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Waffen-SS

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Die Waffen-SS umfasste alle Einheiten der Schutzstaffel, die dem Kommandoamt der Waffen-SS unterstellt waren. Dazu zählten sowohl die SS-Divisionen (taktisch dem Heer unterstellt), als auch die SS-Totenkopfsturmbanne, die organisatorisch ab 1940/1941 dem Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS (Prozess 1946ff) zugeordnet waren, welches für die Konzentrations- und Vernichtungslager zuständig war. Truppendienstlich jedoch unterstanden diese Totenkopfeinheiten weiterhin dem Kommandoamt der Waffen-SS. Es fand auch Personalaustausch zwischen diesen Einheiten statt. Die Bezeichnung Waffen-SS kam erst im Winter 1939/40 auf.

Datei:Organisationsstruktur der Schutzstaffel und der Polizei im Deutschen Reich.GIF
Die Organisationsstruktur der SS

Geschichte der Waffen-SS

Die Wurzeln der Waffen-SS sind in der am 17. März 1933 aus 120 SS-Männern gegründeten Stabswache Berlin der allgemeinen SS zu sehen. Auch in anderen Städten wurden «zuverlässige» SS-Männer zu «SS-Sonderkommandos» zusammengefasst und für quasi-polizeiliche, bzw. terroristische Aufgaben verwendet. Diese Sonderkommandos, die später als «Kasernierte Hundertschaften» und dann als «Politische Bereitschaften» bezeichnet wurden, bildeten den Grundstock der späteren "SS-Verfügungstruppe", die 1935 aus der Leibstandarte Adolf Hitler mit 2.600 Mann und den Standarten Deutschland und Germania mit 5.040 Mann bestand. Bis zum Überfall auf Polen achtete die Wehrmacht darauf, dass neben ihr keine zweite Armee entstand. So wurde die Waffen-SS formal als Polizeitruppe 'getarnt'.

Adolf Hitler hatte sich damit eine Truppe zu seiner ganz persönlichen Verfügung entwickelt, die sich durch «unbedingte Treue» ihm gegenüber auszeichnen sollte und für Sicherungsaufgaben vorgesehen war. Von diesen beiden Merkmalen blieben die weitere Entwicklung der SS und ihre rechtliche und tatsächliche Stellung im Dritten Reich bestimmt. Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, hatte diesen beiden Merkmalen der SS den «Elitegedanken» hinzu gefügt. Die SS sollte nicht nur im Einsatz für Hitler "politisch zuverlässig" (NS-Sprachgebrauch) sein, sondern zu einer "rassischen" und politischen Führerschicht im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie gebildet werden.

Die Waffen-SS wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs aus so heterogenen Teilen wie der Verfügungstruppe und den bis Ende 1941 in die Waffen-SS integrierten KZ-Wachmannschaften, den "SS-Totenkopf-Standarten", geschaffen. Menschenversuche, z.B. im KZ Buchenwald, wurden von Ärzten der Waffen-SS geleitet, die auch den Raub von Zahngold abrechneten. Aber auch Mediziner, die nicht der SS angehörten, nutzen die einmaligen Möglichkeiten, an "frischem Menschenmaterial" Versuche durchzuführen, die oftmals jeglicher wissenschaftlicher Grundlage und jeglichen moralischen Bedenken entbehrten.

Hitler begründete 1940 die Notwendigkeit der Waffen-SS: "Das Großdeutsche Reich in seiner endgültigen Gestalt wird mit seinen Grenzen nicht ausschließlich Volkskörper umspannen, die von vornherein dem Reich wohlwollend gegenüber stehen. Über den Kern des Reiches hinaus ist es daher notwendig, eine Staatstruppenpolizei zu schaffen, die in jeder Situation befähigt ist, die Autorität des Reiches im Innern zu vertreten und durchzusetzen."

Als eigentliche "Geburtsurkunde der Waffen-SS" gilt eine Geheime Kommandosache Hitlers vom 17.8.1938.

