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Jock Stein

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John 'Jock' Stein CBE (* 5. Oktober 1922; † 10. September 1985) war einer der renommiertesten Trainer in der britischen Fußballgeschichte. Er ist vor allem bekannt für seine Zeit als Trainer bei Celtic Glasgow, obwohl er auch als Trainer von Schottland großen Erfolg hatte und als Spieler und Trainer bei einigen anderen Vereinen engagiert war.

Er wird gemeinsam mit Bill Shankly und Sir Matt Busby zu den größten schottischen Trainern gezählt und wurde zum besten schottischen Trainer aller Zeiten gewählt. Als Trainer konnte er sechs Mal den schottischen Ligapokal, zehn Mal die schottische Premier League, neun Mal den schottischen Pokal und ein Mal den Europapokal der Landesmeister gewinnen.

Stein als Spieler

Der in Burnbank (South Lanarkshire in Schottland) geborene Stein wusste, dass der Fußball ihn vor den Kohleminen Lanarkshires bewahren würde. 1937 schloss er die Greenfield-Schule in Hamilton ab und arbeitete kurzzeitig in einer Teppichfabrik, um dann doch als Kumpel in die Minen zu gehen. Im nächsten Jahr wurde er Jugendspieler von Blantyre Victoria. 1942 wechselte er in den bezahlten Fußball zu den Albion Rovers, arbeitete aber unter der Woche immer noch in den Kohleminen, während er Samstag für die Rovers im zentralen Mittelfeld spielte. Er machte sich einen Namen als guter Spieler auf dieser Position und absolvierte über 200 Spiele für den Coatbridge-Verein, der ihn 1943 auch an Dundee United auslieh. 1948 stiegen die Rovers in die erste Liga auf.

1950 wechselte Stein nach Wales zu Llanelli Town, das noch in keiner Liga spielte. Zum ersten Mal war er ein Vollprofi, der sich vollkommen auf den Fußball konzentrieren konnte. Er hatte ein Wochengehalt von zwölf britischen Pfund. Jedoch wollte Stein schon bald wieder nach Schottland zurück, wo er Frau und Kind zurückgelassen hatte und wo es außerdem Probleme mit seinem Haus gab. 1951 erhielt er schließlich die Freigabe, als er auf Empfehlung vom Trainer der Celtic-Reserve Jimmy Gribben von Celtic Glasgow für 1200 £ gekauft wurde.

Ursprünglich für die Reserve vorgesehen, erhielt Stein nach einer Verletzungsserie in der ersten Mannschaft die Möglichkeit, sein Können dort zu zeigen. 1952 wurde er zum stellvertretenden Kapitän. Als der Kapitän Sean Fallon wegen eines Armbruchs pausieren musste, wurde Stein zum Spielführer. Er sollte dieses Amt inne haben, bis er seine Karriere bei Celtic 1958 wegen einer Verletzung 1956 beenden sollte.

1953 führte Stein Celtic als Kapitän zum Gewinn des Coronation Cups, wo die Schotten unerwarteterweise Arsenal London, Manchester United und Hibernian Edinburgh bezwangen und damit zum inoffiziell besten Verein Großbritanniens wurden. Mit Stein als Spielführer gewann Celtic auch wieder erstmals seit 1938 die nationale Meisterschaft und das erste Double der schottischen Pokale seit 1914. Die Weltmeisterschaft 1954 nutzte Stein zum Beobachten und Lernen. Einerseits erkannte er die desaströse Vorbereitung der Schotten, andererseits studierte er die von den kontinental-europäischen Mannschaften benutzten Taktiken, vor allem das revolutionäre Spielsystem der Ungarn.

1956 zog sich Stein nach andauernden Kniebeschwerden vom proffesionellen Fußball zurück. Insgesamt spielte er für Celtic 148 Mal und erzielte zwei Tore für den Verein. Nach dem Karriereende wurde er Trainer der Reserve und der Jugendmannschaften und war dafür verantwortlich, den Vorstand von der Notwendigkeit eines neuen Trainingsgeländes in Barrowfield zu überzeugen. 1958 führte er die Celtic-Reserve zum zweiten Gewinn des XI Cups, wo seine Elf im Finale die Glasgow Rangers mit 8:2 vernichtend schlug. Dies war der erste Erfolg in Steins Trainerkarriere.

Trainerkarriere

Am 14. März 1960 wurde Stein der Trainer von Dunfermline Athletic. In den ersten sechs Wochen seiner Amtszeit schaffte er es, Dunfermline aus der akuten Abstiegsgefahr zu befreien. Er schuf eine starke Mannschaft, die 1961 den schottischen Ligapokal ausgerechnet gegen Celtic Glasgow gewann, das nach einem Remis im Hinspiel des Finales im Rückspiel 2:0 bezwungen wurde. 1962 besiegte Dunfermline im Inter-Cities Fairs Cup Everton und verlor nur gegen Valencia, nachdem man zwischenzeitlich einen Rückstand von vier Toren ausgeglichen hatte.

Am 1. April 1964 wurde Stein der neue Trainer von Hibernian Edinburgh und auch hier schaffte er es binnen Monaten zum ersten Titel zu führen, in diesem Fall der Summer Cup. Weggefährten Steins erklärten, dass der junge Trainer über ein für sein Alter herausragendes Spielverständnis verfüge und es meisterlich verstehe, mit geringen Mitteln das Maximum aus seinen Spielern herauszuholen. Stein selbst vertiefte sich immer mehr in die Struktur des Spiels, während seine Elf einfach auf den Platz ging und spielte.

