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U 880 (Kriegsmarine)

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U 880 (Kriegsmarine)
(vorheriges/nächstesalle U-Boote)
Typ: IX C 40
Feldpostnummer: M - 19 687
Werft: Deschimag AG Weser Bremen
Bauauftrag: 2. April 1942
Baunummer: 1088
Kiellegung: 17. Juli 1943
Stapellauf: 10. Februar 1944
Indienststellung: 11. Mai 1944
Kommandanten:
Einsätze:
Versenkungen:
Verbleib: Am 16. April 1945 durch USS Frost und USS Stanton im Nordatlantik versenkt. Totalverlust, 49 Tote. Koordinaten: 47° 53´ N - 30° 26´ W; Planquadrat: BD 5354

U-880 war ein Typ IXc/40 U-Boot, das der letzten Angriffs-U-Bootsgruppe "Seewolf" im Nordatlantik im April 1945 zugeteilt war. Die Besatzung bestand aus 49 Mann, inklusive einem Marinearzt und einem Sanitätsmaat. U-880 war in den ersten Januartagen 1945 in Kiel bei den Deutschen Werken für einen Sonderauftrag umgebaut worden (Einbau von Oberdeckstuben für Material / Fracht), der aber nicht mehr ausgeführt wurde.

Geschichte

Geplanter Auftrag

Die ursprüngliche Aufgabe bestand im Auslegen von zwei automatischen- Funk-Wetterbojen im Atlantik, welcher jedoch nicht mehr ausgeführt werden konnte. Beim Auslaufen aus Kiel am 11. Januar 1945 war nur eine Boje an Bord. Der zuständige Wetterspezialist Reg. Rat Dr. Nagel erkrankte auf der Überfahrt nach Norwegen und musste nach Ankunft von Bord gehen. Von der Wetterstelle des BDU wurde nun befohlen, dass das U-880 nun ohne den verantwortlichen Meteorologen in den Atlantik und die Besatzung selbt die automatische Funk-Wetterboje legen kann.

Die norwegischen Auslaufversuche von U-880 im Januar und Februar 1945

U-880 versuchte am 25.01.1945 das erste Mal von Norwegen aus seine Unternehmung zu starten, jedoch mußte das Boot schon am 28.01.1945 wegen Geräteschaden (Ju-Verdichter) nach Bergen zurück.

Zweiter Auslaufversuch am 07. Februar 1945 und wieder mußte U-880 zurück wegen Schnorchelausfall;

U-880kam zur Reparatur in die Werft Bergen am 9. Februar 1945. Da die Behebung des Schadens, längere Zeit beanspruchte, es mußte ein neuer Schnorchelkopf besorgt und eingebaut werden, wurde die Wetterboje wieder ausgeschifft und sollte nun mit einem anderen Boot in den Atlantik. Diesen Auftrag, die´Wetterboje war zwischenzeitlich nach Kiel zurück transportiert und neu justiert worden, sollte U-170 übernehmen, das in Norwegen lag, es kam jedoch nicht mehr dazu.

Die Auslaufversuche nach historischen Dokumenten

In der Akte C/IV werden die zwei Auslaufversuche von U-880 im Januar und Februar 1945 wie folgt beschrieben: Akte C/IV Marinenachrichtendienst (Ausfertigung Admiral Voss, Reichskanzlei- Führerhauptqu.-FII Berlin)

Logbuch

Meldung 25. Janunar 1945: U 880 Kristiansand aus zur Unternehmung (=war der Sonderauftrag)

28.01.1945 Atlantik: U 880 läuft wegen Ausfall Ju-Verdichter Bergen an. U 1004, U 1276 Bergen aus zur Unternehmung. Alle 3 Boote erhalten 02.17 Uhr Angriffsbefehl auf Feindgruppe, die NW Bergen eigene Zerstörer angreift. Nach dieser kurzen Operation nahe Küste läuft U-880 Bergen an um am 7. Februar 1945 erneut zur Unternehmung auszulaufen zusammen mit U 483 Morstein.

8. Februar 1945 Meldung: U 880 (Schötzau), U-1022 (Ernst) laufen wegen unklarer Schnorchel-bzw. Druckölanlage wieder Bergen an.....U-880 läuft dann endgültig am 14. März 1945 von Bergen mit U 774 Sausmikat aus.

U-880 wird der U-Gruppe Seewolf zugeteilt.