Der Begriff "Waffen-SS" wurde Anfang November 1939 informell in den Sprachgebrauch der SS-Administration eingeführt uns setzte sich etwa innerhalb eines Jahres gegenüber den alten Bezeichnungen "Verfügungstruppe" und "Totenkopfverbände" durch. Das früheste bekannte Dokument, das den Begriff "Waffen-SS" verwendet, ist ein SS-Befehl vom 7.11.1939, in dem Angehörige der Allgemeinen SS darauf hingewiesen werden, dass sie Reserveführer in der Waffen-SS werden können. Dabei erscheint "Waffen-SS" als Sammelbezeichungg für die "bewaffneten Einheiten der SS und Polizei" (Bundesarchiv: Slg. Schum. / v. 432, Bd. 2). Bald darauf, nämlich mit Befehl des Reichsführer-SS vom 1.12.1939 wurde der Umfang der Waffen-SS festgelegt. Demnach gehörten zur Waffen-SS "die Angehörigen folgender Verbände und Ämter:

1. Der SS-V-Division 2. der SS-Totenkopfdivision 3. der SS-Polizei Division 4. der SS-Junkerschulen 5. der SS-Totenkopfstandarten 6. des Ergänzungsamtes der Waffen-SS (SS Erg.Amt) 7. des Waffen- und Geräteamtes der Waffen-SS (SS W. u. G.Amt) 8. des Personalamtes der Waffen-SS (SS Pers.Amt) 9. des Amtes R.V. der Waffen-SS (Amt RV) 10. des Fürsorge- und Versorgungsamtes der Waffen-SS (SS F. u. V.Amt) 11. des Sanitätsamtes der Waffen-SS (SS San.Amt) 13. des Verwaltungsamtes der Waffen-SS (SS V.Amt) 13. des SS-Gerichts"

(Verfügung des OKW vom 8.3.1940 betr. "Wehrdienstverhältnis und Wehrüberwachung der Angehörigen der Waffen-SS während des Krieges" - NA: T-175/36/5973 ff.).

Der ungewöhnlich anmutende Vorgang einer "schleichenden" Neubenennung stellt sich, rückblickend betrachtet, als ein äußerst geschickter, freilich eher psychologisch als machtpolitisch wirksamer Schachzug einer gleichermaßen auf Expansion wie Integration zielenden Politik dar. Denn die Einführung des Sammelnamens "Waffen-SS" signalisierte ebenso den Willen zu einer möglichst wehrmachtunabhängigen SS-Armee wie den Anspruch auf Gleichwertigkeit aller SS-Truppenteile untereinander - nahm also die bislang vom Heer abgelehnte militärdienstliche Gleichbehandlung von Verfügungstruppen, Totenkopfverbänden und Junkerschulen begrifflich schon vorweg. Aber nich nur das: Zu einem Zeitpunkt, als die SS 3 1/2 Divisionen fast gleichzeitig aufgestellt hatte, wurde deren gemeinsamer Name auch zu einer Chiffre für das von Himmler gewünschte, ihm aber noch nicht zugebilligte SS-Generalkommando. (Wegner, Bernd. Hitlers Politische Soldaten. Die Waffen-SS 1933-1945. 4. Auflage. Paderborn 1990.).

Die Freiwilligen

Von 1939 28.000 Mann wuchs die Waffen-SS 1945 auf 910.000 Mann an, etwa die Häfte davon waren keine «Reichsdeutschen». Nach dem für das Deutsche Reich erfolgreichen Blitzkrieg im Westen warb das SS-Ergänzungsamt unter der Parole des Kampfes Europas gegen den «asiatischen Bolschewismus» in den besetzten Ländern für den freiwilligen Eintritt in die Waffen-SS. Das Echo in den einzelnen Ländern war unterschiedlich:

