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Turkestan

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Turkestan

Turkestan, auch bekannt als Turkistan bzw. Türkistan, ist eine trockene Gebirgsregion in Zentralasien. Es erstreckt sich vom Kaspischen Meer im Westen bis zur Wüste Gobi im Osten. Es umfasst 2.500.000 km² und rund 20 Millionen Einwohner.

Namensbedeutung

Turkestan war im Altertum als Turan bekannt und griff im Süden auch in persisches Gebiet über. Aber noch heute macht dessen Tiefland als "Turanische Senke" oder "Turanisches Tiefland" den größten Teil West-Turkestans aus. Im Mittelalter war das Gebiet des späteren Turkestan auch als Tatarstan bzw. als Tatarien bekannt.

Der Name "Turkestan" bedeutet Land der Türken und gilt als eines ihrer ältesten Heimatländer. Es ist das engere Stammland der als "West-" und "Osttürken" bezeichneten Völker.

Türkisch besiedelt ist das Land seit den Zeiten der "Hunnenstürme" und galt seit jeher als wichtiges Durchgangsgebiet zwischen Ost- und Vorderasien.

Die Völker Turkestans

Ferner spielte es für die Entstehung der heutigen Turkotataren eine große Rolle: In Turkestan wurde z. B. die Buqai-Horde - auf dem Gebiet des westlichen Kasachen-Khanates - gegründet, die das letzte Aufbäumen der Kasak-Tataren gegen die Russen darstellte.

Heute leben auf dem Gebiete Turkestans die Völker der Tadschiken, Afghanen, Perser und Chinesen. Ferner sind Deutsche, Russen, Ukrainer und etliche Koreaner dort ansässig.

Das Gros der Bevölkerung wird jedoch durch die türkischen Völker gestellt: Uiguren, Karakalpaken, Kasachen, Kirgisen, Aserbaidschaner, Karäim, Mescheten, Krimtataren, Türken und Usbeken gebildet. Die größeren Turkvölker bilden in diesem Gebiet eigene Turkstaaten.

Alte Turksprachen Turkestans

In Turkestan entstanden die bedeutenden türkischen Literatursprachen Karlukisch, Choresmisch und Tschagataiisch.


Gliederung Turkestans

Das Gebiet Turkestans ist in drei Bereiche unterteilt: West-Turkestan besteht aus dem südlichen Bereiche Kasachstans sowie Kirgisistans, Tadschikistans, Turkmenistans, Usbekistans sowie dem nördlichen Teile Afghanistans, das Süd-Turkestan genannt wird. Ost- oder Chinesisch-Turkestan umfasst den südwestlichen Teil der Autonomen Region Xinjiang-Uyghur.

Kleine Geschichte Turkestans

Turkestan ist im Verlauf seiner langen Geschichte dauernd von den asiatischen Großmächten umkämpft worden. In seinen Grenzen lagen folgende überwiegend turkstämmige Reiche:

Auch standen große Gebietsteile zeitweise unter der Kontrolle der Kyptschaken, der Seldschuken und des Choresm-Schah.

Im 13. Jahrhundert gehörte es zum mongolischen Khanat Moghulistan.

Im 15. Jahrhundert kam es zur Teilung des Landes an der Grenze zwischen Altai-Tienschan-Pamir, als der Westteil Turkestans an Timur-i Lenk fiel, während der Ostteil nun unter einheimischer Dynastie verblieb.

Nach Ende der Timuridenzeit gelangte Turkestan nochmals unter mongolischer Herrschaft, als die Oiraten ihr kurzlebiges Reich begründeten.

Ab 1500 entstanden auf dem Gebiet Turkestans die usbekischen West-Khanate Chiwa, Buchara und das kirgisische Khanat Kokand sowie die uigurischen Ost-Khanate Kaschgar, Tufan und Khotan.

Während der Westteil seit Timur unter persischen Einfluss geriet, so gehörte der Ostteil des Landes seit 1759 zu China.

