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Narrenzunft Rottenburg

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Datei:Narrenzunft

Die Narrenzunft Rottenburg ist ein Fastnachtsverein in der Tradition der schwäbisch-alemannischen Fasnet in Rottenburg am Neckar (Kreis Tübingen). Erste Nachweise der Narrenzunft sind aus dem Jahr 1925 zu finden (Älteste Narrenzunft im Kreis Tübingen). Die Zunft ist seit 1929 Mitglied in der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN).

Inhaltsverzeichnis

1 Geschichte


2 Figuren und Gruppen der Zunft

o 2.1 Ahland

o 2.2 Stadthexen

o 2.3 Pompele

o 2.4 Gräfin Mechthild mit historischem Teil

o 2.5 Laufnarren

o 2.6 Fanfarenzug


3 Die Rottenburger Fasnet


4 Weblinks


Geschichte der Rottenburger Fasnet

Nach D. Manz läßt sich eine fastnächtliche Tradition in Rottenburg bis zurück in den Anfang des 15. Jahrhunderts nachweisen, also sogar in die Zeit vor der Gräfin Mechthild, die 1452 - 1482 in der Stadt residierte. In den herrschaftlichen Jahresrechnungen von 1412/13 findet sich beispielweise die Notiz: "De Bürgern zur Fasnacht, als sie Gabel hatten." "Gabel haben" bedeutet aber nach K.O. Müller: "Fastnachtspossen und Tanz haben". Man darf annehmen, dass Gräfin Mechthild (Mechthild von der Pfalz)und ihr Hofstaat die vorgefundenen Sitten und Gebräuche erweiterten und prunktvoller gestalteten. Es hat somit seine Richtigkeit, wenn man in Rottenburg von einer langen fastnächtlichen Tradition spricht. Wie in letzter Zeit bekannt wurde, soll in einem Museum in Chicago eine Schreckmaske aus dem 15. Jahrhundert sein. Für das 14. Jahrhundert fehlen die Unterlagen über die Rottenburger Fasnet, da bei den beiden Stadtbränden 1644 und 1735 jedes mal auch das Rathaus verloren ging und viel urkundliches Material vernichtet wurde.

Die ersten Nachrichten über die Rottenburger Fasnet stammen deshalb erst aus dem Jahre 1410. Aktenvermerke besagen, wie D. Manz nachgewiesen hat: "Die Pfiffer (Stadtpfeifer) bekamen ihren Jahressold, auf Vassnacht' ausbezahlt." Alte Amts- und Gerichtsprotokolle von Rottenburg aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert berichten immer wieder von Turm- und Geldstrafen, die verhängt wurden wegen des Weißbutzenlaufens.

Anno 1616 ist aus alten Spital-Chroniken zu entnehmen:

,,Verbot in Butzen- und Weißbutzengehen."

,,Es soll Kainer in Tayfels-Klaid, vor oder nach Fasten in Butzenweiß gehen, bey Straffen eines Pfund Hellers."

Rottenburger Vogtsgerichts-Ordnung


Solche Aufzeichnungen und viele Protokolle liegen noch in alten Akten in Innsbruck und Rottenburg, die Zeugnis geben über das hohe Alter der Rottenburger Fasnet.

Innsbruck deshalb, weil (das Oberamt) Rottenburg bis 1805 zu Vorderösterreich gehörte.

Figuren

Der Ahland

Der Ahland ist in Rottenburg die Hauptfigur der Fasnet. Hierbei handelt es sich um einen klassischen Weißnarren mit kunstvoll gearbeiteter Lindenholzmaske, Lammfellhaube und bis zu sechs Glockensträngen. Der Ahlandtanz ist ein imposanter Schautanz, der in der schwäbisch-alemannischen Fasnet einmalig ist. Die Ahland-Maske entstand um 1550/70 und befand sich ursprünglich an einem größeren Gebäude in Rottenburg, das beim Stadtbrand von 1644 zerstört wurde.


Rottenburger Stadthexen

Die Rottenburger Stadthexen stellen in der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte eine Einmaligkeit dar, denn es gibt nur neun Stück mit ihren Beihexen. Zusann die Oberhexe, Doggele die Trinkhexe, Annele und Kätterle die Kesselhexen, Traudele die Feuerhexe, Hulda die Kräuterhexe, Uschel die Zauberhexe, Hannele die Kartenschlägerin und Sybille das Heuberger Hexle.

Die Rottenburger Fasnet leiten die Stadthexen am Abend des Dreikönigstages ein. Da werden sie vom Zeremonienmeister ausgesandt, um "Abzustauben" das mit allerlei Ulk und Spuk verbunden ist. Ein wesentlicher Bestandteil ist am Abend des Schmotzigen Dausteg der Hexentanz auf dem Marktplatz, ein schaurig-schönes Schauspiel.

