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Kalter Krieg

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Der Ausdruck Kalter Krieg bezeichnet den Systemkonflikt, den die Westmächte unter Führung der USA und der Ostblock unter Führung der Sowjetunion (SU) von 1945 bis 1990 mit allen verfügbaren Mitteln, aber unterhalb der Schwelle eines offenen Krieges austrugen. Dabei wurden jahrzehntelang auf beiden Seiten ökonomische, politische, propagandistische und militärische Anstrengungen unternommen, den Einfluss des anderen Lagers weltweit zurückzudrängen und womöglich auszuschalten.

Der Wettkampf der Systeme zeigte sich vor allem als Wettrüsten, erstreckte sich aber auch auf die sonstige Entwicklung in Wirtschaft, Wissenschaft, Technologie - z.B. die der Raumfahrtprogramme beider Supermächte -, Kultur und Sport.

Überblick

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Nicht alle europäischen Länder gehörten einem der beiden Militärbündnisse an …
Datei:Cold war europe economy map de.png
… waren jedoch wirtschaftlich meist mit einer Seite verbunden

Der Kalte Krieg war die Hochphase eines fundamentalen Systemgegensatzes, der auch als Ost-West-Konflikt bezeichnet wird. Ausgangspunkt der Systemkonfrontation war 1917 die bolschewistische Oktoberrevolution unter Lenins Führung, die den Russischen Bürgerkrieg mit Beteiligung westlicher gegenrevolutionärer Kräfte nach sich zog. Nach dem Zweiten Weltkrieg, der diesen Gegensatz zwischen kapitalistischer und sowjetkommunistischer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung im Zeichen der Anti-Hitler-Koalition überdeckt hatte, bildeten sich zwei feindliche Machtblöcke und die jeweils zugehörigen Militärbündnisse: die NATO und die Staaten des Warschauer Pakts. Diese Bündnissysteme standen sich hochgerüstet gegenüber und prägten jahrzehntelang eine vielfach als bipolare Welt bezeichnete historische Situation. Die später entstandene Bewegung der blockfreien Staaten versuchte eine neutrale Position zwischen Ost und West einzunehmen.

Zum Kalten Krieg kam es nach dem Zerfall der Anti-Hitler-Koalition im Zuge der Teilung Europas in einen von der Roten Armee beherrschten östlichen Teil und das von den westlichen Alliierten befreite übrige Europa. Den englischen Begriff cold war (auf Deutsch Kalter Krieg) prägte der US-amerikanische Journalist Walter Lippmann 1947. Aus westlicher Sicht standen dabei stets „Freiheit und Demokratie“ gegen „totalitäre Diktatur“ sowie „Marktwirtschaft“ gegen „Planwirtschaft“. Aus östlicher Sicht stand gegen die „systematische Ausbeutung“ im „dekadenten“ Kapitalismus die von der Staatspartei geleitete „allseitige Entfaltung der sozialistischen Persönlichkeit“ im Übergang zum Kommunismus.

Die Supermächte vermieden zwar den „heißen“ Krieg mit Waffeneinsatz gegeneinander, trieben aber ein beispielloses Wettrüsten voran, vor allem auf dem Gebiet der Atomwaffen. Die Drohung des Atomkriegs, den beide Seiten einkalkulierten, beschwor erstmals in der Menschheitsgeschichte die Gefahr der Selbstauslöschung herauf. Der Interessenkonflikt drohte mehrmals militärisch zu eskalieren: in der Berlin-Blockade 1948, während des Korea-Kriegs 1950 und besonders in der Kuba-Krise 1962. Dort konnte der direkte Krieg zwischen den Supermächten, der zum Einsatz von Atomwaffen geführt hätte, nur äußerst knapp vermieden werden.

Nach der Kubakrise wurde der Konflikt auf bilateraler Ebene zwar durch Krisendialog und Rüstungskontrollverträge reguliert, schwelte aber in vielen Stellvertreterkriegen weiter, so im Vietnamkrieg, in Kambodscha und Afghanistan sowie in zahlreichen bewaffneten Konflikten in Afrika (darunter speziell Angola) und in Mittel- und Südamerika. In einigen dieser Kriege oder Bürgerkriege war jeweils eine Supermacht mit eigenen Truppen offen beteiligt (so die USA in Korea und Vietnam, so die Sowjetunion in Afghanistan), während der Rivale die Gegenseite mit Geld, Waffen, Logistik und Informationen unterstützte. Vor allem in Ländern Afrikas und Lateinamerikas unterstützten beide Supermächte Rebellengruppen gegen ihnen nicht genehme Regierungen.

Ein besonders augenfälliges Produkt des Kalten Krieges war die Spaltung Deutschlands und Europas entlang des „Eisernen Vorhangs“ durch Grenzanlagen mit Stacheldrahtzäunen, Wachtürmen und Selbstschussanlagen. Zum wichtigsten Symbol und Mahnmal des Ost-West-Konflikts wurde die 1961 errichtete Berliner Mauer. Eine ähnliche Lage entstand bei der noch heute bestehenden Teilung Koreas entlang des 38. Breitengrads.

