Kathedrale von Salisbury
Die Kathedrale von Salisbury (engl. Salisbury Cathedral) ist die anglikanische Hauptkirche von Salisbury in der englischen Grafschaft Wiltshire. Sie gilt als herausragendes Beispiel für die englische Frühgotik und hat den mit 123 Metern höchsten Kirchturm Großbritanniens.
Baugeschichte

Die Bautätigkeit wurde im Jahr 1220, als der Bischofssitz nach Salisbury verlegt wurde, während der Amtszeit von Richard Poore aufgenommen. Aufgrund des hohen Grundwasserspiegels am neuen Bauort wurde die Kathedrale auf einem Fundament von nur vier Fuß (ca. 1,30 m) Höhe errichtet. Nach für damalige Verhältnisse ungewöhnlich kurzer Bauzeit wurde die Kathedrale bereits 1258 im Beisein von König Heinrich III. geweiht. Die Westfassade war 1265 abgeschlossen, die Vollendung des großen Kreuzganges und des Kapitelshauses zog sich bis 1280 hin. Auch wegen der kurzen Bauphase ist die Kathedrale von Salisbury architektonisch sehr einheitlich geraten.
Nachträglich erbaut wurde lediglich der Vierungsturm mit seiner imposanten Spitze, an dem die Arbeiten 1330 beendet wurden. Die Bauarbeiten am Turm sind Thema in Wiliam Goldings Roman The Spire. Da man kaum statische Erkenntnisse besaß und die gotische Baukunst in Wesentlichen auf Erfahrung und dem Prinzip von Versuch und Irrtum basierte, war der Turm mit 6.500 Tonnen für die tragende Konstruktion zu schwer geraten und hätte das Schicksal anderer Kirchtürme (wie der noch höhere in Lincoln) geteilt und wäre irgendwann eingestürzt, wenn nicht Christopher Wren 1668 bei einer Inspektion die nachträgliche Stabilisierung angeregt hätte. Diese wurde durch Strebepfeiler in der Vierung und die Armierung mit Stahlbändern realisiert.
1790 wurde die Kathedrale von James Wyatt umgebaut, wobei der Lettner entfernt und der separat stehende, 100 m hohe Glockenturm abgerissen wurde. Die Orgel wurde 1877 von Henry Willis & Sons eingebaut.
Architektur


Der Grundriß zeigt das für die englische Frühgotik typische gestreckte Langhaus mit verlängerter östlicher Achse und zwei Querschiffen. Das Langhaus ist dreischiffig, die Querschiffe sind beide zweischiffig angelegt. Der Chor befindet sich zwischen den Querschiffen, sein Abschluss ist rechteckig und endet mit einer Marienkapelle. Anders als bei der französischen Gotik (etwa bei der im gleichen Jahr begonnenen Kathedrale von Amiens) sind die einzelnen Raumsegmente nebeneinandergestellt und nicht zu einer einheitlichen Raumwirkung verschmolzen. Das Hauptschiff ist genauso hoch wie breit. Seine sehr klare gegliederte Wirkung ergibt sich auch aus dem farblichen Kontrast, den die schwarz polierten Säulenschäfte aus Purbeck-Marmor zum einheimischen Kalkstein (Chilmark stone) bilden. Die Zahl der Säulenschäfte in der ganzen Kathedrale beträgt 8.760, somit eine für jede Stunde des Jahres.
Turm
Der höchste noch stehende Kirchturm Großbritanniens ist trotz der nachträglichen Armierungen nicht definitiv gesichert. Seine Spitze neigt sich um mehr als 70 cm. In der Vierung kan man sehen, wie sich die tragenden Säulen und Pfeiler unter dem Gewicht von Turm und Turmspitze biegen.
Kreuzgang und Kapitelhaus
Der Kreuzgang und das Kapitelhaus (Chapter House)auf oktagonalem Grundriss entstanden 1263-1265 bzw. um 1275 nach dem Vorbild von Westminster Abbey.
Bibliothek
In der Dombibliothek wird seit 1215 eine der vier verbliebenen Handschriften der Magna Charta aufbewahrt. Sie gilt als die am besten erhaltene.