Büraburg
Die Büraburg, von der heute nur noch Reste erhalten sind, war eine fränkische Burg oberhalb von Fritzlar-Ungedanken im Schwalm-Eder-Kreis, Hessen (Deutschland).
Geographie
Die Burg stand östlich des Kellerwalds auf dem Büraberg (275 m. ü. NN.), einem auf drei Seiten steil zum Edertal abfallenden Berg bzw. Bergsporn, der sich oberhalb bzw. östlich der Ortschaft Fritzlar-Ungedanken bzw. 2,5 km südwestlich von Fritzlar erhebt. Burg und Büraberg befinden sich etwa 30 km südwestlich von Kassel und 50 km nordöstlich von Marburg (je Luftlinie).
Über den Gipfel des Bürabergs verläuft ein Abschnitt des Bonifatiuswegs ("x12"), der unter anderem durch Fritzlar und Borken verläuft.
Überblick

Auf dem Gipfelplateau des Bürabergs befindet sich die der irischen Nationalheiligen Brigida geweihte Kapelle, deren Anlage auf die ehemalige Bischofskirche zurückgeht. Ältester erhaltener Bauteil ist die Chorbogenwand, die mittels C-14-AMS-Analysen (ETH Zürich, 2002) von Holzkohlepartikeln im Kalkmörtel möglicherweise in den Zeitraum 543 - 568 bzw. 558 - 667 (kalibriert) datiert werden konnte. Damit würde es sich um den in seinen Ursprüngen ältesten Kirchenbau östlich des Limes handeln, der mit dieser Datierung in einen zeitlichen Zusammenhang mit der Eroberung Thüringens durch die Franken im Jahr 531 und einer sich wahrscheinlich daran anschließenden irischen Missionstätigkeit zu setzen wäre. Gegen diesen extrem frühen Zeitansatz spricht möglicherweise, dass die unmittelbar nördliche Umgebung auf der anderen Seite der Eder erst im Zuge von Bonifatius' Missionstätigkeit christianisiert wurde (nach 732).
Die Kapelle bildet das Zentrum der zumindest vom Ende des 7. bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts bestehenden, für die damalige Zeit höchst aufwendig und repräsentativ gebauten fränkischen Befestigungsanlage, die aus bis zu drei hintereinander gestaffelten tiefen Erdgräben und einem durchgehenden Mauerring mit drei Toren aus kalkgemörteltem Buntsandstein bestand. Im Zuge der mehrjährigen Ausgrabungskampagnen während der sechziger und siebziger Jahre konnten mehrere Ausbauphasen festgestellt werden, deren letzte in die Zeit der Sachsenkriege Karls des Großen datiert wird. Sie umfasste einen ca. 8 ha großen Innenbereich mit nachweislich dichter, regelmäßiger Bebauung und eine dem befestigten Bereich nach Osten angrenzende, unbefestigte Vorburg von ca. 4 ha Fläche. Auf dieser, der Hauptverteidigungsrichtung entgegengesetzten Seite wurden eine Reihe von Pfostensetzungen und Grubenhäuser gefunden, die wahrscheinlich von Wirtschaftsgebäuden herrühren. In diesem Bereich lag auch eine Quelle, die die Hauptwasserversorgung der Befestigung darstellte.
Die bemerkenswertesten heute noch zu besichtigenden Befunde auf der Bergkuppe sind gemauerte Keller- und Zisternenreste neben der Kirche und im Bereich des Südosttores die Toranlage selbst mit Pfostenspuren und Herdplatten einer kasemattenartigen Reihenbebauung längs der Befestigungsmauern.
Der Archäologe des Bürabergs, Prof. Dr. Norbert Wand (Bensheim), verstarb am 30. September 2004 und liegt hier begraben.
Die jüngsten Ausgrabungen der Archäologischen Denkmalpflege Hessen (2005) ergaben im engeren Kirchenbereich keine Hinweise auf eine vorkarolingische Besiedlung oder Bebauung, damit wird auch die Datierung des Kirchenbaus in die Zeit vor 800 fraglich. So sind die hergebrachten und stark rezipierten, aber eben auf einem älteren Forschungsstand basierenden Ergebnisse zur frühmittelalterlichen Phase der Büraburg überprüfungsbedürftig.
Geschichte
Auf dem seit Jahrtausenden immer wieder besiedelten Platz (u.a. Jungpaläolithikum, Michelsberger Kultur, Latènezeit und Römische Kaiserzeit) wurde auf den Resten der chattischen Gauburg der Völkerwanderungszeit eine Großburg an der Nordostflanke des Frankenreiches zum Schutze des Edergebietes errichtet.