Die mit Unterstützung ihrer jeweiligen Besatzungsmächte 1949 gegründeten beiden deutschen Staaten standen bis zur Auflösung der Blöcke in einem besonders prekären Verhältnis zueinander. Die Bundesrepublik Deutschland erkannte die Deutsche Demokratische Republik bis zur neuen Ostpolitik unter Bundeskanzler Willy Brandt nicht als eigenständigen Staat an und unterhielt auch nach dem Grundlagenvertrag 1972 in Ostberlin offiziell nicht eine Botschaft, sondern eine „Ständige Vertretung“. Die Zeitungen des Verlegers Axel Springers druckten die Abkürzung DDR weiterhin in Anführungszeichen. Demgegenüber wurde Ostberlin auf Betreiben der DDR-Staatsführung im gesamten öffentlichen Leben als „Hauptstadt der DDR“ bezeichnet, obwohl der Viermächte-Status von ganz Berlin dies nicht zuließ. Die unterschiedlichen Deutungsmuster blieben bis zur Wende in der DDR bestehen.

Eine bedeutende Rolle im Kalten Krieg spielten Spionage und verdeckte Operationen. (Die Glienicker Brücke in Berlin war ein wichtiger Schauplatz beim Austausch von gefangenen Agenten zwischen Ost und West.) Nachrichtendienste wie die CIA der USA, der sowjetische KGB, der Bundesnachrichtendienst (BND) der BRD, das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR u.a.m. beschafften für ihre Regierungen wichtige Informationen, verbreiteten Desinformation und Propaganda, führten Sabotage und sogar Morde an missliebigen Personen aus. Man weiß heute, dass Ostblockstaaten wie die DDR terroristische und separatistische Gruppen in Westeuropa logistisch und finanziell unterstützten. Die CIA und andere westliche Geheimdienste bauten mit Gladio eine geheime Organisation auf, die in Westeuropa ebenfalls illegale und terroristische Aktionen durchführte. Die CIA bildete außerdem Todesschwadronen in Lateinamerika aus – u. a. in physisch nicht nachprüfbaren Foltermethoden – und unterstützte über befreundete Dienste die afghanischen Warlords.

Erst 1985 mit dem Führungswechsel im Kreml eröffneten sich ernsthafte Chancen zu militärischer Abrüstung und politischer Annäherung der Blöcke. Michail Gorbatschows Verzicht auf die Breschnew-Doktrin zog ab 1989 die Selbstbestimmung der Völker Mittelosteuropas, den Zerfall des Ostblocks und 1991 die Auflösung der Sowjetunion nach sich. Damit endete die durch den Kalten Krieg begründete bipolare Weltaufteilung.

Die Epoche des Kalten Krieges wird vor allem unter US-amerikanischen Historikern kontrovers bewertet. Die traditionelle Sicht sah die Hauptverantwortung für seinen Verlauf in einem ideologisch begründeten Expansionsdrang der Sowjetunion. Die sogenannte revisionistische Auffassung machte die Politik beider Staaten gleichermaßen verantwortlich oder betonte das von ökonomischen und hegemonialen Interessen bestimmte Vorgehen der USA als treibende Kraft in dem Systemkonflikt.

Die Vorgeschichte (1917–1944)

1917 ergriffen in großen Teilen des europäischen Russlands die Bolschewiki unter Führung Lenins im Zuge der Oktoberrevolution die Macht. Eine Reihe von Mächten, darunter die USA versuchten erfolglos mit Interventionstruppen das Entstehen eines sozialistischen Gesellschaftssystems, an das die Hoffnung bzw. Befürchtung einer kommunistischen Weltrevolution geknüpft war, zu verhindern. Daran schloss sich eine erste latente Phase des Kalte Krieges an.

Erst 1933 erkannten die USA den neuen Staat UdSSR an. Ab 1934 versuchte die geopolitisch isolierte UdSSR sich den europäischen Demokratien anzunähern, was aber nicht gelang. Um sich vor einer Bedrohung durch das nationalsozialistische Dritte Reich abzusichern und eigene Eroberungspläne bezüglich Polens, des Baltikums und Finnlands umsetzen zu können, schloss die sowjetische Führung im Jahre 1939 unmittelbar vor Beginn des Zweiten Weltkriegs den Hitler-Stalin-Pakt. Nachdem Hitler die UdSSR mit der Wehrmacht und Truppen aus verbündeten Staaten 1941 angegriffen hatte, wechselte die UdSSR in die sogenannte Anti-Hitler-Koalition über und kämpfte gemeinsam mit den westlichen Alliierten gegen das Deutsche Reich und dessen Verbündete. Das Verhältnis zwischen Stalin und dem damaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt war wegen ihres gemeinsamen Ziels, Deutschland und dessen Verbündete vollständig zu besiegen, relativ entspannt. Die UdSSR wurde mit Kriegsmaterial beliefert (Lend-Lease-Abkommen) und strategisch im Luftkrieg unterstützt.

Von Jalta bis zur Teilung Deutschlands (1944–1949)

Stalin hatte 1944 im Baltikum bereits zum Teil gewaltsam kommunistische Regierungen eingesetzt, aber eine mögliche revolutionäre Entwicklung in Griechenland, Italien und Frankreich unterbunden, wo starke linksgerichtete Widerstandsgruppen existierten. Er wies die Führer der dortigen kommunistischen Parteien an, eine parlamentarische Ordnung in einem kapitalistischen System zu akzeptieren, da er diese Länder als Teil der westlichen Interessensphäre ansah.

Auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 zeigte die Anti-Hitler-Koalition erste Risse: Roosevelt lehnte konkrete Vereinbarungen mit der UdSSR für die Nachkriegszeit ab, obwohl diese den verlustreichen Vormarsch der Roten Armee am Boden trug, durch Hitlers Überfall auf ihr Gebiet und die deutschen Arbeits- und Vernichtungslager die weitaus größten Verluste an Soldaten und Kriegszerstörungen erlitten hatte (jedoch insgesamt trotzdem gestärkt aus dem 2. Weltkrieg hervorging, da die enorme Armee, die aufgestellt worden war kaum verringert wurde). Daraufhin änderte Stalin seinen Kurs und versuchte, sowjetische Sicherheitsinteressen in den von ihm kontrollierten Gebieten ohne Rücksprache mit den Westalliierten durchzusetzen. Gleiches taten die Westalliierten in den von ihnen kontrollierten Gebieten.

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Potsdamer Konferenz

Nach Roosevelts Tod am 12. April 1945 zerbrach die sogenannte Anti-Hitler-Koalition: Sein Nachfolger Harry S. Truman schwenkte auf einen strikt antisowjetischen und antikommunistischen Kurs um. Als er auf der Konferenz von Potsdam vom ersten erfolgreichen Test einer Atombombe erfuhr (16. Juli 1945), stellte er Stalin Bedingungen für seine – von Roosevelt noch gewünschte – Kriegserklärung an Japan (8. August) und gab den Befehl für den Einsatz der ersten Atombomben. Diese wurden am 6. August auf Hiroshima, am 9. August auf Nagasaki abgeworfen. Sie sollten die bedingungslose Kapitulation Japans beschleunigen. Zugleich wurde die Wirkungsweise zweier unterschiedlicher Bombentypen am „lebenden Objekt“ erprobt. Die Abwürfe waren u. a. nach Ansicht des US-Historikers David Horowitz auch eine gezielte Machtdemonstration an die UdSSR für die Nachkriegszeit und sollten ihrem weiteren Vorrücken in Ostasien zuvorzukommen.

Die Atombombenabwürfe auf Japan

Seit der Nachkriegskonferenz in London stützten sich die USA dann auch politisch gegenüber der UdSSR auf ihre Wirtschaftsüberlegenheit und ihr Atomwaffenmonopol, das bis 1949 bestand. Sie wollten auf dieser Basis ein vereintes Europa mit privatwirtschaftlichen und parlamentarischen Strukturen und eine Weltordnung unter ihrer Hegemonie schaffen. Die UdSSR wiederum wollte ihre vorgelagerte Sicherheitssphäre in Mittelost- und Osteuropa festigen. Die USA erkannten dieses Interesse und die dazu getroffenen sowjetischen Maßnahmen nicht an.

Auch Deutschlands Nachkriegsordnung war in Potsdam umstritten. Die Entscheidung darüber und über die der UdSSR versprochenen Reparationen wurden vertagt. Damit war der weitere Konflikt vorprogrammiert. Das gegenseitige Misstrauen wuchs: Die USA schätzten die UdSSR als aggressiv-expansionistisch ein und wollten ihre Ausdehnung nach außen hin eindämmen (Containment-Politik: Irankrise 1946, Türkeikrise). Wie Geheimdokumente des Pentagon von 1950 zeigen, ging es schon früh auch darum, Mittelost- und Osteuropa unter westlichen Einfluss zu bringen (roll back) und die UdSSR durch Aufrüstung zu destabilisieren.

Ab 1946 nahmen die USA auch ein geteiltes Deutschland in Kauf. Die UdSSR bevorzugte ein vereintes, neutrales Deutschland mit Mitspracherecht aller Sieger. Sie versuchte, zunächst die eigene Wirtschaft und Innenpolitik zu konsolidieren; Expansion konnte sie sich daher nicht leisten.

Harry S. Truman, Nachfolger Roosevelts

1947 verpflichtete die Truman-Doktrin die USA, „alle freien Völker zu unterstützen, die sich der Unterwerfung durch bewaffnete Minderheiten oder durch Druck von außen widersetzen“. Anlass dafür war die Situation in Griechenland und der Türkei, die keine kommunistischen Regimes erhalten sollten. Um Unterstützung im Kongress und der eigenen Bevölkerung zu erhalten, stilisierte Truman die UdSSR nun zum Feindbild der „freien Welt“. Die geistige Vorlage für seine Doktrin war das long telegram des amerikanischen Diplomaten George F. Kennan. Darin schloss Kennan jeden modus vivendi (Weise des Miteinanders, politisches Arrangement) mit der UdSSR aus.

Der Marshall-Plan bot allen europäischen Staaten, auch der UdSSR, Unterstützung zum Wiederaufbau. Die Verhandlungen dazu in Paris brach diese jedoch ab, da die USA politische und wirtschaftliche Zugeständnisse verlangten, die für die UdSSR mit ihrer staatskapitalistisch organisierten Wirtschaft inakzeptabel waren. Dadurch erhielt der Ostblock keine amerikanische Wirtschaftshilfe und schloss sich daraufhin wirtschaftlich enger zusammen.

1948/1949 führten die Westalliierten ohne Absprache mit der UdSSR eine Währungsreform in ihren Besatzungszonen Deutschlands und Berlins durch. Die UdSSR betrachtete dies daher als Bruch der Potsdamer Konferenzbeschlüsse, wonach Deutschland als politische und wirtschaftliche Einheit zu wahren war, und antwortete mit der Berlin-Blockade, einer totalen Wirtschafts- und Handelsblockade der Berliner Besatzungszonen der Westalliierten. Diese sollte die Versorgung der drei Berliner Westzonen mit Lebensmitteln und Brennmaterial zum erliegen bringen, um sie unter eigene Kontrolle zu bringen. Das verhinderte der Westen mit der Berliner Luftbrücke. Doch dieser erste Höhepunkt des Kalten Krieges verstärkte die westliche Furcht vor einer sowjetischen Expansion in Europa.

