW Furs) in Mailand, Giancarlo Ripà in Rom oder Pikenz in Mailand. Romagna Furs hatte seinen Firmensitz in San Marino, bis 2010 eine Steueroase. Das Unternehmen führte zwar die hochwertigen Pelzarten, vom Nerz bis zu Chinchilla und Zobel, aber dies zumeist im niedrigst möglichen Preisbereich.
Fendi
Fendi wurde 1925 als Handelsfirma für Pelze und Leder in Rom etabliert. Die weltweit renommierte Marke für Luxusgüter wird seit 1999 unter dem Dach des LVMH-Konzerns geführt. Unter dem Markennamen Fendi werden unter anderem über ein weltweites Netz von fast 200 eigenen Boutiquen hochpreisige Bekleidung und Accessoires für Damen, Herren und Kinder sowie Pelze, Lederwaren, Uhren, Parfüm und Einrichtungsgegenstände angeboten. Der Deutsche Karl Lagerfeld war von 1965 bis zu seinem Tod im Februar 2019 Chef-Designer der Fendi-Damenkollektionen, insbesondere auch für die Pelz-Haute-Couture.
Die Geschichte des Modehauses begann 1918 mit der Eröffnung eines Geschäfts für Pelze und Lederwaren in der Via del Plebiscito in Rom durch Adele Casagrande (1897–1978). Nach der Heirat Casagrandes mit Edoardo Fendi (1904–1960) im Jahr 1925 trafen die Eheleute die Entscheidung, das Unternehmen in Fendi umzubenennen. Dieses Datum gibt Fendi als Gründungsjahr des Unternehmens an. Das Geschäft florierte und einige Jahre später, 1932, wurde ein neues Ladengeschäft in der Via Piave eröffnet. Das Ehepaar Fendi hatte fünf Töchter: Paola (* 1931), Anna (* 1931), Franca (* 1935), Carla (1937–2017) und Alda (* 1940), die 1946 nach dem Zweiten Weltkrieg allesamt in den elterlichen Betrieb einstiegen. 1955 veranstaltete Fendi die erste Pelz- und Lederwaren-Modenschau. 1964 erbte jede der Fendi-Töchter 20 % am elterlichen Unternehmen und sorgte fortan für einen eigenen Geschäftsbereich, Paola kümmerte sich um die Pelzkollektion.
Im Jahre 1965 verpflichteten die Fendi-Schwestern erstmals den deutschen Modeschöpfer Karl Lagerfeld als Designer. Lagerfeld war bis zu seinem Ableben im Jahr 2019 bei Fendi beschäftigt. Im Jahr 1969 präsentierte Fendi erstmals eine Pelz-Kollektion im Palazzo Pitti in Florenz. Diese „Haute Fourrure“ (dt. „Gehobene Pelzmode“, in Anlehnung an Haute Couture) war allerdings so teuer, dass die Fendi-Schwestern entschieden, im selben Jahr eine eigene Ready-to-wear-Kollektion für Pelzmode zu kreieren.
Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre geriet das Haus Fendi in eine Krise. Die Pelzkollektion entsprach nicht mehr der damaligen politischen Korrektheit, Naomi Campbell verlor ihre Position als Sprecherin von PETA, nachdem sie sich 1997 auf einer Fendi Modenschau im Pelz gezeigt hatte. Das Image des Hauses wurde durch unzählige Fälschungen der Produkte stark beschädigt, die Umsätze brachen ein. In Folge wurde das Konfektionskleidungs-Segment ausgebaut. Ende Januar 2021 präsentierte Jones Fendis erste Haute Couture Frühling-/Sommer-Kollektion. Das Modehaus war dafür als membre correspondant (korrespondierendes Mitglied) vom Pariser Modeverband Chambre Syndicale de la Haute Couture aufgenommen worden. In der Vergangenheit hatte Fendi Kollektionen im obersten Preissegment als Haute Fourrure mit Schwerpunkt Pelzmode lediglich für die Saisons Herbst/Winter präsentiert.
