Eigelsteintorburg
Schwer lesbar, sollte strukturiert werden. 213.196.227.196 13:23, 27. Sep 2006 (CEST)
Die Eigelsteintorburg (im Mittelalter: Porta Eigelis, Igelsteinportz(en), Eigelsteinportz(en); später: Eigelsteinpforte, Eigelsteintor; kölsch: Eigelsteinspooz) ist eine von drei erhalten gebliebenen Stadttorburgen der mittelalterlichen Stadtmauer in Köln. Ihr Name leitet sich von der Straße Eigelstein ab. Unter französischer Herrschaft hieß das Tor "Porte de L'Aigle" (Adlerpforte). Ob der Begriff "Eigelstein" vom lat. "aquila" (= Adler, römisches Feldzeichen) hergeleitet ist (s. auch Eigelstein = Adlerstein, römisches Kenotaph), ist bisher nicht eindeutig nachgewiesen. Auf einigen Darstellungen des Mittelalters und der Renaissance wurde Köln mit zwölf großen Toren dargestellt, die auf das Abbild des himmlischen Jerusalem abzielten (daher der Begriff "Sancta Colonia" und "Dat hillige Coellen" = das heilige Köln). Diese zwölf Tore (Kahlenhausener Pforte, Eigelsteintor, Gereonstor, Friesentor, Ehrentor, Hahnentor, Schaafentor, Weyertor, Bachtor (seit dem 18. Jh. mit Pantaleonswindmühle), Pantaleonstor, Ulrepforte (seit dem 14. Jh. mit Karthäuser Windmühle) und Severinstor) waren in den vom Kunibertsturm im Norden (mit Tor zum Rheinufer) zum Bayenturm im Süden verlaufenden ringförmigen Teil der Stadtmauer integriert. Sieben der Tore waren große, zinnenbewehrte Doppelhalbrundturmtorburgen, zwei waren große Turmtorburgen mit zentralem Turmaufbau und Eckwarten (= Flankentürmen: Ehrentor und Severinstor), eines eine große Turmtorburg (Friesentor), 2 waren kleinere Doppelturmpforten (die Kahlhausener Pforte und die Ulrepforte). Daneben gab es noch mehr als 20, in die am Rhein verlaufende Stadtmauer und z. T. in deren Türme integrierte größere und kleinere Tore (u. a. Kleines und Großes Witschgassentor, Filzengrabentor (Doppeltor), Rheingassentor (Doppeltor), Hasengassentor, Markmannsgassentor, Fischpforte, Mühlengassentor, Neugassentor, Frankenpforte (Doppeltor), Trankgassentor (Doppeltor)), die nicht als Torburgen angelegt waren. Neben dem Eigelsteintor existieren von den 12 Toren heute noch die ähnlich gebaute Hahnentorburg, die Severinstorburg und die Ulrepforte.

Die Eigelsteintorburg ist eine der am meisten besuchten Sehenswürdigkeiten in Köln.
Am Abend des 13. September 1804 zog der Kaiser Napoleon begleitet von seiner Frau Josephine unter Glockengeläut und Kanonendonner triumphal durch die Eigelsteintorburg in die Stadt ein.
Die Torburg wurde im Zuge der 3. Stadterweiterung von 1180 – 1259 im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts erbaut (zwischen 1228 und 1248) und sicherte den nördlichen Zugang zur Stadt (Strasse nach Neuss). Es war bereits die zweite Toranlage dieses Namens. Während der 2. Stadterweiterung von 1106 wurde das erste Eigelsteintor 100 m südlich der heutigen Anlage nördlich des römischen Nordtores (Porta Aquilae, später Pfaffenpforte genannt) errichtet.