1949 wurden die drei Westzonen zur BRD vereint und das westliche Militärbündniss NATO gegründet. Die UdSSR antwortete mit der Gründung der DDR. Damit waren Deutschlands und Europas Teilung vollendet und die bipolare Weltordnung zementiert. Auch wirtschaftlich vollzog sich die Teilung mit der Gründung der OECD und Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl im Westen, dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW/COMECON) im Osten. Außerdem verhängte die NATO gegen die Ostblockstaaten das COCOM-Embargo für Hochtechnologie und Rüstungsgüter.

In jenem Jahr zündete die UdSSR ihre erste Atombombe; China wurde kommunistisch. Daraufhin verschärften die USA ihre Eindämmungspolitik: Sie erkannten die neue chinesische Regierung nicht an, verweigerten der VR China die Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen und rüsteten Japan verstärkt zu einem antikommunistischen Gegenpol auf. Ihre auch für die NATO verbindliche Militärstrategie basierte bis 1954 auf der Drohung mit „massiver Vergeltung“ (massive retaliation) „an Orten und mit Mitteln eigener Wahl“ für jeden nicht näher definierten kommunistischen Expansionsversuch. Damit verfolgten die USA nun offen eine Politik des roll back, d.h. ein Zurückdrängen des Staatskommunismus in Eurasien.

Vom Koreakrieg bis zur Kubakrise (1950–1962)

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Koreakrieg: US-UN-Einheiten überqueren 1950 den 38. Breitengrad

1950 eskalierte der Kalte Krieg in Nordostasien zum Koreakrieg. Dieser war ein Stellvertreterkrieg vor allem zwischen den USA, die Südkorea unterstützten, und der VR China, die Nordkorea unterstützte. Vorausgegangen war 1949 der Abzug der sowjetischen Truppen aus Nordkorea und der US-Truppen aus Südkorea; beide Supermächte hatten das Land nach der Kapitulation Japans am 38. Breitengrad entlang geteilt. Danach wollte der nordkoreanische Diktator Kim Il-sung den südkoreanischen Diktator Syngman Rhee verdrängen und Korea unter seiner Führung vereinigen.

Nordkoreanische Truppen überschritten die Grenze und besetzten große Teile Südkoreas. Die USA intervenierten daraufhin mit eigenen Truppen und drängten die Nordkoreaner weit zurück, so dass nur das Eingreifen von inoffiziellen chinesischen Truppen Nordkorea vor US-amerikanischer Besetzung bewahrte. Weil die UdSSR den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen vorübergehend boykottierte, segnete dieser die US-Intervention nachträglich ab. Fortan blieb Korea geteilt.

In den USA nahm der Antikommunismus enorm zu. Das Komitee für unamerikanische Aktivitäten wurde gegründet. Senator Joseph McCarthy leitete den Ausschuss zur Untersuchung „antiamerikanischer Umtriebe“. Er versuchte systematisch nicht nur Kommunisten, sondern alle möglichen liberalen Intellektuellen als vermutete Spione und Systemgegner ausfindig zu machen, zu verhören, einzuschüchtern und ihrer Ämter zu berauben („McCarthyism“). Er wurde 1954 schließlich abgelöst und gerügt.

1952 boten die Deutschland-Noten Stalins den drei Westmächten die Wiedervereinigung Deutschlands an. Es sollte ein neutraler, aber zur Selbstverteidigung fähiger Staat in den von der Potsdamer Konferenz festgelegten Grenzen werden. Damit wollte Stalin die voraussehbare NATO-Mitgliedschaft der BRD abwenden und sie zur militärischen Pufferzone zwischen Ost und West machen.

Einige BRD-Politiker, darunter Gustav Heinemann, sahen Neutralität als größeren Schutz und tragfähige Perspektive an, weil ein abgerüstetes Deutschland ohne Bündnispflichten größere politische Handlungsfreiheit gegenüber beiden Supermächten gehabt hätte. Dies hätte auf die Nachbarstaaten in Europa ausstrahlen und ein erster Schritt zur Entspannungspolitik zwischen den Machtblöcken sein können. Heinemann war schon 1950 bei ersten Anzeichen der militärischen Westbindung aus der CDU ausgetreten und hatte die Gesamtdeutsche Volkspartei gegründet, die aber weitgehend erfolglos blieb.

Die Westmächte misstrauten Stalins Vorschlägen und sahen darin überwiegend Nachteile für sich selbst. BRD-Bundeskanzler Konrad Adenauer forderte zunächst gesamtdeutsche freie Wahlen und eine Garantie Stalins, Deutschland die Bündniswahl zu überlassen. Stalin ging unerwartet darauf ein und gestattete freie Wahlen, jedoch unter Aufsicht der vier Siegermächte. Die Westalliierten antworteten mit dem Verweis auf 1948, als Deutschlands Viermächteverwaltung gescheitert war. Damit war der Vorschlag de facto abgelehnt und eine Chance zur deutschen Wiedervereinigung, die nicht von einem vorherigen Systemwandel im Ostblock abhing, für lange Zeit aufgegeben. – 1955 wurde ein ähnliches Angebot für Österreich jedoch angenommen. Damit war die Nord-Süd-Verbindung der NATO in Europa unterbrochen, unter anderem auch durch die neutrale Schweiz.

