Nadel der Kleopatra (London)

im Hintergrund das New Adelphi Building
Die Nadel der Kleopatra in London ist einer von zwei altägyptischen Obelisken, der heute in der Nähe der Golden Jubelee Bridges und der U-Bahn-Haltestelle Embankment im Bezirk Westminster am Victoria Embankment der Themse in London steht. Der Obelisk kam 1820 als Dank für militärische Unterstützung Englands als Geschenk des in Ägypten herrschenden Muhammad Ali Pascha zur Krönung von Georg IV. an das englische Königshaus. 1878 wurde er dann in London aufgestellt. Der Obelisk ist ein Monolith aus Rosengranit. Er wurde in Aswan gehauen und ist mit Hieroglyphen beschriftet. Zusammen mit dem Exemplar im New Yorker Central Park werden beide als Nadeln der Kleopatra (Cleopatras Needels) bezeichnet.
Beschreibung
Wie auch andere Obelisken ist die Nadel der Kleopatra ein Monolith mit quadratischem Querschnitt. Sein Gewicht beträgt etwa 186 t. Er ist 20,90 m hoch, misst an der Basis 2,30 m und verjüngt sich nach oben hin auf eine Breite von 1,40 m, um dann an der Spitze in ein Pyramidion überzugehen. Letzteres war ursprünglich mit einer Goldlegierung (Elektron) überzogen. Die unteren Kanten des Obelisk sind abgerundet.[1]
An allen Seiten wurden dreispaltig in vertikaler Anordnung Hieroglyphen versenkt eingemeißelt. Sie sind an drei der vier Seiten vergleichsweise gut erhalten, da der Obelisk während seiner Zeit in Alexandria umgestürzt war. Danach lange Zeit unter einer Sandschicht begraben, war er vor Witterungseinflüssen durch die sandige und salzige Luft gut geschützt.[2]
Geschichte
In Ägypten
Der Obelisk stammt aus den Steinbrüchen des heutigen Assuan im Süden Ägyptens. Nachdem die Obelisken in einem Stück aus den Felsen geschlagen worden waren, wurden sie 1500 km (1200 km Luftlinie) stromabwärts über den Nil transportiert, um sie nach On (Heliopolis) zu bringen.[3] Dort wurden beide Obelisken zu Ehren des Pharao Thutmosis III. um 1450 v. Chr. vor dem Sonnentempel aufgerichtet. Sie waren zunächst nur mit der mittleren Spalte auf allen vier Seiten mit Hieroglyphen zu Ehren des Thutmosis III. verziert. Die beiden äußeren Spalten wurden jedoch 200 Jahre nach ihrer Errichtung auf allen vier Seiten durch Ramses II. ergänzt. In On (Heliopolis] stand das Obeliskenpaar rund 1400 Jahre.
