Workstation
Mit Workstation bzw. Arbeitsplatzsystem bezeichnet man einen – im Vergleich zum normalen IBM-kompatiblen PC – besonders leistungsfähigen Arbeitsplatzrechner zur Benutzung durch eine oder mehrere Personen. Typischerweise werden Workstations für anspruchsvolle technisch-wissenschaftliche Anwendungen eingesetzt, im Gegensatz zu dem Bereich der Büroanwendungen, den sich der IBM kompatible PC eroberte. Üblicherweise erbringen Workstations im Bereich Grafikdarstellung, Rechenleistung, Speicherplatz und/oder Multitasking überdurchschnittliche Ergebnisse, oft konnen zusätzliche Terminals verwendet werden.
Workstation und Arbeitsplatzrechner
Der Begriff ist nicht synonym mit Arbeitsplatzrechner. Eine Workstation ist, wie ein Heimcomputer, ein Arbeitsplatzrechner, aber nicht jeder Arbeitsplatzrechner ist eine Workstation. Da jedoch Heimcomputer heutzutage ebenfalls sehr leistungsfähig sind und zunehmend im technisch-wissenschaftlichen Bereich eingesetzt werden, verwischen die Grenzen zwischen Heimcomputer und Workstation immer mehr. Hinzu kommt eine häufige Praxis im Computer-Marketing, einem Desktop-Computer durch den Begriff Workstation einen besonders leistungsfähigen Anstrich zu geben.
Historisch betrachtet
Historisch war die Eigenschaft für einen Benutzer, oder zumindest für wenige Benutzer eine wichtige Unterscheidung zu den sonst üblichen Mehrbenutzersystemen. Statt, wie beim Mehrplatzsystem über ein Terminal (meist seriell und im Textmodus) mit einem Computer verbunden zu sein, dessen Rechenzeit man sich mit vielen Anderen teilen musste, stand dem Ingenieur oder Wissenschaftler mit einer Workstation praktisch exklusiv ein eigenes Gerät zur Verfügung. Im Unterschied zu den oft langsamen seriellen Terminalverbindungen der klassischen Mehrplatzsysteme, verfügen Workstations über direkt angebundene, zum Teil mehrere, leistungsfähigere Grafiksysteme und Monitore, zusätzlich können aber auch über schnelle Netzwerkverbindungen angeschlossene leistungsstarke grafische X-Terminals betreiben. Damit eröffneten sich gerade für technisch-wissenschaftliche Anwendungen ganz neue Visualisierungsmöglichkeiten. Vor diesem Hintergrund sind auch die für Workstations und für X-Terminals typischen, hochwertigen, großformatigen Bildschirme zu sehen.
Entwicklung
Workstations entwickelten sich dann in den 80er Jahren zu einer eigenständigen Rechnerform. Nicht zuletzt durch die großen Workstationhersteller dieser Zeit (Apollo, DEC, HP, Sun, SGI, NeXT etc..), denen es gelang, die Vorzüge einer Workstation gegenüber Mehrbenutzersystemen aufzuzeigen. Hinzu kam zu der Zeit die Idee des Client/Server-Computing, in dem Workstations als Client ebenfalls einen Platz haben. Viele dieser Hersteller sind heute vom Markt verschwunden oder produzieren keine Workstations mehr. Unter anderem auch deshalb, da Heimcomputer immer weiter in die traditionellen Anwendungsbereiche von Workstations vordringen. Heutige PCs (2006) sind wesentlich preisgünstiger als Workstations, dennoch sind sie in punkto Rechen- und Grafikleistung den traditionellen Workstation-Architekturen bzw. -Prozessoren (MIPS, PA_RISC, PowerPC, SPARC) ebenbürtig, wenn nicht bereits überlegen.
Zuverlässigkeit
Die Zuverlässigkeit einer Workstation muss üblicherweise teuer bezahlt werden. Workstations sind typischerweise sowohl in Bezug auf ihre Hardware als auch ihre Software besonders robust ausgelegt. Dies hat sich einerseits aus ihrer Herkunft (Minicomputer für einen Benutzer) ergeben, andererseits auch aus den typischen Anwendungen, bei denen Zuverlässigkeit gefragt ist. Das gängigste Betriebssystem für eine Workstation ist eine der vielen Unixvarianten mit einem X11-Grafiksystem. Auch hier dringen PC-Betriebssysteme (z.B. Windows oder Mac OS X) weiter vor.
Ergonomie
Anfangs war Ergonomie für Workstations kein wichtiges Thema. Der Preis für die Rechenleistung direkt vor Ort waren große Gerätetürme, laute Lüftergeräusche und (trotz Grafiksystem) überwiegend eine Bedienung über die Kommandozeile. Moderne Workstation-Hardware ist von außen kaum noch von Heimcomputer-Hardware zu unterscheiden. Klassische Unix-Desktops wie VUE und CDE, die ihre Existenz den Workstations zu verdanken haben, zeigten noch lange deutliche Defizite zu PC-Desktops. Bei modernen Unix-Desktops hingegen besteht kaum noch Nachholbedarf. Ein Grund für diesen Nachholbedarf mag gewesen sein, dass es für Profis schneller und effizienter ist die Bedienung über die Kommandozeile vorzunehmen, bzw. Textdateien zu editieren und daher der Bedarf für eine Steuerung per Maus geringer ist. Heute ist die Administration und Bedienung von Workstations ausgefeilter, alles was per Mausklick möglich ist kann vom Profi auch per Kommandozeile und Editor erledigt werden (und umgekehrt) - bei Fernwartung ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Moderne Workstations
In den modernen Versionen der verschiedenen Unix-Derivate wie Linux, FreeBSD, Mac OS X etc. setzen sich immer mehr Desktopsysteme durch, die an Modernität, Ergonomie und Ausstattung einem Windows-Betriebssystem in nichts nachstehen, ja sogar in vielen Bereichen bereits Vorreiter sind, wenn es um Gebrauchstauglichkeit (usability), Effizienz bei der Bedienung und fortschrittliches Design geht. Beispiele hierfür sind u.a. Mac OS X, GNOME und KDE.