Quacksalber


Im Volksmund wird der Begriff des Quacksalbers für Personen benutzt, die ohne einen festen Praxisraum der Heilkunde nachgehen und dafür eine Vergütung verlangen oder erhalten.
Der Begriff geht auf die niederländischen Wörter "kwakken" (wie eine Ente schnattern, prahlen) und "zalver" (Salbenverkäufer, salben) zurück.
Im Mittelalter gehörten Quacksalber zum fahrenden Volk und boten in prahlerischer Manier ihre Dienste an. Heute bezeichnet man damit meist Leute, die in laienhafter oder extrem fragwürdiger Art Kranke behandeln.
Oft wurden und werden Begriffe wie Pfuscher, Kurpfuscher, Scharlatan, Medikaster oder Barfußarzt als gleichlautend gesehen, und damit offensichtliche oder unterstellte betrügerische Absicht und Unwirksamkeit der empfohlenen Methoden teils anders gewichtet. Der Medizinhistoriker wird hier allerdings Unterschiede machen. [1]
"Des Quacksalbers Praktik sei so gut,
daß sie allen Siechtum heilen tut...
Solch Narr kann dich in'n Abgrund stürzen,
eh du's gemerkt, dein Leben kürzen!" Sebastian Brant
Im einem erweiterten Sinne zählen auch alle modernen Wunderheiler dazu, die unter Zuhilfenahme esoterischen (Halb-)Wissens und fragwürdiger Maßnahmen wie etwa Magnetismus, Kräuterpillen, Handauflegen u.ä. ernsthafte Erfolge bei der Heilung von Krankheiten versprechen. Praktiken wie beispielsweise Elektroakupunktur, Reiki, Homöopathie, Bachblüten, die Germanische Neue Medizin (GNM), Schüßler-Salze oder die Cranio-Sacral-Therapie werden von vielen Fachleuten zur Quacksalberei gezählt.
Beispiele
- Hugo Fried (1890-1938), mit seiner ungewöhnlichen Behandlungsmethode, die auf einer Art Hypnose oder „Magnetismus“ mit Handauflegen beruhte, schien er Erfolg zu haben. In der Kurklinik Baden wurde ihm dafür sogar ein eigener Behandlungsraum eingerichtet. Da er jedoch keine ärztliche Approbation besaß, zog er einen befreundeten Mediziner zu seinen Behandlungen hinzu. Dennoch wurde ihm in den Jahren 1930 bis 1932 der Prozess wegen Kurpfuscherei gemacht, den er in erster Instanz verlor.
- Otto Gross (1877-1920), 1909 ermittelte die Münchener Polizei gegen Gross. Max Wertheimer hatte Anzeige wegen Verführung und Kurpfuscherei gegen G. erstattet.
- Sebastian Kneipp (1821-1897), 1854 wurde K. als Kaplan nach Augsburg versetzt. Dort wurde er der Kurpfuscherei verdächtigt und bekam vom Bischof seine erste Rüge wegen unerlaubter Ausübung der Heilkunde. Inzwischen ist seine Heilkunde anerkannter Bestandteil der seriösen Naturheilkunde.
- Theodor Reik (1888-1969), 1925 wurde Reik wegen Kurpfuscherei angeklagt, weil er als Nichtarzt Psychoanalyse ausübte. Dies veranlaßte Freud 1926, seine berühmte Arbeit „Die Frage der Laienanalyse“ zu verfassen.
Quellen
- ↑ Robert Jütte: Von den medizinischen Sekten des 19. Jahrhunderts zu den unkonventionellen Richtungen von heute