Unter der Herrschaft des römischen Kaisers Augustus wurden die beiden Monumente im Jahr 13 v. Chr. in Heliopolis abgebaut und im 200 km entfernten Alexandria vor dem Caesarium als Zierobjekte und Tor zum Mittelmeer wieder errichtet.[4] Der genaue Zeitpunkt ihrer Aufstellung ist durch eine Inschrift „18. Jahr des Kaiser Augustus“ in den von den Römern aufgestellten bronzenen Stützfüßen bekannt.[5][6]
Man vermutet, dass die Verlegung der Obelisken durch Kleopatra VII. noch vor ihrem Tod veanlasst wurde, da sie das Caesarium zu Ehren von Julius Cäsar und Marcus Antonius in Auftrag gegeben haben soll. Daher sind sie bis in die heutige Zeit als Kleopatras Nadeln bekannt. Wie lange der Umzug von Heliopolis nach Alexandria gedauert hat, ist nicht bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass der Obelisk im Jahr 1301 durch ein starkes Erdbeben niedergestürzt ist. Dass er umgefallen war, wurde erstmals von dem Reisenden George Sandys im Jahre 1610 schriftlich dokumentiert.[7]

In Europa
Im Jahr 1811 wurde der Obelisk von Muhammad Ali Pascha, der als Machthaber vom Osmanischen Reich eingesetzt worden war, als Dank für die militärische Unterstützung gegen Frankreich dem Königshaus von England geschenkt. Zunächst blieb der Obelisk jedoch in Ägypten, da die Engländer die Transportkosten nicht tragen wollten, bis er 1877 mit Hilfe der Finanzierung durch den englischen Chirurgen und Mäzen Erasmus Wilson (1809–1884) und nach Planung des Ingenieurs Waynman Dixon nach England verfrachtet werden konnte.[8]
Politik und Fremdherrschaft der Neuzeit
Ägypten befand sich zwischen 1517 und 1882 unter der Herrschaft des Osmanischen Reiches. Nachdem Napoleon Bonaparte an die Macht gekommen war, breitete sich Frankreich durch kriegerische Handlungen auf dem europäischen Festland wie auch dem Mittelmeerraum aus. Durch die Besetzung Maltas 1798 war Englands strategische Position im Mittelmeer geschwächt, und Frankreich übernahm die Vorherrschaft. Kurz darauf begannen die Franzosen einen Feldzug nach Ägypten und drängten die Osmanen in Ägypten zurück. England bot dem Osmanischen Reich militärische Unterstützung und entsandte Truppen nach Ägypten.
Am 1. August 1798 landete Admiral Nelson 15 Meilen entfernt von Alexandria bei Abukir und schlug die Franzosen in der Seeschlacht bei Abukir. Auf dem Festland kamen die französischen Truppen bis an die Grenze Syriens, wo sie von englischen Truppen wieder zurückgedrängt wurden. Der Kampf um die Vorherrschaft in Ägypten zog sich über drei Jahre hin, bis im März 1801 der englische General Ralph Abercromby mit 15000 Mann in Abukir landete und die französischen Truppen nach Alexandria zurückdrängte. Ralph Abercromby starb im Kampf und wenige Monate später kapitulierten die französischen Truppen. Nach Abzug der Franzosen traten die Engländer die ägyptischen Gebiete wieder an das Osmanische Reich ab und hinterließen nur ein kleines Kontingent an Soldaten unter Befehl des Earl von Cavan, dessen Truppen die beiden heute als „Kleopatras Nadeln“ bezeichneten Obelisken entdeckten.[9]
Interesse an einer Trophäe
Das eigentliche Vorhaben der Franzosen, die Obelisken nach Frankreich zu bringen, gab den ersten Impuls zur Idee, einen der Obelisken nach England zu bringen, um den Sieg über Frankreich zu zelebrieren und um Horatio Nelson, General Ralph Abercromby, wie auch den gefallenen Truppen zu gedenken. Dieses Vorhaben wurde von den osmanischen Machthabern bereitwillig genehmigt und Pläne wurden ausgearbeitet. Lord Cavan appellierte an den Nationalstolz seiner Truppenmitglieder und überzeugte sie, eine Verfrachtung des niedergestürzten Obelisken mitzufinanzieren und das Projekt umzusetzen. Alle erklärten sich bereit, das Vorhaben in die Tat umzusetzen, sodass mit kollektiven Geldern die zurückgelassene französische Fregatte „El Corso“ gekauft werden konnte. Diese sollte über