Die U-Gruppe Seewolf bestand aus U-518 /U-546 / U-805/ U-858 / U-880 / U-1235. Da bedingt durch US-Agentenberichte seitens der Amerikaner die Vermutung bestand, das eines odere mehrere der Seewolf-U-Boote V-2 Raketen, in geschleppten Unterwasser- Schleppkörperen dabei hatten (Testschleppkörper waren schon ab 1943 und 1944, aber für Öltransporte bei den Oderwerken in Stettin gebaut und getestet worden), so schickten die Amerikanern den vorrückenden U-Booten vier starke Trägergruppe mit zahlreichen Zerstörern entgegegen. Mitte April 1945 bekamen die U-Boote der Gruppe Seewolf per Funk Aufstell- und Vorrück-Seepositionen im mittleren Nordatlantik von Karl Dönitz mitgeteilt. Jedoch lasen die Engländer/Amerikaner die deutschen Funkbefehle über ihr Decodiersystem ULTRA mit und konnten die abwehrbereiten US-Suchschiffe plazieren.

Der Operationsplan für die Angriffs-U-Boote im mittleren Nordatlantik April 1945.

Auszüge aus der historischen Akte C/IV, Akte Geheime Kommandosache! Chefsache! Nur durch Offzier! Exemplar Ausferigung für Admiral Voss, Adm. z.b.V. b.Ob.d.M.- FII; im Führerhauptquartier Berlin; Zeitraum 01.April bis 29. April 1945.

Auszüge Planung und Einsatz Gruppe Seewolf: 03. April 1945: "Die nächsten sechs nach nordamerikanischer Ostküste marschierenden IX-C-Boote folgen dicht aufeinander. Abstand insgesamt etwa 380 sm. Absicht: Durchführung einer Harke auf England-Amerika-Geleitweg,(der nach letzten Erkenntnissen über DC 77, 64; BD 29, 39 läuft) Von etwa BD 39 r.K. (Erklärung: das ist ein Marinequadrat, r.K. ist rechte Kante, des auf Seekarten eingezeichneten Quadrates) bis etwa BC 70. Von dort einzelbootsweise Ansatz in amerikanische Küstengewässer"...

In schneller Folge, im Abstand von rd. 380 sm verliesen die sechs Seewolf-U-boote ihre U-Bootsbasen in Norwegen, und traten nach Passieren z.B. der Islandpassage (U-858, U-880 etc) mit Abgabe von kurzen per Funk Paasiermeldungen in den Nordatlantik ein. Das Seewolfboot U-858(Bode)meldete z.B. am 04.04.1945: " Passiermeldung AL 2770;in Islandpassage Abwehr festgestellt".

11. April 1945: Operationsbefehl. Durchgabe per Funk an die Seewolf-U-Boote: .... "erhalten Standlinien, die jeweils nach 24 Stunden erreicht werden".... (Hinweis: die Standlinien gelten jeweils für ein bestimmtes Seewolfboot. Die Seewolfboote wußten daher wo das nächste Kameradenboot steht bzw. stehen sollte und mußten von der Standlinie aus westlich vorrücken)..... "Standlinie eins von BD 3693 nach 6336; Standlinie zwei von BD 3813 nach 6243; Standlinie drei von BD 2956 nach 5384; Standlinie vier von BD 2874 nach 5514;

15. April 1945: die beiden U-Boote der Standlinie drei und vier erhalten neue Anweisung: "Standlinie drei von BD 2992 nach 5632 Standlinie vier von BD 5258 nach 7588";

16. April 1945: (die eben auf vorgesehener Standlnie eingetroffenen letzten beiden Seewolfboote erhalten ihre Vorrückpositionen): "Standlinie fünf von BD 5443 nach 5773; Standlinie sechs von BD 4599 nach 7263";

18. April 1945: die U-Boote stehen nur weiter westwärts Richtung USA. "Standlinie sieben von BD 7125 nach 7455; Standlinie acht von BC ! 9627 nach 9969; Standlinie neun von BC ! 9316 nach CD ! 2269;"

20. April 1945: "Standlinie zehn von BC 8996 nach CD ! 2418; Standlinie elf von CD ! 1139 nach CD ! 1575; Standlinie zwölf von CC ! 3357 nach CC ! 3926;"

Der Standlinien-Vorrückbefehl vom 20. April 1945 war der letzte Aufstellbefehl

23. April 1945 (die Rote Armee stand schon vor Berlin) erhalten die Seewolfboote Befehl an die US-Küste heranzugehen und die Akte des Admirals Voss meldet und somit auch dem Führer A. Hitler, der seinen letzten makabren Geburtstag im Bunker der Reichskanzlei feiert, an dem auch Großadmiral Dönitz teilnimmt.

20. April 1945: ..."Drei Seewolf U-Boote freies Manöver von New York nach Süden und die anderen drei Boote je nach Brennstoffbestand den Raum Halifax bis Golf of Maine zugeteilt".....

