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Miltitz (Leipzig)

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Wappen von Leipzig
Wappen von Leipzig
Miltitz
Stadtteil von Leipzig
Koordinaten 51° 19′ 28″ N, 12° 15′ 17″ OKoordinaten: 51° 19′ 28″ N, 12° 15′ 17″ O.
Fläche 3,02 km²
Einwohner 1938 (31. Dez. 2018)
Bevölkerungsdichte 642 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Jan. 1999
Postleitzahl 04205
Vorwahl 0341
Stadtbezirk West
Verkehrsanbindung
Eisenbahn Leipzig–Großkorbetha
Straßenbahn 15
Bus 65
Quelle: statistik.leipzig.de

Miltitz ist ein Ortsteil von Leipzig. Er gehört zum Stadtbezirk West. Das ehemalige Gemeindegebiet umfasste die Gemarkungen Großmiltitz und Kleinmiltitz mit den beiden alten Ortskernen auf beiden Seiten des Zschamperts. Durch das Stadt-Umland-Gesetz Leipzig vom 24. August 1998 wurde die Gemeinde Miltitz am 1. Januar 1999 in die Stadt Leipzig eingemeindet.

Geschichte

Miltitzer Kirche

Bis zur Vereinigung im Jahr 1934 waren Groß- und Kleinmiltitz eigenständige Orte. Verwaltungsmäßig gehörten beide Dörfer bis 1918 zum Kurfürstentum bzw. Königreich Sachsen, danach zum Freistaat Sachsen. Die Verwaltung von Kleinmiltitz erfolgte durch das Gut in Altranstädt, das ursprünglich eine Grangie des Zisterzienserklosters Altzella bei Nossen war. Der Status des Klosterguts mit den zugehörigen Dörfern bestand bis zur Säkularisation des Klosters Altzelle im Jahre 1540 durch den sächsischen Herzog Heinrich den Frommen infolge der Reformation. Danach kamen die zum Gutsbezirk gehörigen Orte als Exklaven im hochstiftlich-merseburgischen Amt Lützen zum Kreisamt Leipzig.[1] Großmiltitz hingegen stand unter der Verwaltung des Amts Lützen.[2]

Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses wurde der Westteil des Amts Lützen und die zum Kreisamt Leipzig gehörigen Exklave Altranstädt ohne Kleinmiltitz im Jahr 1815 an Preußen abgetreten. Der Ostteil des Amts Lützen mit Großmiltitz blieb beim Königreich Sachsen und wurde dem Kreisamt Leipzig angegliedert, wodurch Groß- und Kleinmiltitz seit 1815 nicht mehr durch eine Grenze getrennt wurden, jedoch nun an der Grenze zu Preußen lagen. Ab 1856 gehörten beide Orte zum Gerichtsamt Markranstädt und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Leipzig.[3]

Waldfriedhof

Die barocke Chorturmkirche wurde 1739 erbaut und 1908 umgebaut. Der Waldfriedhof mit einer Kapelle liegt separat im Westen des Ortsteils. 1901 verlegte die Chemische Fabrik Schimmel & Co., Weltmarktführer bei der Produktion von Duft- und Aromastoffen, ihren Sitz von Leipzig nach Miltitz. An der Hauptstraße, der jetzigen Geschwister-Scholl-Straße, entstanden repräsentative Bauten.

Die Gemeinde Miltitz entstand am 3. Januar 1934 durch Eingemeindung der Gemeinde Großmiltitz (634 Einwohner) in die benachbarte Gemeinde Kleinmiltitz (990 Einwohner) und Umbenennung der letzteren in Miltitz. Bei der Kreisreform in der DDR wurde Miltitz im Jahr 1952 dem Kreis Leipzig-Land im Bezirk Leipzig zugeteilt, der 1994 zum Landkreis Leipziger Land kam.

