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Saumfarngewächse

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Saumfarngewächse

Pteris argyrea

Systematik
Reich: Pflanzen (Plantae)
Abteilung: Gefäßpflanzen (Tracheophyta)
Farne
Klasse: Echte Farne (Polypodiopsida)
Ordnung: Tüpfelfarnartige (Polypodiales)
Familie: Saumfarngewächse
Wissenschaftlicher Name
Pteridaceae
E.D.M.Kirchn.

Die Saumfarngewächse (Pteridaceae) sind eine Pflanzenfamilie in der Ordnung der Tüpfelfarnartigen (Polypodiales) innerhalb der Echten Farne (Polypodiopsida).[1][2] Diese Farne wachsen auf dem Erdboden (terrestrisch), auf Felsen oder als Epiphyten.

Beschreibung

Illustration von Argyrochosma nivea var. tenera aus Curtis's Botanical Magazine, Tafel 3055
Illustration aus Die Farrnkräuter in kolorirten Abbildungen naturgetreu Erläutert und Beschrieben, 1848 von Aleuritopteris farinosa

Es handelt sich um ausdauernde krautige Pflanzen. Die langen bis kurzen, kriechenden, aufsteigenden bis aufrechten Rhizome tragen Schuppen, seltener nur Haare.

Die Blattwedel sind meist in Blattstiel und -spreite gebliedert. Die Blattspreiten sind einheitlich (monomorph), hemidimorph oder bei einigen Gattungen auch verschieden gestaltet (dimorph). Bei einigen Gattungen, besonders den Vittarioiden, ist die Spreite einfach (nicht gegliedert). Ansonsten ist sie gefiedert, manchmal fußförmig. Die Blattadern sind frei und gabelig verzweigt, oder verschiedenartig verbunden (anastomosierend) und formen dann ein netzartiges Muster.

Die Sori stehen am Blattrand (marginal) oder etwas innerhalb (intramarginal). Sie besitzen kein echtes Indusium, sind häufig vom zurückgebogenen Blattrand geschützt. Die Sporangien können auch auf den Blattadern sitzen. Die Sporangien besitzen einen senkrechten Annulus. Die Sporen sind kugelig oder tetraedrisch, trilet (dreistrahlige Narbe) und sind verschieden ornamentiert.

Chromosomensätze

Die Chromosomengrundzahl beträgt in den meisten Fällen x = 29 oder 30.

Acrostichum aureum
Actiniopteris radiata
Anogramma adscensionis
Ceratopteris cornuta
Cheilanthes distans
Krauser Rollfarn (Cryptogramma crispa)
Notholaena standleyi
Pellaea ternifolia
Pellaea truncata
Kretischer Saumfarn (Pteris cretica)
Vittaria lineata

Systematik und Verbreitung

Die Familie Pteridaceae wurde 1831 durch Ernst Daniel Martin Kirchner in Schul-Botanik - Kurze Naturgeschichte der Pflanzen überhaupt, S. 109 aufgestellt.[2] Typusgattung ist Pteris L. Ein Homonym ist Pteridaceae Rchb. (veröffentlicht in Handbuch des Natürlichen Pflanzensystems, 1837, 138).[3]

In der Familienumschreibung von Smith et al. 2006 umfasst die Familie rund 50 Gattungen mit 950 Arten. Zu den Pteridaceae E.D.M.Kirchn. gehören dabei auch die von manchen anderen Autoren als eigene Familien geführten Acrostichaceae Frank, Actiniopteridaceae Pic.Serm., Adiantaceae Newman, Anopteraceae Doweld, Antrophyaceae, Ceratopteridaceae Underw., Cheilanthaceae B.K.Nayar, Cryptogrammaceae Pic.Serm., Hemionitidaceae Pic.Serm., Negripteridaceae Pic.Serm., Parkeriaceae Hook., Platyzomataceae Nakai, Sinopteridaceae Koidz., Taenitidaceae (C.Presl) Pic.Serm. und Vittariaceae Ching. Etliche Gattungen wie Cheilanthes sind 2006 teilweise eindeutig polyphyletisch oder paraphyletisch. Dies wurde bis 2022 weitgehend bearbeitet um monophyletische Gattungen zu erhalten. Die Familie selbst bildet in diesem Umfang eine natürliche Verwandtschaftsgruppe, ist also monophyletisch.