einen für diesem Zweck angefertigten steinernen Steg durch eine Öffnung im Bug mit dem Obelisken beladen werden. Dort sollte er dann fixiert und so nach England gebracht werden. Während der Arbeiten von Lord Cavans Truppen, die hierzu ihre freien Stunden nutzten, wurde das Unterfangen durch den Befehl der englischen Oberbefehlshaber der in Ägypten stationierten Truppen, Lord Keith (1746–1823) und General Fox, gestoppt. Lord Keith befürchtete, dass jene Mission schief gehen könnte und mit dem Verlust des Obelisken eine große Schande über das englische Königreich kommen würde.[10]
Wenige Jahre später, im Jahr 1805, wurde Muhammad Ali Pascha (1770–1849) von der osmanischen Zentralregierung als Machthaber für Ägypten eingesetzt und zum Pasha ernannt. Um seine politischen Beziehungen zu stärken, wandte dieser sich 1811 an den englischen Konsul Samuel Brigs, um zu erfahren, wie er der britischen Krone unter King George III seinen Dank für die militärische Hilfestellung während der französischen Besetzung verdeutlichen könne. Samuel Brigs schlug zu der Zeit den niedergefallenen Obelisken in Alexandria als Präsent vor. Im Jahr 1820 schenkte Mehemet Ali daraufhin den Obelisken als Zeichen der politischen Freundschaft, als dankende Geste für die Unterstützung gegen Frankreich und zur Krönung von King George IV. an das englische Königshaus. Die Geste wurde zwar dankend angenommen und es wurde auch schon über einen möglichen Standort (gegenüber des Cotton House, der Residenz von König George IV als Prinz von Wales) nachgedacht. Jedoch schreckten die errechneten Kosten von 15000 Pfund für den Transport ab und das Vorhaben wurde auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Trotzdem gab es immer noch vereinzelt Interesse an der Bergung und dem Transport des Obelisken nach London. Im Jahr 1822 wurde beispielsweise ein Entwurf von Captain William Henry Smith ausgearbeitet und präsentiert, zu dem der Muhammad Ali Pascha seine Hilfe anbot, indem er einen Steg für das Vorhaben bauen wollte. Nachdem es bis 1831 immer noch nicht zu ernsthaften Fortschritten kam, den Obelisken nach England zu holen, schenkte der Pasha Mehemet Ali den Obelisken erneut zur Krönung von King William IV. an das Königshaus. Hierzu bot er an, den Obelisken auf eigene Kosten auf ein von den Briten gesandtes Schiff zu laden.[11]
In der Zwischenzeit schenkte Muhammad Ali Pascha ebenfalls einen Obelisken an Frankreich, um seine politischen Beziehungen zu verbessern. Dies stieß in England auf Empörung und es wurde versucht, an den Patriotismus zu appellieren. In dem Zug versuchte auch Joseph Hume im Jahre 1832 aus der Opposition mit Hilfe der Drohung des Gesichtsverlusts Englands gegenüber Frankreich das englische Königshaus davon zu überzeugen, die Initiative zu ergreifen und den Obeliskl zu holen. Das hatte jedoch keinen Erfolg und Frankreich transportierte seinen Obelisken für umgerechnet etwa 80.000 Pfund nach Paris.[12]
Die Zeit vering und es wurden immer wieder erfolglose Versuche in Gang gesetzt und Orte vorgeschlagen, wo die Nadel hingesetzt werden könnte, wie etwa im Jahr 1940 der Trafalgar Square. Das Interesse stieg unter der Whig Regierung, welches aber wieder an dem Kostenfaktor scheiterte.[13] Im Jahr 1867 kaufte der griechische Kaufman Giovanni Demetrio das Landstück, auf welchem der Obelisk halb vergraben lag, der ägyptischen Regierung ab. Er hatte vor, die Fläche, auf welcher der Obelisk lag, zu bebauen und suchte nach Möglichkeiten den Obelisken zu entfernen. Er klagte den ägyptischen Staat an, da sie kein Interesse daran zeigten, den Obelisken zu entfernen. Er drohte damit, den Obelisken in Einzelteilen abzutragen und zu entsorgen.