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Vincent LaDuke

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Vincent LaDuke (* 1929, † 1992), auch Sun Bear genannt,[1] war ein US-amerikanischer Autor und Gründer einer Gruppe innerhalb der New-Age-Bewegung. Er stammte von den Anishinabe ab und wuchs in der White Earth Indian Reservation im US-Bundesstaat Minnesota auf.[2] LaDuke veröffentlichte mehrere Bücher mit Bezug auf indianische Spiritualität und gründete eine Gruppe namens Bear Tribe Medicine Society.

Seine Tochter ist die Politikern und Bürgerrechtlerin Winona LaDuke.

Gruppe

LaDuke gründete die Gruppe Bear Tribe Medicine Society 1970 gemeinsam mit drei Frauen nicht-indigener Abstammung. Auch die Mitglieder waren überwiegend nicht-indigener Herkunft. Die Mitgliedschaft ist an keine bestimmte ethnische oder kulturelle Zugehörigkeit gebunden. Der Hauptsitz befand sich bei Spokane im US-Bundesstaat Washington. Mitglieder erhielten indianisch klingende Namen. Das Kursangebot schloss Survival-Techniken ein, um die Teilnehmer auf den von LaDuke erwarteten Untergang der menschlichen Zivilisation vorzubereiten.[2]

Kritik

LaDuke wurde als „Verhökerer“ und „Plastik-Medizinmann“ bezeichnet.[3] Ihm wurde vorgeworfen, seine Abstammung zu benutzen, um eine panindianische Muttergöttinnen-Rhetorik zu verkaufen und dadurch vorgefasste Klischees zu verschlimmern.[4]

Die Befugnis LaDukes, indianische Zeremonien auszuführen und zu vermarkten, ist unter indigenen Nordamerikanern umstritten. Prominente Angehörige indigener Völker Nordamerikas hätten ihm jegliche Qualifikation abgesprochen.[2][3] LaDuke selbst bestritt, solche Zeremonien zu verwenden, bezeichnete sich selbst aber als „Chippewa-Medizinmann“ und „Brücke zwischen indigener und nicht-indigener Kultur“. Er habe in einer Vision den Auftrag erhalten, seine Lehren anderen zu vermitteln. LaDuke konnte nicht belegen, tatsächlich ein von der angegebenen Ethnie anerkannter Medizinmann zu sein.[2] Tatsächlich sei er seiner eigenen ethnischen Gruppe bereits seit Jahrzehnten entfremdet gewesen. Das Kursangebot seiner Gruppe von 1991 stellte 15 Referenten vor, von denen keiner nachvollziehbare indigene Bezüge aufwies. Teile des Kursangebots stünden in keinem Bezug zu nordamerikanischen Kulturen und seien profanen Inalts. Für die Teilnahme an einem „Medicine Wheel Gathering“ sei eine Gebühr von 170 US-Dollar verlangt worden. Suzan Owen berichtete, bei einer Veranstaltung mit LaDuke in England 1991 sei die Sprache wie zufällig auf Pfeifenrituale gekommen, und LaDuke habe die Teilnehmer zum Kauf von Pfeifen aufgefordert, die zum Teil von ihm gesegnet wurden. Durch solche Veranstaltungen sei offenbar eine große Anzahl nicht-indigener „Pfeifenträger“ entstanden. Sie verglich dies mit der Vorstellung, durch den Kauf eines Priesterkragens zum Pfarrer zu werden. Teilnehmer seien zum Besuch kostenpflichtiger Psychotherapiesitzungen aufgefordert worden. LaDuke habe angegeben, der von ihm vorhergesagte Zusammenbruch der Zivilisation erfolge in Kürze. Ereignisse apokalyptischen Ausmasses würden die Küstenregionen Nordamerikas und Südenglands verwüsten. Im Jahr darauf sei er verstorben.[2]

Der Kommunikationswissenschaftler Ward Churchill nannte LaDuke einen Hökerer, der zusammen mit seiner nicht-indigenen Geschäftspartnerin Marlies James, genannt „Wabun“, durch beachtlich hohe Mitgliedsbeiträge für seinen „Bear Tribe“ reich geworden sei. Dieser verkaufe nachgemachte Schwitzhütten- und Medizinradrituale an jeden, der Indianer spielen wolle und sich den Eintritt leisten könne.[5]

Werke

  • Das Medizinrad. Eine Astrologie der Erde (mit Wabun). Dianus Trikont, München 1981; Goldmann, München 2005, ISBN 3-442-21740-7
  • Büffelherzen. Werkstatt-Edition, Baden-Baden 1981, ISBN 3-923080-00-X
  • Der Pfad der Kraft. Sein Weg, wie er ihn Wabun und Barry Weinstock erzählt hat. Goldmann, München 1987, ISBN 3-442-11801-8
  • Leben mit der Kraft. Ein Selbsthilfebuch für das Leben in der Wildnis. Goldmann, München 1988, ISBN 3-442-11822-0
  • Die Erde liegt in unserer Hand. Eine Vision unseres Planeten. Goldmann, München 1991, ISBN 3-442-30565-9
  • Das Medizinrad-Praxisbuch. Übungen zur Heilung der Erde. Goldmann, München 1993; ebd. 1997, ISBN 3-442-13237-1
  • Das Medizinrad-Traumbuch. Der indianische Weg der Traumdeutung. Goldmann, München 1995; ebd. 1999, ISBN 3-442-21519-6

Literatur

  • Owen, Suzanne: The Appropriation of Native American Spirituality, Bloomsbury Publishing, 2008, ISBN 9781441165817
  • Joanne Pearson (Hrsg.): Religion Today: Tradition, Modernity and Change. Belief Beyond Boundaries: Wicca, Celtic Spirituality and the New Age. Milton Keyes and Burlington 2002

Einzelnachweise

  1. Internet Public Library, Native American Authors Project (University of Michigan), Eintrag: Sun Bear (abgerufen am 23. Juni 2007)
  2. a b c d e Owen, Suzanne: The Appropriation of Native American Spirituality, Bloomsbury Publishing, 2008, ISBN 9781441165817
  3. a b Ward Churchill: Spiritual Hucksterism: The Rise of the Plastic Medicine Men. In: Cultural Survival Quarterly Magazine, Ausgabe Juni 2003. Cultural Survival, Juni 2003, abgerufen am 3. Januar 2022.
  4. Dunbar, Dirk: Renewing the Balance, Outskirts Press, 2017, 9781478755050
  5. Churchill, Ward: Colonialism, Genocide and the Expropriation of Indigenous Spiritual Tradition in Contemporary Academia, Border/Lines 23, Winter 1991/1992 (bei University of New Brunswick