Die Familie Pteridaceae ist annähernd kosmopolitisch verbreitet, die meisten Vertreter wachsen jedoch in tropischen und ariden Gebieten. In China gibt es fünf Unterfamilien mit 20 Gattungen und 233 Arten, davon kommen 89 Arten nur dort vor.[1]

Die Familie Pteridaceae enthält etwa 48 Gattungen mit 950[1] bis 1350[2] Arten (Satnd 2022):

  • Mangrovenfarne (Acrostichum L.): Die etwa drei Arten gedeihen von warm-gemäßigten über subtropischen bis tropischen Gebieten fast weltweit.[2]
  • Actiniopteris Link: Die etwa fünf Arten sind in Afrika und auf angrenzenden Inseln verbreitet; bei einer Art reicht das Areal auch bis Sri Lanka, Indien, Nepal sowie Afghanistan.[2]
  • Adiantopsis Fée: Die etwa 34 Arten und eine Naturhybride sind in der Neotropis verbreitet.[2]
  • Frauenhaarfarne (Adiantum L.): Die etwa 232 Arten und sechs Naturhybriden sind fast weltweit verbreitet. Sie gedeihen hauptsächlich an feuchten Standstandorten in Bergregionen, besonders in den Anden.[2]
  • Aleuritopteris Fée: Die etwa 44 Arten und elf Naturhybriden sind hauptsächlich von Indien über Indochina bis China verbreitet; nur drei Arten kommen in Afrika und nur zwei Arten in der Neotropis vor.[2]
  • Ananthacorus Underw. & Maxon: Sie enthält nur eine Art:
  • Anetium Splitg.: Die nur etwa zwei Arten in der Neotropis verbreitet.
  • Nacktfarne (Anogramma Link): Von den etwa drei Arten ist eine in den subtropischen Gebieten verbreitet, eine kommt im südlichen Südamerika vor und eine kommt auf dem Indischen Subkontinent vor;[2] darunter:
  • Antrophyum Kaulf.: Die 17 bis 30 Arten sind in den Tropen und Subtropen verbreitet.[2]
  • Argyrochosma (J.Sm.) Windham: Die etwa 16 Arten kommen in Amerika vor. Eine Art (Argyrochosma connectens (C.Chr.) G.M.Zhang) kommt in China vor.[2]
  • Aspidotis (Nutt. ex Hook.) Copel.: Die etwa fünf Arten sind in Amerika und Afrika verbreitet.
  • Astrolepis D.M.Benham & Windham: Die etwa sechs Arten sind in Nordamerika und in der Neotropis verbreitet.[2]
  • Austrogramme Fournier: Die etwa fünf Arten von Malesien bis Neukaledonien verbreitet.[2]
  • Bommeria Fourn.: Die etwa fünf Arten sind von den südwestlichen Vereinigten Staaten bis Costa Rica verbreitet.[2]
  • Cassebeera Kaulf.: Die etwa zwei Arten sind in Südamerika verbreitet.
  • Wasserhornfarne (Ceratopteris Brongn.): Es gibt drei bis vier Arten, die als Wasserpflanzen fast weltweit verbreitet sind.
  • Cerosora (Baker) Domin: Die etwa zwei bis vier Arten kommen in Afrika, Madagaskar und Asien vor.[2]
  • Cheilanthes Sw., mit etwa 50 bis 180 Arten.
  • Cheiloplecton Fée: Es gibt nur eine Art:
  • Coniogramme Fée: Die mindestens 46 Arten kommen in den Tropen Asiens und Afrikas, in Mexiko und in Hawaii vor.
  • Cosentinia Tod., mit nur einer oder zwei von Cheilanthes abgetrennten Arten. Sie kommen von Makaronesien bis Indien vor.[2]
  • Rollfarne (Cryptogramma R.Br.): Die etwa 8 bis 10 Arten gedeihen in den alpinen und borealen Gebieten Europas, Asiens und Amerikas vor.[2]
  • Doryopteris J.Sm.: Mit etwa 24 bis 35 Arten. Sie kommen in Afrika, Madagaskar, Asien, Australien und im tropischen Amerika vor.[2]
  • Eriosorus Fée: Die etwa 28 Arten sind in der Neotropis verbreitet.