Skandinavien

Mit dem Aufkommen der Pelzkonfektion reisten anfangs nur Hamburger Geschäfte mit ihrer fertigen Ware nach Skandinavien, seit Anfang der 1880er Jahre traten Berliner Konfektionäre mehr in den Vordergrund. Als durch gestiegene Einfuhrzölle das Importgeschäft von Konfektion schwieriger wurde, eröffneten die Hamburger und Berliner Häuser dort eigene Werkstätten.[35]
Gab es anfangs neben den Detailkürschnern eigentlich nur die beiden Firmen Forssel in Stockholm und den großen Mantelproduzenten J. Moresco in Kopenhagen, betrieben um 1925 verschiedene Firmen die Großhandelsproduktion. J. Moresco hatte etwa 1805 die Zahlungen eingestellt, während Forssel noch „ein Welthaus ersten Ranges“ war. Brass hob für diese Zeit besonders die Firmen Wettergreen in Göteborg, Malmö und Goldstein & Sohn in Kopenhagen und das Bekleidungs- und Konfektionsunternehmen Fougstedt-Malmö hervor.[35] Von diesen Unternehmen ist nur Goldstein und Sohn in den Pelzfachverzeichnissen der Jahre 1970 und 1984, jetzt in Malmö, noch eingetragen.[36]
Der Ort Tranås in der schwedischen Provinz Jönköpings län in der historischen Provinz Småland wird wegen der dort beheimateten Pelzindustrie als „Pelzstadt“ bezeichnet. Die Unternehmen richteten dort im Jahr 2003 ein Pelzmuseum ein.[37][38]
- Birger Christensen unterhielt eigene Geschäfte in New York, Kuwait und anderen Orten.[39]
China
Südkorea
- Jindo Industries
In Korea war der Verbauch und die Ausfuhr von Pelzen von jeher kaum nennenswert, erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgte ein etwas stärkerer Export an Pelzfellen.[40]
Mitte 1986 übernahm die Firma König Pelze GmbH, die Vertretung für die Firma Jindo GmbH, Dreieich. Jindo Industries ist ein Staatshandelsunternehmen aus Seoul, Südkorea. Da das koreanische Unternehmen gleichzeitig begonnen hatte, Einzelhandelsgeschäfte zu errichten um seine Ware direkt zu vermarkten, führte dies zu einiger Verstimmung im konkurrierenden Pelzgroßhandel und im Einzelhandel.[41][42][43]
USA, Kanada
Kanada ist ein Land mit hohem Anfall an Edelfellen für den Export und klimatisch bedingtem hohen Gebrauch von Pelzbekleidung. Trotzdem kam es, außer nach den USA, erst nach dem Zweiten Weltkrieg auch mit eigener Pelzkonfektion erkennbar auf den Weltmarkt.[44]
- Motty Eitingon
„Motty“ Eitingon (* 1885 in Orscha; † 28. Juli 1956 in New York) war ein bedeutender Pelzgroßhändler. Er kam aus Russland über Leipzig nach New York. In den 1920er bis in die 1930er Jahre war Eitingon Schild & Co., Inc. New York eine der weltgrößten Firmen des Pelzgroßhandels und die größte der Vereinigten Staaten. Ende 1925 kauften durch Importe des Unternehmens amerikanische Frauen „mehr sibirische Pelze als der Rest der Welt zusammen“. Motty Eitingon wurde als der Mann beschrieben, der Millionen machte und Millionen verlor.
Im Jahr 1929 schloss die Eitingon Schild & Co. mit Russland einen Kontrakt über die Lieferung von Rauchwaren im Wert von 16 Millionen Dollar ab. Im Jahr darauf gab die Firma bekannt, dass sie sämtliche angebotenen russischen Zobelfelle übernehmen würde. Im Februar 1931 einigte man sich über den Kauf im Wert von 50 Millionen Dollar zum Verkauf in Amerika und Europa, den Hauptteil der russischen Rauchwarenernte, „wahrscheinlich der größte Kontrakt seiner Art, den im Handel jemand getätigt hatte“. Mit dem Zweiten Weltkrieg und dem Rückgang der Nachfrage nach Luxuspelzen gerieten seine Unternehmen jedoch wiederholt in Schwierigkeiten. Im Jahr 1946 wollte Motty noch einmal zu voller früherer Größe aufsteigen. Diesmal nicht im hochwertigen Genre, sondern mit einem Massenprodukt der Pelzbranche, Konfektion aus Lammfell. Gegen Ende des Krieges hatte er schon einiges Lammfell eingekauft, ein Artikel der für Militärkleidung sehr gefragt war. Er stellte den Pelz mit seinem Partner Monya den Amerikanern und vor allem Amerikanerinnen unter dem neuen Namen „Bonmouton“ vor, („Bonmouton - Eitingon dyed lamb“), „ein Lammfell, das mit keinem anderen vergleichbar ist“. Das wohl dem bisherigen Biberlamm ähnlich oder gleich veredelte Schaffell wurde mit einer halben Million Dollar Kosten beworben und bekam auch wirklich das erhoffte erhebliche positive Presseecho.
