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Paraphrasierung

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Als Paraphrasierung wird in der Kommunikationstheorie die sachliche Wiederholung einer empfangenen Botschaft mit den eigenen Worten verstanden.

Im Gegensatz zur etwas direktiveren Reflektion bzw.Interpretation wird die Aussage möglichst nicht verfälscht. Gegenüber der weniger direktiven Form des aktiven Zuhörens wird allerdings auch nicht auf eine emotionale Botschaft verkürzt (also nicht nur Mitgefühl oder Aufregung signalisiert).

Die Technik der Paraphrasierung geht auf die Rhetorikausbildung im antiken Griechenland zurück. Sie war eine der ersten Grundfertigkeiten, die es an der Hochschule der Sprache zu erlernen galt.

Im streng geregelten Disput war es den Studenten bei Strafe verboten, auf ein Argument, eine Hypothese oder eine Prämisse (mit oder ohne Konklusion) zu antworten, ohne vorher den fremden Standpunkt dem Sinn und der Intention nach mit eigenen Worten sachlich richtig wiederzugeben.

Diese Forderung legt den Grundstein der dialektischen Sprachausbildung, welche es den späteren Rednern vor Gericht erlauben sollte, als Ankläger oder als Verteidiger, den korrekten Vortrag eines Plädoyers durchzuführen.

Beispiel

A: Sagen Sie mal, wie oft soll ich denn noch bei Ihnen anrufen? Ich melde mich jetzt schon zum vierten mal wegen diesem Update und Keiner kann mir eine vernünftige Auskunft geben. Jedes mal höre ich von einem ihrer Leute, dass ich dieses nachsehen soll und jenes rüberfaxen möge. Und immer wenn ich mich dann noch mal melde, fehlt wieder etwas, damit die Anbindung an das neue Röntgengerät läuft. Ich brauche diese Freischaltung HEUTE NOCH!.

B: Gut, soweit ich das jetzt richtig verstanden habe, geht es Ihnen um die umgehende Aktivierung des neuen Updates in Verbindung mit den neuen OPG. Ist das richtig?

Die Paraphrasierung filtert also die emotionalen Anteile heraus und reduziert die Aussage auf den sachlichen Anteil, also die kognitive Botschaft. Im Regelfall wird der Gesprächspartner sich beruhigen und eine zielgerichtetere Kommunikation führen.

Vorteile der Paraphrasierung

  • Zeitgewinn (Der Angesprochene kann im "Hinterkopf" seine weiteren Argumente sortieren.)
  • Vertrauensaufbau (Die ernsthafte Befassung mit der Kernaussage des Gegenüber schafft Glaubwürdigkeit.)
  • Entschleunigung (Hitzige Gespräche verlaufen ruhiger.)
  • Dominanzgewinn (Die Paraphrasierung ist eine kommunikative Führungstechnik.)
  • Genauigkeit (Bei komplizierten Sachverhalten werden Missverständnisse vermieden.)

Umsetzung

Da es gar nicht so einfach ist, eine wahrgenommene Botschaft in emotionale und rationale Bestandteile zu trennen, sobald man selbst von diesen Emotionen getroffen wird, ist das kühle und dennoch freundliche Paraphrasieren immer dann um so schwerer, je mehr man sich von einem Vorwurf, einer Aussage oder von einer Hypothese persönlich angegriffen fühlt.

Des weiteren sind nicht immer alle emotionalen Anteile einer Botschaft unwichtig für den Sachverhalt einer Angelegenheit. Oft lassen sich gefühlsmäßige und tatsächliche Bedingungen nicht völlig voneinander trennen, so dass man mitunter auch zunächst erst mal Aktives Zuhören betrieben muss, um später, wenn die Gefühle geklärt sind und sich die mentale Botschaft herauskristallisiert, auf die Paraphrasierung zurückzugreifen.

Zwei weitere, sehr wichtige Punkte bei der Umsetzung sind die Wortwahl mittels synonymer Begriffe und die Formulierung ohne den Inhalt zu verfälschen.

Ersteres ist enorm wichtig um dem Gesprächspartner nicht das Gefühl zu geben "veräppelt" zu werden (Sagen sie mal, sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen, genau DAS habe ich doch gerade gesagt...!). Letzteres ist von Bedeutung, damit der sachliche Anteil der ursprünglichen Botschaft tatsächlich mit dem übereinstimmt, was der Gesprächspartner zum Ausdruck wollte.

Die leichtgängige und virtuose Paraphrasierung wird also nur mit einem großen aktivem Wortschatz und einer hohen emotionalen Intelligenz (EQ) möglich sein, so dass die Fortschritte unter Stress am Anfang der rhetorischen Ausbildung eher bescheiden ausfallen werden.

Gerade die hohe Anforderung an die Emotionale Intelligenz (EQ) bei der Paraphrasierung lässt selbst geübte Redner "in der Hitze des Gefechtes" vergessen, welche enormen Vorteile diese Kommunikationstechnik hat.

Dialektik

Das vollständige Konzept der Paraphrasierung mit anschließender Gegenrede und schlüssiger Konklusion ist als Dialektik bekannt. Hier wird aus einer beliebigen Botschaft eine Seite paraphrasiert (Hypothese), eine Opposition formuliert (Antithese) und zu einer neuen, zumeist kompromissartigen Lösung verbunden (Synthese). Dies war dann auch das Ziel der Ausbildung im antiken Griechenland; es sollte ein Redner erzogen werden, der in der Lage ist dem hohen Gericht einen wohl ausgewogen erscheinenden Vorschlag zur Urteilsfindung zu unterbreiten. Diese Form hat sich bis heute in der Rechtswissenschaft gehalten.

Siehe auch: Kommunikation, Rhetorik, Disput, Plädoyer

Quelle

Methodikreferat