Die Ahnfrau
„Die Ahnfrau“ ist ein 1817 erschienenes Drama von Franz Grillparzer (1791 - 1872). Als Vorlage für „Die Ahnfrau“ diente Grillparzer eine südböhmische Legende unter dem Titel „Pramáti“ (Die Ahnin), die sich auf die Burg Borotín (Kreis Tabor, Südböhmen) bezieht. Eine Urfassung des Werkes aus dem Jahr 1816 wurde im Februar 1964 in Luzern uraufgeführt.
Inhalt
Eine Ehebrecherin, die einst von ihrem Mann in den Armen ihres Geliebten erstochen wurde, zeigt sich als Gespenst immer wieder, wenn der Familie ein Unglück bevorsteht. Das Auftauchen dieser Ahnfrau liegt als Fluch über der Familie.
Berta, die Tochter von Zdenko, dem letzten der Grafen von Borotín, hat soeben den jungen Jaromir von Eschen geheiratet, der sie aus der Hand von Räubern gerettet hatte. Doch eine Schar von Soldaten, die nach den Räubern sucht, vermag ausgerechnet Jaromir als den Anführer der Räuber zu entlarven.
Das ist aber noch nicht alles. Ein gefangener Räuber gesteht, dass Jaromir der Sohn des Grafen ist, der im Alter von drei Jahren entführt wurde, während der Graf annahm, er sei ertrunken. Auf diese Nachricht hin stirbt Graf Zdenko, und Berta nimmt sich das Leben. Jaromir schließlich kommt in den Armen der Ahnfrau um, die jetzt, nachdem das verfluchte Geschlecht ausgestorben ist, endlich zur Ruhe kommt.
Rezeption
Grillparzers Erstlingswerk wurde kontrovers aufgenommen. Ein Teil der Tagesblätter fand darin die christliche Schicksalsidee dargestellt, ein anderer hielt das Stück für glaubensgefährdend.
Zum Ort der Handlung
Die Burg Borotín, heute eine unter Denkmalschutz stehende Ruine, wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Als Gründer gelten Heinrich (Jindřich) von Borotín zu Landstein und seine Frau Berta, die Hauptfigur der Legende. Der Sage nach wurde sie wegen ihrer Untreue und Nymphomanie verflucht: Nach ihrem Tode solle sie in der Burg Borotín solange nackt umgehen, bis der Familienstamm von Borotín zu Landstein ausgestorben sei. Das letzte Glied dieses Familienstammes, Nikolas (in der Legende figuriert er unter dem tschechischen Namen "Jaromír") von Borotín zu Landstein wurde 1460 in der Nähe der Burg irrtümmlicherweise erschlagen. Damit erlosch der Fluch.
Als Franz Grillparzer 1816 im Barockschloss Meschitz bei Tábor zu Besuch war, hörte er die Legende von der Baronin Antonia von Stillfried und benutzte sie später.
Literatur zur Burg
- Berwid-Buquoy, Jan: Das unbekannte Land Tschechoslowakei - Südböhmen (Vorlesungsreihe), FU Berlin, Ost-Europa-Institut, Berlin 1975.
- Berwid-Buquoy, Christiane: Tabor-Meschitz. Gemeinde, Barockschloss, Legende über die eingemauerte Dienstmagd Anna und weitere rätselhafte Geschichten des Taborer Landes, Budweis 2005.
- Pavel, Josef: Pověsti českých hradů a zámků (Sagen über die tschechischen Burgen und Schlösser), Band II, Prag 2000.
Literatur
- W. Paulsen: Die Ahnfrau. Zu Grillparzers früher Dramatik. Tübingen, 1962
Verfilmung
- 1971: Die Ahnfrau (TV); Regie Peer Raben, mit Rudolf Lenz, Margit Carstensen, Rainer Werner Fassbinder, Irm Hermann, Ulli Lommel, Kurt Raab, Hans Hirschmüller, Ingrid Caven.
Weblinks
- Wikisource: Die Ahnfrau – Quellen und Volltexte
- Die Anhnfrau bei gutenberg.spiegel.de