  • Niederlande: 55.000
  • Belgien: 43.000
  • Frankreich: 20.000
  • Dänemark: 6.000
  • Norwegen: 6.000
  • Schweden (nicht von deutschen Truppen besetzt): 2.000
  • Schweiz (nicht von deutschen Truppen besetzt): 800 (etwa 1.200 traten in die Wehrmacht ein)
  • Liechtenstein: 80
  • Finnland: 1180

Einen besonderen Status hatte aus traditionellen Gründen das «finnische Freiwilligen-Bataillon der Waffen-SS». Anfang Januar 1942 kämpfte es mit 1.180 Mann im Verband der SS-Division "Wiking" im Südabschnitt der Ostfront. Nach der Heimkehr der Finnen im Juni 1943 verbot Marschall Gustaf Mannerheim die Rückkehr der Freiwilligen nach Deutschland.

Sehr erfolgreich waren Werbemaßnahmen zunächst auch in Estland, Lettland, der Ukraine und auf dem Balkan. In der Hoffnung, die Leistungen der Freiwilligen könnten sich später auf Autonomieverhandlungen mit der Hegemonialmacht Deutschland auswirken, meldeten sich tausende Männer. War der Antikommunismus in den meisten Fällen die treibende Kraft, konnten Verbände wie die bosnisch-kroatische Division und die albanischen Einheiten nur auf dem Balkan und nur gegen Tito-Partisanen wirklich erfolgreich eingesetzt werden. Die Balten kämpften mit zunehmender Dauer des Krieges immer verbissener und konnten sich an Tapferkeit mit den SS-Panzerdivisionen messen. Allein es war ein Kampf auf verlorenem Posten, und als die Sowjetarmee die baltischen Staaten erobert hatte, gingen ganze Kompanien der lettischen und estnischen SS-Divisionen in die Wälder. Sie lieferten der Roten Armee bis Mitte der 50er Jahre noch Gefechte. Trotz der "Untermensch-Politik" der in der Ukraine etablierten deutschen Zivilverwaltung meldeten sich nach einem Aufruf 1943 über 80.000 Mann, um an der Seite des Deutschen Reiches gegen den Bolschewismus zu kämpfen. Himmler genehmigte die Aufstellung einer Grenadier-Division. Die Division wurde vollständig aufgestellt und ausgebildet, geriet aber bei ihrem ersten Einsatz bei Brody in einen Kessel und wurde zerschlagen. Die 3000 Mann, die sich retten konnten, bildeten den Grundstock für eine Neuaufstellung. Die Ukrainer kämpften bis Kriegsende. Ein Großteil konnte sich der drohenden sowjetischen Gefangenschaft entziehen und emigrierte nach Kanada.

Auch bei den ausländischen Freiwilligen kam es zu Morden und Kriegsverbrechen. Das Wesen des uneingeschränkten Partisanenkrieges auf dem Balkan schuf ein Klima, in dem Kriegsverbrechen an der Tagesordnung waren. Der ungezüglete Durst nach Rache und Vergeltung prägte den Umgang der Ethnien schon seit Jahrhunderten. Himmler förderte die Ausschreitungen und erfreute sich bisweilen an Schilderungen der bestialischen Kampfweise der bosnischen SS-Einheiten.

Leider verhinderte die spätere deutsche Staatsangehörigkeit und die Haltung der deutschen Justiz nahezu jede Strafverfolgung auch von im Ausland verurteilten flüchtigen Straftäter. Bekannt sind solche Fälle für die Niederlande. In Dänemark waren z.B. 30 dänische SS-Leute an mindestens 160 politischen Morden beteiligt.

