Ernst Wimmer
Ernst Wimmer (*17. Juni 1924 in Horn, Niederösterreich; † 27. Oktober 1991 in Wien, Österreich) war politischer Journalist, marxistischer Theoretiker und Politiker, Publizist und Aphoristiker.
Familie
Ernst Wimmer wurde 1924 als zweites Kind eines ehemaligen Offiziers der k.u.k. Armee, in der ländlichen Kleinstadt Horn im Waldviertel, Niederösterreich geboren. Er wuchs in bürgerlichen Verhältnissen in Wien-Hietzing auf.
1947 heiratete er Eva Margareta Wimmer, geborene Gans. Aus ihrer Ehe gingen drei Söhne hervor.
Erste politische Schritte
Das monarchistisch-katholische Milieu seines Elternhauses prägte seine antifaschistische Einstellung. Nach der Annexion Österreichs durch den Nazifaschismus bildete er unter anderen auch gemeinsam mit seinem Klassenkameraden dem späteren Schriftsteller Gerhard Fritsch eine antifaschistische Widerstandsgruppe an seiner Schule. Nach Absitzen einer kurzen Haft im Gestapo-Hauptquartier in Wien am Morzinplatz wurde er zur deutschen Wehrmacht als Funker eingezogen.
Nach der Befreiung Österreichs durch die Alliierten wurde er Dolmetscher des englischen Stadtkommandanten in Wien. Dadurch kam Wimmer, mit aus dem englischen Exil heimkehrenden österreichischen Kommunisten in Kontakt, namentlich mit Walter Hollitscher.
Diese Kontakte führten ihn zum politischen Journalismus für die erste österreichische und überparteiliche Nachkriegszeitung "Neues Österreich", den "Der Abend" und die kulturpolitische Zeitung "Tagebuch" sowie schließlich zum Zentralorgan der KPÖ, der "Volksstimme".
Überzeugt von der Sache des Kommunismus, insbesondere durch die tiefe Freundschaft mit Walter Hollitscher wurde Wimmer 1947 Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs.
Politischer Journalismus
Ernst Wimmer begann seine Arbeit in der Redaktion der "Volksstimme" unter dem damaligen Chefredakteur Erwin Zucker-Schilling als Journalist im außenpolitischen Ressort. Unter anderen auch, förderten ihn im Besonderen die namhaften Redakteure Jakob Rosner, Fritz Glaubauf und Bruno Frei auf seinem Weg zum politischen Journalismus. In diesen Jahren widmete sich Wimmer in umfassender Weise seiner Weiterbildung. Im Besonderen in Bezug auf die Klassiker und Kenntnisse des Wissenschaftlichen Sozialismus, sowie in den Bereichen Literatur und Kunst.
Der XX. Parteitag der KPdSU 1956 war weltweit, für alle Kommunistinnen und Kommunisten wie auch für die mit der Sache der Arbeiterbewegung verbundenen Menschen so also auch für Ernst Wimmer ein einschneidendes Erlebnis. "In der Geschichte der revolutionären Bewegung des vergangenen Jahrhunderts gibt es zwei `zehn Tage, die die Welt erschütterten´: die Tage der Oktoberrevolution, die in dem Buch von John Reed mit dem gleichnamigen Buch beschrieben wurden, und der XX. Parteitag der KPdSU (14. - 25. Februar 1956). Beide Ereignisse teilen diese Geschichte abrupt und unwiderruflich in ein `Davor´ und ein `Danach. Ich kenne kein vergleichbares Ereignis in der Geschichte einer bedeutenden weltanschaulichen oder politischen Bewegung. Um es in wenigen einfachen Worten auszudrücken, die Oktoberrevolution schuf eine weltkommunistische Bewegung, der XX. Parteitag zerstörte sie." Eric Hobsbawm, Gefährliche Zeiten. Ein Leben im 20. Jahrhundert. Carl Hanser Verlag, München, Wien 2003. S. 234. Alles was nun folgte (Ungarn, China, Prag, ...) verlangte danach, konsequent Position zu beziehen und von diesen Positionen ausgehend die ideologischen wie auch politisch-ideologischen Auseinandersetzungen zu führen um seine eigentliche Arbeit machen zu können, als Kommunist unter kapitalistischen Verhältnissen zielorientiert zu wirken. Ernst Wimmer hielt es mit der Sache der Revolution, des Kommunismus und nicht mit dem Opportunismus welcher Spielart auch immer, sein Leben lang. Das hinderte ihn nicht zu differenzieren, im Gegenteil, er war von nun an erst wirklich in seinem Element. Die politisch-administrative Antwort der Parteiführung auf die politische