Mit dem Amt Blank begann 1952 auch die Wiederbewaffnung der BRD, nachdem im Vorjahr schon der Bundesgrenzschutz (BGS) gegründet worden war. Auch die DDR richtete paramilitärische Einheiten ein.

1953, am 5. März, starb Stalin. Sein Nachfolger Chruschtschow versuchte angesichts der atomaren Pattsituation und massiver innenpolitischer Probleme einen Entspannungskurs und leitete die Politik der „friedlichen Koexistenz“ ein. Damit boten sich Chancen zur „Entstalinisierung“ der UdSSR. Doch deren Verhandlungsbereitschaft endete zunächst mit dem Aufstand in der DDR am 17. Juni. Dort wurde sichtbar, dass die DDR-Regierung kaum das Vertrauen ihrer Bürger genoss, freie Wahlen sie entmachtet und die Eigenstaatlichkeit der DDR gefährdet hätten.

1954 zog die UdSSR auch bei den Wasserstoffbomben und neuen Flugzeugen mit interkontinentaler Reichweite mit den USA gleich. Damit etablierte sich das sogenannte Gleichgewicht des Schreckens. Dessen Erhaltung bestimmte fortan die Beziehungen der Supermächte und trieb den Rüstungswettlauf zusätzlich voran. Die USA begannen nun, in Westeuropa auch auf dem Boden der BRD atomar bestückbare Kurzstreckenraketen aufzustellen. Sie hielten an der Abschreckungsdoktrin der „Massiven Vergeltung“ und ihrem Entscheidungsmonopol zur atomaren Eskalation im „Verteidigungsfall“ fest.

1955 gründete die UdSSR die Warschauer Vertrag-Organisation als Gegenorganisation zur atomar aufrüstenden NATO. Die BRD gründete die Bundeswehr, die DDR kurz darauf die Nationale Volksarmee (NVA). Die NATO hatte zuvor die BRD in den Pariser Verträgen aufgenommen: Damit war die Bundeswehr in ein atomar bewaffnetes Bündnis integriert, erhielt darin aber nur begrenzte militärische Mitspracherechte. Deshalb planten Adenauer und sein damaliger Verteidigungsminister Franz Joseph Strauß, auch die Bundeswehr atomar zu bewaffnen, um mehr eigene Druckmittel gegen die UdSSR und volle Gleichberechtigung in der NATO zu erlangen.

1956 kam es in Ungarn zum Ungarischen Volksaufstand: Mehrere hunderttausend Demonstranten forderten mit Rundfunkbesetzungen und einem Generalstreik demokratische Wahlen, eine Loslösung von der UdSSR und riefen Imre Nagy zum Ministerpräsidenten aus. Als dieser den Austritt aus der Warschauer Vertrag-Organisation verkündete, schlugen sowjetische Truppen den Aufstand nieder und töteten etwa 20.000 Ungaren. Hilfe aus dem Westen, die Radio Free Europe angekündigt hatte, blieb aus. Gleichzeitig, was die USA von dem Ungarischen Volksaufstand teilweise ablenkte, entschieden sich Frankreich, Großbritannien und Israel, nach der Verstaatlichung des Suez-Kanals durch Ägyptens neuen Führer Nasser Ägypten anzugreifen. Am 29. Oktober 1956 begannen die ersten militärischen Aktionen bei der Suez-Krise.

1957 im April machte ein Interview Adenauers die Pläne zur Atombewaffnung öffentlich bekannt. Das „Göttinger Manifest“ von 18 Physikern (12. April) leitete die erste breite außerparlamentarische Opposition in der BRD ein: die Kampf-dem-Atomtod-Bewegung, die vor allem von SPD, Kirchen und Gewerkschaften getragen wurde. Sie forderte den Verzicht auf Atomwaffen und teilweise den Austritt aus der NATO.

Am 2. Oktober 1957 schlug der polnische Außenminister Adam Rapacki vor der UNO-Vollversammlung überraschend einen beiderseitigen Verzicht der Militärbündnisse auf Atomwaffen und eine Entmilitarisierung ganz Mitteleuropas vor. Damit griff er Vorschläge des britischen Premierministers Anthony Eden von 1954 auf, die eine entmilitarisierte Zone auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs vorsahen, um Erfahrungen in der Kontrolle von Abrüstungsmaßnahmen zu sammeln. Der sowjetische Außenminister Molotow hatte diese Idee weiterentwickelt. Doch seine Vorschläge verlangten den Verzicht auf das US-Atomwaffenmonopol in der NATO, während der Westen die Auflösung der Warschauer Vertrags-Organisation verlangte. Im Dezember 1957 beschloss die NATO ihre Atombewaffnung; damit war der Rapackiplan abgelehnt und jeder Versuch, die Atombewaffnung der Blöcke aufzuhalten, gescheitert. Nur die Bundeswehr erhielt keine eigenen Atomwaffen.

1960 scheiterte das als „Friedensgipfel“ angedachte Treffen in Paris zwischen US-Präsident Eisenhower und dem sowjetischen Regierungschef Chrustschow. Kurz zuvor war ein US-Spionageflugzeug über der UdSSR abgeschossen worden. Die USA gaben zu, die UdSSR seit 1956 unter Verletzung ihres Luftraums zu beobachten. Chrustschow verlangte vom Präsidenten das Eingeständnis, dass es sich dabei um „aggressive Akte“ gehandelt habe, was Eisenhower ablehnte. Im selben Jahr entschlossen die USA sich zu ersten wirtschaftlichen Maßnahmen gegen Kuba, da die seit Anfang 1959 dort herrschende Revolutionsregierung unter Fidel Castro einen sozialistischen Kurs eingeschlagen hatte. Darauf folgten eine Reihe erfolgloser verdeckter Operationen, um das Castro-Regime zu stürzen. Zwischen der UdSSR und der VR China kam es zum offenen Zerwürfnis.