  • Gaga Li et al.[4] mit etwa 19 Arten. Sie kommen von den südwestlichen Vereinigten Staaten und Mexiko bis Zentralamerika vor.[2]
  • Haplopteris C.Presl: Mit etwa 24 bis 39 Arten. Sie kommen in tropischen Asien und Australien vor.[2]
  • Hecistopteris J.Sm.: Die etwa drei Arten sind in der Neotropis verbreitet.[2]
  • Hemionitis L.: Die etwa sieben Arten im tropischen Asien und Amerika verbreitet.
  • Holcochlaena Baker (wird auch zu Pellaea gestellt).
  • Jamesonia Hook. & Grev.: Es gibt etwa 65 bis 129 Arten.
  • Llavea Lagasca: Sie enthält nur eine Art:
  • Mildella Trevis.: Mit zwei Arten, die von Mexiko bis Ecuador und inHaiti vorkommen.[2]
  • Monogramma Comm. ex Schkuhr, mit etwa sechs Arten, darunter die kleinsten Farne.
  • Nephopteris Lellinger: Es gibt nur eine Art:
    • Nephopteris maxonii Lellinger: Sie kommt in Kolumbien vor. Sie wird auch als Jamesonia maxonii (Lellinger) Pabón-Mora & F.González in die Gattung Jamesonia gestellt.[2]
  • Nevrocallis Fée, mit etwa drei Arten.
  • Pelzfarne (Notholaena R.Br.), mit etwa 38 bis 60 Arten, die in der Neuen Welt vorkommen.[2]
  • Ochropteris J. Sm.: Es gibt nur eine Art:
    • Ochropteris pallens (Sw.) J.Sm. (Syn.: Pteris pallens (Sw.) Mett.): Sie kommt auf den Maskarenen und in Madagaskar vor.[2]
  • Onychium Kaulf.: Die etwa acht bis zehn Arten sind in Asien, Australien und im nordöstlichen Afrika verbreitet.[2]
  • Paraceterach Copel., mit etwa sechs Arten.
  • Parahemionitis Panigrahi, mit zwei Arten, die aber auch zu Hemionitis gestellt werden.
  • Pellaea Link, mit etwa 40 bis 80 Arten. Nur eine Art kommt auch in Europa vor:
  • Pentagramma Yatsk., Windham & E.Wollenw.: Die etwa sechs Arten kommen in den westlichen Vereinigten Staaten, im südwestlichen Kanada und im nordwestlichen Mexiko vor.[2]
  • Pityrogramma Link: Die etwa 18 Arten sind hauptsächlich im tropischen Amerika, in Afrika und Madagaskar verbreitet.[2]
  • Platyloma J.Sm. (die Arten werden auch zu Pellaea gestellt).
  • Platyzoma R.Br.: Die etwa vier Arten kommen in Australien, Neuseeland und Neukaledonien vor.
  • Polytaenium Desv.: Die etwa acht bis dreizehn Arten sind in der Neotropis verbreitet.[2]
  • Pteris L. (Syn.: Afropteris Alston, Anopteris (Prantl) Diels), mit mindestens 150 bis über 300 Arten.[2]
  • Pterozonium Fée, mit etwa 14 Arten in Südamerika. Sie kommen von Costa Rica bis Guayana, Brasilien und Peru vor mit Schwerpunkt in Venezuela.[2]
  • Radiovittaria (Benedict) E.H.Crane: Mit etwa zehn Arten, die im tropishen Amerika vorkommen.[2]
  • Rheopteris Alston: Sie enthält nur eine Art:
    • Rheopteris cheesmaniae Alston: Sie wurde in Papua-Neuguinea entdeckt, galt als ausgestorben, wurde aber „jüngst“ wiederentdeckt.[2]
  • Scoliosorus T.Moore: Sie enthält nur eine Art:
  • Syngramma J.Sm.: Es gibt etwa 16 bis 20 Arten von Malesien bis zu den Fidschi-Inseln.[2]
  • Taenitis Willd. ex Schkuhr: Die 5 bis 15 Arten sind von Indomalesien bis Australien verbreitet.[2]
  • Trachypteris André ex Christ: Von den etwa vier Arten kommen drei in Südamerika und auf den Galapagos-Inseln und eine in Madagaskar vor.[2]
  • Vittaria Sm.: Von den etwa sieben Arten komen sechs in Amerika und eine in Afrika, Madagaskar und auf den Komoren vor.[2]