Das Pompele

Als Vorlage, für die aus Lindenholz geschnitzte Holzmaske, diente die bei Bauarbeiten beim Pulverturm im Stadtteil Ehingen gefundene Renaissance-Steinmaske. Das "Pompele" unterscheidet sich vom Ahland durch die Grundfarbe im Häs und durch ausgeprägtere Gesichtszüge, feine Verzierungen und vor allem durch die Widderhörner an der Maske. Als Larvenhaube tragen die "Pompele" ein schwarzes Lammfell, Kittel und Hose bestehen aus braunem, fellartigen Stoff. Ein Geschell aus Bronzeglocken sorgt für die akustische Auffälligkeit. In der Hand trägt das Pompele den "Klöpfer", einen geschlossenen Resonanzkasten mit innenliegendem Pleuel und grünem Handgriff. Auf der einen Seite ist der Resonanzkörper mit Ornamenten bemalt, auf der anderen Seite sind die Anfangsbuchstaben des Trägers, sowie seine Mitgliedsnummer bei der Pompelegruppe aufgemalt.

Der historische Teil

Rottenburg dürfte wohl die einzige Narrenstadt sein, die während ihrer tollen Fasnetstage von "nur" einer Frau regiert wird. In ihr feiert die Gräfin Mechthild (Mechthild von der Pfalz), die einstige Regentin Österreichs im Rottenburger Land (1454-1483), für kurze Zeit Wiederkehr. Das Fräulein von Österreich hielt dazumal in Rottenburg "große Höf und köstliche Vasnachten", wie es in der Zimmerschen Chronik vom Ende des 16. Jahrhunderts heißt, "dabei einstmals ein groß Rennen und Stechen auf dem Markt". Am „Schmotzigen Dausteg" verkündet die Gräfin Mechthild, verkörpert durch eine Rottenburger Bürgerin, vom Balkon des Rottenburger Rathauses ihren Untertanen, dass die Fasnet eröffnet ist. Dem Hofnarr übergibt sie die Schlüßel der Stadt als Symbol. Von da an regiert in Rottenburg die Narretei.

Die Laufnarren

Sie sind weder „Weiß-Clowns“ noch „Circus-Clowns“. Die Laufnarren der Zunft suchen und finden ihre Tradition in der Figur von Gräfin Mechthilds neckisch frivolem Ofenheizer Halberdrein. Dieser Hofnarr unterhielt nicht nur den Hof, sondern auch die Bürger auf dem Marktplatz. In Rottenburg sind diese Narren auch unter dem Namen „Bogges“ bekannt.

Der Fanfarenzug [Bearbeiten]

Der Fanfarenzug Rottenburg (gegründet 2002, in die Narrenzunft als Gruppe übernommen 2003) spielt mit reinen Naturtoninstrumenten. In der Praxis heißt das, dass keine Ventile an den Blasinstrumenten sind. Alle Töne werden durch Veränderung der Lippenstellung geformt. Dazu kommen noch originale Landsknechtstrommeln. Die Kostüme sind detailgetreue Landsknechtsuniformen des 16. Jahrhunderts, in den Stadtfarben rot und weiß. Mit Naturtonfanfaren und Landsknechtstrommeln kündigt der Fanfarenzug in historischen Landsknechtsuniformen die Gräfin Mechthild und den historischen Teil an. Als einzige Gruppe der Narrenzunft tritt der Fanfarenzug auch außerhalb der Fasnet auf.

Die Rottenburger Fasnet

• Die Rottenburger Fasnet beginnt am Abend des Dreikönig mit dem Abstauben der Masken.

• Am Schmotzigen Donnerstag (Schmotziger Donnerstag) startet die Hauptfasnet mit der Proklamation und Verkündigung der Narrenfreiheit durch "Gräfin Mechthild". Danach traditioneller Hexentanz mit anschließender Vertreibung durch die Ahlande.

• Fasnetsfreitag: Seniorenfasnet

• Fasnetssamstag: Zunftmesse, anschließend Straßenfasnet

• Fasnetsonntag: Großer Fasnets-„Ommzug“

• Fasnetsmedig: Narrensamenumzug mit anschließender Narrensamenfütterung

• Verschiedene närrische Veranstaltungen in der Festhalle

• Fasnet live: Im Zunfthaus

• Fasnetsdienstag: Ahlandtaufe, abends Fasnetsverbrennung


Weblinks

• Homepage www.Narrenzunft-Rottenburg.de

Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN)

Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Narrenzunft_Rottenburg“

Kategorien: Verein (Karneval) | Rottenburg am Neckar | Fasnetslandschaft Neckar-Alb