Am 9. März 1965 kehrte Stein zu Celtic zurück, übernahm dort das Amt des Cheftrainers, nachdem die Bhoys in den letzten acht Jahren titellos geblieben waren. Stein war außerdem der erste protestantische Trainer des „katholischen“ Vereins. Er brachte wieder Energie in die Mannschaft und gewann nur sechs Wochen nach Amtsantritt den schottischen Pokal, wo im Finale Dunfermline mit 3:2 geschlagen wurde. In der folgenden Saison wurde Celtic zum ersten Mal seit 1954 wieder schottischer Meister. In diesem Jahr kam Celtic auch bis ins Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger, schied dort aber gegen den FC Liverpool wegen der Auswärtstorregelung aus.

Die drei im Jahr 1967 geholten Titel machten Stein endgültig zu eine der Legenden von Celtic.

Erfolge in Europa

Stein schaffte mit Celtic zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte das schottische Triple: Celtic gewann die Meisterschaft, den Ligapokal und den Pokal. Er führte Celtic auch zum Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1967, wo die Schotten am 25. Mai in Lissabon das Finale gegen den amtierenden Sieger Inter Mailand trotz frühem Rückstand 2:1 gewannen und damit zum ersten britischen Verein wurden, der diese Trophäe gewann. In der achten Minute foulte Celtics Jim Craig den Inter-Stürmer Cappellini. Alessandro Mazzola verwandelte den Strafstoß und Inter spielte fortan den schematischen Fußball, für den der Verein bekannt geworden war. Celtic kämpfte leidenschaftlich und konnte nach einer Stunde durch Tommy Gemmell den Ausgleich erzielen. Fünf Minuten vor dem Schlusspfiff konnte Chalmers Celtic in Führung bringen. Das 2:1 blieb auch das Endergebnis, Celtic stürzte in einen Freudentaumel. Die Fans schufen in der Folge den Liederzyklus über die „Lisbon Lions“ und auch die Presse urteilte positiv über die Leistungen Celtics. The Guardian befand „Es gab keinen einzelnen Helden. Jeder Mann gab alles.“, während Mundo Desportivo aus Portugal zu wissen glaubte: „Es war einfach unumgänglich, früher oder später musste Inter, das bisher für den Catenaccio und knappe Siege bekannt war, für seine Weigerung, unterhaltsamen Fußball zu spielen, bestraft werden.“ Jock Stein selbst erklärte: „Wir taten es einfach, indem wir Fußball spielten. Puren, schönen, einfallsreichen Fußball.“

Celtic war es mit Stein gelungen, zum ersten Mal alle Wettbewerbe, in denen sie antraten, zu gewinnen. Erstaunlich ist auch, dass Celtics Kader zu dieser Zeit ausschließlich aus Spielern aus dem Großraum Glasgow bestand. Nur Steaua Bukarest gelang es später, einen internationalen Titel nur mit einheimischen Spielern zu gewinnen. Bill Shankly erklärte später in einem Gespräch mit Stein: „Jock, you're an immortal now.“ („Jock, jetzt bist du unsterblich geworden.“)

In der folgenden Saison gewann Celtic die Liga und den Ligapokal jeweils zum dritten Mal in Serie. 1969 gewann Celtic zum zweiten Mal binnen drei Jahren das schottische Triple, bestehend aus Liga, Pokal und Ligapokal.

1970 gewann Celtic unter Stein die Meisterschaft und den Ligapokal und stieß bis ins Finale des Pokals vor. Er führte die Mannschaft zum zweiten Mal ins Finale des Europapokals der Landesmeister, das die Schotten allerdings gegen die Niederländer von Feyenoord Rotterdam verloren.

In den 1970ern blieb Celtic in Schottland weiterhin erfolgreich und konnte zum neunten Mal in Folge die Meisterschaft gewinnen (ein Kunststück, das erst in den 1990ern von den Erzrivalen, den Glasgow Rangers, wiederholt werden konnte). Stein wurde 1975 bei einem Auto-Unfall schwer verletzt und wäre beinahe gestorben, konnte jedoch auf die Trainerbank von Celtic zurückkehren. Man erzählt sich, dass er sich seit diesem Unfall verändert hätte.

In den späten 1970ern war Celtic nicht mehr so erfolgreich wie zu Beginn der Stein-Ära. 1978 verließ Jock Stein Celtic, nachdem er das Angebot ausgeschlagen hatte, Celtic Pools zu leiten, was er ablehnte, weil er auch weiterhin als Fußballtrainer arbeiten wollte. Er übernahm die Stelle des Cheftrainers bei Leeds United, blieb dort aber nur 45 Tage, da er der neue Trainer der schottischen Nationalmannschaft wurde.

Schottischer Nationaltrainer

Seitz 1965 war Stein neben der Tätigkeit bei seinem eigentlichen Klub der Nationaltrainer Schottlands gewesen. 1978 konnte er sich vollständig auf diese eine Aufgabe konzentrieren. Er führte Schottland zur Fußballweltmeisterschaft 1982, wo sie nur wegen der schlechteren Tordifferenz ausschieden und die Sowjetunion eine Runde weiter kam.

Am 10. September 1985 trat Schottland in einem Qualifikationsspiel für die WM 1986 gegen Wales an. Jock Stein erlitt auf der Trainerbank einen Herzinfarkt und verstarb im Krankenhaus. Es ist nicht bekannt, ob Stein noch mitbekam, wie der kurz zuvor von ihm eingewechselte David Cooper die walisische Führung ausglich und Schottland damit die Qualifikation für die Weltmeisterschaft ermöglichte.