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Dagmar von Dänemark (1847–1928)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Prinzessin Dagmar von Dänemark als Kaiserin von Russland auf einem Gemälde von Iwan Kramskoi (1882)

Marie Sophie Frederikke Dagmar, Prinzessin von Dänemark (* 26. November 1847 auf Schloss Amalienborg in Kopenhagen; † 13. Oktober 1928 auf Schloss Hvidøre bei Kopenhagen) war als Gemahlin von Kaiser Alexander III. als Maria Fjodorowna (russisch Мария Фёдоровна), auch Maria Feodorowna, von 1881 bis 1894 Kaiserin von Russland. Sie war die Mutter von Nikolaus II., dem letzten russischen Zaren.

Leben

Herkunft und Jugend

Dagmar wurde als viertes Kind und zweitälteste Tochter des damaligen Prinzen Christian von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und dessen Frau Louise von Hessen geboren.[1] Sie wurde mit der dänischen Königin Caroline Amalie als Taufpatin lutherisch getauft und erhielt die Namen ihrer Verwandten, der dänischen Königinwitwe Marie Sophie Friederike und – der nationalromantischen Mode der Zeit entsprechend – der populären dänischen Mittelalterkönigin, Dagmar von Böhmen. Während ihrer Zeit in Dänemark war sie als Prinzessin Dagmar bekannt, während sie in der Familie zeitlebens unter ihrem Spitznamen „Minnie“ benannt wurde.[2]

Ihre Familie war ursprünglich nur entfernte Verwandte des dänischen Königshauses. Ihre Position änderte sich 1853, als ihr Vater nach einigen komplizierten Verhandlungen dänischer Thronfolger nach dem kinderlosen König Friedrich VII. wurde: Erst in diesem Jahr erhielten die Familienmitglieder die Titel Prinz oder Prinzessin von Dänemark. Ihr Vater wurde nach dem Tode Friedrichs VII. 1863 als Christian IX. König von Dänemark. Durch die Heiraten ihrer fünf Geschwister war sie mit zahlreichen Herrscherhäusern Europas verwandt. So wurde ihre ältere Schwester Alexandra die Gemahlin von König Eduard VII. von Großbritannien und Irland, was die auffallende äußerliche Ähnlichkeit ihres Sohnes Kaiser Nikolaus II. und ihres Neffen König Georg V. von Großbritannien und Irland erklärt. Dagmar, die in der Familie Minnie genannt wurde, wurde zusammen mit ihrer Schwester Alexandra erzogen. Die beiden Prinzessinnen teilten sich ein Zimmer und erhielten eine Ausbildung, die einer Frau der damaligen Zeit entsprach. Außerdem erhielten sie Schwimmunterricht von der schwedischen Schwimmpionierin Nancy Edberg.

Ehe und Nachkommen

Der damalige Zarewitsch Alexander mit seiner Frau Maria Fjodorowna und ihre Kinder Nikolaus, Xenia und Georgi, 1878

Im Sommer 1864 wurde Prinzessin Dagmar mit dem Zarewitsch Nikolai, Sohn Alexander II. von Russland, verlobt. Zur Hochzeit kam es jedoch nicht, da Nikolai erkrankte und im April 1865 in Nizza starb. Nach ihrem Verlust von Nikolais Vater getröstet, verlobte sie sich im folgenden Juni mit Nikolais jüngerem Bruder und neuen Zarewitsch Alexander. Dagmar konvertierte zum russisch-orthodoxen Glauben und nannte sich fortan Marija Fjodorowna (russisch Мария Фёдоровна). Ihre Hochzeit mit Alexander fand am 9. November 1866 im Winterpalast in Sankt Petersburg statt. Das neuvermählte Paar zog in den Anitschkow-Palast in St. Petersburg, wo es die folgenden fünfzehn Jahre lebte. Die Verbindung wurde als glücklich beschrieben; keiner der beiden soll außereheliche Liebschaften gehabt haben. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor:

Marija Fjodorowna und Alexander führten ein sehr häuslich und familiär geprägtes Leben. Fester Bestandteil des Familienlebens waren ausgedehnte Sommerurlaube im Herrenhaus Langinkoski in der Nähe von Kotka an der finnischen Küste, in der Sommerresidenz Liwadija auf der Halbinsel Krim am Ufer des Schwarzen Meeres und bei der dänischen Familie auf Schloss Fredensborg in Dänemark.

