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Benutzer:Anthoney72/Integral-ABS

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Das Integral-ABS (I-ABS) ist ein ABS für Motorräder von BMW. Mit einem Integralbremssystem kann der Motorradfahrer auch durch Betätigung nur eines Bedienelements (Hand- oder Fußhebel) die maximale Verzögerung mit beiden Bremsen erzielen. Integralbremssysteme gibt es in zwei Ausführungen: Beim Vollintegral-Motorrad-Bremssystem wirken sowohl der Handbremshebel, als auch der Fußbremshebel gleichzeitig auf Vorder- und Hinterradbremse. Beim Teilintegral-System wirkt der Handbremshebel auf Vorder- und Hinterradbremse und der Fußbremshebel wie bisher nur auf die Hinterradbremse. Das Integral-ABS verfügt außerdem über eine adaptive Bremskraftverteilung auf beide Räder unter Berücksichtigung des Fahrbahn- und Beladungszustands sowie verbesserte Möglichkeiten, ein Abheben des Hinterrades bei einer Vollbremsung frühzeitig zu erkennen und dem entgegenzuwirken.

Das erste Integral-ABS

Geschichte

Zielsetzung

Beim ersten Integral-ABS (Herbst 2000 bis Mitte August 2006), gemeinsam entwickelt von BMW mit dem Zulieferer FTE automotive, wurde erstmals ein elektrohydraulischer Bremskraftverstärker (BKV) realisiert. Das Bremsen sollte vor allem komfortabler und sicherer werden. Durch den BKV stellte sich jedoch ein "entkoppeltes" Bremsgefühl ein und die Dosierbarkeit der Bremse war erschwert;[1][2] eine Umgewöhnung beim Umstieg von Motorrädern ohne ABS war erforderlich. Der Vorteil des Integral-ABS mit BKV gegenüber ABS-Systemen ohne BKV ist bisher weder durch eine vergleichende Unfallstatistik noch einen ABS-Test belegt.[3]

Der Rückruf

Mitte Dezember 2004 wurde in der Tageszeitung Die Welt erstmals zahlenmäßig über "nicht regelgerecht funktionierende ABS-Bremsen" sowie "mehrere hundert Fälle" von Kundenbeschwerden berichtet,[4] und bewirkte durch die Art der Darstellung bisweilen Kritik.[5] Im März 2005 erschien das MO-Sonderheft "BMW-MOTORRÄDER" Nr. 13 mit einer umfangreichen Darstellung der Thematik Integral-ABS sowie einem Interview mit dem BMW-Motorrad-Pressesprecher. Eine gezielte Aufklärung der Kunden durch eine Aktualisierung der Bedienungsanleitung wurde vom Hersteller abgelehnt. Anfang Juni 2005 wurde im Verbrauchermagazin M€X des Hessischen Fernsehens in Zusammenarbeit mit dem ADAC über den ersten Verletzten mit einer BMW K 1200 S wegen des Ausfalls des ABS berichtet.[6] In der Folge informierten auch das Magazin Der Spiegel und die ARD-Sendungen Plusminus und Tagesschau die breite Öffentlichkeit. Zwischenzeitlich war BMW "tausend weiteren Beschwerden" nachgegangen,[7] und erklärte, dass es wegen der Restbremse "keine ernsten Unfälle" gegeben hätte.[8] Nachdem BMW im September 2005 ca. 260.000 Kunden weltweit mit einer Ergänzung zur Bedienungsanleitung noch umfassender über die Benutzung der Bremsanlage informierte,[9] erfolgte im April 2006 eine weltweite Rückrufaktion von rund 90.000 BMW-Motorrädern wegen Ausfällen der ABS-Funktion. Darauf stellte das KBA die seit August 2004 laufende Untersuchung ein.[10] Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München I wegen fahrlässiger Körperverletzung sind noch nicht abgeschlossen.[11]

Technik

Das System basiert auf dem Plunger-Prinzip beziehungsweise dem Staudruck-Verfahren.

Abheberegelung

Die Hinterrad-Abhebeerkennung senkt immer dann kurzzeitig den Druck im Vorderrad-Bremskreis, wenn die Auswertung der Sensorsignale signalisiert, dass das Hinterrad den Bodenkontakt verloren hat. Dies wird durch ein indirektes Verfahren anhand der Raddrehzahlen und durch Plausibilitätsvergleiche berechnet. Bei spezifischen Fahrbahnunebenheiten kann es kurzzeitig ebenfalls zu einem Lösen der Vorderrad-Bremsen kommen. Dieser Effekt tritt typischerweise beim Abbremsen zwischen Geschwindigkeiten um 60 und 70 km/h auf welliger Straße auf und wird durch die Regelungstechnik verursacht. Bei einer BMW R 1200 GS wurden aufgrund dieses Phänomens Bremswegdifferenzen von 12 Metern gemessen.[12]

Wartung

Die aufwändige Wartung der Bremsanlage wie Bremsflüssigkeitswechsel Steuerkreis / Radkreis bzw. Entlüftung kann nur beim BMW Vertragshändler durchgeführt werden, oder bei freien Werkstätten, die über die speziellen Diagnose- und Wartungsgeräte verfügen.

