Pontos (Region)

Pontos (altgriechisch Πόντος ‚Meer‘, lateinisch Pontus) ist eine historische Landschaft an der kleinasiatischen Südküste des Schwarzen Meeres (Πόντος Εὔξεινος Pontos Euxeinos) im Nordosten Anatoliens in der heutigen Türkei.
Name

Der Name leitet sich vom griechischen Namen des Schwarzen Meeres ab. Als Bezeichnung für das Küstenland vor Kappadokien wurden Wendungen wie Kappadokía hē perí ton Eúxeinon[1] (also „der zum Meer hin gelegenen Teil Kappdokiens“) oder hē pros tōi Póntōi Kappadokía[2] gebraucht, aber auch schon bei Strabon ist Pontos alleinstehend geläufig.[3] Der früheste Beleg für Pontos als Name der Region findet sich bei Xenophon.[4]
Lage
Als politisches Gebilde bezeichnet Pontos im Lauf der Geschichte Gebiete stark wechselnder Ausdehnung. Zum pontischen Kernland gehört dabei die Küstenregion zwischen Schwarzem Meer bis zum und einschließlich des Pontischen Gebirges und Teile des dahinter liegenden Gebietes. In der antiken Geographie wird es begrenzt von Paphlagonien im Westen, wobei der Halys oft als Grenzfluss gilt, im Süden durch Galatien, Kappadokien und Armenia minor und im Osten durch Kolchis und Armenien mit dem Phasis als Grenzfluss.
Ein wichtiger Fluss war der nach Westen hin zwischen den Bergen Paryadres im Norden und Ophlimos und Lithros im Süden verlaufende Lykos (heute der Kelkit Çayı), dessen enges Tal sich zur fruchtbaren Ebene von Phanaroia weitete, bevor er bei Eupatoria in den Iris (heute Yeşilırmak) mündete. Ein weiterer wichtiger Nebenfluss des Iris war der Skylax (heute Çekerek Irmağı).
Seinen besonderen Charakter erhielt die Landschaft durch die Begegnung autochthoner Bewohner des Binnenlandes, die kulturell eher nach Persien hin orientiert waren, und der griechischen Kolonien an der Küste. Zu diesen gehörten Amisos, Kotyora, Pharnakeia und Trapezus.
Geschichte
Königreich Pontos

Das Gebiet gehörte ursprünglich zur persischen Satrapie Kappadokien. Nach dem Zusammenbruch des Perserreiches unter dem Angriff Alexanders entstand ein Machtvakuum, in dem eine ursprünglich aus Kios an der Propontis stammende Dynastie ihren Einfluss ausdehnen konnte. 281 v. Chr. nahm Mithridates I. Ktistes den Königstitel an. Unter seinen Söhnen dehnte sich das Herrschaftsgebiet, auch durch eine dynastische Verbindung mit den Seleukiden, weiter aus. Die Expansion kam erst unter Pharnakes I. im Pontischen Krieg (182–179) zum Stillstand. Seinem Nachkommen Mithridates VI. gelang es im 1. Jahrhundert v. Chr. schließlich, das Reich zunächst zu seiner größten Ausdehnung und dann aber in seine größte Niederlage zu führen. In den drei Mithridatischen Kriegen wurde Pontos schließlich von Rom besiegt und zu einem Klientelstaat gemacht.
Der westliche Teil von Pontos wurde 63 v. Chr. durch Gnaeus Pompeius Magnus der neu geschaffenen Provinz Bithynia et Pontus eingegliedert, der östliche Teil bestand als abhängiges Königreich unter verschiedenen Dynasten weiter, während Pharnakes II., der Sohn von Mithridates VI., erfolglos versuchte, vom Bosporanischen Reich aus auch den Westen des Reichs seines Vaters zurückzuerobern. 37 v. Chr. setzte Marcus Antonius Polemon I., einen Bürger aus Laodikeia am Lykos, als Herrscher in Pontos ein.
Römische Provinz
Nach dem Aussterben der Dynastie Polemons 64 n. Chr. wurde deren Herrschaftsgebiet von Nero als Pontus Polemoniacus der Provinz Galatia angegliedert. Zuvor waren schon 3/2. v. Chr. das Gebiet von Amaseia und die Karanitis als Pontus Galatica und 34/35 n. Chr. der Priesterstaat von Komana Pontika ebenfalls Galatia zugeschlagen worden. Durch seine Heirat mit Pythodoris von Pontos war Archelaos von Kappadokien deren pontisches Herrschaftsgebiet zugefallen, das Gebiet wurde daher kurzzeitig auch als Pontus Cappadocius bezeichnet.
Byzantinische Diözese

Im Rahmen der Reichsreformen des Diokletian am Ende des 3. Jahrhunderts wurde die Dioecesis Pontica unter einem in Amaseia residierenden Vicarius eingerichtet, deren Gebiet die gesamte Südküste des Schwarzen Meeres und große Teile Anatoliens umfasste. Der militärische Befehlshaber des Gebietes war der Dux Ponti et Armeniae. Die dioecesis war in folgende provinciae gegliedert:
- Bithynia
- Paphlagonia, später geteilt in Paphlagonia und Honorias
- Diospontus, später Helenopontus (Hauptort Amaseia)
- Cappadocia, später geteilt in Cappadocia I und Cappadocia II
- Pontus Polemoniacus (Hauptort Neokaisareia)
- Armenia minor, später geteilt in Armenia I und Armenia II
- Galatia, später aufgeteilt in Galatia und Galatia salutaria
- Pisidia, später aufgeteilt in Pisidia und Lycaonia
Im 7. Jahrhundert wurde die dioecesis aufgelöst und das Gebiet auf die Themen Armeniakon und Opsikion aufgeteilt.
Kaiserreich Trapezunt
Pontos unter den Osmanen

Republik Pontos

Literatur
- Anthony Bryer, Richard Winfield: The Byzantine Monuments and Topography of the Pontos. Dumbarton Oaks, Washington D.C. 1985.
- Christian Marek: Pontus et Bithynia. Die römischen Provinzen im Norden Kleinasiens. Philipp von Zabern, Mainz 2003.
- Eckart Olshausen: Pontos. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XV, Stuttgart 1978, Sp. 396–442.
- Eckart Olshausen, Johannes Niehoff: Pontos 2. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 10, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01480-0, Sp. 142–144.
- Leonhard Schmitz: Pontus. In: William Smith: Dictionary of Greek and Roman Geography. London 1854.
- Karl Strobel, Georgios Makris: Bithynia et Pontus. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 2, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01472-X, Sp. 698–702.