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Berliner Mauer

1961, am 13. August, wurde infolge massiver Fachkräfteverluste durch Abwanderungen in den Westen (ca. 2,6 Mio. Menschen seit 1949) über Nacht die Berliner Mauer errichtet. Dabei standen sich für kurze Zeit sowjetische und US-amerikanische Panzer in Berlin direkt gegenüber. US-Präsident John F. Kennedy verzichtete jedoch auf konkrete Maßnahmen und beschränkte sich auf diplomatischen Protest, da die Mauer keine sehr schöne Lösung, aber tausendmal besser als Krieg sei. Bis 1989 kamen dort und an der innerdeutschen Grenze mehrere hundert Menschen bei Fluchtversuchen ums Leben. Allerdings kam es im Gegensatz zur Grenze in Korea hier nur selten zu bewaffneten Zwischenfällen zwischen Grenzschützern auf beiden Seiten.

Stationierung sowjetischer Raketen auf Kuba 1962

1962 standen die Supermächte und die Welt in der Kubakrise am Rand eines neuen Weltkriegs. Nachdem die USA Zeus- und Thor-Mittelstreckenraketen in der Türkei stationiert hatten, stationierte die UdSSR ihrerseits Atomraketen auf Kuba. Diese hätten die Vorwarnzeiten für einen Angriff auf die USA extrem herabgesetzt. Dies versuchte Kennedy mit einer Seeblockade für sowjetische Schiffe, die Kuba anliefen, zu verhindern. Diese wirkte, aber nach dem Abschuss eines US-amerikanischen Aufklärungsflugzeugs über Kuba verschärfte sich die Krise. Über geheime diplomatische Kontakte gelang es Kennedys Bruder, Chruschtschow zum Verzicht auf die Raketenstationierung zu bewegen: Dabei half das Zugeständnis des Abzugs US-amerikanischer Raketen aus der Türkei. Dies erfuhr die Öffentlichkeit in den USA damals noch nicht. Danach wurde ein „heißer Draht“ zwischen den Staatschefs beider Supermächte, das sogenannte „rote Telefon“, eingerichtet, um künftige Beinahe-Zusammenstöße zu vermeiden.

1963–1969 herrschte vorsichtig zögernde Entspannungspolitik vor.

Vom Prager Frühling bis zur Raketenstationierung (1968–1983)

Ronald Reagan 1982

1968 versuchten reformorientierte Mitglieder innerhalb der Kommunistischen Partei der CSSR unter Alexander Dubček Maßnahmen zur Demokratisierung der Tschechoslowakei durchzuführen. Dieser sogenannte Prager Frühling war jedoch nur von kurzer Dauer. Die sowjetische Führung lehnte die Reformen ab und ließ Truppen der Warschauer Vertrags-Organisation in die Tschechoslowakei einmarschieren und einige Politiker absetzen. Antisowjetische Demonstrationen wurden blutig niedergeschlagen. Der Westen verurteilte das Vorgehen der Sowjetunion zwar, unternahm aber keine weiteren Schritte.

1969 begannen bilaterale Gespräche zwischen der UdSSR und den USA zur Kontrolle und Begrenzung der Atomwaffen. Diese mündeten in der Unterzeichnung der SALT-Verträge und des ABM-Vertrags. Parallel dazu leitete Willy Brandt mit seiner Ostpolitik, die auf Anerkennung des Status Quo und Verzicht auf Revision der deutschen Ostgrenzen die Entspannung in Mittelosteuropa ein. Ein weiterer Schritt der Entspannung war 1973 die erste Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), die zur Schlussakte von Helsinki führte.

1973 wurde ein Waffenstillstandsabkommen zwischen den USA und Nordvietnam unterzeichnet und die Vereinigten Staaten zogen ihre verbliebenen Truppen aus Vietnam zurück. Dies war das Ende der direkten US-Beteiligung am Vietnamkrieg.

1979 markierten zwei nahezu gleichzeitig stattfindende Ereignisse das Ende der Entspannungspolitik der 1970er Jahre und eine Verschärfung des Kalten Krieges: der Nato-Doppelbeschluss und der Sowjetische Einmarsch in Afghanistan.

1980 reagierte US-Präsident Jimmy Carter darauf mit einem Boykott der Olympischen Sommerspiele 1980 in Moskau, dem die westlichen Staaten folgten. Sein Nachfolger Ronald Reagan erhöhte die Rüstungsausgaben auf ein neues Rekordniveau. Zudem belieferten die USA die afghanischen Mujaheddin mit Waffen und führten die „Strategic Defense Initiative“ (SDI) (auch Star Wars-Programm genannt) zur Abwehr strategischer Raketen ein. Damit sollte die Fähigkeit der SU zum strategischen Zweitschlag ausgeschaltet werden. Ziel war ausdrücklich, einen uneinholbaren Vorsprung im Rüstungswettlauf zu gewinnen, um den Ostblock ökonomisch und politisch zu destabilisieren. Dieser konnte sich die Militärausgaben nach westlichen Einschätzungen nicht mehr lange leisten.

Die Streiks der unabhängigen Gewerkschaft Solidarność unter Lech Wałęsa in Polen führten zu einer weiteren Schwächung des Ostblocks.

