Turku
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Turku [schwedisch Åbo [ ]) ist eine Stadt an der Südwestküste Finnlands. Von der Gründung im 13. bis ins 19. Jahrhundert war Turku die wichtigste Stadt Finnlands. Heute ist Turku mit rund 175.000 Einwohnern die füntgrößte Stadt und Zentrum des drittgrößten Ballungsraumes des Landes. Sie ist evangelischer Bischofssitz und Universitätsstadt. 5,2 % der Einwohner Turkus sind schwedischsprachig, offiziell ist die Stadt zweisprachig.
] (Geografie
Geografische Lage

Turku liegt in der südwestfinnischen Landschaft Varsinais-Suomi an der Mündung des Aurajoki in die Ostsee. Der Stadt vorgelagert ist ein ausgedehntes Schärengebiet mit über 20.000 Schären.
Der Aurajoki fließt auf einer Strecke von neun Kilometern in Ost-West-Richtung durch die Stadt. Innerhalb Turkus beträgt seine Breite durchschnittlich 50 Meter. Am Unterlauf im Bereich des Stadtzentrums ist der Fluss 2,5 bis 5 Meter tief, auf Höhe des Domes wird die Fahrrinne aber wesentlich schmaler und flacher. Über den Aurajoki führen neun Brücken. Die erste Brücke Pennisilta wurde 1414 errichtet, ist aber nicht erhalten. Die älteste bestehende Brücke Auransilta stammt aus dem Jahr 1904, als jüngste wurde die Fußgängerbrücke Teatterisilta 1997 eingeweiht. Daneben gibt es eine Fähre (föri) über den Aurajoki, die als Wahrzeichen Turkus gilt. Weitere Flüsse im Gebiet von Turku sind der Vähäjoki, der im Norden der Stadt beginnt und im Stadtteil Koroinen in den Aurajoki fließt, und der Raisiojoki, der gegenüber der Insel Ruissalo in die Ostsee mündet.
Ausdehnung des Stadtgebiets

Turku hat eine Gesamtfläche von 306,4 km², davon sind 243,4 km² Land- und 63,0 km² Wasserflächen. Das Stadtgebiet hat eine längliche Form, die Entfernung zwischen dem nördlichsten und südlichsten Punkt der Stadt beträgt 45 km, die maximale Ost-West-Ausdehnung nur 15 km. Das Zentrum und die dichter besiedelten Vorstädte befinden in der Mitte des Stadtgebiets.
Das Zentrum von Turku hat ein schachbrettförmiges Straßennetz und ist dicht bebaut. Auf einigen Hügeln und am Flussufer befinden sich Grünflächen. In den Stadtteilen um das Zentrum herum besteht die Bebauung hauptsächlich aus Einfamilienhäusern. Diese Stadtteile wurden größtenteils erst im Laufe des 20. Jahrhunderts in Turku eingemeindet. Viele von ihnen wie Port Arthur, Nummi oder Raunistula waren ursprünglich ärmere Wohngebiete der Arbeiterschaft. Heute sind sie wegen ihrer zentrumsnahen Lage gefragte und teure Wohnlagen. Seit den 1970er Jahren entstanden große Vorortsiedlungen am Stadtrand. Die größten Siedlungen sind Varissuo, Runosmäki, Pansio und Jäkärlä. Die nördlichen Stadtteile Maaria und Paattinen wurden erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingemeindet und sind eher ländlich geprägt.
Im Süden gehört ein Teil des Schärengebiets mit den Inseln Ruissalo, Hirvensalo, Satava und Kakskerta zur Stadt. Die Inseln sind eher dünn besiedelt und mit Laubwäldern bedeckt. Mit Ausnahme von Teilen von Hirvensalo, die sich seit den 1990er Jahren zu Vorstädten der oberen Mittelschicht entwickelt haben, befinden sich auf den Inseln hauptsächlich Ferienhäuser.
Nachbargemeinden
Turku hat eine Landgrenze zu den Gemeinden Raisio, Rusko, Vahto, Aura, Lieto und Kaarina. Zur See hin grenzen die Inselgemeinden Rymättylä und Pargas an Turku. Der Großraum Turku, zu dem neben Turku die Städte Naantali, Raisio, Kaarina und Lieto und einige weitere Nachbargemeinden gehören. hat insgesamt rund 290.000 Einwohner. Damit ist er nach der Region Helsinki und dem Großraum Tampere das drittgrößte Ballungszentrum Finnlands.