Zu diesem Zeitpunkt waren schon einige Seewolfboote versenkt. Die Einzelmarschierer also U-Boote die Dönitz den Seewolfbooten nachgeschickt bzw. kurz vorher aus Norwegen ausgelaufen waren, erhalten ebenfalls Raum New York nach Süden, es waren U-881, U-889, U-1228 eines der letzten das noch auslief. U-530 stand um diese Zeit nur noch wenige hundert Seemeilen vor New York.

Die Seewolf U-Boote: U-518, U-546, U-805, U-858, U-880, U-1235 hatten wenig Chancen, auch wenn sie nur Passiermeldungen bestimmter Seegebiete abgaben und sonst kaum funkten.

U-Bootsversenkungen in der Nacht vom 15. zum 16. April 1945

U-880 gab nur eine Passiermeldung ab sonst nichts. Da die Amerikaner die Positionen der U-Boote kannten, wurden vier gefunden und angegriffen. U-880 und U-1235 wurden in der stürmischen Nacht des 15. zum 16. April 1945 von den US-Zerstörern Stanton und Frost entdeckt gejagt, beide U-Boote unter Wasser laufend nach etlichen Stunden versenkt. Eines der U-Boote war auch kurz aufgetaucht und von US-Zerstörer aus rd. 750 Yards Entfernung beschossen worden, dann aber sofort getaucht. Es ist unklar ob es U-1235 oder U-880 war.

U-880 hatte ein Wappen, das eine untergehende Sonne zeigte mit dem lateinischen Spruch: Carpe Diem. = Nutze den Tag (Nutze die Stunde). Eine erhaltene Zeichnung zeigt eine rote Sonne, vielleicht ist dieses Zeichen auch als aufgehende Sonne zu verstehen. Carpe Diem war der Wahlspruch des Kommandanten.

Rätselhaftes bei der Versenkung

Die langen Versenkungsberichte der beiden US- Zerstörer Stanton und Frost, die Jagd auf die U-Boote U-880; U-1235 machten, sprechen nur von der Versenkung eines U-Bootes. Erst nach dem Krieg wurde ermittelt, das es vermutlich zwei U-Boote waren, die beide auf befohlener Standlinie nahe zueinander standen. Dies war aber Annahme deutscherseits 1945/46 bei der Nachforschung wo die U-Boote geblieben, U-880 wurde bis Anfang 1947 als verschollen bezeichnet. 1946 wurde aber auch bekannt, das auch U-858 ebenfalls das gleiche, engumgrenzte Marinequadrat in der stürmischen Nacht von 15. zum 16. April 1945 passiert und man auf U-858 Wasserbomben hörte, man glaubte das diese dem eigenen Boot gegolten hätten.

Es waren somit drei Schnorchel-U-Boote auf einen kleinen 4 x 4 sm Quadrat, die dieses Richtung Westen fast gleichzeitig Nachts vom 15. zum 16. April passierten.

Versenkungsannahmen 1945/1946

Nach dem Krieg wurde durch Annahmen festgelegt, das zuerst U-1235 danach U-880 versenkt, es kann in der Reihung auch umgekehrt sein. Was besonders vewundert. Es kamen keine Überreste auf die Wasseroberfläche. Darum nahmen nach der letzten starken Unterwasserdetonation, die Amerikaner an, nur ein U-Boot vernichtet zu haben. Der US-Kriegsbericht des Zerstöreres Frost beschriebt (ähnlich einem deutschen Kriegstagebuch) detailliert die stundenlange Suche in der Nacht bei Scheinwerferlicht und auch am Tage am 16.4.45. Keinerlei Versenkungsmerkmale ausser Dieselgeruch konnte festgestellt werden, der aber auch von den US-Zerstörern stammen konnte.

Festlegung von Verlustdaten

Interessant ist, das eine Untersuchungskommission in 1945, die aus alliierten und deutschen Marineoffizieren zusammengesetzt, an Hand von Operationsbefehlen, Funkmeldungen, alliierten Angriffsmeldungen und Sichtungen innerhalb von zwei Monaten den Verbleib unklarer U-Bootsverluste festlegen mußte. Zwangsläufig ergaben sich dabei Irrtümer, Verwechslungen, Unklarheiten. Ein Beispiel, für ein bestimmtes Typ VIIc Boot wird ein Verlusttag festgelegt, Jahrzehnte später ermittelt man, das dieses Boot noch Tage später eine Funkmeldung abgegeben. Manche Verluste werden in einem bestimmten Seegebiet festgelegt, Jahrzehnte später werden völlig andere Seegebiete ermittelt.

Es dauerte danach Jahrzehnte um Klarheit zu erhalten, erst in 1990iger Jahren konnten viele Verbleibdaten sicher geklärt werden. Doch gibt es immer noch einige U-Boote die im Verbleib ungeklärt sind.