[14] Auf diese neue Entwicklung hin ergriff der Offizier Sir James Alexander die Initiative und wollte den Obelisken vor der Zerstörung retten. Mit Hilfe des Ingenieurs Dusan entwarf er Pläne für ein mögliches Transportkonzept aus, welche in der Zeitschrift „The Engineer“ veröffentlicht wurden. Daraufhin wurde ihm das „Thames Embankment“ von dem „Metropolitan Board of Works“ angeboten, jedoch fehlte es immer noch an Geldern, um das Projekt zu finanzieren. Über zehn Jahre hinweg versuchte er immer wieder Interesse an der Mission zu erwecken. Da Pasha Mehemet Ali inzwischen verstorben und Ismail Pascha als Khedive an seine Stelle getreten war, gab es Zweifel daran, ob das Angebot des Pashas, für die Kosten der Verladung des Obelisken aufzukommen, überhaupt noch bestand. Daher beschloss James Alexander sich 1875 dazu, nach Ägypten zu reisen und sich über die Lage der Genehmigung zu informieren. In Ägypten angekommen, bekam er eine Audienz bei dem herrschenden Khedive, welcher ihm im persönlichen Gespräch versicherte, dass jenes Angebot noch besteht. Diese Neuigkeit erweckte großes Interesse innerhalb der englischen Bevölkerung. Die Einzelheiten des erneut angesteuerten Projektes müssten jedoch mit dem Inhaber des Grundstücks geklärt werden. Daraufhin verabredete er sich mit dem griechischen Geschäftsmann Giovanni Demetrio, welcher zunächst unwillig erschien. Denn seine Klage gegen den ägyptischen Staat, aufgrund der durch den Obelisken nicht nutzbaren Fläche, war noch nicht entschieden. Bei einem erneuten Treffen ließ sich der griechische Geschäftsmann jedoch zu einer Zusage bewegen und versprach, dem Vorhaben nicht im Weg zu stehen.[15]
James Alexander wurde während seines Aufenthaltes in Ägypten dem Ingenieur Waynman Dixon (1844–1930) vorgestellt, welcher für Ausgrabungsarbeiten vor Ort war. Dieser schlug erstmals das Konzept mit einem zylindrischen Körper als Transportbehälter vor und zeichnete in Korrespondenz mit seinem Bruder John Dixon hierzu auch erste Skizzen.[16] James Alexander kehrte im Anschluss nach England zurück und versuchte, mit Hilfe der zugesagten Abmachung nochmals für die Mission zu werben. Er fand viel Begeisterung in der Bevölkerung, aber die Regierung weigerte sich weiterhin, Gelder zur Verfügung zu stellen. Er entschloss sich, zusammen mit einem Freund Alderaan Cotton nach privaten Investoren zu suchen. Per Zufall erwähnte James Alexander sein bisher erfolgloses Vorhaben gegenüber seinem Freund, dem Chirurgen und Dermatologen Professor William James Erasmus Wilson (1809–1884). Dieser war bekannt dafür, Gelder für medizinische Wohltätigkeitszwecke zu spenden. Er zeigte sofort großes Interesse an der Bergung der niedergefallenen Nadel und erklärte sich bereit, die nötigen Gelder bereitzustellen. Daraufhin präsentierte William James Erasmus Wilson die bisher zusammengetragenen möglichen Pläne zur Bergung seinem Freund, dem Ingenieur Henry Palfrey Stephenson (1826–1890), mit der Bitte, ihm dabei zu helfen, den Besten Plan herauszusuchen. Sie entschieden sich für den Plan der Brüder John und Waynman Dixon. Erasmus Wilson traf sich mit John Dixon, um über Einzelheiten und die Finanzierung zu sprechen. John gab an, dass er 7.000 Pfund für die Umsetzung benötige, doch Erasmus Wilson bot ihm 10.000 Pfund unter der Bedingung, dass das Projekt innerhalb von zwei Jahren fertiggestellt zu werden hätte, da er die Kosten sonst selber tragen müsse. Am 30. Januar 1877 wurde der Vertrag unterschrieben.[17]
Das Schiff Cleopatra
Die Cleopatra war ein eigens für den Transport des Obelisken angefertigtes Transportschiff, benannt nach ihrer zu transportierenden Fracht. Entworfen wurde sie von John und Waynman Dixon. Sie hatte die Form eines Zylinders mit flach zulaufenden Enden. Die Gesamtlänge betrug 28 Meter, der Durchmesser 4,5 Meter. Insgesamt war sie 300 Tonnen schwer. Sie wurde aus Schmiedeeisen gefertigt und um den Obelisken herum zusammengesetzt. Der Bauauftrag ging im März 1877 an „Thames Iron Works“. Die Fertigung geschah unter Aufsicht des Seefahrtsarchitekten Mackinson. Circa sechs Monate nach Beginn der Herstellung waren die Bauteile zur Verschiffung nach Alexandria bereit. Das Gewicht des Obelisken sollte dem Schiff ein Aufrichtmoment geben. Auf dem Zylinder waren zwei Kajüten, ein Mast und ein langer Steg installiert. Auch besaß er ein eigenes Steuerruder. Während des Baus vor Ort waren die Ingenieure John und Waynman Dixon, Benjamin Baker und George Double, sowie der zukünftige Kapitän der Cleopatra, Henry Carter, anwesend.[18]
