Eva Pawlik
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Eiskunstlauf | ||
Silber | 1948 | Damen |
Eva Pawlik (* 4. Oktober 1927 in Wien, Österreich; † 31. Juli 1983 in Wien) war Europameisterin und Vize-Olympiasiegerin im Eiskunstlauf,
langjähriger Top-Star der Wiener Eisrevue, Filmschauspielerin und die erste Sportfachkommentatorin des ORF.
Kindheit und Jugend
Vor dem Zweiten Weltkrieg galt Eva Pawlik als "Wunderkind" auf dem Eis, als sie im Alter von nur vier Jahren bereits schnelle Pirouetten drehte und mühelos den einfachen Axel stand. Legendär war ihre Schaulauf-Nummer "Das Märchen vom standhaften Zinnsoldaten" gemeinsam mit dem Wiener Weltmeister Felix Kaspar, mit dem sie international Aufsehen erregte. 1937 drehte die neunjährige Eva Pawlik in Arosa den Kurzfilm "Sonnige Jugend", in dem nicht nur ihre kunstläuferischen, sondern auch ihre schauspielerischen Talente bereits deutlich Ausdruck kamen.
Im Paarlauf gewann Eva Pawlik - gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann Rudi Seeliger - eine Reihe von Jugend- und Juniorenmeistertiteln - immer vor den späteren Weltmeistern Kekessy/Kiraly aus Ungarn, bis der Krieg die beiden auseinanderriss. Rudi Seeliger musste einrücken und geriet an der Ostfront in Gefangenschaft, aus der er erst im Dezember 1949 zurückkehren sollte. Eva Pawlik konnte nur als Einzelläuferin weitertrainieren.
Europa- und Weltmeisterschaften, Olympische Spiele 1948
Bei den ersten Europa- und Weltmeisterschaften nach dem Zweiten Weltkrieg (1947) wurde Österreicherinnen und Österreichern die Teilnahme verwehrt, und so hatte die Konkurrenz im Jahr 1948, als Österreich wieder in die Internationale Eislaufunion aufgenommen war, bereits Rang und Namen voraus. Dennoch gelang es Eva Pawlik, bei der EM 1948 auf Anhieb beste Europäerin zu werden. Der Titel ging jedoch sonderbarerweise an eine Kanadierin. Dass eine Nichteuropäerin Europameisterin werden konnte, blieb einmalig in der Sportgeschichte. Im Jahr 1948 errang Pawlik noch zwei weitere zweite Plätze: Silber bei den Olympischen Spielen in St. Moritz und bei den Weltmeisterschaften in Davos.
1949 holte Pawlik in Mailand den längst fälligen Europameistertitel. Den ihr zustehenden Weltmeistertitel raubte ihr ein äußerst mysteriöser Zwischenfall, dem bis heute der Verdacht von Sabotage anhaftet: Bruch des Eisschuhs kurz vor der Kür, sodass Pawlik aufgeben musste und die Tschechin Vrzanová, bei der EM sowohl in Pflicht als auch in Kür klar hinter der Wienerin, Weltmeisterin werden konnte.
Film und Eisrevue

Eva Pawlik war schon 1948 im Zuge einiger Schaulaufveranstaltungen in den USA angeboten worden, einen Hollywood-Film mit Gene Kelly zu drehen, der seine Tanzkünste auf einem am Eis fahrenden Podest mit ihrem Kunstlauf kombinieren wollte. Billy Wilder sollte Regie führen, die spätere Oscar-Preisträgerin Helen Rose die Kostüme entwerfen. Pawlik lehnte jedoch ab und entschied sich für eine Karriere bei der Wiener Eisrevue. Auch hier interessierte sich der Film für sie: "Frühling auf dem Eis" (1950) war der Titel des abendfüllenden Streifens, in dem sich Pawlik unter der Regie von Georg Jacoby in der weiblichen Hauptrolle als Partnerin von Hans Holt auch als Schauspielerin behaupten konnte. Die Liste der Darsteller liest sich wie das "Who is who" der damaligen Film- und Theaterprominenz: Erich Auer, Hertha Mayen, Harry Fuß, Oskar Sima, Heinz Conrads und Ernst Waldbrunn. Die Musik stammte von Nico Dostal und Hanns Elin (Pseudonym des Zwölftöners Hanns Jelinek). Robert Stolz begann ja erst 1952, für die Wiener Revue eigene Eis-Operetten zu scheiben.
