Holzschutzmittel
Ein Holzschutzmittel ist eine chemische Substanz zum Schutz von Holz vor Schädlingen (Insekten und Pilzen) und vor Verwitterung. Damit Holzschutzmittel wirken können, enthalten sie meist giftige Wirkstoffe. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden häufig Holzschutzmittel auf Basis chlororganischer Verbindungen verwendet, an deren Ausgasungen Menschen erkrankten.
Ungeschütztes, der Witterung ausgesetztes Holz verliert nach maximal 10 Jahren seine Tragfähigkeit.(siehe Gefährdungsklasse (Holzschutz)) Eine Ausnahme bildet unter einheimischen Hölzern z. B. die Eiche, die durch ihren natürlichen Gerbsäuregehalt länger Bestand hat.
Ein Jahrzehnte wirksamer chemischer Schutz ist aber nach geltenden Gesetzen fast nicht mehr möglich. Hochwirksame Holzschutzmittel, wie das in der DDR verbreitete 'Kombinal TO', sind heute verboten. Vielmehr wird heute vermehrt auf konstruktiven Holzschutz gesetzt.
Holzschutzmittel haben aufgrund der Vorkommnisse in den 70er - 90er Jahren einen schlechten Ruf, auf ihren Einsatz kann aber manchmal nicht verzichtet werden. Ungeschützte Hölzer wie z.B. Buche oder Birke sind im Erdkontakt bereits nach 3-5 Jahren zerstört. Die DIN 68800 verlangt bei tragenden Holzkonstruktionen zwingend konstruktiven und/oder chemischen Holzschutz. Wenn tragende Holzbauteile der Witterung ausgesetzt sind, also konstruktiv nicht geschützt werden können, ist chemischer Holzschutz vorgeschrieben.
Beispielsweise müssen Gleisschwellen auf Stahlbrücken aufgrund von Vibration in Holz ausgeführt werden. Hier würden die Schwellen ohne Schutz nach wenigen Jahren versagen. Bei Eisenbahnschwellen wird Buchenholz verwendet, obwohl es von Natur aus nur eine geringe Dauerhaftigkeit besitzt, wird es aufgrund seiner guten Tränkfähigkeit dem früher verwendeten Eichenholz vorgezogen.
Ein sinnvoller Einsatz der Holzschutzmittel spart Ressourcen und dient somit der Umwelt. Neuartige, ungiftige Mittel sind umstritten weil ihre Wirkung oft nicht ausreichend nachgewiesen werden kann.
Auch ungiftige Stoffe wie Kalk können eingeschränkt als Holzschutzmittel angesehen und eingesetzt werden.
Mittel wie Karbolineum (Steinkohlenteeröl) werden weltweit seit Jahrhunderten eingesetzt und schützen je nach Witterungslage 30-40 Jahre vor allen Schädlingen, ist aber wegen seiner Giftigkeit mittlerweile verboten.
Es wird zwischen Mitteln gegen tierische und pflanzliche Schädlinge unterschieden, ebenso gibt es eine Unterscheidung zwischen bekämpfender und vorbeugender Behandlung.
Ölhaltige Mittel finden vorbeugend und bekämpfend gegen pflanzliche und tierische Schädlinge Verwendung. Während Salze meist, aber nicht ausschließlich, vorbeugend gegen pflanzliche Schädlinge verwendet werden.
Biologische Holzschutzmittel "Biologische Holzschutzmittel" ist kein näher definierter oder geschützer Begriff. Nach Angaben ihrer Hersteller kommen diese ohne Insektizide, Fungizide und Biozide aus. Die Wirksamkeit dieser Mittel beschränkt sich aus fachlicher Sicht auf eine rein vorbeugende Wirkung. Das hauptsächliche Wirkprinzip dieseer Produkte beruht auf einem sogenannten "Coating Prinzip". Dabei werden die holzspezifischen geruchsintensiven Aerosole verdeckt. Ein die Holzoberfläche absuchendes zur Eiablage bereites, holzschädigendes Insekt kann dabei diese Flächen nicht als Holz erkennen. Eine nachhaltige Verhinderung der Eiablage kann alerdings bei diesem Prinzip nur durch eine lückkenlose Behandlung aller anfliegabren Holzoberflächen gelingen.
Die von verschiedenen Herstellern propagierte bekämpfende Wirkung kann weder durch eine aktuelle Prüfung auf Basis gültiger Normen noch durch seriöse Untersuchungen belegt werden. Auch aus der gängigen Fachliteratur, den fachlichen Schriften, Merkblättern o.ä. zum "Stand der Technik" oder den Merkblättern der Hersteller dieser Mittel lässt sich ein wissenschaftlich nachvollziehbares Bekämpfungsprinzip ableiten. Wesentliche Ursache dieser fehlenden Wirkung ist in der entomologisch und holztechnisch begründet. So sind z.B. die holzschädigenden Larven in Folge mangelnder Penetrationstiefe nicht zu erreichen.
Siehe auch
Schädlingsbekämpfung, Biologische Schädlingsbekämpfung, Holzschutz & Holzschutzverfahren
Literatur
- DIN 68800 (Holzschutz)
- OENORM DIN 4074 (Sortierung von Holz nach Tragfähigkeit)
- Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt)(Hrsg.) Holzschutzmittelverzeichnis. Verzeichnis der Holzschutzmittel mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung - Auflistung der Holzschutzmittel mit RAL-Gütezeichen - Auflistung der Bläueschutzmitel nach VDL-Richtlinie. 53. Auflage 2005, 307 Seiten, 14,4 x 21 cm, kartoniert, Erich Schmidt Verlag Berlin ISBN: 3-503-08395-2
- "Von Menschen und Ratten" Der Holzschutzmittelskandal Autor: Erich Schöndorf ISBN: 3895332518