Kritik Ernst Wimmer´s gipfelte in einer repressiven Maßnahme: Wimmer wurde im Jänner 1964 dass außenpolitische Ressort entzogen. Ernst Wimmer arbeitete von nun an in der Kulturredaktion. Seinem politischen Selbstverständnis entsprechend verstand er diesen Arbeitsbereich ebenso als Kampffeld für eine revolutionäre Partei und handelte entsprechend der politischen Situation. Der Einmarsch eines Teils der Warschauer Pakt Staaten in Prag im August 1968 war ein Kulminationspunkt der seit vielen Jahren ohne Entscheidung anhaltenden ideologischen Auseinandersetzungen in der Weltbewegung wie auch in der KPÖ um die Frage des politisch-ideologischen Charakters der Kommunistischen Parteien der einer Vielzahl von verschiedenen politischen Momenten und Veränderungen geschuldet war. Die politisch-ideologischen Auseinandersetzungen spitzten sich nach dem Sommer 1968 zwischen den Revisionisten und den Marxisten-Leninisten, so auch in der KPÖ gerade in der Frage der Haltung zur Sowjetunion dramatisch zu. Die Antwort der Marxisten-Leninisten in der KPÖ auf die Vorherrschaft der Revisionisten um Ernst Fischer, Franz Marek, Egon Kodicek, und andere auf die Parteimedien war die Schaffung eines neuen Parteiorgans unter dem Namen Neue Politik. Diese politische Plattform im Kampf um eine Partei revolutionären Charakters wurde von 30 Mitgliedern des ZK – Zentralkomitees unterstützt. Gemeinsam mit Walter Hollitscher war Wimmer der führende Kopf des Redaktionskollegiums der "Neuen Politik". Im Zuge des Siegs der Marxisten-Leninisten im Fraktionskampf in der KPÖ erfolgte eine komplette Neugestaltung der Zeitschrift Weg und Ziel. Wimmer wurde Mitglied des fünfköpfigen Redaktionskollegiums des "WuZ" unter der Chefredaktion von Walter Hollitscher.
Zwischen 1970 und 1974 erfolgte eine politisch-ideologische Neuausrichtung der KPÖ. Wimmer trug als marxistischer Theoretiker und politischer Journalist in einer großen Vielzahl an Publikationen in den verschiedenen Organen der KPÖ, wie auch als Organisator einer Reihe an „Theoretischen Konferenzen“, sowie mit seinen rhetorischen Fähigkeiten in unzähligen Diskussionsveranstaltungen entscheidend dazu bei, die KPÖ auf den Boden des Wissenschaftlichen Sozialismus zu positionieren. Am 21. Parteitag der KPÖ im Mai 1970 wurde Wimmer in das ZK - Zentralkomitee gewählt.
Theoretiker und Propagandist
Linke Intelligenz und Kulturpolitik
Perestroika, KPÖ und Revolutionäre Partei
Ernst Wimmer starb am 27.Oktober 1991 in Wien, im 68. Lebensjahr. Er wurde am 7. November 1991 im Rahmen eines Parteibegräbnisses am Döblinger Friedhof in Wien beigesetzt. Die Grabreden hielten persönliche Freunde, der österreichische Dichter Arthur West und der österreichische Bildhauer Alfred Hrdlicka.
Werke
- Zur Lage der Arbeiterklasse in Österreich KPÖ, Wien 1973
- Antimonopolistische Demokratie und Sozialismus Globus Verlag, Wien 1974
- Eurokommunismus - Eine Sammlung von Stellungnahmen (mit Franz Muhri, Erwin Scharf)
- Der verwirklichte Sozialismus (Gaisch, Willi, Herausgabe Ernst Wimmer) Wien 1977
- Sozialpartnerschaft aus marxistischer Sicht Globus Verlag, Wien 1979
- Plädoyers für einen wissenschaftlichen Humanismus ,herausgegeben mit Josef Schleifstein, Globus Verlag, Wien, 1981
- Staat und Demokratie - Dritter Weg oder Revolution?, Globus Verlag, Wien 1982
- Sozialismus in Österreichs Farben - Programm der Kommunistischen Partei Österreichs, 1982
- Antonio Gramsci und die Revolution Globus Verlag, Wien 1984
- Die Kommunistische Partei Österreichs - Beiträge zu ihrer Geschichte und Politik, Globus Verlag, Wien, 1987
- 100 Jahre Hainfeld, 70 Jahre KPÖ - Rückblick & Ausblick Globus Verlag, Wien, 1988
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Wimmer, Ernst |
ALTERNATIVNAMEN | Ernst Wimmer (voller Name) |
KURZBESCHREIBUNG | Politiker, Kommunist, Theoretiker und Journalist |
GEBURTSDATUM | 17. Juni 1924 |
GEBURTSORT | Niederösterreich |
STERBEDATUM | 27. Oktober 1991 |
STERBEORT | Österreich |