1982 zerbrach die sozialliberale Koalition. Viele SPD-Abgeordnete signalisierten, dass sie im Bundestag die Zustimmung zur Raketenaufstellung verweigern würden. Daraufhin verhandelte Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) mit der CDU über einen Koalitionswechsel. Bundeskanzler Helmut Schmidt stellte am 1. Oktober die Vertrauensfrage, verlor die Abstimmung und damit sein Amt an Helmut Kohl. Die folgende Bundestagswahl bestätigte die CDU-FDP-Mehrheit.

Im Herbst scheiterten die Genfer Abrüstungsverhandlungen zwischen USA und SU über den Abbau von Mittelstreckenraketen. Ein Grund dafür war, dass man sich nicht auf die Definition des Gleichgewichts einigen konnte: Die SU bezog auch die U-Boot-gestützten Raketen Frankreichs als gegen sich gerichtet in ihre Berechnungen ein, während die USA diese ausklammerten.

Damit wurde die Stationierung einer neuen Raketengeneration auch auf westdeutschem Boden absehbar. Die Pershing II und Cruise Missiles dienten nach Einschätzung vieler Rüstungsexperten nicht zum Ausgleich gegen die SS-20 und Schließen einer angeblichen „Raketenlücke“ (Helmut Schmidt), sondern zur Umsetzung einer auf „Sieg im Atomkrieg“ ausgerichteten Strategie der USA, die Reagans führender Militärberater Colin S. Gray 1980 öffentlich vorgestellt hatte.

1983 stimmte der Bundestag mit der Koalitionsmehrheit der Aufstellung der NATO-Raketen zu. Dagegen bezog die seit 1979 wachsende westdeutsche Friedensbewegung nun verstärkt Konzepte eines gewaltfreien Widerstands ein. Nach Umfragen waren weiterhin gut zwei Drittel der westdeutschen Bevölkerung gegen die Aufstellung. An den Blockaden an Raketenstandorten nahmen auch viele prominente Politiker, Intellektuelle und einige Bundeswehrgeneräle teil.

In der seit 1978 mit der Neutronenbombe neu eröffneten Runde forcierter technologischer Entwicklung konnte die Sowjetunion nicht mehr mithalten, zumal sie ihre militärischen und ökonomischen Kräfte mit der Intervention in Afghanistan schon überdehnt hatte.

Reformpolitik im Osten und Zerfall des Ostblocks (1985–1991)

Michail Gorbatschow und Ronald Reagan, 1987

1985 leitete der neue Generalsekretär des Politbüros, Michail Gorbatschow, ein Reformprogramm ein, das er Perestroika (Wende in Wirtschaft und Verwaltung) und Glasnost (Offenheit und Transparenz nach innen und außen) nannte. Das gigantische Haushaltsdefizit der SU sollte durch Abrüstung aufgefangen werden. Dem stand anfangs die westliche Planung des SDI-Programms entgegen, das die Zweitschlagsfähigkeit der SU und damit das Atompatt aufheben sollte. Dies hätte die SU zu vermehrter Aufrüstung gezwungen.

1986 legte Gorbatschow überraschend einen Plan zur Abschaffung aller Atomwaffen bis zum Jahr 2000 vor, um die westliche Blockadehaltung zu überwinden. Nach einigen Schwierigkeiten der Unterhändler bei den seit Herbst 1985 laufenden Genfer Abrüstungsgesprächen kam es im Oktober 1986 zu einem Gipfel zwischen Reagan und Gorbatschow in Reykjavik: Dort wurde die Halbierung der Menge aller Atomwaffen und Abschaffung aller ballistischen Raketen binnen zehn Jahren diskutiert. Eine sofortige Einigung scheiterte daran, dass die USA am SDI-Programm festhielten, das aus Sicht der SU gegen den Raketenabwehrvertrag (ABM-Vertrag) von 1972 verstieß.

1987 machte Gorbatschow Abrüstungsschritte nicht mehr von einem Gesamtpaket und der Abkehr der USA vom SDI-Programm abhängig: Durch seine direkte und flexible Verhandlungsführung kam es zum INF-Vertrag, der die Verschrottung aller Mittelstreckenraketen in Europa vorsah. Zudem wurde mit dem START-I-Vertrag die Reduzierung der strategischen Kernwaffen eingeleitet. Ferner sollten Obergrenzen bei antiballistischen Raketen und Mischungsverhältnisse von Offensiv- und Defensivwaffen festgelegt werden. Dies war der bislang weitreichendste Durchbruch zur Abrüstung, der zugleich das nahe Ende des Kalten Krieges bedeutete.

1989 begann die „Wende“ in den europäischen Ostblockstaaten. Im Juli verstärkte sich die Flüchtlings- und Ausreisewelle in der DDR. Der ungarische Ministerpräsident Gyula Horn veranlasste am 19. August die Grenzöffnung zu Österreich und ließ etwa 600 DDR-Bürger ungehindert passieren. Zugleich häuften sich die Demonstrationen in der gesamten DDR, an denen immer mehr Menschen teilnahmen. Dabei wurden zunehmend Forderungen nach einer Demokratisierung der Gesellschaft laut („Wir sind das Volk“). Auch zum 40. Jahrestag der Republik am 7. Oktober protestierten die Bürger in Leipzig. Bei dieser Gelegenheit soll der Gast Gorbatschow zu Erich Honecker in Berlin gesagt haben: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.. Die SED-Führung hatte seinen Reformkurs nicht übernommen. Anders als seine Vorgänger überließ er sie ihrem Schicksal und verzichtete auf einen Einsatz der Roten Armee. Daher führten die Montagsdemonstrationen erst zur Absetzung Honeckers, dann zum Mauerfall aufgrund eines neuen Ausreisegesetzes. In der Folge verstärkte sich der Ruf nach einer Vereinigung mit der Bundesrepublik („Deutschland einig Vaterland“).