Zarin

Maria Fjodorowna, Kaiserin von Russland, 1885
Kaiserin Maria Fjodorowna und Kaiser Alexander III. in Dänemark, 1892

Durch ihre Hochzeit Gemahlin des Thronfolgers, wurde Maria Fjodorowna nach dem Tod ihres Schwiegervaters durch einen Bombenanschlag (13. März 1881) Zarin von Russland. Die Krönungsfeierlichkeiten fanden zwei Jahre später, am 27. Mai 1883, in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale im Moskauer Kreml statt. Aufgrund von Befürchtungen um ihre Sicherheit zog die Familie kurze Zeit später auf Schloss Gattschina außerhalb St. Petersburgs um. Den Heiratsabsichten ihres Sohnes und zukünftigen Kaisers Nikolaus mit Alix von Hessen-Darmstadt stand sie reserviert gegenüber. Nach dem Tod ihres Gemahls im Alter von nur 49 Jahren am 1. November 1894 und der Hochzeit Nikolaus’ und Alexandras im selben Monat zog sie sich in den Anitschkow-Palast zurück.

Sie war weniger an Politik, dafür aber umso mehr an ihrer Familie und der Wohltätigkeit interessiert. Die einzige Ausnahme ihrer Zurückhaltung in politischen Angelegenheiten war das offene Demonstrieren ihrer heftigen Abneigung gegen Deutschland, nachdem der Erste Weltkrieg ausgebrochen war.

Rückkehr nach Dänemark

Nach Ausbruch des Russischen Bürgerkriegs wurde Maria Fjodorowna 1919, auf die dringende Bitte ihrer Schwester Alexandra, von der Krim mit der HMS Marlborough in Sicherheit gebracht. Sie kehrte über England nach Dänemark zurück und ließ sich in der Sommerresidenz Hvidøre bei Kopenhagen nieder. Von dort aus finanzierte sie die Untersuchungen des Weißarmisten Nikolai Alexejewitsch Sokolow, der Nachforschungen über den Verbleib der Zarenfamilie nach der Oktoberrevolution unternahm. Obwohl Sokolow 1924 zu dem Schluss kam, dass Nikolaus II. tot sei, glaubte sie bis zu ihrem Tod fest daran, dass ihr Sohn noch lebte.

Sie starb am 13. Oktober 1928 und wurde in der Familiengruft der dänischen Könige im Dom zu Roskilde beigesetzt. Am 28. September 2006 erfolgte die Überführung ihrer Gebeine in die Familiengruft der Kaiserfamilie in der Peter-und-Paul-Kathedrale in Sankt Petersburg.

Literatur

  • Coryne Hall: Little Mother of Russia: A Biography of Empress Marie Fedorovna (1847-1928). New York u. a. 2001, ISBN 978-0-8419-1421-6.

Vorfahren

 
 
 
 
 
Friedrich Karl Ludwig von Schleswig-Holstein (1757–1816)
 
 
 
 
Friedrich Wilhelm von Schleswig-Holstein (1785–1831)
 
 
 
 
 
Friederike von Schlieben (1757–1827)
 
 
 
Christian IX. König von Dänemark (1818–1906)
 
 
 
 
 
 
Karl von Hessen-Kassel (1744–1836)
 
 
 
Luise Karoline von Hessen-Kassel (1789–1867)
 
 
 
 
 
Louise von Dänemark (1750–1831)
 
 
 
Dagmar von Dänemark
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich von Hessen-Kassel (Rumpenheim)(1747–1837)
 
 
 
Wilhelm von Hessen (Rumpenheim) (1787–1867)
 
 
 
 
 
Karoline Polyxene von Nassau-Usingen (1762–1823)
 
 
 
Louise von Hessen (1817–1898)
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich Erbprinz von Dänemark (1753–1805)
 
 
 
Louise Charlotte von Dänemark (1789–1864)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Sophie Friederike von Mecklenburg (1758–1794)
 
 
Commons: Maria Fjodorowna (Dagmar von Dänemark) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hugh Montgomery-Massingberd: Burke's Royal Families of the World. Band 1. Burke's Peerage, London 1977, ISBN 0-220-66222-3, S. 69–70 (englisch).
  2. Coryne Hall: Little Mother of Russia : a Biography of Empress Marie Feodorovna. Shepheard-Walwyn, London 2001, ISBN 978-0-8419-1421-6 (englisch).
VorgängerinAmtNachfolgerin
Maria AlexandrownaKaiserin von Russland
1881–1894
Alexandra Fjodorowna