Besondere Problematik

Die Soldaten der Waffen-SS "Soldaten wie andere auch" zu nennen, ist tatsächlich wegen der besonderen verfassungsmäßigen Stellung dieser Truppe, wegen ihrer nationalsozialistischen Programmatik oder über die bloße Landesverteidigung hinaus weisenden Gewaltfunktion unzutreffend und auch irreführend, weil die Biographien der in der Waffen-SS tätigen Führer diese nur allzu oft als "politische Kämpfer" ausweisen. Allerdings gab es nicht wenige Soldaten, die sich nicht freiwillig für den Dienst in der Truppe unter dem Totenkopf gemeldet hatten. Durch die hohen Verluste an der Front wurde das Prinzip der Freiwilligkeit schließlich ganz aufgegeben. Das SS-Führungshauptamt konnte sich gegen die Wehrmachtsführung durchsetzen und in bestimmten Gebieten Rekruten einziehen. Die akute Personalnot an ausgebildeten Fachleuten führten auch dazu, dass Generalstabsoffiziere oder Generäle des Heeres auf Generalstabsdienstposten in den SS-Divisionen versetzt wurden, um dort ihren Dienst zu verrichten. Vom Heerespersonalamt wurden sie weiterhin als Offiziere des Heeres geführt.


Zweifellos üben Uniformen und Embleme der Waffen-SS eine besondere Faszination in der rechtextremen Szene aus. Die Bundesregierung verwies 2002 in ihrem Verbotsantrag für die NPD unter anderem auf deren Vorliebe für "Formensprache, Begriffe und Kennzeichen der NSDAP sowie ihrer Nebenorganisationen, insbesondere der Waffen-SS".

Verbrechen der Waffen-SS

Die Waffen-SS hatte im Krieg den Ruf, rücksichtslos gegenüber Gefangenen und der Zivilbevölkerung zu sein. Insbesondere aus den Reihen von Freiwilligen- und Waffendivisionen wurden bei der Partisanenbekämpfung brutale Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung begangen. Im Mai 1940 eroberte das motorisierte SS-Infanterieregiment "Leibstandarte Adolf Hitler" die Ortschaft Wormhoudt in Nordfrankreich. Mindestens 45 gefangene britische Soldaten wurden von Angehörigen der "Leibstandarte" erschossen. Einen Tag nach der alliierten Landung in der Normandie, am 7. Juni 1944, erschossen Soldaten der SS-Panzerdivision "Hitlerjugend" etwa Hundert kanadische Kriegsgefangene und fuhren mit Panzern über deren Leichen. Untrennbar mit der Waffen-SS verbunden ist das Massaker in Oradour-sur-Glane, wo eine Kompanie der 2. SS-Panzerdivision "Das Reich" am 10. Juni 1944 642 Menschen, darunter auch 245 Frauen und 207 Kinder, erschossen oder bei lebendigem Leibe verbrannt hat. Bei Malmedy kam es 1944 zu einem weiteren Kriegsverbrechen, als Soldaten der Waffen-SS etwa 70 US-Soldaten erschossen, die sich bereits ergeben hatten. Am 20. April 2004 begann in Italien ein Prozess gegen zwei Waffen-SS-Offiziere wegen eines Massakers in Sant'Anna di Stazzema bei Lucca in der Toskana, bei dem 560 Zivilisten ermordet wurden, darunter 142 Kinder. Viele Verbrechen blieben bis heute ungesühnt, da die Anklageerhebung gegen die Verantwortlichen aus politischen Rücksichtnahmen auf den NATO-Partner Bundesrepublik Deutschland zum Teil jahrzehntelang verschleppt wurde.

Datei:Ss-offizier-fritz-klein.jpg
SS-Obersturmführer der Waffen-SS und KZ-Arzt Dr. Fritz Klein auf einem Leichenberg im KZ Bergen-Belsen. Er war z.B. an Selektionen und Massenmorden im KZ Bergen-Belsen und neben SS-Hauptsturmführer Dr. Mengele im KZ Auschwitz beteiligt. 1945 von Großbritannien verhaftet, wurde er zum Tode verurteilt.


Darüber hinaus gab es zwischen den Feldeinheiten der SS-Divisionen und den SS-Einsatzgruppen, die hinter der Front in großem Maßstab Massaker an Juden begangen, sowie den ebenfalls zur Waffen-SS zählenden Wachmannschaften der Konzentrationslager Personalaustausch. Im Kiewer Vorort Babi Jar ermordeten Waffen-SS und SS-Einsatzgruppen nach dem Einmarsch in Kiew im Zusammenspiel mit der Wehrmacht am 29./30. September 1941 etwa 33.000 Menschen.