Versenkte Seewolf-U-Boote

Versenkt als Totalverluste -with the loss of all hands- wurden: U-518, U-880 und U-1235. Ebenfalls versenkt wurde U-546, doch konnte ein Teil der Besatzung von den Amerikanern gerettet werden. Der Kommandant konnte vor dem Untergang noch einen US-Zerstörer(F.J.Davis) mit hohen Besatzungsverlusten bei den Amerikanern versenken.

Nur wenige U-Boote erreichten noch vor Kapitulation die US-Ostküste. Die beiden überlebenden Seewolf-U-Boote U-805 und U-858 kapitulierten nach Kriegsende, nach dem 9. Mai 1945 in See, waren auf Kurs USA. Die Einstellung des U-bootskrieges gegen den Westen durch Großdmiral Karl Dönitz am Spätnachmittag des 4. Mai 1945, haben nicht alle U-Boote funktechnisch mitbekommen. Der Längstwellensender, der Empfang unter Wasser ermöglichte, war um diese Zeit schon gesprengt. So griff U-853(Fröhmsdorf)vor US Küste Schiffe an und wurde am 06. Mai 1945 mit 55 Mann versenkt. Ebenfalls Totalverlust am 06. Mai 1945 vor Neufundland U-881 (Dr. Frischke) mit 53 Mann.

Drei weitere U-Boote, die einzelmarschiert, wurden im April 1945 vor USA versenkt. Eins davon, U-857 gilt als verschollen. Insgesamt sterben bei der letzten Angrifswelle großer Deutscher IXc-U-Boote gegen USA im April und Anfang Mai 1945 rd. 500 Deutsche Marinesoldaten.

Flucht vor der Gefangenschaft

Das U-530 Kommandant Otto Wermuth stand bei Kapitulation 8. zum 9. Mai 1945 vor New York; man griff noch ein Geleit an, zum Glück detonierten die Torpedos nicht, denn der Krieg war schon seit Stunden zu Ende. Der Kommandant sagte aus, das er im Sehrohr seines getauchten, auf Sehrrohtiefe marschierten U-530; die Lichter des Hafens von New York bewunderte, wo alles einen friedensmässigen Eindruck zeigte.

Die Crew beschloss sich der Gefangenschaft zu entziehen und man fuhr nach Argentinien, um vor Mar del Plata die deutsche Kriegsflagge ein letztes Mal zu zeigen, die der Kommandant von U-530 an den argentinischen Marinebefehlshaber in Mar del Plata übergab. Jahrzehnte später erhielt der U-Kommandant diese historische Relikt wieder zurück.

U-530 war vom Typ IXc/40 und konnte 214 Tonnnen Brennstoff aufnehmen. Der Typ IXc zu dem das versenkte Seewolf-U-Boot U-518 gehört nur 208 Tonnen. Diese sechs Tonnen mehr Brennstoff (damals Gasöl genannt) waren in einigen Fällen entscheidend gewesen, auf Rückmarsch die heimatliche U-Bootsbasis in Frankreich zu erreichen.

Kommandant Wermuth sagte später aus, das man vor New York noch rund 170 cbm Brennstoff hatte und auf den Marsch nach Argentinien den kürzesten Weg, mehr zu den Küsten hin orientiert wählte, tags getaucht, bzw. schnorchelte und nur Nachts aufgetaucht marschiert sei. Der Marsch durch den Mittel-/ Südatlantik wurde nach kriegsmässigen Wache-/Dienstplan durchgeführt. Wermuth sagte aus, das er überrascht war, über die starke alliierte Luftüberwachung um diese Zeit, da der Krieg in Europa schon seit Wochen zu Ende. Das Japan noch weiter im Krieg befindlich, war ihm bekannt. Er veneinte jedes Entdecktwerden durch Luftaufklärung bzw. Ortung durch alliierte bzw. brasilianische oder argentinische Kriegschiffe. Wermuth teilte auch mit, das vor letzter Unternehmung an den Gegner, U-530 nachträglich in der Werft am Bug beidseitig einen Schnelltaucheinschitt erhalten habe. Dieser wäre an den Kanten eckiger ausgefallen, durch den nachträglichen Einbau, als bei den neuen IXc/40 U-booten üblich, die bereits beim Bau den neuen Schelltaucheinschnitt erhielten. Dadurch wäre sein U-530 auf Fotos identifizierbar. In der Aussage verneinte er, das sein U-Boot Höhe bzw. nördlich der Natalenge / Südatlantik von einem Flugzeug überflogen worden sei.

