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Nicolaus Steno

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Nicolaus Steno. Das Porträt entstand in Schwerin kurz vor seinem Tod.

Nicolaus Steno(nis) (*1., 10. oder 11. Januar 1636 in Kopenhagen, Dänemark, † 21., 25. November oder 5. Dezember 1686 in Schwerin), latinisiert aus dänisch Niels Stensen, war ein dänischer Arzt, Anatom und Geologe, später katholischer Priester und Bischof. Er wird in der katholischen Kirche als Seliger verehrt.

Leben

Steno verwendete das Bild aus einem Katalog des Vatikans 1667 in seiner Abhandlung Canis carchariae dissectum caput, um zu zeigen, dass „Zungensteine“ (Glossopetren) in Wirklichkeit fossile Haizähne sind.

Steno wurde in Dänemark geboren, besuchte von 1648 bis 1656 die Liebfrauenschule in Kopenhagen und studierte schließlich Medizin bis 1659, reiste dann erst nach Leiden in die Niederlande, später nach Paris, Montpellier und Pisa und traf dort die führenden Ärzte und Wissenschaftler seiner Zeit.

Unter anderem entdeckte er 1660 den Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse. Nach weiterem Studium in Florenz wurde er schließlich Erzieher am Hofe der Medici in Florenz

Zwischen 1668 und 1670 befand er sich auf einer geologischen Forschuingsreise durch Südeuropa und kehrte schließlich zurück nach Florenz und schrieb dort seine ersten theologischen Schriften.

Als Lutheraner erzogen, konvertierte Steno im Novembar 1667 in Italien zum Katholizismus und wurde an Ostern 1675 zum Priester, 1677 zum Bischof geweiht.In seiner Zeit als Priester (1675-77) hielt er sich erneut in Florenz auf und wirkte dort als Erzieher des Erbprinzen.

Nach seiner Bischofsweihe in Rom war er fortan seelsorglich für die versprengten Reste katholischer Gemeinden in Norddeutschland und Skandinavien verantwortlich. Seine bis heute andauernde Verehrung gründet in der großen Geduld und Ausdauer, mit der er diese Aufgabe unter inner- und außerkirchlichen Schwierigkeiten und in zunehmender Vereinsamung erfüllte.

Nicolaus Steno starb 1686 in Schwerin. Als sein letztes Wort ist das Gebet überliefert: Jesus, sis mihi Jesus – „Jesus, sei mir Retter“.

Er wurde in der Grabkapelle der Basilika San Lorenzo in Florenz beigesetzt. Fast dreihundert Jahre später, am 23. Oktober 1988, wurde Nicolaus Steno durch Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.

Wissenschaftliche Arbeiten

Steno wurde bekannt für sein eigenständiges Studium der Natur und die Abkehr von der Berufung auf überkommene Autoritäten.

Anatomie

Steno untersuchte und beschrieb als erster die Tränen- und Speicheldrüsen des menschlichen Körpers und unterschied Drüsen von Lymphknoten. Er beschrieb das Ausführungsgangsystem der Glandula parotidea, den Ductus parotideus. Dieser wird unter Klinikern auch als Ductus stenonianus bezeichnet.

Steno veröffentlichte in De solido wichtige Grundprinzipien der Geologie.

Mineralogie

Bei der Untersuchung von Quarz entdeckte Steno das Gesetz von der Winkelkonstanz, also die Tatsache, dass die Oberflächen der Kristalle immer im selben Winkel zueinander stehen und zwar unabhängig von ihrer Größe oder Form. Er schlug daraufhin vor, dass dies eine Eigenschaft aller Mineralkristalle ist und legte damit das Fundament für die moderne Kristallographie.

Geologie und Paläontologie

Auf Steno geht auch die Erkenntnis zurück, dass Fossilien die Überreste einst lebender Organismen und nicht etwa natürliche Gesteinsauswüchse darstellen, wie dies zu seiner Zeit noch vielfach angenommen wurde.

Steno leistete einen zentralen Beitrag zur Entstehung der Geologie. In seinem bedeutendsten Werk De solido intra solidum naturaliter contento dissertationis prodromus (Vorläufer einer Abhandlung über Festes, das in der Natur in Festem eingeschlossen ist) entwickelte er als erster eine auf wissenschaftlicher Basis stehende Theorie zur Entstehung von Sedimentgesteinen. Nach Steno bildeten sich die Gesteine als horizontal gelagerte Schichten aus im Wasser abgelagertem Material. Die Schichten lagern sich übereinander ab (Superpositionsprinzip). Steno erkannte damit, dass das Alter einer Sedimentschicht nach oben hin abnimmt, da sich immer jüngere Schichten auf älteren ablagern. Die Existenz von Sedimentgesteinen mit bis zu senkrecht verlaufender Schichtung und schweren Verwerfungen erklärte Steno korrekt durch Deformationen, die nach der Bildung der Schichten stattgefunden haben mussten.

Werke

  • Observationes anatomicae (1662)
  • De musculis et glandis (1664)
  • Prodromus (1671)
  • Discours sur l`anatomie du cerveau (1665)
  • De solido intra solidum naturaliter contento dissertationis prodromus (1668)

Literatur

  • Hermann Wieh, Niels Stensen - Sein Leben in Dokumenten und Bildern, Würzburg 1988
  • Frank Sobiech, Herz, Gott, Kreuz. Die Spiritualität des Anatomen, Geologen und Bischofs Dr. med. Niels Stensen (1638-86) (Westfalia sacra; 13), Münster 2004
  • Alan Cutler: Die Muschel auf dem Berg. Über Nicolaus Steno und die Anfänge der Geologie. Albrecht Knaus Verlag, München, 2004. ISBN 3-8135-0188-4
Commons: Nicolaus Steno – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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