Motty Eitingon beabsichtigte die größte Nachfrage zu erzeugen, die je eine Branche der USA gesehen hatte. Er ging davon aus, dass von 40 Millionen Frauen die sich jedes Jahr irgendeine Art Mantel kaufen, 15 Millionen Bonmoutons und andere Lammpelze kaufen würden – 75 mal so viel wie bisher. Mehr oder weniger wurde dies sogar wahr. Nach der positiven Presse, auch die New York Times war beeindruckt, lief die Produktion in Bristol zügig an. Aber es reichte nicht, insbesondere nicht zur fristgerechten Ablösung der kurzfristigen Kredite, und Ende 1946 meldete man für die Motty Eitingon Inc. den Konkurs an. Auch hatte es Probleme mit der für die beauftragten Firmen neuen Pelzveredlung gegeben, nicht alle Fellpartien erreichten eine akzeptable Qualität. Die Errichtung von eigenen Produktionsstätten und die Lagerhaltung verschlangen letztlich 2 Millionen Dollar. Als erstes nach dem Krieg in finanzielle Schwierigkeiten geratenes amerikanisches Unternehmen fand dieser Fall große mediale Aufmerksamkeit.
- Ben Kahn, New York, Filiale in Genf.[45]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Paul Larisch: Die Kürschner und ihre Zeichen. Selbstverlag, Berlin 1928, S. 177-178.
- ↑ a b c d Philipp Manes: Die Berliner Pelzindustrie. In: Der Rauchwarenmarkt Nr. 53, 10. Mai 1932, S. 2-3.
- ↑ a b Dina Gold: Stolen Legacy, S. XIX (Dina Golds Vorfahren); S. XXI (Wolff-Familienstammbaum).
- ↑ Philipp Manes: Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900–1940, Versuch einer Geschichte. Berlin 1941 Band 2. Durchschrift des Originalmanuskripts, S. 23a (Kollektion G. & C. Franke).
- ↑ Philipp Manes: C. A. Herpich Söhne, Berlin. In: Die Pelzkonfektion. Nr. 1, März 1925, Berlin, S. 82–86.
- ↑ Henning Zeumer: Die internationale Stellung der deutschen Rauchwaren-Wirtschaft unter besonderer Berücksichtigung des Standortes Frankfurt-Main. Diplomarbeit, Universität Mannheim, Selbstverlag 1985, S. 14-15, 58-71 (→ Inhaltsverzeichnis).
- ↑ In: Winckelmann Sales Report Nr. 213, 5. Oktober 1985.
- ↑ Redaktion: Pelzveredelung Franke KG stellt Insolvenzantrag. Murrhardter Zeitung, 10. Oktober 2015.
- ↑ http://www.schubra.de: Pressemitteilungen MPV – Murrhardter Pelzveredelung Franke stellt Geschäftsbetrieb ein. 30. November 2015.Abgerufen am 16. Dezember 2015.
- ↑ In: Rund um den Pelz, Heft 3, März 1974, S. 104.
- ↑ Broschüre R&L Rosenberg & Lenhart 1948-1998
- ↑ Ohne Autorenangabe: Harry Rosenberg. In: Rund um den Pelz, Juni 1974, Rhenania Verlag Koblenz, S. 52.
- ↑ Geschlussfolgert, aus von anderer Quelle genannten Eröffnung im Jahr 1945
- ↑ Gewerbeanmeldungsbescheinigung vom 5. Februar 1949.
- ↑ a b Aus einer Firmen-Selbstdarstellung anlässlich des 50jährigen Jubiläums im Jahr 1998.
- ↑ Geburtstag - Thomas Lenhart. In: Pelzmarkt, Newsletter des Deutschen Pelzverbands, Januar 2010, S. 12.
- ↑ Winckelmann International Fur Bulletin Nr. 2548, Sales Report Nr. 677, 12. Oktober 2001.
- ↑ Johannes Sartorius: Großes Engagement - Modernste Installationen im neuen Domizil. In: Die Pelzwirtschaft, Nr. 8, 1989, CB-Verlag Carl Boldt, S. 4.
- ↑ Redaktion: Frankfurt: Änderungen im Hause R & L Rosenberg & Lenhart. In: Pelzmarkt - Newsletter des Deutschen Pelzverbandes, Dezember 2015, S. 5.