Stadtgliederung
Turku ist in neun Stadtbezirke (finn. suuralue) eingeteilt, die sich wiederum in 78 Stadtteile (kaupunginosa) unterteilen. Die Grenzen der Stadtbezirke folgen nicht immer den Stadtteilgrenzen. Die Stadtbezirke sind von eins bis neun durchnummeriert und haben halboffizielle Namen. Den Stadtbezirken und -teilen kommt keine verwaltungstechnische Aufgabe zu.
Der Fluss Aurajoki teilt Turku in zwei Hälften. Das historische Zentrum der Stadt befindet sich südöstlich des Aurajoki und wird im lokalen Dialekt täl pual jokke („diesseits des Flusses“) genannt. Die nordwestliche Seite mit der modernen Innenstadt heißt entsprechend tois pual jokke („jenseits des Flusses“). Diese Bezeichnungen sind absolut und unabhängig vom tatsächlichen Standpunkt des Sprechers. Manchmal wird auch der schwedische Name Åbo für den südöstlichen und der finnische Name Turku für den nordwestlichen Teil der Stadt verwendet.

Stadtbezirk (schwedischer Name in Klammern) |
Einwohner (2004) | ||
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1 | Zentrum (Keskusta / Centrum) | 51.471 | |
2 | Hirvensalo-Kakskerta | 7.944 | |
3 | Uittamo-Skanssi (Uittamo-Skansen) | 24.026 | |
4 | Itäharju-Varissuo (Österås-Kråkkärret) | 27.883 | |
5 | Koroinen (Korois) | 10.419 | |
6 | Tampereentie (Tammerforsvägen) | 14.010 | |
7 | Kuninkoja | 16.288 | |
8 | Naantalintie (Nådendalsvägen) | 10.257 | |
9 | Maaria-Paattinen (S:t Marie-Patis) | 8.756 |
Klima

Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 4,7 °C, das Jahresmittel des Niederschlages liegt bei 633 mm. Der meiste Niederschlag fällt im August (85 mm im Monatsmittel), der wenigste im März (29 mm). Der kälteste Monat ist der Februar mit einer Durchschnittstemperatur von -6,2 °C, der wärmste Monat der Juli mit 17,0 °C.
Wie im Großteil Südfinnlands sind die Sommer in Turku mit Temperaturen bis zu 30 °C mild. Die höchste je in Finnland gemessene Temperatur betrug 35,9 °C und wurde am 9. Juli 1914 in Turku erreicht. Die Winter sind dagegen relativ kalt. Eine bleibende Schneedecke fällt meist um die Jahreswende. Der Aurajoki weist zuweilen eine tragende Eisdecke auf, das Eis schmilzt meist im März oder April.
Geschichte
Vorgeschichte und Gründung
Das Gebiet der heutigen Stadt Turku war bereits in der Steinzeit besiedelt, wie archäologische Funde aus den Stadtteilen Kärsämäki und Jäkärlä beweisen. Während der Eisenzeit wurde im Flusstal des Aurajoki Landwirtschaft und Handel betrieben. Darauf weist unter anderem eine Grabstätte aus der Vendelzeit hin, die im Stadtteil Kurala ausgegraben wurde. Die Landschaft Varsinais-Suomi, in der Turku liegt, geriet indes ab 1154 durch den Kreuzzug von König Erik IX. unter schwedische Herrschaft. Der erste Bischofssitz in Finnland war Nousiainen.