Verladung des Obelisken

Vor Ort wurde der Obelisk zunächst mit Hilfe von hydraulischen Pressen angehoben, parallel zum Meer ausgerichtet und mithilfe von Hölzern verkeilt. Damit der Zylinder, welcher um den Obelisken gelegt werden sollte und den Körper des Schiffs ausbilden sollte, ins Meer gerollt werden konnte, wurde die Strecke bis zum Meer begradig eine, und von Sand und Hindernissen befreit. Um den Obelisken herum wurden Wände für eine Flutkammer gebaut, sowie die einzelnen Teile der Schalung installiert. Der Obelisk saß etwas unterhalb des Mittelachse des Zylinders, damit dieser beim Schwimmen nicht rollen konnte. Die Schalung wurde mit Holz ummantelt, um Beschädigungen am Schwimmkörper zu verhindern. Dann wurden Schienen auf der Oberseite befestigt, um trotz des tiefen Schwerpunktes das ins Wasser rollen durch ein Gegengewicht zu ermöglichen.[19]
Start ins Meer und Reise ins Vereinigte Königreich
Um den fertig zusammengesetzten Torso der Cleopatra ins Wasser zu lassen, wurden Stahlseile um den Zylinder gewickelt, die mit Hilfe von im Meer verankerten Winden dazu, die Fracht zu ziehen und sie ins Rollen zu bringen. Es stellte sich schnell heraus, dass die Verankerung nicht stabil genug war und nur über den Meeresboden schliff. Deswegen wurden Schleppschiffe eingesetzt, welche nun die Aufgabe hatten das Schiff in Wasser zu ziehen. Nach dem ersten Tag war der Zylinder erst bei circa drei Fuß im Wasser. Am Folgenden Tag wurde er weiter gezogen, ließ sich bei einer Tiefe von 7 Fuß jedoch nicht mehr bewegen. Nach genauerer Untersuchung wurde festgestellt, dass ein aus dem Sand überragender Mauerrest ein Loch in den Zylinder gestoßen hat. Da vergessen wurde, die Klappen der Flutkammern zu schließen, hatte sich das gesamte Schiff mit Wasser gefüllt. Erste Versuche scheiterten, die Nadel wieder zu befreien, bis dann auf Anweisung von John Dixon eine Plattform mit Gewichten beschwert und vor der Cleopatra auf den Meeresgrund versenkt wurde. Darauf wurden hydraulische Pressen angebracht, die den runden Körper stemmten und ihn so weit zurück rotierten, bis das Leck aus dem Wasser ragte und geflickt werden konnte. Danach wurde das Wasser abgepumpt und der Rest der Mauer entfernt. Mit der freien Bahn wurde das letzte Stück mit Leichtigkeit überwunden, da die Cleopatra ab acht Fuß schwamm. Schließlich wurde sie von Schleppern in den Hafen von Alexandria gebracht, wo sie für ihre Reise präpariert wurde. Sie wurde mit Deck, Ruder und Kajüten ausgestattet und für die Seefahrt getauft.[20]
Am 21. September 1877 stach die Cleopatra im Schlepptau des Frachtdampfers Olga in See. Anfangs halten die Schiffe guten Kurs und wurden am 27. September 10 Meilen vor der Küste von Malta gesichtet. Vom 7. bis zum 8. Oktober hielten die Schiffe in Gibraltar, um die Kohlevorräte der Olga aufzufüllen.[21]
Nachdem Aufnahme der Fahrt geriet das Gespann am 15. Oktober in der Bucht von Biscaya in einen heftigen Sturm, wobei einige Holzplanken brachen, die den Obelisken stabilisieren sollten, und die Cleopatra geriet in Seitenlage. Die Crew der Olga startete eine Rettungsaktion, bei der Boot kenterte und die sechs Crewmitglieder ertranken. Die Namen der Seemleuter sind auf einer der vier Tafeln am Sockel des Obelisken vermerkt. Captain Henry Carter und seine Crew wurden am Morgen des 16. Oktobers in Sicherheit gebracht.