Kurz vor Mar el Plata / Argentinien lies er den LJ. nochmals den Brennstoffbestand durchrechnen, aber ein weiterer Marsch nach Süden oder gar Punta Arenas zu erreichen, der östlichsten Stadt Chiles, am Südatlantik - Magellanstraße gelegen, war nicht möglich. Der Kommandant bestätigte, das sein Wunschziel Chile, das nicht im Kriegszustand mit dem Deutschen Reich gewesen. Am 10. Juli 1945 übergab Wermuth sein U-530 in Mar del Plata an Argentinien.

Am 17. August 1945 tauchte noch ein weiteres Schnorchelboot, U-977 (Schäffer) Typ VIIc, vor Mar del Plata / Argentinien auf, direkt von Norwegen kommend. Schäffer hatte die Küste Norwegens am 10. Mai 1945 verlassen, vorher einige Verheiratete die nicht mit wollten an Land gesetzt. Es hatte nur noch 5 Tonnen Brennstoff vor Mar del Plata an Bord, sechs Wochen war das Boot ab Norwegen auf Schorchelmarsch gewesen. Auf der Reise nach Süden wurde auch eine kleine Insel in den Kap Verden angesteuert. Wegen zu hoher Brandung war eine Landung mit Schlauchbooten nicht möglich gewesen. Der Grund war der Crew eine Erholungspause zu gönnen.

Es ist trotzdem verwunderlich das U-977 Argentinien erreichen konnte, hatte Kommandant Schäffer doch vorher eine Operation vor englischer Küste durchgeführt, war nach Norwegen zurück, hatte die Fluchtunwilligen an Land gesetzt und setzte dann mit rd. 80 Tonnen Brennstoff ein Kurs, mit Umweg Kap Verden nach Mar del Plata / Argentinien.

Südatlantik Juni 1945

Kommandant Schäffer erklärte in seiner Aussage, das er über den unerklärlichen Verlust des brasilienischen Kreuzers Bahia im Südatlantik, Wochen nach Kriegsende, nichts gehört bzw. nichts gewußt habe. Auch habe er alle Topedos nachweisbar vollzählig mitgebracht. Auch wäre sein U-977 von keinem Flugzeug überflogen und auch nicht nördlich Natalenge von Kriegschiffen geordet oder angegriffen worden.

Es war ein amerikanisches Transportflugzeug gewesen, das beim Überflug nördlich Nadalenge ein nach Süden laufendes U-Boot gemeldet. Auf diese Meldung liefen brasilianische Zerstörer und U-Jäger aus, ordeten das getauchte U-Boot und verfolgte das Ziel. Ein U-Jäger griff das deutlich als U-Boot angesprochene Unterwasserziel, das klare Signaturen abgab, mit Wabos an. Es wurde kein Erfolg erzielt, das Ziel konnte sich den Suchgeräten, den U-Jägern entziehen. Es hatte zuerst Radarkontakt bestanden, danach muß das unbekannte U-Boot sofort getaucht sein, die Unterwassersuchgeräte fanden und verloren das Ziel wieder. Auch eine genaue Nachsuche erbrachte kein Ergebnis. Das suchende brasilianische Kriegsschiff war mit modernsten amerikanischen U-Boots-Ortungsgeräten ausgestattet. Die Uboots-Suchmannschaft in USA ausgebildet und man hatte einen US-Berater an Bord.

Auf U-Bootsmeldungen wurden von der brasilianischen Kriegsmarine eingesetzt: Zerstörer: -Babitonga-, Radarkontakt auf 0.00 / 30.00 West. Nach weiterer Sichtungsmeldung durch das amerikanische Militärflugzeug, das sich auf Flug von Dakar nach Natal befand und die Meldung von Zerstörer Babitonga bekannt, setzte der Commander of the North/East Naval Forces die brasilianische U-Jagdgrppe ein bestehend aus: Zerstörer: -Marcillo Dias- mit U-Bootsjäger: -Grajau-; -Guaiba-; -Guajara-; U-Jäger -Grajau- hatte den ersten Kontakt auf 04.24 Süd / 33.34 West. Das zuerst von Babitonga gemeldete und vom US-Flugzeug gesichtete, unbekannte U-Boot war auf dem vermuteteten Marschweg nach Süden, tatsächlich in dem angenommenen Seegebiet. Das war Juni 1945, das U-Boot konnte sich der brasilianischen Suchgruppe entziehen.

Die festgehaltenen Ergebnisse waren der Grund, das die brasilianische Kriegsmarine einen Offiziers aus dem Admiralsstab nach Mar del Plata schickte, als auch U-977 eingelaufen, um die Angelegenheit zu untersuchen. Die Untersuchung, aber auch die späteren US-Verhöre verliefen ohne Ergebnis. Der nach Argentinien, nach Mar del Plata und Buenos Aires geschickte Stabsoffizier war der Capt.Ltn. A. Orlando de Gusmas. Die Untersuchung ergab, das die Sichtungen und Kontakte von Anfang Juni 1945,im Seegebiet Natalenge, nicht von U-530 und auch nicht von U-977 stammen konnten.