Kämpfer der Waffen-SS haben in den letzten Kriegstagen eine Vielzahl von deutschen Soldaten und Zivilisten wegen angeblicher Wehrkraftzersetzung oder Desertion ermordet.

In den Nürnberger Prozessen 1946 erklärte der Internationale Militärgerichtshof nicht nur die Allgemeine SS sondern ausdrücklich auch die Waffen-SS wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur verbrecherischen Organisation.

Waffen-SS und Einsatzgruppen

Nach dem Überfall auf die Sowjetunion wurden von sogenannten Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD Massenmorde an Zivilisten und Kriegsgefangenen begangen. Die Einsatzgruppen A, B, C und D umfassten je zwischen 500 und 1.000 Mann. Die Einsatzgruppe A setzte sich aus 990 Mann, darunter 133 Mann der Ordnungspolizei und 340 Mann der Waffen-SS zusammen. Allein am 29. August 1941 erschossen sie in Utena und Moletai 582 Juden, 1.731 Jüdinnen und 1.469 jüdische Kinder. Bis November 1941 hat diese Einsatzgruppe allein 136.421 Juden, d.h. Zivilisten, Männer Frauen und Kinder erschossen.

Siehe auch: Kriegsverbrechen - Verbrechen gegen die Menschlichkeit - Völkermord

Verluste

In der Literatur wird schon zu Kriegszeiten das Bild vom Opfergang der Waffen-SS gepflegt.

In den ersten Kriegsjahren fehlten in den Großverbänden der Waffen-SS ausgebildete Generalstabsoffiziere, sodass oftmals ohne ausreichende Beurteilung der Lage und ohne Rücksicht auf Verluste angegriffen wurde. Zudem bestand nicht nur der Ehrgeiz, von der skeptischen Wehrmachtsführung als gleichwertige Kampftruppe anerkannt zu werden, sondern auch den eigenen Elite-Anspruch zu bestätigen.

Der Kriegsverlauf und die hohe Zahl der neuaufgestellten Verbände bedingten eine stetige Minderung des Kampfwertes. Zwar war die Zahl der gut ausgebildeten Stabsoffiziere höher und damit die Qualität der Führung taktisch gesehen besser und umsichtiger als zu Kriegsbeginn. Aber die Aufgabe der Freiwilligkeit, die Lockerung der Aufnahmekriterien und schließlich das legalisierte Einziehen von neuen Rekruten wirkten sich nachhaltig auf die Kampfmoral der Mannschaften und der Unterführer aus.

Das auch heute noch geltende Prinzip der "Führung von vorn" ließ die Verluste an Offizieren sprunghaft hochschnellen. Zweifellos sollte fehlende Erfahrung mit Tollkühnheit und Todesverachtung ausgeglichen werden. Im Laufe des Krieges ging mit den hohen Verlusten an Führern auch eine Straffung der Offizierausbildung einher, was sich widerum negativ auf die Truppenführung auf Zug- und Kompanieebene auswirkte. Zudem erfolgte auf Himmlers Betreiben ein reger Führeraustausch zwischen Fronttruppe, SS-Ämtern, Ausbildungseinheiten und Konzentrationslagern. So kam es vor, dass SS-Offiziere aus aufgelösten KZ in die Fronttruppe versetzt wurden und aufgrund der fehlenden Kampferfahrung als taktischer Führer vollkommen versagten.