Die chattische Gauburg wurde im 3. Jahrhundert bis ca. 500 errichtet. Sie wurde von den Franken erobert und geschleift.
Um 680 wurde eine fränkische Reichsburg mit etwa 8 Hektar Innenraum, einer wenigsten 1,50 m breiten Mörtelmauer, mehreren Türmen und drei Toren errichtet. An den gefährdeten Stellen wurde mehrere Spitzgräben gezogen. Auf dem östlichen Teil des Bergsporn befand sich eine Vorburg, in der bäuerliche Gehöfte und Handwerker angesiedelt sind.
Um 700 wird die Befestigung durch neue, breitere (ca. 1,80 m) Mauern verstärkt. Die Tore werden ausgebaut, die Innenbesiedlung wird dichter und planvoll angelegt (Pfostenbauten, Ständerhäuser auf steinernem Unterzügen oder Kellern, Grubenhäuser). Auf dem zentralen Gipfelplateau wird das Brigidenkloster erbaut.
723 diente die Büraburg dem heiligen Bonifatius als Operationsbasis und militärischer Schutzschirm, als er bei dem nur wenige Kilometer entfernten Ort Geismar die Donareiche fällte. Aus dem Holz der Eiche ließ er eine Kapelle errichten, die er dem Apostel Petrus weihte. Diese Holzkirche war die Keimzelle des 724 von Bonifatius begründeten Benediktinerklosters Fritzlar, zu dessen erstem Abt er St. Wigbert ernannte. Dieses Kloster wurde 1005 in ein Säkularkanoniker-Stift umgewandelt.
742 erhob Bonifatius Büraburg zusammen mit Würzburg und Erfurt zum Bistum. Bereits 747, nach dem Tod des ersten Bischofs Witta, wurde es durch Lullus dem Sprengel Mainz eingegliedert, behielt jedoch bis 786 als Chorbistum eine gewisse Eigenständigkeit.
Um 750 wurden die Mauern wegen der Sachsengefahr noch einmal verstärkt, auf ca. 2,70 m Breite.
32 Jahre nach der Bistumsgründung wurde die Reichsfestung im Grenzbereich zwischen Franken und Sachsen nochmals in den fränkischen Reichsannalen zum Jahr 774 im Zusammenhang mit den Sachsenkriegen Karls des Großen erwähnt. Während Karl der Große in Italien weilte, fielen die Sachsen in Nordhessen ein. Die Fritzlarer Bevölkerung widerstand der Belagerung erfolgreich auf der Büraburg, so dass die Invasoren sich letztlich mit der Plünderung und Brandschatzung Fritzlars zufriedengeben mussten.
Nach der Unterwerfung der Sachsen im Jahre 804 verlor die Büraburg nach dem vorhergehenden Verlust der kirchenpolitischen Funktion nun auch ihre militärische Bedeutung. Spätestens ab der Mitte des 9. Jahrhunderts verlagerte sich die Besiedlung des Platzes nach Ungedanken und Fritzlar und lief im 13. Jahrhundert endgültig aus.
Die kleine Kirche inmitten des von alten Bäumen bestandenen Friedhofs, von der der Blick weit über das Edertal hinüber nach Fritzlar fällt, ist bis heute Ziel jährlicher Prozessionen und Wallfahrten.
Bischöfe
Literatur
- Thiersch, Katharina: "Die Kapelle St. Brigida auf dem Büraberg bei Fritzlar-Ungedanken", in: Denkmalpflege & Kulturgeschichte, hrsg. Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Heft 2/2003, S. 22-26
- Vonderau, Joseph: Die Ausgrabungen am Büraberg bei Fritzlar 1926/31. Die festgelegten fränkischen Festungsanlagen, sowie die Grund-Linien der ältesten Kirchenbauten am ersten hessischen Bischofssitz inmitten des Kastells. 22. Veröffentlichungen des Fuldaer Geschichtsvereins, hrsg. von Prof. Dr. h.c. Joseph Vonderau, Fuldaer Actiendruckerei, Fulda 1934
- Wand, Norbert: "Die Büraburg bei Fritzlar - eine fränkische Reichsburg mit Bischofssitz in Hessen", in: Frühmittelalterlicher Burgenbau in Mittel- und Osteuropa, Tagung Nitra vom 07. - 10. Oktober 1996, hrsg. Joachim Henning und Alexander T. Ruttkay, Bonn 1998 (dort alle weiteren Literaturhinweise)