Nach dem Abriss der Stadtmauer in diesem Bereich (ca. 1890) restaurierte der Stadtbaumeister Josef Stübben 1889/1892 die Torburg. Stübben sah das Tor aber eher als Verkehrshindernis, weil er bestrebt war, neue Nord-Süd-Verkehrswege zu schaffen. Die feldseitigen vergitterten rechteckigen Fenster wurden durch mittelalterliche Schießscharten ersetzt. Stadtseitig wurde das östliche Gewölbe geöffnet. Die Etagen über dem Tor erhielten wieder Doppelbogenfenster, wie sie schon auf der Stadtansicht des Renaissancemalers Anton Woensam von Worms von 1531 zu sehen sind. Die Anschlüsse der Stadtmauer sind heute noch erkennbar.



Stadtseitig vor dem westlichen Halbturm baute Josef Stübben ein neues Treppenhaus mit einem repräsentativen Eingang. In den 1960er Jahren wurde dieser Eingang verschlossen und durch einen neuen Zugang vom Tordurchgang her ersetzt.
1891 wurde in einer stadtseitigen Nische eine ursprünglich für das Hahnentor vorgesehene Steinfigur des "Kölsche Boor" (hochdeutsch: Kölner Bauer, 1885 von Christian Mohr) angebracht. Er geht historisch auf die vier konstituierenden Elemente des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zurück. Im Quaternionensystem vertrat Köln mit anderen Städten den Bauernstand. 1891 sollte das Denkmal die Verbundenheit mit dem Reich darstellen. Deutlich wird das bei dem darunter eingemeißelten Spruch "Halt faß, do kölsche Boor, bliev beim Rich, et fall sös ov sor." (hochdeutsch: "Halt fest, du Kölner Bauer, bleib beim Reich, ob's fall’ süß oder sauer.").
Bei dem heutigen Standbild handelt es sich um eine Replik, die während der späten 1970er Jahre an Stelle des verwitterten Originals angefertigt wurde. Das Original wurde erst im benachbarten Wirtshaus Em Kölsche Boor, nach einigen Jahren dann im Rathaus aufgestellt.
Die Eigelsteintorburg wurde in preußischer Zeit mehrfach umgebaut, verstärkt und unter anderem als Militärgefängnis genutzt. Nach der Instandsetzung diente das Tor zunächst als naturwissenschaftliches Museum, ab 1898 zusätzlich zum Hahnentor als historisches Museum. Das Kutterwrack des im Ersten Weltkrieg untergegangenen Kreuzers Cöln wurde 1915 erst in der Torfahrt, ab 1926 im östlichen Turmgewölbe aufgehängt.
Die Eigelsteintorburg überstand den Zweiten Weltkrieg ohne große Schäden, nur die feldseitige hölzerne Galerie war abgebrannt. Hier öffnete am 21. März 1946 inmitten der Trümmer der Altstadt die erste Ausstellung im Nachkriegs-Köln („Meisterwerke aus Kölner Museen“, 13013 Besucher). Bis September 1963 wurde die Eigelsteintorburg für Ausstellungen genutzt.
Die Offene Jazz Haus Schule bezog 1995 das ungenutzte Gebäude. Der Verein hatte zuvor unter anderem auch im Bayenturm logiert. Die zentralen Räume über dem Durchgang können seitdem für Feiern und Veranstaltungen angemietet werden.
Als „Kleiner Klassiker” gilt das jährliche Radrennen vor dem Eigelsteintor, das seit 1977 auf einem 2 km Kurs durch das Eigelstein-Viertel führt.
Literatur
- Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln, Zweiter Band, IV. Abteilung, Die profanen Denkmäler; Hrsg.: Paul Clemen, 1930
- Der Kölner Bauer, Beatrix Alexander, Hrsg.: Stadt Köln, Kölnisches Stadtmuseum, 1987
- Ausstellungen in Köln, 1946 – 1966, Hrsg.: Stadt Köln, Amt für Kunst und Volksbildung, 1966 (?)
- Udo Mainzer, Stadttore im Rheinland, Hrsg.: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., Jahrbuch 1975, Verlag Gesellschaft für Buchdruckerei AG, Neuss