Die deutsche Rüstungsindustrie konnte trotz enormer Produktivitätssteigerung den Bedarf der Fronttruppen nicht decken. Daher erfolgte eine Priorisierung hinsichtlich der Verlässlichkeit und Kampfmoral. Bevorzugt ausgerüstet wurden sämtliche Panzerdivisionen des Heeres, der Waffen-SS und der Luftwaffe (PzKorps HG), einige Panzergrenadier-Divisionen, wenige ausgesuchte Gebirgs- und Infantriedivisionen sowie gegen Kriegsende die Volksgrenadier-Divisionen. Diese bevorzugten Verbände standen dafür auch stets im Schwerpunkt der Kämpfe und hatten damit die Hauptlast und die größten Verluste zu ertragen. Mit dem Verlauf des Krieges verschlechterte sich die Materiallage jedoch derart, dass auch die besten Divisionen nicht mehr vollständig ausgerüstet werden konnten. Lediglich kurz vor der Ardennen-Offensive erreichten die beteiligten Verbände des Heeres und der Waffen-SS nochmal annähernd Sollbestand nach KStAn.

Etwa 50% der SS-Divisionen erreichten niemals das Personal- und Ausstattungs-Soll. Die Bewaffnung der Grenadier-, Gebirgs- und Panzergrenadier-Divisionen mit "hohen Hausnummern" war oftmals unzureichend und/ oder veraltet. Trotzdem sollten diese Verbände die gleichen Leistungen vollbringen können wie die reichsdeutschen SS-Panzerdivisionen. Daraus resultierte, dass auch solche SS-Verbände oftmals im Schwerpunkt eingesetzt wurden, hohe Verluste hatten und die Erwartungen der Korps- und Armee-Führer natürlich nicht erfüllen konnten. Als Beispiel sei hier der Einsatz der 18.SS-Freiwilligen-Panzergreandier-Division in Oberschlesien genannt.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Verluste der Waffen-SS über die Dauer des Krieges hoch waren. Sei es wegen fehlender Erfahrung oder später wegen immer kürzerer Ausbildung und unzureichender Ausrüstung, verbunden mit weiterhin sehr hohen Erwartungen seitens der höheren Führung.


Eine schon vor Jahren vorgenommene Berechnung, die auf Angaben der „Wehrmachtsauskunftsstelle “ beruhte, gelangte zu dem Ergebnis, dass die Kriegstotenzahl der Waffen-SS der des Heeres exakt entsprach - insgesamt gesehen. Dies schließt unverhältnismäßig hohe Verluste einzelner Einheiten oder Verbände nicht aus.

Overmans belegt die Vergleichbarkeit der Verlustraten von Waffen-SS-Verbänden und entsprechend gegliederten Heeresdivisionen im gleichen Zeitraum und am gleichen Ort und gelangt zu der Feststellung, "dass die Verluste der Waffen-SS insgesamt nicht signifikant höher gewesen sind, als diejenigen des Heeres."

Übernahme von ehemaligen SS-Angehörigen in die Bundeswehr und NVA

Nach der Wiederbewaffnung blieb die neu gegründete Bundeswehr ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS allerdings nur oberhalb des Dienstranges des Hauptsturmführers (entspricht dem Rang eines Hauptmannes) verschlossen. 1961 waren durch den Personalgutachterausschuss 159 ehemalige Waffen-SS-Offiziere, 330 Unteroffiziere und 210 Mannschaften nach Prüfung in das Dienstverhältnis eines Berufssoldaten oder eines Soldaten auf Zeit berufen worden.

Auch die sog. Kasernierte Volkspolizei (KVP), aus der später die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR hervorging, war zu Beginn auf die militärischen Erfahungen von ehemaligen Wehrmachts- und SS-Angehörigen angewiesen, sodass auch der Kader der zweiten deutschen Streitmacht aus zahlreichen Kriegsteilnehmern bestand.