Während des 13. Jahrhunderts entwickelte sich Turku zur ersten Stadt in Finnland. Der Name Turku stammt nach einer allgemein anerkannten Theorie von dem altrussischen Wort tǔrgǔ mit der Bedeutung „Marktplatz“ ab. Der schwedische name Åbo bedeutet soviel wie „Wohnsitz (schwed. bo) am Fluss (schwed. å)“. Als Gründungsjahr der Stadt gilt traditionell 1229. Dies beruht allerdings auf einer Fehlinterpretation mittelalterlicher Urkunden. Im Jahr 1229 stimmte Papst Gregor IX. der Verlegung des Bischofssitzes zu, offenbar von Nousiainen nach Koroinen. Das Dorf Koroinen, heute ein Stadtteil von Turku, befand sich einige Kilometer flussaufwärts. Es gibt keine Hinweise darauf, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits die eigentliche Stadt Turku gegeben hätte. Daher ist die Gründung der Stadt wahrscheinlich eher auf das Ende des 13. Jahrhunderts zu datieren. Als der Pegel des Aurajoki durch die Landhebung niedriger wurde, konnten die Händler mit ihren Schiffen nicht mehr bis Koroinen segeln und der Handelsplatz wurde nach Turku verlegt. Eine Gründungsurkunde, in der Turku die Stadtreche zugesprochen würden, ist nicht überliefert. Dennoch kann es als gesichert gelten, dass Turku die älteste Stadt Finnlands ist, denn die nächstälteste Stadt Porvoo wurde nachweislich erst 1346 gegründet.
Schwedische Herrschaft

Schon im späten 13. Jahrhundert gab es in Turku ein Dominikanerkloster und einen Bischofssitz. Der Dom von Turku wurde im Jahr 1300 geweiht. Allerdings ist es ungeklärt, inwieweit die heutige aus Stein und Ziegeln erbaute Kirche auf den damaligen Bau zurückgeht; nach Ansicht mancher Forscher könnte der erste Dom aus Holz gebaut gewesen sein. Der Bau der Burg von Turku, die außerhalb der Stadt gelegen war, könnte bereits Ende des 13. Jahrhunderts begonnen worden sein. Die Burg, das Kloster und der Dom samt Bischofssitz machten Turku neben Viborg zur wichtigsten Stadt im mittelalterlichen Finnland. Während der gesamten Zeit der schwedischen Herrschaft blieb es das politische, geistige und kulturelle Zentrum Finnlands. Im Mittelalter unterhielt Turku rege Handelsbeziehungen zur Hanse, ohne jedoch deren Mitglied zu sein. Insbesondere der lebhafte Handel mit den Hansestädten Reval (heute Tallinn), Danzig und Lübeck machte Turku zum größten Handelsplatz in Finnland.
Turku war während der schwedischen Zeit mehrfach Angriffen ausgesetzt. 1318 wurde die Stadt in die Auseinandersetzungen zwischen Schweden und Nowgorod hineingezogen. Die Russen plünderten den Dom und brannten die Stadt nieder. Während der Endphase der Kalmarer Union wurde Turku in die schwedisch-dänischen Machtkämpfe hineingezogen: 1509 überfielen die Dänen Turku, brandschatzten die Stadt und plünderten einen Großteil des Domschatzes. 1523 eroberte Gustav I. Wasa die Stadt, nachdem ein Jahr zuvor ergebnislos die Burg belagert hatte. Kurz nachdem er zum schwedischen König gekrönt worden war, leitete er in seinem Land die Reformation ein. Martin Skytte, Bischof von Turku 1528-1550, war ein gemäßigter Befürworter der Reformation. Sein Nachfolger wurde Mikael Agricola, der wichtigste Reformator Finnlands, der in Wittenberg ein Schüler Martin Luthers gewesen war und mit seiner Bibelübersetzung von 1548 den Grundstein für die finnische Schriftsprache gelegt hatte.
Im Jahr 1556 ernannte Gustav Wasa seinen Sohn Johann III. zum Herzog von Finnland. Johann und seine Gemahlin Katharina Jagellonica residierten in Turku und führten an der Burg das prunkvolle Hofleben der Renaissancezeit ein. Nach dem Tod Gustav Wasas kam es zu Machtwirren zwischen seinen Söhnen: 1563 ließ König Erik Turku erobern und seinen Bruder in die Gefangenschaft nach Schweden verschleppen.
Die Herrschaft von Gustav II. Adolf (1611-1632) und seiner Gattin Christina I. (1632-1654) war eine Zeit des Fortschritts für Turku. Die Provinzverwaltung wurde 1617, das Hofgericht 1623 gegründet. 1630 folgte ein Gymnasium. 1637 wurde Per Brahe der Jüngere zum Generalgouverneur von Finnland ernannt und bezog die Burg von Turku. Er gründete 1640 die Akademie Turku, die erste Universität Finnlands.
