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Wissenschaftlicher Witz

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Der wissenschaftliche Witz benutzt in der Regel Fachwissen, um unmögliche Dinge oder Situationen mit Hilfe wissenschaftlicher Fachausdrücke soweit zu verstecken, dass sie nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Dabei werden gerne Aspekte der Ironie und Satire aufgenommen.

Beispiele

Biologie und Zoologie

Das vielleicht bekannteste und ausgefeilteste Objekt dieser Art sind die Rhinogradentia, ein Running Gag der Zoologie, der auch in anderen Wissenschaften (z.B. in der Medizin) zur Erheiterung von wissenschaftliche Kongressen Verwendung findet. Diese imaginäre Tiergruppe geht auf das Buch Bau und Leben der Rhinogradentia zurück, das von einem namhaften Zoologen unter Wahrung aller formalen Aspekte einer wissenschaftlichen Publikation geschrieben und im G. Fischer Verlag (mittlerweile Elsevier Science) veröffentlicht wurde, der für zahlreiche Standard-Lehrbücher der Biologie bekannt ist. Die Rhinogradentia sind nach mehreren Übersetzungen auch weltweit bekannt und beliebt. Fragen aus diesem Bereich der Zoologie werden international in Klausuren verwendet, aber auch, um ernsthaft biologische Zusammenhänge mit humorvollem Einschlag in der Lehre darzustellen.

Dann gibt es noch den schrägen Hangnager, ein eher als klassisch zu bezeichnendes Wesen aus dem Bereich der Biologen-Witze.

Als enzyklopädisch-wissenschaftspropädeutische Neuschöpfung gibt es im Bereich der Wikipedia die Leuchtschnabelbeutelschabe.

Altbekannt dagegen sind die Artikel über Quaderbaum und Quaderbambus aus der Naturwissenschaftlichen Rundschau von 1978 und 1979, die von vielen Lesern als wahre Meldungen empfunden wurden, weil Derartiges im deutschen wissenschaftlichen Schrifttum einfach zu selten ist - und weil sie einfach zu täuschend echt klangen:

  • W. Selhus. 1978. Der "Quaderbaum", Quercus quadrata van Hoosten, ein sensationeller Fund. Naturwiss. Rundschau (Stuttgart) 31:139-142.
  • W. Selhus. 1979. Der "Quaderbaum", Quercus quadrata van Hoosten, ein sensationeller Fund, Mitteilung II. Naturwiss. Rundschau (Stuttgart) 32:135-137.
  • W. Liese. 1979. Chimonobambusa quadrangularis, der Quaderbambus. Naturwiss. Rundschau (Stuttgart) 32:137-138.

Chemie

Medizin

Im Pschyrembel, einem medizinischen Nachschlagewerk, findet man Loriots Steinlaus, sogar mit einer Abbildung.

Musikwissenschaft

In zahlreichen musikwissenschaftlichen Lexika taucht Otto Jägermeier auf, ein fiktiver Zeitgenosse Richard Strauss' und spätromantischer Komponist, besonders bekannt durch seine Forschungsarbeit auf Madagaskar und sein von madegassischen Einflüssen geprägtes Spätwerk.

Philosophie

In der Hochphase postmoderner Theorie veröffentlichte Allan Sokal 1996 in der Zeitschrift Social Text einen Aufsatz mit dem Titel "Transgressing the Boundaries: Towards a Transformative Hermeneutics of Quantum Gravity." Sein Anliegen war es zu zeigen, ob ein führendes Wissenschaftsmagazin einen frei erfundenen Zusammenhang publiziert, solange er eindrucksvoll klingt und konform zur ideologischen Grundlinie der Zeitschrift ist. Die folgend so genannte Sokal-Affäre führte zu hitzigen Diskussionen über die Richtigkeit der dekonstruktivistischen Infragestellung der positivistischen Naturwissenschaft.


Politik

Die Politik besitzt dafür Jakob M. Mierscheid, der im Bundestagshandbuch erwähnt ist und über den offiziellen Server des Deutschen Bundestages erreichbar ist.

Als Diplomat in geheimster Mission ist für Deutschland Edmund F. Dräcker unterwegs. Als 1982 eine Zeitung berichtete, Dräcker habe auf einer Eisscholle nahe dem antarktischen Archipel die BRD-Flagge gehisst, nahm das die DDR-Presse für bare Münze und sah darin einen Beleg für den imperialistischen Charakter West-Deutschlands.

Rechtswissenschaften

Im juristischen Bereich spielt Friedrich Gottlob Nagelmann eine ähnliche Rolle. Er ist inzwischen an der Universität Potsdam beheimatet und hat dort eine eigene Institutshomepage.


Technik

Kolbenrückziehfeder

Wirtschaftswissenschaften

Die Wirtschaftswissenschaften, insbesondere der Teil, der im Deutschen als Volkswirtschaftslehre bezeichnet wird, sieht sich gelegentlich dem Vorwurf ausgesetzt, eine imperialistische Wissenschaft zu sein. So hat beispielsweise Gary Becker die Grundlagen der Preistheorie u.a. auf Kriminalität und Familienverhältnisse angewandt (siehe auch Rotten Kid Theorem). Als Satire schrieb Alan Blinder daraufhin einen Artikel über das Zähneputzen aus ökonomischer Sicht ("The economics of brushing teeth"), die sogar im angesehenden Journal of Political Economy (Vol. 82) veröffentlicht wurde. Darin stellt Blinder ein mathematisches Modell vor, das sich mit der Optimierung der täglich auf das Zähneputzen verwendeten Zeit beschäftigt, ausgehend von der Annahme, daß das Einkommen einer Person eine von Arbeitszeit und Zahnhygiene abhängige Funktion ist.

Autoren

Als besonders scharfsinniger Schöpfer von Witzen mit wissenschaftlichem Anspruch (und beißender wissenschaftlicher Satire) gilt der berühmte Göttinger Physiker Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799).


Siehe auch: Wikipedia:Humor in der Wikipedia, Nihilartikel, Skurrile wissenschaftliche Namen