Auslieferung an die USA

Beide Kommandanten U-530 Wermuth und U-977 Schäffer wurden nach Auslieferung durch die Argentinier an die Amerikaner von diesen in Ft. Meade verhört. Dabei kamn es zu einem Treffen zwischen beiden Kommandanten, die zum Verhör gemeinsam in einem Raum warten mußten. Schäffer später: "mir war sofort klar das dies eine Inszenierung und wir abgehört wurden"!

Weder U-530 noch U-977 waren in dem Seegebiet gewesen; in dem im Juni 1945 ein U-Boot festgestellt worden war, bzw. hatten dieses Seegebiet auch nicht passiert. Beide U-Boote waren nicht zum Zeitpunkt des Sinkens des brasilianischen Kreuzers BAHIA in diesem Seegebiet im Südatlantik auch hatten beide U-boote dieses Seegebiet nicht durchfahren. Die genaue Ursache des Verlustes der BAHIA; die innerhalb vier Minuten gesunken sein soll, ist auch heute noch nicht restlos aufgeklärt. Lange Zeit galt Torpedo- oder Minentreffer durch Treibmine als Annahme.

Eine amerikanische Dienststelle lies 1946, als die Verhöre der Kommandanten, Offiziere und Besatzungsmitglieder von U-530 und U-977 abgeschlossen waren, den Fall des erfolglosen Angriffs auf ein getaucht laufendes U-Boot nördlich Natalenge erneut untersuchen.

Ein ehemaliger Offizier der Kriegsmarine, der nun für die Amerikaner tätig, wurde 1947 nach Buenos Aires geschickt. Aber auch diese Untersuchung verlief ergebnislos. Der Grund dieser Untersuchung war nach einem Hinweis einer brasilianischen Marinequelle in den 1990er Jahren der Umstand, das man eine Wasserprobe mit Ölresten, die man nach Waboangriff vom Juni 1945 aufgenommen, in US analysiert und dabei ermittelte, das die chemische Ölzusammensetzung weder bei alliierten noch bei den brasilianischen Kriegsschiffen Verwendung fand. Diese Sekundärangabe konnte in USA Quellen bisher nicht verifziert werden.

Im August 1945 lagen zwei U-Boote des untergegangenen Deutschen Reiches in Mar del Plata, dem Hafen der argentinischen Kriegsmarine. Da auf politischen Druck der Amerikaner Argentinien noch wenige Wochen vor Kriegsende dem Deutschen Reich Kriegzustand erklärte, mussten beide U-Boote, U-530 und U-977 mit den Besatzungen an die Amerikaner ausgeliefert werden. Ein Heizer (Maschinenmaat) von U-530 teilte Jahrzehnte später mit, das man in die beiden Diesel Sand geschmissen, die Amerikaner sollten mit ihren Dieseln keine Freude haben.

Das Argentinien noch in 1945 den Kriegszustand mit dem Reich erklärt, war den beiden U-Kommandanten nicht bekannt gewesen.

Weitere Fluchtpläne von U-Boot-Besatzungen

Es kam kein drittes U-Boot nach Argentinien, auch wenn es Geschichten gibt. Vielleicht hat es noch eine Besatzung versucht, denn etliche deutsche U-Boote sind seit März-April 1945 verschollen. Das es Versuche und konkrete Fluchtpläne gegeben, wurde von ehemaligen U-Bootsveteranen bestätigt. Ähnlich war es bei U-880. Anläßlich eines Treffens mit einem Familienmitglied, es war die Zeit in der ein neuer Schnorchelkopf besorgt werden mußte und die Fronten in rascher Folge im Westen und Osten zusammenbrachen, wurde mitgeteilt dass der Krieg rasch zu Ende gehen und man dann weit draußen ist. Keinesfalls wolle man in Gefangeschaft gehen und die Familie soll abwarten. In allen Fällen war es nur der Versuch oder die Planung der Gefangenschaft zu entgehen, wie ein Kommandant, der Wochen nach Kapitulation sein VIIc Boot statt den westlichen Alliierten auszuliefern, vor der Küste Portugals versenkte. Es war U-1277 (Stever) der sein U-Boot vor Porto/ Portugal Küste am 03. Juni 1945 versenkte. Kapitänleutnant zur See "Stever" war am 22. April 1945 von Bergen/ Norwegen zu seiner ersten Kriegsunternehmung mit seinem neuen VII C/41 U-Boot ausgelaufen. Die 47 Mann wurden von Portugal an England ausgeliefert.