Störungen

Bei Störungen des Systems steht Restbremskraft zur Verfügung. Dabei handelt es sich um die in Abhängigkeit der Einstellung des Bremshebels noch verfügbare Bremskraft, wenn weder der BKV noch das ABS aktiv sind und auch die Verbundbremsen-Funktion nicht zur Verfügung steht. Die Restbremskraft setzt unmittelbar ein, da kein Hochdruck vorrätig gehalten wird ("Druckreservoir"). Aufgrund der Komplexität des Systems gibt es zahlreiche mögliche Ursachen für diesen Zustand.[13] Der Bremshebel muss dann "über einen größeren Weg und mit mehr Kraft" betätigt werden "als bei einer konventionellen Anlage",[14] und das Ansprechverhalten der Bremse ändert sich signifikant.[15] Mit den Modellen ab Herbst 2004 vergrößerten die Entwickler die Restbremskraft. Eine detaillierte Ergänzung zur Bedienungsanleitung unterrichtete die Besitzer Anfang September 2005 ausführlicher über die Handhabung des Systems mit Restbremskraft.[16] Ein Auszug aus dem KBA-Abschluss-Schreiben (Ende Mai 2006) deutet auf vorschriftenseitige Mängel hin: "... Schwerpunktmäßig sollte die Eignung verschiedener Warnsignale bei Ausfall einer vorhandenen Bremskraftunterstützung und ggf. das notwendige Restbremsniveau untersucht werden."

Das zweite Integral-ABS

Die Entwicklung eines neuen ABS-Systems begann bereits Anfang 2003[17]. Die Schwächen des bisherigen Systems sollten damit behoben werden.[18][19] Dieses seit August 2006 angebotene Integral ABS von Continental Teves wurde gemeinsam von BMW mit dem Zulieferer entwickelt und wird ohne Bremskraftverstärker ausgeliefert. Der Bremsdruck für die Vorderradbremse wird nun rein hydraulisch und allein über die Betätigungskräfte am Handhebel aufgebracht, der Bremsdruck für die Hinterradbremse wird über eine Hydraulikpumpe geregelt. Laut Tests sind so maximale Verzögerungswerte und damit sehr kurze Bremswege auch ohne elektrische Bremskraftverstärkung realisierbar.[20]. Das System beinhaltet die Plattform für zukünftige, weiter gehende Fahrer-Assistenzfunktionen. Ab 2007 soll eine Antriebsschlupfregelung (BMW nennt sie Automatic Stability Control/ ASC) als Option verfügbar sein, ein Fahrdynamik-Regelungssystem, das ein unkontrolliertes Durchdrehen der Räder( z.B. bei Nässe) verhindern soll.

Technik

Das System wird jetzt durch Ventile gesteuert. Bei Störungen an der Hydraulikpumpe oder an elektrischen Komponenten fallen nur noch die Funktionen ABS und Verbundbremse aus. Die Hinterradbremse funktioniert dann konventionell hydraulisch. Auf die Bremswirkung der Vorderradbremse hat dies keine Auswirkung.

Abheberegelung

Die wie beim Vorgängersystem integrierte Hinterrad-Abhebeerkennung RLP (Rear wheel Lift-off Protection) weist weiterhin die bekannten und obengenannten Besonderheiten auf, beispielsweise beim hartem Herunterschalten, bei Bergabfahrten oder welliger Fahrbahn.[21]

Siehe auch

Einzelbelege

  1. BMW Motorräder Nr. 13, MO Sonderheft, 23.03.05
  2. "Endstation Sehnsucht", Thomas Schmieder, in: MOTORRAD 19/06
  3. "Für den Fall der Fälle", Thomas Delekat, in: DIE WELT, 16.07.05
  4. "Wie ein Internet-Surfer BMW in Bedrängnis brachte", Thomas Delekat, in: DIE WELT, 18.12.04
  5. "DIE WELT schafft das Problem nicht tatsächlich aus der Welt", Wilhelm Hahne, in: MOTOR-KRITIK, 20.12.04
  6. "Sicherheitsrisiko BMW - Wenn Premium-Motorräder von der Straße abkommen", M€X, 09.07.05
  7. "BMW, die Hydraulik und die Lawine", Thomas Delekat, in: DIE WELT, 09.07.05
  8. "BMW-Motorradchef Diess garantiert für die Sicherheit des Bremssystems", Frank Mertens, in: NETZEITUNG, 19.07.05
  9. "Mit erweiterter Bedienungsanleitung aus der Verantwortung?", Wilhelm Hahne, in: MOTOR-KRITIK, 12.09.05
  10. "BMW-Motorrad-ABS / Drosseln der Druckspitzen", Jürgen Pander, in: SPIEGEL ONLINE, 07.04.06
  11. "BMW ruft Motorräder in Werkstätten", Frank Mertens, in: AUTONEWS24, 05.04.06
  12. Waldemar Schwarz, MOTORRAD TECHNIK in MOTORRAD 10/04
  13. "Für den Fall der Fälle", Thomas Delekat, in: DIE WELT, 16.07.05
  14. "Das neue Integral ABS von BMW Motorrad", Markus Braunsperger u.a., in: ATZ Automobiltechnische Zeitschrift 103 (2001) 3
  15. "BMW-Motorräder haben Probleme im Bremssystem", Christian Wüst, in: DER SPIEGEL 27/2005, 02.07.05
  16. "BMW: Aus der Verantwortung?", Wilhelm Hahne, in: MOTOR-KRITIK, 12.09.05
  17. "Besserer Regelungskomfort beim BMW-ABS", Frank Mertens, in: AUTONEWS24, 27.07.06
  18. "BMW räumt Probleme bei Motorrad-Bremse ein", Thomas Delekat, in: Welt am Sonntag, 17.07.05
  19. Interview mit BMW Motorrad Pressesprecher Jürgen Stoffregen, in: BMW Motorräder Nr. 13, MO Sonderheft, 23.03.05
  20. "ABS - Der Stand der Dinge", Stefan Kaschel, in: MOTORRAD 19/06
  21. "Wie wildgeworden. Der neue Roadster von BMW brennt regelrecht durch ab 6000 Touren - und hat ein nagelneues ABS-System", Thomas Delekat, in: DIE WELT, 15.07.06

Verweise

Literatur

Fernsehberichte