Vulkanausbruch des Hunga Tonga 2022



Der Vulkanausbruch des Hunga Tonga-Hunga Haʻapai 2022 ereignete sich am 14. und 15. Januar 2022 mit massiven Eruptionen, die wie bereits jene im Dezember 2021 phreatomagmatischer Natur waren. Am 15. Januar um 04:14:14 Uhr UTC (17:14:14 Uhr Ortszeit) wurde eine Beben-Magnitude von 5,8 auf der Oberflächenwellen-Magnituden-Skala registriert.[1] Der Ausbruch wird als der weltweit stärkste seit der Eruption des Pinatubo auf den Philippinen 1991 bezeichnet.[2]
Die geschätzte Bevölkerungszahl in einem Radius von 100 Kilometern um den Vulkan liegt bei 76.000. Radaraufnahmen vom 15. Januar zeigen, dass große Teile der Insel bei dem Ausbruch massiv beschädigt[3] und durch den Vulkanausbruch in weiten Teilen von 1 bis 2 cm vulkanischer Asche bedeckt wurden, was Auswirkungen auf die Wasser- und Stromversorgung sowie die Luftqualität hat;[4] insbesondere ist die Westküste der Hauptinsel Tongatapu mit vielen Hotels stark betroffen.[2] Weitere Vulkanausbrüche sind möglich.[5]
Druckwellen
Die Druckwelle der Eruption bewegte sich um den gesamten Erdball.[6] Die Wellenfront kulminierte am späten Abend in Algerien das Tonga auf dem Globus gegenüberliegt. In Deutschland wurde sie um 21:00 Uhr MEZ mit einem Luftdruck-Impuls von ca. 1,5 hPa gemessen, am Folgetag um ca. 2:00 Uhr morgens dann aus der anderen Richtung mit einer etwas schwächeren Barometer-Amplitude.[7] Auch im globalen Sensornetzwerk sensor.community[8] wurden die Luftdruckschwankungen registriert.
Aschewolken
Das Volcanic Ash Advisory Center im neuseeländischen Wellington meldete Asche bis in einer Höhe von 18,6 km, was einen Rekord für 2021/2022 darstellt. Aufzeichnungen der Ozone Mapping and Profiler Suite (OMPS) des Limb-Profilers an Bord des Satelliten Suomi NPP zeigen eine Höhe der Aschewolke von bis zu 30 km, in die obere, warme Stratosphäre,[9] was ein Indiz für einen Ausbruch der Stärke 6 nach dem Vulkanexplosivitätsindex (VEI) ist. Die Aschewolke bewegt sich langsam in Richtung Nordwesten und wird möglicherweise Fiji erreichen.[5] Fijis Umweltministerium bestätigte einen Anstieg der Schwefeldioxidkonzentration in der Atmosphäre in der Nacht auf 17. Januar und warnte die Bevölkerung vor saurem Regen.[10]
Tsunami
Durch die Eruptionen wurde ein Tsunami ausgelöst,[11] der z. B. Nukuʻalofa (Hauptstadt Tongas) mit einer Höhe von 1,20 Metern erreichte.[12] Unklar ist am 17. Januar die Situation auf den zwei kleineren und niedrigeren Inseln Mango und Fonoi, zu denen kein Kontakt besteht. Von Mango war ein aktives Notsignal entdeckt worden.[5]
Für das US-Außengebiet Amerikanisch-Samoa bestand die Gefahr von Flutwellen und gefährlichen Meeresströmungen entlang der Strände und der Häfen. Tiefer gelegene Küstengebiete könnten überflutet werden, hieß es in einer Warnung des Pacific Tsunami Warning Center, die später wieder aufgehoben wurde.[13] Die Nationale Katastrophenschutzbehörde Neuseelands warnte nach dem Ausbruch davor, dass in einigen Teilen des Landes mit „starken und ungewöhnlichen Strömungen und unvorhersehbaren Überflutungen“ zu rechnen sei (Strong and unusual currents and unpredictable surges).[14][15][16][17] Tatsächlich kenterten dort in einem Hafen mehrere Boote. Auch in Kalifornien kam es zu einer Überschwemmung,[18] vor allem in Teilen von Santa Cruz und Port San Luis und auch in Peru richteten der Tsunami noch Schäden an. In den Regionen La Libertad, Lambayeque, Lima, Ica und Arequipa meldete Perus National Civil Defense Institute (INDECI) hohe Wellen. In Paracas wurden mehrere Gebäude beschädigt. Zweiundzwanzig Häfen an der Nord- und Mittelküste wurden geschlossen und die Fischereitätigkeit eingestellt. Zu Überschwemmungen an der Küste kam es auch im Norden Chiles in der Hafenstadt Iquique sowie auf der anderen Seite des Pazifiks in Gebieten der japanischen Insel Amami-Ōshima.[19]
Opfer
Am Strand der peruanischen Region Lambayeque ertranken zwei Menschen in den Wellen des Tsunamis. Auf Tonga gibt es Vermisste, Zahlen von Toten und Verletzten wurden noch nicht bekanntgegeben.[20]
Weblinks
- Hunga Tonga-Hunga Haʻapai im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
- Hunga Tonga-Hunga Ha'apai Erupts Again, NOAA: National Environmental Satellite Data and Information Service, 14. Januar 2022 (englisch)
- Satellitenbilder zeigen Ausbruch von Unterwasservulkan Spiegel Wissenschaft, 15. Januar 2022 (deutsch)
- Schallwelle der Eruption im Differenzenplot des IR-Satbilds
Einzelnachweise
- ↑ M 5.8 Volcanic Eruption - 68 km NNW of Nuku‘alofa, Tonga, USGS Earthquakes Hazards Program, abgerufen 15. Januar 2022.