Im Süden grenzt der Kulkwitzer See, ein Tagebaurestloch, an Miltitz, der 1973 als Naherholungsgebiet freigegeben wurde. Im Dezember 1979 wurde ein großer Teil der Gemarkung Großmiltitz (163,76 ha, unter anderem auch die Kirschbergsiedlung) in die Stadt Leipzig eingemeindet (und später in die Gemarkung Schönau umgeflurt), um diese Fläche mit dem Wohnkomplex 7 und dem Nordteil des Wohnkomplexes 8 des Neubaugebiets Grünau zu bebauen.

Im September 1984 wurde die Gemeinde Miltitz an das Straßenbahnnetz der Stadt Leipzig angeschlossen.

Das US-amerikanische Unternehmen Bell Flavors & Fragrances übernahm 1993 von der Treuhandanstalt mit dem VEB Chemisches Werk Miltitz das ehemalige Stammwerk von Schimmel & Co. Ein weiterer Nachfolger ging in Insolvenz.

Durch die Nähe des Sees und die Anbindung ans Straßenbahnnetz avancierte der Ortsteil zu einer der beliebtesten Wohnlagen Leipzigs.

Verkehr

In Miltitz befindet sich ein Haltepunkt (ehemals Bahnhof) an der Bahnstrecke Leipzig–Großkorbetha. Eine schnelle Verbindung ins Zentrum der Stadt Leipzig hat man mit der RB20 bis zum Hauptbahnhof (im Stundentakt, 15–17 Minuten Fahrzeit) oder mit der Straßenbahnlinie 15 (im 10-Minuten-Takt, 30 Minuten Fahrzeit).

Linie Linienverlauf im Fahrplanjahr 2019
RB 20 Leipzig HbfLeipzig-MöckernLeipzig-LeutzschLeipzig-MiltitzMarkranstädtBad DürrenbergGroßkorbethaWeißenfelsNaumburg (Saale) HbfBad KösenBad SulzaApoldaWeimarErfurt HbfGothaEisenach (betrieben durch Abellio Rail Mitteldeutschland)

Die Buslinie 65 verkehrt von Markranstädt durch Miltitz nach Leipzig-Großzschocher (im 10-Minuten-Takt) bzw. am Cospudener See vorbei nach Markkleeberg (im 20-Minuten-Takt). Außerdem kommt man sowohl mit dem Bus als auch mit der Linie 15 ins nahegelegene Einkaufszentrum Allee-Center in Grünau.

Unmittelbar südlich des Ortes verläuft die Bundesstraße 87 von Leipzig nach Markranstädt. Die nächsten Autobahnauffahrten befinden sich ca. 9 km entfernt im Nordwesten bzw. 12 km im Südwesten auf die Bundesautobahn 9 sowie 14 km im Südwesten bzw. 8 km im Süden auf die Bundesautobahn 38.

SV Grün-Weiß Miltitz e. V.

Der Allgemeine Turnerverein zu Groß- und Kleinmiltitz wurde im September 1894 gründet. Im März 1924, nachdem das Vereinsleben etwas zum Stillstand gekommen war, wurde der Allgemeine Turnverein zu Miltitz ins Vereinsregister eingetragen und damit wieder zum Leben erweckt. Nach 1945 wechselte der Verein noch zweimal seinen Namen. Seit 1952 nannte er sich dann BSG Chemie Miltitz. Die Gesamte BSG-Arbeit erfuhr bis 1989 großzügige Unterstützung durch das Chemische Werk Miltitz und erlebte viele sportliche Höhepunkte.

Literatur

  • Cornelius Gurlitt: Grossmiltitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 16. Heft: Amtshauptmannschaft Leipzig (Leipzig Land). C. C. Meinhold, Dresden 1894, S. 34.
Commons: Miltitz (Leipzig) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0, S. 60 f.
  2. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0, S. 84 f.
  3. Die Amtshauptmannschaft Leipzig im Gemeindeverzeichnis 1900