Empress of Ireland
RMS Empress of Ireland | ||
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Technische Daten (Überblick) | ||
Schiffstyp: | Passagierdampfer | |
Einsatzzweck: | Transatlantik-Linienverkehr | |
Rauminhalt: | 14.191 BRT | |
Antrieb: | 2 Schrauben, Vierfachexpansionsmaschinen | |
Geschwindigkeit: | 18 Knoten Standard ca. 20 Knoten max. | |
Stapellauf: | 26. Januar 1906 | |
Schicksal: | gesunken nach Kollision am 29. Mai 1914 |
Die RMS Empress of Ireland war ein 1906 in Glasgow gebautes Passagierschiff der Canadian Pacific Railway. Sie fuhr ab Juni 1906 im regelmäßigen Liniendienst im Nordatlantik zwischen Québec (Kanada) und Liverpool (England).
Entstehung
Der Auftrag zum Bau der Empress of Ireland und ihres Schwesterschiffes Empress of Britain wurde 1903 von Baron Thomas G. Shaughnessy, dem Präsidenten der Canaidian Pacific, erteilt. Die Empress of Ireland wurde am 10. April 1904 auf dem Helling Nr. 4 als Bau-Nr. 443 von der "Fairfield Shipbuilding and Engineering Company" auf Kiel gelegt. Bei der Inneneinrichtung der Passagierunterkünfte achtete die Canadian Pacific Railway (CPR) besonders auf modernes Design und das Vorhandensein verschiedener Stilrichtungen. Das Schiff verfügte über acht Decks, zwei Schornsteine und für den Antrieb die damals üblichen Vierfach-Expansionsmaschinen.
Der Stapellauf fand am Sonnabend, dem 27. Janur 1906 im Beisein verschiedener hochrangiger Repräsentanten und Honoratioren der Werft und der Reederei sowie hunderter Schaulustiger statt. Die Ehefrau des leitenden Direktors der Fairfield-Werft, Alexander Gracie, taufte das Schiff auf den Namen Empress of Ireland.
Die Jungfernfahrt fand am 29. Juni 1906 unter Captain Frank Carey (Route Liverpool - Moville, Irland - Quebec) statt.
Der Crippen-Zwischenfall
Im Sommer 1910 machte der spätere Kapitän der Empress of Ireland, Henry George Kendall, weltweit Schlagzeilen, als an Bord seines damaligen Schiffes, der Montrose, der gesuchte Mörder Dr. Hawley Harvey Crippen, der so genannte „Kellermörder von London“ festgenommen wurde. Crippen war ein amerikanischer Diplom-Homöopath aus Michigan, der mit seiner Ehefrau Cora, die unter dem Künstlernamen Belle Elmore als Tänzerin und Varietéschauspielerin bekannt war, in London lebte. In der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar 1910 kam es zwischen den Ehepartnern zum Streit und Crippen ermordete seine Frau mit einem vergifteten Cocktail. Anschließend zerlegte er den Leichnam und vergrub ihn unter dem Fußboden des Kohlenkellers.
Inspektor Walter Dew, Leiter der Kriminalabteilung von Scotland Yard, der bereits die Morde von Jack the Ripper untersucht hatte, wurde auf den Fall angesetzt. Crippen hatte sich nach dem Mord mit seiner Geliebten Ethel Neave in die Niederlande abgesetzt und fuhr Ende Juli verkleidet und unter falschem Namen auf der Montrose nach Kanada, um dort ein neues Leben zu beginnen. Er wurde von Captain Kendall erkannt und am 31. Juli verhaftet, als die Montrose in Quebec anlegte. Während Crippen abgeführt wurde, rief er Captain Kendall entgegen: „Für diesen Verrat werden sie noch bezahlen!“, was noch Jahrzehnte später als böses Omen für die Empress of Ireland gehalten wurde.
Crippen wurde wegen Mordes und Verstümmelung seiner Ehefrau angeklagt am 23. November 1910 gehängt. Heute steht eine Wachsfigur von ihm im Londoner Kabinett von Madame Tussaud.
