Marcel Wöll
Marcel Wöll (* 1983) aus Butzbach/Hoch-Weisel ist ein führender Aktivist der neonazistischen Freien Kameradschaften, der bundesweit als Redner auf rechtsextremen Kundgebungen und Demonstrationen auftritt und kommunal- sowie landespolitisch für die NPD aktiv ist. Außerdem steht er seit einigen Jahren den "Eurogays" vor. Eine Organisation, die sich für die Rechte von Schwulen und Lesben in Ost-Deutschland einsetzt.
Wie bei den meisten Aktivisten aus dem neonazistischen Bereich sind keine Hintergrundinformationen über die Schulausbildung und den Beruf Marcel Wölls bekannt.
Marcel Wöll ist verheiratet und hat ein Kind. Seine Frau Janine Wöll ist ebenfalls für die NPD aktiv und hat bei der Kommunalwahl im Wetteraukreis am 26. März 2006 erfolglos auf derselben Wahlliste kandidiert.
Politische Aktivitäten
Seine politische Einstellung ist als rechtsextrem einzustufen. Er ist im neonazistischen Bereich einer der aktivsten Persönlichkeiten. Wöll tritt seit 2004 bundesweit als Redner und Organisator von Neonazi-Aufmärschen in Erscheinung, so z.B. auf dem 10. Landeskongress der Jungen Nationaldemokraten (JN) Hessen am 15. Oktober 2005. Er gehört zum leitenden Kader der "Freien Nationalisten" im Rhein-Main-Gebiet, die einen "reformierten Nationalsozialismus" propagieren und mit ihren Aktionen bereits zahlreiche Jugendliche aus dem neonazistischen Bereich für sich gewinnen konnten.
Anfang 2005 wurde er Mitbesitzer eines im Butzbacher Ortsteil Hoch-Weisel gelegenen Wohnhauses, das als Ort für Schulungen und Treffen überregionale Bedeutung besitzt. Dies führte zu umfangreichen Widerstandsaktionen diverser antifaschistischer, kirchlicher und kommunaler Gruppierungen. Der konspirative Charakter dieser Treffen sowie Berührungspunkte zu Gruppen mit Kontakten zum verbotenen Blood & Honour-Netzwerk führten inzwischen zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Wöll und den von ihn geführten Freien Nationalisten wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung.
Am 26. März 2006 wurde Wöll als einziger Kandidat der NPD in die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Butzbach gewählt. Dieses Mandat nutzt er für agitatorische Arbeit, wenngleich dies von den etablierten Parteien zu verhindern gesucht wird. Wöll wurde am 27. Mai 2006 zum Landesvorsitzenden der NPD in Hessen gewählt. Seine politische Arbeit, sein Engagement bei Demonstrationen und seine Aktivitäten im Butzbacher Wohnhaus werden vom Verfassungsschutz kritisch beobachtet.
Marcel Wöll meldete für den 17. Juni 2006 eine Demonstration in Frankfurt am Main an, im Rahmen derer der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad bejubelt werden sollte. Dies fand bundesweite Beachtung in den Medien. In einem Interview der Hessenschau äußerte er, dass es eine deutsch-islamische Solidarität historisch schon länger gäbe, wie er am Beispiel der islamischen Freiwilligen der Waffen-SS erläuterte. Die Genehmigung der Demonstration wurde von der Stadtverwaltung jedoch nicht erteilt. Dagegen fand eine als Gegendemonstration geplante Kundgebung gegen die antisemitischen Äußerungen des iranischen Präsidenten am Rande des Fußballspieles der iranischen Mannschaft zur WM 2006 beachtliche mediale Resonanz.
Mediale Aktivitäten
Seit Anfang September 2006 initiiert Marcel Wöll eine Nachrichtensendung, die stark an das Erscheinungsbild der Tagesschau erinnert. Die Sendungen nennen sich "Die Woche - kritische Nachrichten", werden von Marcel Wöll selbst gesprochen und wurden anfangs über YouTube verbreitet. Nach kurzer Verweildauer wurden die Sendungen mit Hinweis auf den Verstoss gegen die Nutzungsbedigungen von Youtube gelöscht.
Kritische Betrachtung
Marcel Wöll ist nach Ansicht des Verfassungsschutzes als einer der aktivsten und politisch erfolgreichsten Rechtsextremen in Hessen zu betrachten. Dies zeigt sich deutlich in der Zurverfügungstellung seines Wohnhauses für politische Agitation, Schulung, Vernetzung und Planung sowie bei seiner Wahl zum Stadtverordneten auf der Liste der NPD. Seine Aktivitäten werden vom Verfassungsschutz als bedenklich beurteilt. Dass Wöll als exponiertes Mitglied der Szene neonazistischer Kameradschaften zugleich Landesvorsitzender der NPD ist, macht ihn zu einer Schlüsselfigur des Neonazismus in Hessen.
Weblinks
- Junge Neonazis organisieren sich in Butzbach Thema in der Hessenschau vom 3. März 2005
- Ahmadinedschad als neues Idol der Rechtsradikalen Thema in der Hessenschau vom 28. Mai 2006
- Iranspiel in Frankfurt - Rechtsradikale planen Demo bei sport.ARD.de
- Rechtsextreme planen Marsch durch Fulda Fuldaer Zeitung vom 15. Juli 2006
Personendaten | |
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NAME | Wöll, Marcel |
KURZBESCHREIBUNG | Rechtsextremist |
GEBURTSDATUM | 1983 |