Während der Suche nach den verschollenen Seemännern, wurde die Cleopatra zurückgelassen und war anschließend verschwunden. Kurz darauf wurde sie jedoch von der Crew des Dampfers Fitzmaurice gefunden und geborgen. Die Olga setzte die Fahrt jedoch ohne die Cleopatra fort und kam am 17. Oktober in Falmouth an, wo John Dixon bereits wartete. Kurz davor war die Cleopatra bereits in Verroll angekommen. John Dixon war schockiert über die Geschehnisse, machte sich aber auf der Stelle auf den Weg, um eine Genehmigung für eine erneute Suche zu bekommen. Daraufhin erreichten ihn die Neuigkeiten, dass die Cleopatra bereits am Tag des Verlustes gefunden und geborgen worden war. Der Kapitän der Fitzmaurice, Evans, forderte 5000 Pfund Finderlohn für die Bergung, woraufhin ein ein Rechtsstreit ausbrach. Die Fracht wurde geschätzt und es mussten letztendlich 2000 Pfund an Captain Evans und seine Crew gezahlt werden. Am 19. Dezember wurden die Arbeiten wieder aufgenommen und es wurde ein Vertrag mit einem neuen Schleppschiff, der Anglia von Wiliam Watkins, abgeschlossen. Am 15. Januar stach das Schleppschiff in See und die Kleopatra kam am 21. Januar in London an. Bei der Ankunft des Obelisken war der Standort für diesen noch nicht bestimmt worden, worauf hin eine hölzerne Replik gebaut wurde, um die Wirkung an den Verschiedenen Standorten besser einschätzen zu können. Letztlich entschied sich John Dixon für das Thames Embankment, das heutige Victoria Embankment, welches ehemals ein Hafen für die Öffentlichen Fährschiffslinien war. Dies hatte den Vorteil, dass John Dixon keine Befestigungsarbeiten der Fläche vornehmen musste. Während dieser Zeit konnnte die Kleopatra tagsüber besichtigt werden, und es wurden Broschüren zum Obelisken verkauft.[22]
Zur Errichtung

Zunächst wurden ein Fundament und ein Sockel am finalen Ort errichtet. Dann wurde die Cleopatra bei Flut an die Stufen des Victoria Embankment gebracht, dort zerlegt und anschließend Stück für Stück mit Hilfe von hydraulischen Pressen nach oben auf das Plateau des Embankments gehoben. Um den liegenden Obelisk wurde Holzgerüst erbaut. Anschließend wurde der Obelisk über Schienen, welche an den Hauptstützen der Konstruktion vertikal in die Höhe führten, ebenfalls von Hydraulischen Pressen in der waagerechten Position nach oben bewegt. In dieser Position angekommen wurde er unter Beobachtung mehrerer tausend Schaulustigen am 11. September 1878 umgeschwenkt und am Folgetag abgesetzt. Ohne weitere Befestigungen blieb der Obelisk an diesem Ort stehen, da er nach Berechnungen durch sein Gewicht und Schwerpunkt stabil genug stand, um selbst die heftigsten Stürme zu überstehen. Um die Basis herum wurden ägyptisch anmutende Verzierungen aus Bronze angebracht, um die Kerben und die abgerundeten Ecken zu verdecken. An den Seiten wurden außerdem Bronzetafeln mit einer Beschreibung des Obelisken und zu Ehren der an der Errichtung Beteiligten montiert. Links und rechts vor dem Monument sitzen zwei Sphinge, die jeweils in Richtung des Obelisken schauen.[23] Gegossen wurden die beiden Figuren nach einem Entwurf des englischen Architekten George John Vulliamy (1917–1886) im Jahr 1881 in den Ecclestone Iron Works in Pimlico.[24]