1867/97 eroberte der deutschstämmige General Kaufmann West-Turkestan, das bis 1991 dann die Geschichte Russlands teilen sollte.

Kleine Geschichte West-Turkestans

Bereits im 1. Jahrtausend v. Chr. siedelten iranischsprechende Stämme im westlichen Turkestan. Die südlichen Bereiche West-Turkestans fielen dann mit der Eroberung des Persischen Reiches an Alexander den Großen.

West-Turkestan im eigentlichen Sinne entstand im 15. Jahrhundert aus der Teilung des Mongolen-Khanates Tschagatai, als der Westen Turkestans an den Tatarenherrscher Timur fiel. West-Turkestan (oder auch: Russisch-Turkestan) bildete nun den Westteil des Landes. Die heutige turkotatarische Bezeichnung ist Batys Türkistan, während die türkische Landesbezeichnung lautet: Batı Türkistan lautet.

Ab dem 16. Jahrhundert fanden die Gründung der türkischen Khanate Chiwa, Buchara und im 19. Jahrhundert - Kokand auf dem Gebiet West-Turkestans statt. Aber es fielen bereits im selben Jahrhundert slawische Völker ein, endgültig von den Russen erobert wurde es jedoch erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Seit 1867 gehörte das westliche Turkestan zu Russland, als der russische General Kaufmann, ein Deutscher in russischen Diensten, das Kasachische Khanat eroberte und dort nun das russische "Generalgouvernement Turkestan" errichtete.

Nach der Russischen Revolution (1917) wurden im Gebiet West-Turkestans die sowjetischen Volksrepubliken Buchara und Chiwa sowie die Autonome Republik Turkestan gebildet. Aus dieser wurden dann zwischen 1924 und 1936 neue Republiken gebildet. Das afghanische Süd-Turkestan, das von Russland beansprucht worden war, wurde bereits durch einen Vertrag von 1859 an Afghanistan abgetreten.

West-Turkestan heute

Auf dem Gebiet West-Turkestans befinden sich die heutigen turkmenischen Republiken Kasachstan, Turkmenien, Usbekistan, Kirgisistan und - als iranischsprachige Ausnahme - Tadschikistan.

Kleine Geschichte Ost-Turkestans

Ost-Turkestan (oder auch: Chinesisch-Turkestan) liegt, wie der Name bereits sagt, im östlichen Landesteil Turkestans. Die heutige turkotatarische Bezeichnung ist Sherqiy Türkistan, während die türkische Landesbezeichnung Doğu Türkistan lautet.

Ost-Turkestan gelangte im 2. Jahrhundert v. Chr. unter chinesische Herrschaft, wurde aber nach dem Fall der Han-Dynastie im Jahr 220 n. Chr. den Persern überlassen.

In nachfolgenden Jahrhunderten wurde Ost-Turkestan von verschiedenen asiatischen Herrschern regiert, darunter auch von Dschingis Khan im 13. Jahrhundert. Im 9. Jahrhundert setzte die Islamisierung bei den Uiguren Ost-Turkestans ein: sie gründeten nun das "Khaganat Uyghuristan". China eroberte Ost-Turkestan im 18. Jahrhundert zurück und integrierte es 1881 in die Provinz Xinjiang. Das heutige Ost-Turkestan entstand im 15. Jahrhundert aus der Teilung Turkestans, als sich in seinem Gebiet die Herrscher der mongolischen Tschagatai-Dynastie zurückzog.

Im 18. Jahrhundert gehörte das Gebiet Ost-Turkestans zum mongolischen Oiratenreich. 1759 fiel Ost-Turkestan an China und wurde dort mit der benachbarten Dsungarei zusammengelegt.

Ost-Turkestan heute

Die heutige Bezeichnung Ost-Turkestans lautet Sinkiang-Uigur und liegt im äußersten Westen der VR China.

Kleine Geschichte Süd-Turkestan

Der Süden des Khanates Buchara gelangte 1898 als Persisch-Turkestan an den heutigen Iran. Es umfasst heute die turkmenischen und usbekischen Nordgebiete des heutigen Afghanistans.