Bei der Wiener Eisrevue, deren Tourneen durch ganz Europa führten (6wöchige Gastspiele unter anderem in Berlin, Antwerpen, Moskau und Leningrad), wurde Eva Pawlik zur gefeiertsten und routiniertesten Showläuferin Europas seit der dreifachen Olympiasiegerin Sonja Henie aus Norwegen. So lautete das Urteil von Morris Chalfen, dem Boß des Konkurrenz-Unternehmens "Holiday On Ice". Ihre Vielseitigkeit stellte Pawlik nicht nur dadurch unter Beweis, dass sie die einzige promovierte "Eisbombe" des Ensembles war (Germanistik); internationale Beachtung gewann sie vor allem damit, dass sie nicht nur als Einzel-, sondern auch als Paarläuferin - gemeinsam mit ihrem Mann Rudi Seeliger - alle Register eines Showprofis zog. Die Eleganz ihrer Armbewegungen beim Wiener Walzer war ihr Markenzeichen, die Schleuderfiguren, bei denen Rudi Seeliger seine Frau an einem Fuß packte und kreisförmig durch die Luft wirbelte, sodass Evas Kopf an einer Stelle den Aufschlag auf das Eis nur knapp verfehlte, die akrobatische Sensation. Pawlik und Seeliger wechselten 1955 zur deutschen Scala-Eisrevue und kehrten 1958 wieder zur Wiener Eisrevue zurück.
Im Film "Traumrevue" (1959) mit Susi Nicoletti und Waltraut Haas wurde Pawlik wieder als Schauspielerin eingesetzt. Am Eis lief sie einerseits - ihrer Rolle in der Rahmenhandlung entsprechend - als der große (fiktive) Eisrevuestar Ilona Karoly, andererseits war sie für Waltraut Haas das Double auf dem Eis.
Erste Sportkommentatorin des deutschsprachigen Fernsehens
Zu Beginn der 60er Jahre hing Eva Pawlik ihre Schlittschuhe an den Nagel, wurde Mutter und begann eine weitere Karriere: als erste Sportberichterstatterin des deutschsprachigen Fernsehens. Von 1963 bis 1972 kommentierte Pawlik - damals vielfach zur prime time mit enorm hohen Einschaltziffern - alle Europa- und Weltmeisterschaften sowie alle Olympischen Bewerbe im Eiskunstlauf. Im "Rot-weiß-roten Sportarchiv" würdigt der langjährige Chef der "Presse"-Sportredaktion Josef Metzger Eva Pawliks Kommentar als "sachlich, voll Wissen, gründlich und doch wieder so volkstümlich, dass es die breite Masse verstand. Auch in ihrer zweiten Eiskarriere, in der sie anderen, etwa Ingrid Wendl die Spur legte, wurde sie Spitze. Es gehörte zum guten Ton, die Pawlik zu hören. Ihr Wort zählte, ihr Kommentar hatte Gewicht."
Tod
Von 1973 bis 1981 unterrichtete Pawlik an einem Neusprachlichen Gymnasium Deutsch und Englisch und starb 1983 nach schwerer Krankheit, wenige Monate nach ihrem Mann Rudi Seeliger.
Weblinks
Weitere Informationen
- Eva Pawliks Sohn, Roman Seeliger, der ein Buch über die Wiener Eisrevue geschrieben hat, verfügt über ein reichhaltiges Archiv von Filmen, Fotografien, Plakaten und Zeitungsartikeln über seine Eltern und die Wiener Eisrevue. Kontakt: mailto:roman.seeliger@music.at
Siehe auch:
Personendaten | |
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NAME | Pawlik, Eva |
KURZBESCHREIBUNG | Europameisterin und Vize-Olympiasiegerin im Eiskunstlauf |
GEBURTSDATUM | 4. Oktober 1927 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 31. Juli 1983 |
STERBEORT | Wien |