Heidentum
Der Ursprung des Begriffes Heiden ist unklar. Man leitet ihn zum einen von griechisch: ethné: die Völker ab, zum anderen von germanisch: haithio: unbebautes, wildgrünendes Land, Waldgegend, Heide. Die englische Entsprechung ist pagan, von lat. paganus = "Bewohner des unbebauten Landes". In der Antike waren es die Barbaren, die Menschen aus anderer Kultur. Doch es genügte meistens, wenn die Andersgläubige auch den römischen Göttern opferten und damit auch eine Art Steuern brachten.
Das Christentum unterscheidet Judentum und Heidentum. Die christlichen Prediger und Missionare betrachteten alle Menschen, die nicht zum Christentum konvertiert waren, als "Heiden", die einzige Ausnahme machten sie bei den Juden. Die pauschale Bezeichnung Heide war abwertend und ist auch aus der heutigen Sicht unzutreffend und unzulässlich. Denn die Bekehrung von Heiden wurde nur zu oft als Vorwand für Eroberungen, Unterdrückung und Versklavung, ja bis zur Ausrottung benützt, die Heiden waren nach so mancher offiziellen Auffassung rechtlos und vogelfrei, sie wurden auch entsprechend behandelt.
Die Bekehrung von Heiden war ein zentrales Anligen der christlichen Mission, die Christianisierung geschah zuerst rund ums Mittelmeer vornehmlich auf dem Gebiet des Römischen Reiches. Relativ bald erreichten die ersten Christen auch Schottland und Irland, von dort verbreiteten sie den Glauben in Europa von West nach Ost, nicht ohne Widerstand, nicht ohne Konflikte. Auch der Weg ins Übersee war gleichzeitig der Weg der Mission, kaum ein Entdecker oder Eroberer verzichtet darauf auch den kirchlichen oder gar päpstlichen Segen für sein Unternehmen anzufordern. Priester waren meist mit am Bord und die Verbreitung des wahren Glaubens war ihre wichtigste Funktion in den neuen Ländern. Die meisten Entdeckung erhielten dann auch sehr christliche Namen, San Sebastion, Santa Lucia, San Francisco usw.
Auch der Islam bezeichnet Andersgläubige pauschal als Ungläubige, die nicht selten verachtet oder bekämpft wurden, jedoch nicht immer und überall. In der Kultur der islamischen Länder gibt es sagenhafte Beispiele von Epochen des friedlichen Zusammenlebens von ganz verschiedenen Religionen Tür an Tür. Auch Juden zeigen sich gegenüber anderen Glaubensrichtungen meist tolerant, wenn auch bewusst distanziert.
Der Buddhismus und die chinesische, ostasiatische Religionen zeichnen sich meistens aus durch eine beachtenswerte Toleranz, gar Hochachtung gegenüber anderen Religionen. Im Buddhismus werden alle anderen Weltanschauungen ausdrücklich toleriert. Für Anhänger von Religionen, die mehreren Göttern huldigen, ist es in der Regel kaum ein Problem, dass andere Menschen auch noch andere Götter verehren. Im Monotheismus kommt es hingegen zum zentrallen Konflikt, da es einen anderen Gott ja nicht geben darf.
Für eine Wesensbeschreibung der klassischen Heiden aus ihrem Selbstverständnis heraus scheint die Bezeichnung heute nicht mehr sinnvoll. Zur Selbstbezeichnung wurde der Begriff Ende des 20. Jahrhunderts, als im Zuge einer allgemeinen Neubewertung der Natur das Heidentum als Glaubens- und Lebenspraxis wiederentdeckt wurde. Die s. g. Neuheiden nehmen heidnisches Brauchtum, Rituale, und Traditionen unter den Bedingungen heutiger Kultur wieder auf.
Die heute übliche Bezeichnung für Weltanschauungen außerhalb der großen, anerkannten Weltreligionen ist Animismus oder Naturreligion.
Siehe auch:
- Neo-Schamanimus - Neo-Kelten - Neo-Germanen - Asatru - Druiden - Wicca - (Neo-Hexen)
Als Hochfeste (gelegentlich auch Sabbate) werden die folgenden hohen Feiertage im Jahreskreis von heidnischen Religionen bezeichnet:
- Samhain - 31. Oktober (eigentlich 1. November, allerdings beginnt der Tag nach heidnischem Kalender mit dem Sonnenuntergang)
- Jul, Mittwinter, Wintersonnenwende - 20. - 23. Dezember
- Imbolc , Brigid - 2. Februar
- Ostara 20. - 23. März
- Beltane - 30. April, (eigentlich 1. Mai)
- Litha, Mittsommer, Sommersonnenwende - 20. - 23. Juni
- Lammas, Lughnasadh - 1. August
- Mabon - 20. - 23. September