Siehe auch: "Ulbrichts Helfer - Die Rolle von Wehrmachtsgeneralen in der DDR" von Hendrik Paul

Traditionsverband der Waffen SS nach 1945

Die Veteranen der Waffen-SS schlossen sich zu einem Traditionsverband, der HIAG zusammen, der bis in die 1970er Jahre erheblichen Einfluß im Netzwerk der Soldaten- und Traditionsverbände hatte, aber auch intensive Kontakte zu den Parteien der Bundesrepublik Deutschland pflegt. Erst in den 1980er Jahren erfolgte eine Distanzierung: CDU-Bundestagsabgeordnete beendeten ihre Mitarbeit, die SPD fällte einen Unvereinbarkeitsbeschluß. Der Bundesverband der HIAG, der wegen seiner Verbindungen zu rechtsextremen Kreisen unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stand, löste sich Ende 1992 auf. Bis heute bestehen Verbände aber weiterhin Verbände auf Landesebene. Auch die Zeitung des HIAG »Der Freiwillige«, die im rechtsextremen Munin-Verlag erscheint, wird noch herausgegeben. Hauptinhalt dieser Publikation ist die Darstellung der Waffen-SS als normale kämpfende Truppe und Militärnostalgie.

Bekannte Mitglieder der Waffen-SS

Literatur

  • H. Auerbach: Waffen-SS. In: W. Benz (Hrsg) Legenden, Lügen, Vorurteile. Ein Wörterbuch zur Zeitgeschichte. München 1992
  • Boog/Förster/Hoffmann/Klink/Müller/Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1991, ISBN 3-59611-008-4
  • H.Boog/W.Rahn/R.Stumpf/B.Wegner: Die Welt im Krieg 1941-1943, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1992. ISBN 3-596-11699-6
  • H. Buchheim: Anatomie des SS-Staates. Düsseldorf 1967.
  • H. Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf - Die Geschichte der SS. Orbis Verlag ISBN 3-57201-342-9
  • K.-G. Klietmann, Die Waffen-SS -eine Dokumentation, Osnabrück 1965.
  • Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager. 1946 (viele Neuauflagen)
  • Militärgeschichtliche Zeitschrift, Hg. Militärgeschichtliches Forschungsamt 61 (2002) Heft 2 ISSN 0026-3826
  • Militärgeschichtliche Mitteilungen, Hg. Militärgeschichtliches Forschungsamt, Heft 2, 1980.
  • Rüdiger Overmans, Deutsche militärische Verluste im Zweiten Weltkrieg, München 1999. ISBN 3-48656-332-7
  • George H.Stein.: Geschichte der Waffen-SS, Athenäum Droste 1978. ISBN 3-7610-7215-5
  • Bernd Wegner: Hitlers Politische Soldaten: Die Waffen-SS 1933-1945 5.erw. Aufl., Schöningh, Paderborn 1997. ISBN 3-50677-502-2
  • Peter Klein: Die Einsatzgruppen in der besetzten Sowjetunion 1941/42 : die Tätigkeits- und Lageberichte des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD
Ed. Hentrich, Berlin 1997
  • Michael Melnyk: To battle! : the formation and history of the 14th Galician Waffen-SS Division, Solihull : Helion, 2002
  • Wilhelm Tieke: ... im letzten Aufgebot 1944 - 1945 : [die 18. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division Horst Wessel ; Ungarn, Galizien, Slowakei, Schlesien]: Nation Europa, Coburg, 2000
  • Klaus Schneider: Spuren der Nibelungen 1945 : die Kämpfe bei Bad Abbach und die Rettung von Regensburg ; eine Dokumentation über Soldaten der 38. Grenadier-Division "Nibelungen" der Waffen-SS, Vowinkel, Berg am Starnberger Seel, 1999
  • Ernst Schweitzer: Die Vernichtung der Kampfeinheiten der 13. Panzerdivision und zweier Waffen-SS-Divisionen beim Ausbruch aus dem Kessel von Budapest im Februar, März 1945, O. Ehlers, Münster i.W., 1996
  • Jean Mabire: Légion Wallonie : Au front de l'est, 1941-1944, Pr. de la Cité, Paris, 1988
  • Robert M. W. Kempner: SS im Kreuzverhör : die Elite, die Europa in Scherben schlug ,Greno, Nördlingen , 1987
  • Richard Schulze-Kossens: Militärischer Führernachwuchs der Waffen-SS : die Junkerschulen, Munin Verl, Osnabrück, 1987