Punta Mogates Lighthouse

Der Punta Mogates Leuchtturm steht südlich Mar del Plata. Hier im Raum westlich Punta Mogates Leuchtturm war auf einer kleinen, einsamen Farm, ca. 60 km von der Küste, eine 80 Watt Sendeanlage des nie gefassten Chefs der deutsche Abwehr in Argentinien (Sargo= Klarname: Becker) bis Ende 1945 auf Empfang. Hier wenige Seemeilen südlich des Leuchtturmes war im Juli 1944 der deutsche Agenten-Motor-Segler"Passim" mit 10 Tonnen Fracht und einer verlöteten Blechkiste aus der Reichskanzlei angekommen. Sargo hatte alles in Empfang genommen und mit zwei Lkw nach Baires transportieren lassen. Als Fracht dabei für Sargo war auch eine starke, neueste Funkanlage. Nach dem Passim nach Vigo in Spanien zurück, flog der Kommandant der Passim sofort nach Berlin und der Lt.(Sonderführer)Garbers erhielt November 1944 für diese Argentinienreise das Ritterkreuz. Mit dieser Frachtreise hatte man auch zwei Gäste mit nach Argentinien gebracht, einen Funker und einen weiteren und dafür drei deutsche Offiziere, dabei auch ein Funkoffizier wieder Richtung Europa mitgenommen und vor Einlaufen Vigo,an der Küste Portugals abgesetzt. Die Namen der Gäste sind bekannt, wollten aber zu Lebzeiten nie genannt werden.

Bei den 10 Tonnen Fracht handelte es sich um Industriehandelsware für deutsch-argentinische Firmen und wichtige Maschinenersatzteile. Was in der verlöteten Blechkiste war, ist unbekannt. Garbers selbst sprach von einer verschweißten Stahlkiste, Sargo (Becker) gab 1965 an, das die große, schwere Blechkiste nur verlötet, was wohl besser gewesen, da darin auch Papierwerte enthalten waren. Ein amerikanischer Agent-Report spricht von perfekt gefälschten englischen Pfundnoten, die im Rahmen der Operation Bernhard gedruckt worden waren. Sargo(Becker) hat den Empfänger verschwiegen, auch in freigegebenen alliierten Agent-Reports wird der Empfänger bzw. die Verwendung nicht erwähnt. Das Protokoll beschreibt die Anlandung der Passim, die Funktionen der Gäste, die Transportlisten und die Personen die in die Logistik in Argentinien 1944 eingebunden.

Nie mehr hat sich nach Einlaufen U-977 am 17. August 1945 Mar del Plata / Argentinien ein deutsches Kriegsmarine U-Boot gemeldet. Die Funkmeldung von U-977 war die letzte gewesen, die aber direkt an die argentinische Kriegsmarine ging.

Bewaffnung

U-880 war mit der neuesten, doppelläufigen 3,7 cm Flak-Automatik ausgestattet und 2 je 2 cm Doppel-Flak. Es hatte als eines der wenigen U-Boote den neuesten Kurzsignalgeber an Bord und dieses Gerät -KURIER- ist auch während der Ausbildung in der Ostsee getestet worden. Die Torpedo Ausstattung bestand aus den neuesten Torpedos wie. z.B.: Luts, Fads, T-5/Zaunkönigen etc.

Besatzung

Unter dem Kommando von Kapitänleutnant Gerhard Schötzau standen drei Offiziere, als I.WO; II.WO; als LJ; die sämtlich den Rang Oberleutnant zur See hatten, dazu erfahrene Portepee Unteroffiziere (Feldwebelränge): zwei Obermaschinisten, zwei Obersteuermänner, ein Oberfunkmeister und zehn Maate. Zieht man Arzt und Sanitätsmaat ab, bleiben nur 47 Mann für diesen großen U-Bootstyp, der in der Regel sechs bis zehn Mann mehr erforderte.

Besatzungsliste (U 880)