Im 18. Jahrhundert stand Turku ebenso wie der Rest Finnlands zweimal unter russischer Besatzung: 1714-1721 während des Großen Nordischen Krieges und 1741-1743 während des Schwedisch-Russischen Krieges. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts entstanden durch die merkantilistische Wirtschaftspolitik Schwedens in Turku zahlreiche Manufakturen. Die 1732 gegründete Werft wurde mit der Zeit zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor der Stadt. Zu dieser Zeit wurden die Bürger Turkus in drei Klassen eingeteilt: Die schwedische Bürgerschaft, die finnische Bürgerschaft und die Handwerker. Die Einwohnerzahl stieg indes bis 1791 auf 8.504, 1805 betrug sie bereits 11.300 Personen.
Russische Herrschaft

Im Russisch-Schwedischen Krieg eroberten die russischen Truppen Turku 1808 kampflos. Als Schweden 1809 im Vertrag von Fredrikshamn Finnland an Russland abtreten musste, wurde Turku zunächst zur Hauptstadt des neugeschaffenen Großfürstentums Finnland erkoren. Aus Sicht von Zar Alexander I. war Turku aber zu weit von Sankt Petersburg entfernt, weshalb 1812 der Beschluss erging, die Hauptstadt in das bis dahin unbedeutende Helsinki zu verlegen. Nachdem Helsinki unter der Ägide des Architekten Carl Ludwig Engel zur repräsentativen Hauptstadt ausgebaut worden war, fand die Verlegung 1819 statt. Endgültig wurde die Bedeutung Helsinkis gefestigt, als Turku im großen Stadtbrand von 1827 fast völlig zerstört wurde. Die verheerende Feuersbrunst vernichtete innerhalb eines Tages drei Viertel der Häuser Turkus. Infolge des Brandes wurde die Akademie Turku, ebenso wie die anderen in Turku verbliebenen Institutionen, 1828 nach Helsinki verlegt und in die Universität Helsinki umgewandelt. Damit hatte Turku endgültig seine vorherrschende Stellung in Finnland verloren. Carl Ludwig Engel wurde mit dem Wiederaufbau Turkus beauftragt. Er entwarf einen schachbrettförmigen, brandsicheren Grundriss. Turku blieb für weitere zwanzig Jahre die größte Stadt Finnlands, bis es von Helsinki überholt wurde.
Zur Mitte des 19. Jahrhunderts hin war Turku mit seinen großen Manufakturen neben Helsinki die wichtigste Handwerksstadt Finnlands. Die industrielle Revolution erlebte Turku aber erst um das Jahr 1900. Der Erste Weltkrieg hatte für die Industrie der Stadt positive Folgen, denn die Ausfuhrprobleme betrafen hauptsächlich die Holzindustrie, die in Turu keine Rolle spielte. Dagegen konnte Turku dank seiner Lage problemlos Rohstoffe aus dem neutralen Schweden importieren.
Nach der Unabhängigkeit

Nachdem Finnland 1917 die Unabhängigkeit erlangt hatte, blieb die Hauptstadt in Helsinki. Schon Ende 1917 war es in Turku zu sozialen Unruhen gekommen, in deren Verlauf die sozialistischen „Roten“ Geschäfte plünderten. Im folgenden Finnischen Bürgerkrieg brachten die Roten Garden die Stadt Ende Januar 1918 unter ihre Kontrolle und hielten sie bis zum 12. April, als deutsche Truppen, die auf Seiten der bürgerlichen Weißen kämpften, in Turku einmarschierten.
1918 erhielt Turku nach 90 Jahren wieder eine Universität, die schwedischsprachige Åbo Akademi. Zwei Jahre später wurde die finnischsprachige Universität Turku gegründet.
Bevölkerung
Ende 2005 betrug die Einwohnerzahl von Turku 174.906 Personen. Turku ist nach Helsinki, Espoo, Tampere und Vantaa die fünftgrößte Stadt Finnlands. Espoo und Vantaa sind allerdings faktisch Vororte Helsinkis. Der Großraum Turku ist nach der Region Helsinki und dem Großraum Tampere das drittgrößte Ballungszentrum des Landes.