Im Dezember folgten Massenprotest und erfolgreiche Revolutionen auch in der Tschechoslowakei und Rumänien. Während diese in Prag unblutig verlief und mit Vaclav Havel ein von der Bevölkerung getragener neuer Präsident bereitstand, griff in Bukarest der Geheimdienst Securitate ein. Diktator Nicolae Ceauşescu und seine Frau wurden standrechtlich erschossen; eine stabile Nachfolgeregierung kam lange nicht zustande.

1990 erreichte die Abkehr vom zentralistischen Staatskommunismus auch die SU selbst: Da Gorbatschow das Selbstbestimmungsrecht der Völker im Einflussbereich der SU anerkannt hatte, verlangten nun auch die Staaten des Baltikums Autonomie und Rückzug der Roten Armee von ihren Gebieten. Dem versuchte er mit einer Verfassungsänderung zu begegnen, die mehr Föderalismus und Teilautonomie gewähren, aber die von Stalin geschaffene staatliche Einheit der SU wahren sollte.

Einen Tag vor Inkrafttreten dieser Verfassungsreform kam es zum Augustputsch einiger konservativer Vertreter des Politbüros, die Gorbatschows Politik ablehnten. Doch die Demokratiebewegung in Moskau reagierte unter Boris Jelzin rasch und entschlossen, so dass die Putschisten die Aussichtslosigkeit ihres Versuchs erkennen mussten. Dies beschleunigte das Ende der KPdSU-Alleinherrschaft. Nur wenige Wochen darauf erklärten die baltischen Republiken sich für unabhängig, viele Teilrepubliken setzten ihre KP-Führer ab, und die SU wurde aufgelöst. – Im Herbst, nach Inkrafttreten des deutschen Einigungsvertrags und einer Währungsunion, kam es zur Deutschen Wiedervereinigung. Sie wurde nicht durch die beidseitige Aushandlung einer gemeinsamen neuen Verfassung, sondern durch Beitritt der DDR zum Grundgesetz der Bundesrepublik vollzogen. Dazu hatte Gorbatschow bei einem Treffen mit Bundeskanzler Helmut Kohl zuvor sein Einverständnis gegeben und auch auf die Bedingung, das vereinte Deutschland dürfe nicht Mitglied der NATO sein, verzichtet.

Am 21. November 1990 wurde der Kalte Krieg formell beigelegt. In der Charta von Paris verpflichteten sich die 34 KSZE-Staaten zur Demokratie als Regierungsform und zur Achtung der Menschenrechte.

1991 löste sich auch die Warschauer Vertragsorganisation auf; aus einigen Teilstaaten der aufgelösten SU bildete sich die GUS. – Der rasche Zusammenbruch des Ostblocks kam für die amerikanische Führung teilweise überraschend, da sie von einer hochgerüsteten Sowjetunion ausging, die ihr Einflussgebiet nicht freiwillig aufgeben würde. Andererseits hatten westliche Analysen eine Zahlungsunfähigkeit und ökonomischen Zusammenbruch der SU vorausgesagt.

Siehe auch

Literatur

  • Michael R. Beschloss/Strobe Talbott: Auf höchster Ebene, das Ende des Kalten Krieges und die Geheimdiplomatie der Supermächte 1989–91. ECON, ISBN 3430112478
  • Jürgen Bruhn: Der Kalte Krieg oder: Die Totrüstung der Sowjetunion. Gießen 1995, ISBN 3883494348
  • John Lewis Gaddis: We now know. Rethinking Cold War History. Oxford 1997, 2. erw. Aufl. 2005
  • John Lewis Gaddis: The cold war. Allen Lane/Penguin Books, London u. a. 2005, ISBN 0713999128
  • David Horowitz: Kalter Krieg. Hintergründe der US-Außenpolitik von Jalta bis Vietnam. Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 1983, ISBN 3803110130
  • Jeremy Isaacs/Taylor Downing: Der Kalte Krieg. Heyne, München 2001, ISBN 3453197100
  • Gabriel Kolko: Das Jahrhundert der Kriege. S. Fischer, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-10-040010-0
  • Wilfried Loth: Die Teilung der Welt, Geschichte des Kalten Krieges 1941–1955. dtv München, 2000, ISBN 3423307560
  • Rolf Steininger: Der Kalte Krieg. Fischer Taschenbuch Verlag Nr. 15551, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3596155517
  • Bernd Stöver: Der Kalte Krieg. C. H. Beck Verlag, München 2003, ISBN 3406480144
  • Wladimir K. Wolkow, Harald Neubert: Stalin wollte ein anderes Europa. Berlin 2003, ISBN 3360010469
  • Daniel Yergin: Shattered Peace: The Origins of the Cold War and the National Security State. Boston 1978, ISBN 039527267X

Multimedia

  • Selling Democracy. DVD. Bonn: BPB, 27. Januar 2006 (23 propagandistische Kurzfilme aus den Jahren 1948 bis 1953, Bereitstellungspauschale: EUR 6,–; vgl. [1])
Wiktionary: Kalter Krieg – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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