Innerhalb der Familie Pteridaceae gibt es fünf monophyletische Gruppen, die gemäß Smith et al. 2006 folgendermaßen als Familien oder Unterfamilien gegliedert werden könnten:

  • Parkeriaceae oder Parkerioideae mit:
    • Acrostichum und
    • Ceratopteris
  • Adiantaceae mit
    • Adiantoideae, darunter:
      • Adiantum und den
    • Vittarioideae: Sie zeichnen sich durch linealische, meist einfache Blattspreiten aus. Die Sori stehen entlang der Blattadern oder in linearen Gruben. Die Sporen sind vorwiegend trilet, bei Vittaria monolet.
      • Ananthacorus,
      • Anetium,
      • Antrophyum,
      • Haplopteris,
      • Hecistopteris,
      • Monogramma,
      • Polytaenium,
      • Radiovittaria,
      • Rheopteris,
      • Scoliosorus und
      • Vittaria.
  • Cryptogrammaceae (kein Name für Unterfamilie) mit:
    • Coniogramme,
    • Cryptogramma und
    • Llavea
  • Sinopteridaceae oder Cheilanthoideae
  • Pteridaceae s. s. oder
    • Pteridoideae mit
      • Pteris und ihren nächsten Verwandten und den
    • Taenitioideae um Taenitis.

Literatur

  • Alan R. Smith, Kathleen M. Pryer, Eric Schuettpelz, Petra Korall, Harald Schneider, Paul G. Wolf: A classification for extant ferns. In: Taxon. Band 55, Nr. 3, 2006, ISSN 0040-0262, S. 705–731, Abstract, PDF-Datei.
  • Maarten J. M. Christenhusz, X. C. Zhang, Harald Schneider: A linear sequence of extant families and genera of lycophytes and ferns. In: Phytotaxa, Volume 19, 2011, S. 7–54. doi:10.11646/phytotaxa.19.1.2
  • Zhang Gangmin, Wenbo Liao, Ding Mingyan, Youxing Lin, Zhaohong Wu, Zhang Xianchun, Shiyong Dong, Jefferson Prado, Michael G. Gilbert, George Yatskievych, Tom A. Ranker, Elisabeth A. Hooper, Edward R. Alverson, Jordan S. Metzgar, Michele Funston, Shigeo Masuyama & Masahiro Kato: In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China, Volume 2–3: Lycopodiaceae through Polypodiaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2013, ISBN 978-1-935641-11-7. Pteridaceae, S. 169–212 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  • Rama Shankar: Classification of Extant Pteridophytes : A New Approach. In: Indian Fern Journal, Volume 36, 2019, S. 311–341. online.

Einzelnachweise

  1. a b c Zhang Gangmin, Wenbo Liao, Ding Mingyan, Youxing Lin, Zhaohong Wu, Zhang Xianchun, Shiyong Dong, Jefferson Prado, Michael G. Gilbert, George Yatskievych, Tom A. Ranker, Elisabeth A. Hooper, Edward R. Alverson, Jordan S. Metzgar, Michele Funston, Shigeo Masuyama & Masahiro Kato: In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China, Volume 2–3: Lycopodiaceae through Polypodiaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2013, ISBN 978-1-935641-11-7. Pteridaceae, S. 169–212 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap Michael Hassler: Taxon in Suchmaske eintragen bei World Ferns. - Synonymic Checklist and Distribution of Ferns and Lycophytes of the World. Version 12.10 vom Februar 2022.
  3. Pteridaceae bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 11. Oktober 2015.
  4. Fay-Wei Li, Kathleen M. Pryer, Michael D. Windham: Gaga, a New Fern Genus Segregated from Cheilanthes (Pteridaceae). In: Systematic Botany. Band 37, Nr. 4, 2012, S. 845–860, DOI:10.1600/036364412X656626.
Commons: Saumfarngewächse (Pteridaceae) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Weiterführende Literatur

  • David John Mabberley: Mabberley’s Plant-Book. A portable dictionary of plants, their classification and uses. 3. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2008, ISBN 978-0-521-82071-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).