Selbstverständnis
Die Turkuer besitzen nicht zuletzt aufgrund der Vergangenheit ihrer Stadt ein ausgeprägtes regionales Selbstbewusstsein. In Turku kursiert ein Sprichwort, laut dem man nicht zu einem Turkuer werden, sondern nur als Turkuer geboren werden kann. Vor allem der lokale Dialekt (Turu murre) ist identitätsstiftend. In dem Dialekt werden auch Mundartdichtung und Comics veröffentlicht.
Die Hauptstadt Helsinki, die anders als Turku über keine nennenswerte Geschichte verfügt, wird von vielen Turkuern als „Emporkömmling“ angesehen. Besonders ausgeprägt ist aber die Rivalität zu Tampere, das Turku als zweitgrößte Stadt Finnlands überholt hat.
Bevölkerungsgruppen
Traditionell gab es in Turku einen großen finnlandschwedischen Bevölkerungsanteil. Um 1870 sprach die Hälfte der Bewohner Turkus Schwedisch als Muttersprache. Im Laufe der Zeit nahmen aber viele Finnlandschweden die finnische Sprache an. Zudem erfolgte die Zuwanderung nach Turku hauptsächlich aus finnischsprachigen Gegenden, sodass der Anteil der schwedischsprachigen Bevölkerung konstant sank. Um die Jahrhundertwende war es nur noch ein Viertel, 1950 ein Zehntel. Heute sind 5,2 % der Turkuer schwedischsprachig. Obwohl in Turku der Anteil unter der im finnischen Sprachgesetz festgeschriebenen 6 %-Schwelle liegt, ist die Stadt aufgrund der zahlenmäßigen Größe der schwedischsprachigen Minderheit (9000 Personen) offiziell zweisprachig mit Finnisch als Mehrheits- und Schwedisch als Minderheitssprache. Daher haben beispielsweise sämtliche Straßen einen finnischen und einen schwedischen Namen.
4,2 % der Einwohner Turkus sind Ausländer, hauptsächlich aus Russland, Estland, Irak und Iran. Für finnische Verhältnisse ist dieser Ausländeranteil eher hoch. Die steigende Zahl der Immigranten besonders in den östlichen Vororten der Stadt hat teilweise zu Fremdenfeindlichkeit geführt, was sich in den relativen Wahlerfolgen der nationalistischen Partei Suomen Kansan Sinivalkoiset wiederspiegelt.
Religionen

Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung Turkus gehört der evangelisch-lutherischen Kirche an. Der Dom von Turku ist Sitz des Erzbischofs von Turku, des Oberhauptes der finnischen evangelisch-lutherischen Kirche. Zum Erzbistum Turku gehören die finnischsprachigen Gemeinden von Varsinais-Suomi und Satakunta.
Außerdem gibt es in Turku eine orthodoxe Gemeinde. Ihre Hauptkirche ist die repräsentativ am zentralen Marktplatz gelegene Kaiserin-Alexandra-Märtyrerinnen-Kirche. Die Rotunda ist dem Pantheon in Rom nachempfunden und wurde 1845 nach Plänen von Carl Ludwig Engel fertiggestellt.
Seit dem 19. Jahrhundert ist in Turku eine kleinere Gruppe von muslimische Tataren ansässig, daneben sind in letzter Zeit muslimische Immigranten eingewandert. Die jüdische Gemeinde von Turku hat 130 Mitglieder. Die Synagoge von Turku ist neben der in Helsinki die einzige in Finnland.
Einwohnerentwicklung
Bis etwa 1970 nahm die Einwohnerzahl Turkus konstant zu. Darauf folgte eine Phase leichten Rückgangs, bis die Einwohnerzahl ab 1990 wieder zu steigen begann.

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Politik
Turku ist die Hauptstadt der Provinz Westfinnland und der Landschaft Varsinais-Suomi. Daneben ist die Stadt als Sitz des Erzbischofs von Turku, des Oberhauptes der finnischen evangelisch-lutherischen Kirche, und des Domkapitels von Turku das kirchliche Zentrum Finnlands.
