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Transkription (Linguistik)

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In der Linguistik (insb. Konversations- bzw. Gesprächsanalyse, Spracherwerbsforschung, Dialektologie) versteht man unter Transkription die Verschriftung von Gesprächen nach bestimmten Regeln zum Zwecke der wissenschaftlichen Analyse (siehe [1] für ein Beispiel einer gesprächsanalytischen Transkription eines Helge Schneider-Sketches).

Im Gegensatz zu einer einfachen „Niederschrift“ eines Gesprächs, wie sie z. B. für ein journalistisches Interview oder bei polizeilichen Verhören vorgenommen wird, besteht die Herausforderung einer wissenschaftlichen Transkription vor allem darin, Phänomene der Mündlichkeit (wie „Ins-Wort-Fallen“, Verschleifungen, Auslassungen, Intonation, Lautstärke etc.) in einer systematischen Art und Weise zu berücksichtigen. Dabei sind oft Präzision einerseits und Übersichtlichkeit („Lesbarkeit“) andererseits widerstreitende Anforderungen an eine Transkription, zwischen denen ein Kompromiss gefunden werden muss. Die methodologische Literatur ist sich einig, dass dieser Kompromiss sinnvoll nur in Abhängigkeit vom Untersuchungsziel und der zugrunde gelegten linguistischen Theorie gesucht werden kann. Man spricht in diesem Zusammenhang von „Transcription as theory“.

Für bestimmte Untersuchungsziele und linguistische Theorien haben sich mittlerweile Konventionen etabliert, die in der betreffenden Forschergemeinschaft allgemein akzeptiert sind. Beispiele für solche Transkriptionssysteme sind

  • GAT = gesprächs-analytisches Transkriptionsmodell
  • HIAT = halb-interpretative Arbeits-Transkription
  • CHAT = Codes for the Human Analysis of Transcripts.

Weil wissenschaftliche Transkription ein aufwändiger Prozess ist, ist es heute die Regel, zum Transkribieren den Computer zu verwenden: Spezialisierte Software vereinfacht die häufigen Korrekturvorgänge, das Navigieren in der Aufnahme und das Einhalten formaler Transkriptionsregeln; die resultierenden digitalen Transkriptionsdateien können einfach und kostengünstig kopiert und verteilt werden; und nicht zuletzt vereinfacht der Computer das Auswerten größerer Mengen von Transkriptionen (sog. Korpora) wesentlich. Die computergestützte Transkription bringt ganz neue Möglichkeiten und Herausforderungen mit sich, die in den betroffenen Wissenschaften bisher nur ansatzweise ermessen wurden. Ein Beispiel für ein System zur computergestützten Transkription sowie weitere Informationen und Links zu diesem Thema finden sich auf [2].

Literatur

  • Deppermann, Arnulf. 2001. Gespräche analysieren. Opladen: Leske + Budrich. (ISBN 3-8100-3313-8)
  • Dittmar, Norbert. 2004. Transkription - ein Leitfaden mit Aufgaben für Studenten, Forscher und Laien. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften) (ISBN 3-8100-3902-0)
  • Schmidt, Thomas. 2005. Computergestützte Transkription - Modellierung und Visualisierung gesprochener Sprache mit texttechnologischen Mitteln. Frankfurt a.M.: Peter Lang. (ISBN 3-631-53514-7)
  • f4 (Freeware) , weitere Software, um Audio-Dokumente zu transkribieren; Text-Editor mit Shortcuts für unterschiedliche Sprecher inkludiert
  • EXMARaLDAwird in einem Teilprojekt des Sonderforschungsbereichs "Mehrsprachigkeit" (SFB 538) der Universität Hamburg als zentrale Architekturkomponente einer Datenbank "Mehrsprachigkeit" entwickelt. Alle Komponenten des EXMARaLDA-Systems sind aber auch für Nutzer außerhalb des SFB frei verfügbar. (Partitur-Editor und Corpus-Manager, Hilfskomponenten: Tastaturbelegungen und Stylesheets, Formatspezifikationen: DTDs)

Transkriptionssoftware, Informationsportal zur digitalen Aufnahme und Transkription, Literaturauszüge, Tipps für Telefoninterviews oder nachträgliche Digitalisierung, Produktempfehlungen, Fußschalter - http://www.audiotranskription.de/

Einführende Texte zum Thema "Transkription" im gesprächsanalytischen Informationssystem - GAIS: http://gais.ids-mannheim.de/arbeitsbereich/analysepraxis/transkription/

Gesprochene Wikipedia

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