Eine Tafel an einer der Plinthen erinnert an den 17. September 1917, als der Sockel des Obelisken durch Bombensplitter während eines Bombenabwurfs über London durch ein deutsches Luftgeschwader beschädigt wurde.[25] Während des Zweiten Weltkriegs wurden Sockel und Sphinx ein weiteres Mal beschädigt.[26]
Literatur
- Erasmus Wilson: Our Egyptian obelisk: Cleopatra’s needle. 5. edition, London 1877.
- Erasmus Wilson: Cleopatra’s needle. With brief notes on Egypt and Egyptian obelisks. London 1877 (Digitalisat).
- James King: Cleopatra’s Needle. A history of the London obelisk, with an exposition of the hieroglyphics. The Religious Tract Society, London 1884 (Digitalisat).
- Aubrey Noakes: Cleopatra’s Needles. H. F. & G. Witherby, London 1962.
- Adrian Ball: Cleopatra’s needle. The story of 100 years in London. Mason, Havant 1978, ISBN 0-85937-134-4.
- Ronald Arthur Hayward: Cleopatra’s Needles. Moorland, Hartington 1978, ISBN 0-903485-82-6.
Weblinks
- Historic UK – Ellen Castelow: Cleopatra’s Needle. Auf: historic-uk.com; zuletzt abgerufen am 1. April 2022.
Einzelnachweise
- ↑ E. Wilson: Our Egyptian Obelisk: Cleopatra's Needle. London 1877, S. 18f.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra's Needles. Hartington 1978, S. 14.
- ↑ E. Wilson: Our Egyptian obelisk: Cleopatra’s needle. London 1877, S. 11–15.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978, S. 15.
- ↑ A. Noakes: Cleopatra’s Needles. London 1962, S. 30.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978, S. 40.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978, S. 16.
- ↑ E. Wilson: Our Egyptian obelisk: Cleopatra’s needle. London 1877.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978, S. 19.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978, S. 19–20; A. Noakes: Cleopatra’s Needles. London 1962, S. 6–7.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978, S. 20–21.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978, Ende S. 21–22.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978, S. 25.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978, S. 26.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978, S. 27–31; A. Noakes: Cleopatra’s Needles. London 1962, S. 18ff.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978, S. 32.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978, S. 34.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978, S. 37–40.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978, S. 38–44.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978, S. 45–51.
- ↑ E. Wilson: Our Egyptian obelisk: Cleopatra’s needle. London 1877.
- ↑ E. Wilson: Our Egyptian obelisk: Cleopatra’s needle. London 1877; R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978.
- ↑ R. A. Hayward: Cleopatra’s Needles. Hartington 1978, S. 84–91.
- ↑ Cleopatra's Needle Royal Museum Greenwich, abgerufen am 2. April 2022
- ↑ Cleopatras Needle and Sphinxes Imperial War Museum, London, abgerufen am 2. April 2022
- ↑ Cleopatra's Needle Public Art Around the World, abgerufen am 2. April 202