- ↑ a b Vulkanausbruch verwandelt Tonga in „Mondlandschaft“ - Ausmaß weiter unklar. 17. Januar 2022, abgerufen am 17. Januar 2022.
- ↑ Pacific volcano: New Zealand sends flight to assess Tonga damage. BBC News, 16. Januar 2022 (abgerufen am 17. Januar 2022)
- ↑ UNICEF Pacific Islands Humanitarian Situation Report No. 1 (Volcanic Eruption and Tsunami): 16 January 2022 In: reliefweb.int, 16. Januar 2022, abgerufen am 16. Januar 2022
- ↑ a b c Tonga: Volcanic Eruption - Flash Update (As of 17 January 2022) In: reliefweb.int, 17. Januar 2022, abgerufen am 17. Januar 2022
- ↑ Viola Kiel: Tonga: Wie ein unterseeischer Vulkan zerstörerische Kraft entwickeln kann. In: Der Spiegel. 16. Januar 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 16. Januar 2022]).
- ↑ Twitter-Beiträge, z. B von Karsten Schwanke usw.
- ↑ sensor.community Globales Sensornetzwerk, erfasst open data Umweltdaten: Temperatur, Luftdruck, Feuchte, PME2.5/PME10
- ↑ Height of Hunga Tonga-Hunga Ha'apai eruption reached 30 km (98 500 feet) a.s.l., Tonga. Abgerufen am 17. Januar 2022 (englisch).
- ↑ Naveel Krishant: Sulphur Dioxide concentration in the atmosphere has increased overnight which could result in acidic rainfall over Fiji In: fijivillage.com, 17. Januar 2022, abgerufen am 17. Januar 2022
- ↑ Tonga: Tsunami-Warnung im Südpazifik nach Ausbruch von Unterwasservulkan. In: Der Spiegel. 15. Januar 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 16. Januar 2022]).
- ↑ tagesschau.de: Vulkanausbruch: Ausmaß des Schadens auf Tonga noch unklar. Abgerufen am 16. Januar 2022.
- ↑ tagesschau.de: Tsunami-Warnung nach Vulkanausbruch - Folgen noch unklar. Abgerufen am 15. Januar 2022.
- ↑ www.civildefence.govt.nz, tagesaktuelle Meldung, abgerufen am 16. Januar 2022. Meldung wird voraussichtlich später verschoben nach Previous Emergencies, www.civildefence.govt.nz
- ↑ Peter Vincent: Tsunami warning issued for Australia and New Zealand after huge undersea volcano eruption visible from space sends 4ft waves smashing into Tonga and forces hundreds to flee to high ground In: Daily Mail, 15. Januar 2022, abgerufen am 15. Januar 2022.
- ↑ Tsunami-Warnung im Südpazifik, Der Spiegel, 15. Januar 2022.
- ↑ Tonga hit by tsunami after volcanic eruption, Deutsche Welle, 15. Januar 2022.
- ↑ tagesschau.de: Vulkanausbruch: Ausmaß des Schadens auf Tonga noch unklar. Abgerufen am 16. Januar 2022.
- ↑ Peru – 2 Dead After Tonga Volcano Triggers Coastal Flooding In: floodlist.com, 17. Januar 2022, abgerufen am 17. Januar 2022
- ↑ Vulkanausbruch nahe Tonga war stärkste Eruption seit 30 Jahren In: spiegel.de, 17. Januar 2022, abgerufen am 17. Januar 2022
Koordinaten: 20° 33′ S, 175° 24′ W