  • Blumenstengel, Johann -Fk.O.Gfr.- 04.07.1925
  • Born, Arno -O.Strm.- 10.08.1920
  • Buck, Hans-Jürg -Fk.O.Gfr.- 23.07.1923
  • Damm, Emil -O.Fk.Mt.- 24.06.1921
  • Dittrich, Otto -Mtr.O.Gfr.- 28.04.1923
  • Döbbelin, Herbert -Me.Gfr.- 03.09.1925
  • Erhard, Josef -O.Btsm.Mt.- 06.11.1920
  • Finthammer, Helmut -Obl.Ing.- 18.12.1912
  • Genuit, Eduard-Eugen -Ma.Gfr.- 05.07.1922
  • Hoffmann, Paul-Rudolf -O.Btsm.Mt.- 04.10.1914
  • Hondel, Hubert -Me.Gfr.- 23.02.1925
  • Horek, Johann -Mtr.O.Gfr.- 10.08.1921
  • Jaeger, Helmut-Friedrich -O.Masch.- 14.12.1919
  • Jerichen, Paul -Me.Gfr.- 05.10.1924
  • Jochheim, Friedrich -O.Strm.- 25.04.1908
  • Kirschenhuber, Rudolf -Mtr.O.Gfr.- 07.01.1925
  • Klinzmann, Heinz -Ma.Mt.- 03.10.1922
  • Konsolke, Hubert -Ma.Gfr.- 28.12.1925
  • Kratzke, Oskar -O.Fk.Mstr.- 23.05.1915
  • Lasch, Kurt -San.Mt.- 03.09.1919
  • Lau, Bernhard -Ma.Gfr.- 28.04.1925
  • Mertens, Karl -O.Me.Mt.- 18.07.1921
  • Meyer, Hans -Ma.Mt.- 24.07.1922
  • Meyer, Hans -Mt.- 17.01.1922
  • Nabbefeld, Hans -Ma.Gfr.- 02.12.1925
  • Natschke, Georg -Ma.O.Gfr.- 12.11.1924
  • Naujoks, Walter -O.Ma.Mt.- 16.12.1924
  • Neumann, Waldemar -Ma.Gfr.- 31.01.1925
  • Neumüller, Lothar -Ma.Gfr.- 05.08.1925
  • Nieland, Reinhard -Obl.z.S.- 27.10.1921
  • Nolden, Jakob -Mtr.O.Gfr.- 06.03.1924
  • Piertz, Ewald -Ma.O.Gfr.- 25.06.1925
  • Pokriefke, Bruno -Mtr.O.Gfr.- 15.10.1924
  • Putela, Artur -Mtr.O.Gfr.- 30.11.1925
  • Römer, Günter -Me.O.Gfr.- 13.04.1924
  • Dr.Rosenbach -Mar.As.Arzt- 21.05.1917
  • Sandhack, Willi -Mtr.O.Gfr.- 11.05.1925
  • Schadow, Gerhard -O.Masch.- 11.05.1913
  • Scheffler, Bruno -Mtr.O.Gfr.- 18.07.1924
  • Schötzau, Gerhard -Kptl.- 16.04.1917
  • Scholz, Günter -Ma.O.Gfr.- 20.05.1925
  • Schünemann, Günter -Ma.Mt.- 18.09.1923
  • Schwichtenberg, Paul -Mtr.O.Gfr.- 17.09.1923
  • Seel, Ernst -Ma.O.Gfr.- 30.01.1925
  • Stock, Walter -O.Ma.Mt.- 19.04.1922
  • Stoll, Günther -Ma.Gfr.-
  • Uhde , Udo -Obl.z.S.- 18.06.1909
  • Wieczorek , Heinz -Ma.Gfr.- 20.08.1925
  • Winzer , Paul -O.Ma.Mt.- 25.05.1920

Quellen

(KTB=Kriegstagebuch)

  • KTB des B.d.U. / Akte C/IV. Akte C/IV Ausfertigung Adm. Voss; KTB-Wetterstelle des BDU.
  • KTB von Ausland Abwehr IV; Band III. KTB-Geheime Kommandounternehmen 1942 bis Jan. 1945.
  • Kriegstagebuch der Seekriegsleitung.
  • Kriegstagebuch des OKW-Führungsstab Nord April 1945.
  • KTB-Ausbildungs KTB U-880;
  • Informationen: Archiv: International Submarine Center; Dipl.Ing. K.W.G.; selbst LJ auf einem U-Boot im Kriege; Angaben 1990 dabei auch schriftliche Hinweise von Sargo(Becker)1965 Chile. Angaben aus Akten National Archiv Washington DC/ USA 1995 und Agent Reports des US-CIC. Angaben aus den US Verhörprotokollen Besatzungsmitglieder U-530/U-977.
  • KTB U-530;
  • Persönliche Aussagen von U-Bootskommandanten die 1945 bei der Gruppe Seewolf und Aussagen Besatzungsmitglieder U-530. Aussage des Deutschen Marineattachees, der in Buenos

Aires eingesetzt, US-Verhörprotokoll; Wiesbaden 1946. Sekundärquellen und Bücher:

  • Hinweis des deutschen Historikers Dr. G. der insbesondere U-Bootsoperationen und U-Boots-Sonderaufträge recherchiert und mehrere Bücher veröffentlicht hat

und in Aussagen und Dokumente der brasilianischen Marine Einsicht nehmen konnte.