Stadtrat
Wie in allen finnischen Städten ist auch in Turku der Stadtrat (finn. kaupunginvaltuutusto) die höchste Entscheidungsinstanz bei lokalen Angelegenheiten. Dazu zählen Stadtplanung, Schulen, Gesundheitswesen und öffentlicher Verkehr. Der aus 67 Mitgliedern bestehende Rat wird auf vier Jahre gewählt.
Die stärkste Partei in Turku ist die konservative Sammlungspartei, dicht gefolgt von den Sozialdemokraten. Diese beiden Parteien dominieren seit Jahrzehnten die Politik Turkus, während die dritte große Partei des Landes, die finnische Zentrumspartei, wie in anderen Großstädten nur eine untergeordnete Rolle spielt. Auch das Linksbündnis und der Grüne Bund sind mit Wahlergebnissen im zweistelligen Prozentbereich verhältnismäßig stark.
Zusammensetzung des Stadtrates (2005-2008):
Partei | Sitze |
---|---|
Sammlungspartei | 19 |
Sozialdemokraten | 18 |
Linksbündnis | 10 |
Grüner Bund | 9 |
Zentrumspartei | 4 |
Schwedische Volkspartei | 4 |
Christdemokraten | 1 |
Suomen Kansan Sinivalkoiset | 1 |
Unabhängige | 1 |
Bürgermeister
Der Bürgermeister (finn. kaupunginjohtaja) von Turku ist dem Stadtrat unterstellt und wird von diesem ernannt. Seine Aufgabe ist es, die Verwaltung und den Haushalt der Stadt zu verwalten. Seit 2006 hat Mikko Pukkinen von der Sammlungspartei diesen Posten inne.
Wappen
Das Wappen von Turku zeigt in einem gekrönten blauen Schild ein goldenes stilisiertes A, das von vier silbernen Lilien umgeben ist. Es geht auf ein mittelalterliches Siegel aus dem Jahr 1309 zurück. Der Buchstabe A steht für Aboa, die lateinische Namensform Turkus, während die Lilien mit der Jungfrau Maria, der Schutzpatronin des Doms von Turku, assoziiert werden. Die Krone weist auf das historische Herzogtum Finnland hin, das der heutigen Landschaft Varsinais-Suomi entspicht.
Städtepartnerschaften
Turku unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften:
- Bergen (Norwegen, seit 1946)
- Göteborg (Schweden, seit 1946)
- Århus (Dänemark, seit 1946)
- Sankt Petersburg (Russland, seit 1953)
- Danzig (Polen, seit 1958)
- Constanţa (Rumänien, seit 1963)
- Warna (Bulgarien, seit 1963)
- Rostock (Deutschland, seit 1963)
- Köln (Deutschland, seit 1967)
- Szeged (Ungarn, seit 1971)
- Bratislava (Slowakei, seit 1976)
- Florenz (Italien, seit 1992)
Mit seinen skandinavischen Partnerstädten verbindet Turku, dass sie alle „zweite Städte“ ihres Landes mit einer langen Geschichte sind. Daneben hat Turku Kooperationsverträge mit den estnischen Städten Tartu und Kuressaare, Tianjin in China und dem russischen Kaliningrad unterzeichnet.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Im Zentrum oder in der Nähe zum Zentrum gibt es über zehn Galerien in den Bereichen Bildhauerei, Fotografie und Malerei. Unweit des Doms (siehe Bauwerke), am Ufer des Aurajoki, befindet sich das Sibelius-Museum, das nicht nur den finnischen Komponisten Jean Sibelius würdigt, sondern auch eine Sammlung von Musikinstrumenten beherbergt. Etwa 500 m weiter südwestlich befindet sich das Museum Aboa Vetus & Ars Nova, das Ausgrabungen aus dem 14. Jahrhundert und moderne Kunst ausstellt.
Bauwerke


Die Geschichte der Burg von Turku reicht bis ins Jahr 1280 zurück. Sie wurde mehrmals zerstört und besteht heute nur noch aus der früheren Vorburg, nachdem 1614 bei einem Besuch Gustavs II. die Hauptburg vollständig niederbrannte. Das Bauwerk beherbergt seit 1881 das historische Museum der Stadt.