Die letzte Überfahrt
Abfahrt in Québec
Am Donnerstag, dem 28. Mai 1914 legte die Empress of Ireland in Québec zu ihrer 96. Transatlantiküberquerung ab. Um 16.27 Uhr wurden die Leinen gelöst, während das Bordorchester „God Be With You Till We Meet Again“ spielte. Das Schiff befand sich unter dem Kommando von Kapitän Henry George Kendall, der am 1. Mai den bisherigen Kapitän Murray abgelöst hatte. An Bord befanden sich neben 460 Besatzungsmitgliedern 1017 Passagiere. Die dritte Klasse war mit 714 Personen komplett ausgebucht, während die zweite Klasse mit 216 Reisenden gerade zur Hälfte belegt war. Die erste Klasse war mit 87 Personen nur zu einem Drittel besetzt, was für die Empress of Ireland sehr ungewöhnlich war. Unter den Reisenden der ersten Klasse befanden sich viele Prominente aus Politik, Kultur und Gesellschaft, u. a.:
Laurence Irving (kanadischer Schauspieler) Mabel Hackney Irving (Schauspielerin, Ehefrau von Laurence Irving) Sir Henry Seton Karr (schottischer Adeliger) Ella Hart-Bennett (Schriftstellerin, Ehefrau des Kolonialministers für die Bahamas, William Hart-Bennett) Major Henry H. Lyman (kanadischer Entomologe), mit Ehefrau J. Gabriel Marks (Bürgermeister der Stadt Suva auf den [[Fidschi|Fidschi-Inseln))), mit Ehefrau Wallace L. Palmer (Redakteur der Londoner Zeitung Financial News), mit Ehefrau Ethel Grundy Paton (Tochter des Vizepräsidenten der Quebec Central Railway)
Unter den Passagieren der zweiten Klasse befand sich Reinholdt Bach, ein direkter Nachfahre von Johann Sebastian Bach mit seiner Tochter sowie ein 171 Mitglieder starkes Abgeordnetenkontingent der kanadischen Heilsarmee auf dem Weg zur dritten internationalen Heilsarmeekonferenz in London. Nach einem kurzen Halt in Rimouski zur Übernahme von Post lief das Schiff quer durch die Mündung des Sankt-Lorenz-Stroms, die an dieser Stelle ca. 30 Seemeilen breit ist.
Untergang
Gegen 1:40 Uhr sichtete der Ausguck die Lichter eines anderen Schiffes – der norwegische Kohlefrachter Storstad – an steuerbord voraus, aber dieses verschwand im innerhalb kurzer Zeit aufgezogenen Nebel. Der Kapitän befahl, das Schiff zu stoppen und gab entsprechende Signale mit dem Nebelhorn. Anschließend ging man davon aus, dass die Storstad an backbord passieren würde, doch dann tauchte sie unvermittelt nur eine Schiffslänge entfernt an steuerbord aus dem Nebel auf.
Der Kapitän der Empress of Ireland befahl zwar noch volle Kraft voraus, um die drohende Kollision zu verhindern, was aber nicht erfolgreich war: Die Storstad rammte die Empress of Ireland kurz vor 2 Uhr mittschiffs und riss ein 13 m hohes und 5 m breites Loch in den Rumpf, durch das sofort bis zu 300 t Wasser pro Sekunde einströmten.
Das Schiff geriet sehr schnell in Schlagseite und die Kesselräume liefen voll, wodurch der Strom ausfiel. Der Kapitän gab den Befehl, einen Notruf über Funk abzusetzen und das Schiff zu verlassen. Das Schiff verfügte zwar über eine ausreichende Anzahl von Rettungsbooten für alle Passagiere – dies war eine Lehre aus der Titanic-Katastrophe – doch das Schiff sank so schnell, dass in der kurzen Zeit nur 9 Boote bemannt werden konnten. Nach nur 14 Minuten war die Empress of Ireland vollständig gesunken.
Die Storstad war zwar schwer beschädigt, aber noch voll schwimmfähig und als die Besatzung die Schreie der Überlebenden im Wasser hörte, wurden sofort die Rettungsboote zu Wasser gelassen und nahmen sie auf. Auch zwei Schiffe aus Remouski, die den Notruf der Empress of Ireland empfangen hatten, kamen zur Hilfe.
Trotz der schnellen Hilfe konnten nur 465 Personen gerettet werden, 1.012 kamen ums Leben. Viele wurden direkt bei der Kollision getötet, andere konnten sich nicht rechtzeitig aus dem schnell sinkenden Schiff retten oder ertranken anschließend im kalten Wasser.
Hinterher gab ein Gericht der Storstad die Schuld, da deren 1. Offizier den Kurs geändert hatte, ohne den Kapitän zu informieren. Aber auch der Kapitän der Empress of Ireland wurde kritisiert, da er sein Schiff im Nebel stoppte und es somit in der Manövrierfähigkeit einschränkte. Wäre die Empress of Ireland ganz normal weiter gefahren, wäre das Unglück vermutlich nicht geschehen. Eine spätere norwegische Untersuchung sprach die Besatzung der Storstad hingegen von jeglicher Schuld frei.
Das Schicksal der Empress of Ireland geriet aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges trotz seiner Schwere schnell in Vergessenheit.