- ↑ Redaktion: Andreas Lenhart Präsident des Deutschen Pelz- Groß- und Außenhandelsverbandes. In: Pelzmarkt - Newsletter des Deutschen Pelzverbandes, 02/16, Februar 2016, S. 5.
- ↑ Redaktion: R & L International Trading GmbH zieht um. In: Pelzmarkt - Newsletter des Deutschen Pelzverbandes, 16, Februar 2016, S. 3.
- ↑ Über uns. Homepage des Unternehmens. Abgerufen am 2. März 2022.
- ↑ Julie Astrid Thomsen: Welfur Answers Questions from Fur Consumers. In: Kopenhagen Fur News, Februar 2017, Kopenhagen Fur, S. 16-17 (englisch).
- ↑ Johannes Manakas - Neuer Chairman von IFF. In: Pelzmarkt Newsletter, Deutscher Pelzverband, November 2015, S. 4.
- ↑ In: Winckelmann Pelz & Markt, Nr. 1834, Winckelmann Verlag, Frankfurt am Main, 11. Mai 2007, S. 1.
- ↑ Umzüge in der Niddastraße. In: Winckelmann Pelz & Markt, Nr. 1836, Winckelmann Verlag, Frankfurt am Main, 25. Mai 2007, S. 3.
- ↑ Market Days Frankfurt 21. und 22. März 2020. In: Pelzmarkt Newsletter, März 2020, S. 6 und Beilage.
- ↑ Emil Brass: Aus dem Reiche der Pelze. 2. verbesserte Auflage. Verlag der „Neuen Pelzwaren-Zeitung und Kürschner-Zeitung“, Berlin 1925, S. 293–295.
- ↑ Alexander Tuma: Die Geschichte der Kürschnerei. Verlag Alexander Tuma, Wien 1967, S. 244.
- ↑ Primärquelle bei Pouliopoulos, S. 10: Volkszählungsergebnisse vom 14. März 1971, Hrsg. Nationalstatistisches Amt Griechenlands, Athen 1977, S. 83
- ↑ Emil Brass: Aus dem Reiche der Pelze. 1. Auflage. Verlag der „Neuen Pelzwaren-Zeitung und Kürschner-Zeitung“, Berlin 1911, S. 243–244.
- ↑ Gert Ziegler: Die mazedonische Stadt Kastoria lebt vom Pelz. In: Frankfurter Allgemeine vom 15. April 1980.
- ↑ Klaus-Peter Kuhn: 14 Tage Kastoria - ein Geschenk an zwei Kürschnermeister. In: Pelzmarkt Newsletter, Deutscher Pelzverband e. V., Frankfurt am Main, 14. August 2014, S. 14-17.
- ↑ Kastoria International Fur Fair (Homepage). Abgerufen am 31. März 2022.
- ↑ Winckelmann 1970/71 und 1984/85, 43 Pelsadresskalendrar Skandinavien, Danmark . Norge - Sverige - Suomi. Winckelmann Publications, London.
- ↑ www2.visitsmaland.se: Eriksbergsmuseum
- ↑ www.museum-aktuell.de (englisch)
- ↑ Edythe Cudlipp: Furs - An Appreciation of Luxury, a Guide to Value. Hawthorn Books, New York, 1978, S. 23 (englisch), ISBN 0-8015-4310-X.
- ↑ Emil Brass: Aus dem Reiche der Pelze. 2. verbesserte Auflage. Verlag der „Neuen Pelzwaren-Zeitung und Kürschner-Zeitung“, Berlin 1925, S. 316.
- ↑ Redaktion: König Pelze GmbH hat Repräsentanz von Jindo Industries übernommen. In: Winckelmann Pelzmarkt Nr. 854 v. 27. Juni 1986, S. 12.
- ↑ Rolf Walze (Firma R. Schulz, Frankfurt): Korrespondenz (Leserbrief). In: Winckelmann Pelzmarkt Nr. 856 v. 11. Juli 1986, S. 9.
- ↑ Walter Siegel (Firma Werner Siegel KG, Frankfurt): Korrespondenz (Leserbrief). In: Winckelmann Pelzmarkt Nr. 858 v. 25. Juli 1986, S. 7.
- ↑ Arthur C. Prentice: A Candid View of the Fur Industry. Publishing Company Ltd., Bewdley, Ontario 1976, S. 245-247, 270 (englisch).
- ↑ Edythe Cudlipp: Furs - An Appreciation of Luxury, a Guide to Value. Hawthorn Books, New York, 1978, S. 23 (englisch), ISBN 0-8015-4310-X.