Eine weitere bedeutende Sehenswürdigkeit stellt die aus Backsteinen errichtete Domkirche dar. Sie wurde 1230 gegründet und 1300 geweiht. Die Domkirche ist die einzige aus dem Mittelalter stammende Kathedrale Finnlands. Sie beherbergt eine Reihe von Grabmälern bedeutender Persönlichkeiten.
Der Fernsehturm von Turku (Pääskyvuoren linkkitorni) ist 122 Meter hoch und wurde 1964 erbaut.
Weitere Sehenswürdigkeiten: Observatorium, Rathaus, moderne Architektur, Forum marinum (Seefahrtsmuseum)
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Mit seinen drei Volluniversitäten neben mehreren Berufshochschulen ist Turku in Finnland ein Zentrum der Forschung. Neben den Hochschulen wird in den Gründungszentren SciencePark, BioCity, PharmaCity & DataCity geforscht.
Tradition hat in Turku auch der Schiffbau. Es gibt eine große Werft, die Aker-Finnyards AB, ehem. Kvaerner Masa-Yard. Sie ist seit Jahren weltweit mit führend im Bau von Fähren und Kreuzfahrtschiffen, wie zum Bsp. die "Europa"(6) der Hapag-Lloyd und die "Freedom of the Seas" der RCCI.
Verkehr
Der Hafen von Turku liegt an der Mündung des Aurajoki in unmittelbarer Nähe der Burg von Turku. Er ist zusammen mit dem Hafen von Kotka nach Helsinki der zweitgrößte des Landes. Jährlich werden 4 Millionen Tonnen Fracht umgesetzt und 4 Millionen Passagiere passieren den Hafen. Die Fährlinien Silja Line und Viking Line verkehren täglich über Mariehamn, die Hauptstadt der autonomen Provinz Åland, nach Stockholm. Reisen mit den sogenannten „Schwedenschiffen“ (ruotsinlaiva), die an Bord Restaurants, Nachtklubs und Tax-Free-Shops bieten, sind schon seit langem populär. Wöchentlich bestehen Fährverbindungen nach Travemünde, Hamburg, Lübeck, Antwerpen, Harwich und Paldiski. Daneben verbinden Wasserbusse Turku mit den vorgelagerten Schären und mit Naantali.
Der Flughafen von Turku befindet sich 8 km nördlich des Stadtzentrums an der Grenze zur Nachbargemeinde Rusko. Mit 328.000 Fluggästen pro Jahr (2005) ist er der fünftgrößte Flughafen von Finnland. Flüge werden vor allem innerhalb Finnlands aber auch in andere, vor allem nordische, Länder angeboten.
An das Eisenbahnnetz ist Turku seit der Fertigstellung der Strecke Hämeenlinna-Tampere-Turku im Jahr 1876 angeschlossen. Die Küstenstrecke nach Karjaa wurde 1899 eröffnet und 1902 bis Helsinki verlängert. 1924 folgte die Strecke nach Uusikaupunki, die allerdings heute nur noch für den Güterverkehr benutzt wird. Zwischen Turku und der Hauptstadt Helsinki verkehren jährlich etwa 1,2 Millionen Passagiere mit Hochgeschwindigkeitszügen der Baureihe Sm3.
Turku ist Knotenpunkt des Straßenverkehrs in Südwestfinnland und über eine Autobahn an die Hauptstadtregion angebunden.
Literatur
- Philip Ward: Finnish cities: Travels in Helsinki, Turku, Tampere and Lapland, Oleander Press; 1987, ISBN 0906672988
Söhne und Töchter der Stadt
- Johan Gadolin, finnischer Chemiker
- Miikka Kiprusoff, professioneller Eishockeytorhüter
- Mauno Koivisto, neunter finnischer Präsident
- Saku Koivu, professioneller finnischer Eishockeyspieler
- Samppa Lajunen, finnischer Nordischer Kombinierer
- Harry Larva, finnischer Leichtathlet und Olympiasieger
- Tamara Lund, finnische Opernsängerin (Sopran) und Schauspielerin
- Matti Salminen, finnischer Opernsänger
- Paavo Nurmi, finnischer Leichtathlet
- siehe auch Liste der Erzbischöfe von Turku