Bundesheer
Das österreichische Bundesheer als bewaffnete Streitmacht der Republik Österreich ist Teil der österreichischen Bundesverwaltung und steht gemäß Artikel 80 B-VG – de iure – unter dem Oberbefehl des Bundespräsidenten und – de iure und de facto – der Befehlsgewalt und, soweit diese nicht dem Bundespräsidenten obliegt, der Verfügungsgewalt des Bundesministers für Landesverteidigung. Der Bundesminister für Landesverteidigung übt die Befehlsgewalt über die Dienststellen des Bundesheeres grundsätzlich durch deren Kommandanten und Leiter aus.
Der derzeitige Bundesminister für Landesverteidigung ist Günther Platter, Chef des Generalstabes ist General Roland Ertl.
Allgemein
Primäre Aufgabe des österreichischen Bundesheeres ist die militärische Landesverteidigung. Weiters obliegen dem Heer vor allem die Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit im Inneren sowie Hilfeleistung bei Elementarereignissen.
Interessant ist sicher, dass das Bundesheer - im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Armeen - seit 1955 bereits mehrere militärische Einsätze zum unmittelbaren Schutz der Grenzen hinter sich hat (Ungarn 1956, Tschechoslowakei 1968, Jugoslawien 1991)

Das Bundesheer besteht aus ca. 35.000 Mann im Präsenzstand und ca. 75.000 Mann der Miliz.
Die Organisation des Bundesheeres im Frieden umfasst nur Wehrpflichtige des Präsenzstandes, die Einsatzorganisation umfasst auch die Milizsoldaten. Für die Heranziehung von mehr als 5.000 Mann der Miliz oder Reserve ist die Ermächtigung des Bundespräsidenten erforderlich.
Die organisatorische Gliederung des Bundesheeres sieht vor allem folgende Kommanden vor: Das Streitkräfteführungskommando in Graz und das Kommando Einsatzunterstützung in Wien.
Seit 1960 ist das Heer an Auslandseinsätzen unter UN-Mandat beteiligt, seit 1995 in der Partnerschaft für den Frieden der NATO. Um das Bundesheer an die Anforderungen der kommenden Jahre anzupassen, wurde von Bundesminister Günther Platter eine Reformkommission eingesetzt, deren Bericht Mitte Juni 2004 offiziell an den Minister übergeben wurde.
Das Bundesheer ist die Armee mit dem kleinsten Verteidigungsbudget Europas. Dabei war dieses Bundesheer keine „Friedensarmee“. Die ersten Rekruten des Jahres 1956 hatten einen Schießbefehl auf „sowjetrussische Einheiten“, während der CSSR-Krise 1968 gab es einen Schießbefehl auf „sowjetrussische Flugzeuge“ und den letzten Einsatz zum Schutz der Republik gab es 1991 gegen Jugoslawien. Im Kongo mussten Österreicher freigekämpft werden, in Zypern hatten sie erste Feuergefechte zu bestehen und die ersten Gefallenen zu beklagen. Die Bewährungsproben reichen bis in die Gegenwart – vom Schusswechsel in Albanien bis zum mehrstündigen Feuergefecht gegen eine albanische Guerilla im Kosovo.
Heute, 50 Jahre nach der Gründung des Bundesheeres und knapp 15 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges, sind die Aufmarschpläne des ehemaligen Warschauer Paktes teilweise zugänglich. Es ist erstaunlich: Diese chronisch unterdotierte Armee eines neutralen Kleinstaates nötigte mit ihrer alternativen „Raumverteidigung“ den Militärblöcken durchaus Respekt ab. Östliche Strategen trauten sich in den Schlüsselzonen im Donautal nur eine Angriffsgeschwindigkeit von 1,5 km/h zu, die Ungarische Armee sah sich außer Stande, die von ihr geforderte Aufgabe, den Durchmarsch über alpines Gelände bis nach Klagenfurt und Italien, zu erfüllen.
Aufgaben des Bundesheeres
Aufgaben des Bundesheeres sind gemäß Art 79 B-VG und § 2 Abs. 1 Wehrgesetz
- Militärische Landesverteidigung (§ 2 Abs. 1 lit. a Wehrgesetz)
- Schutz der verfassungsmäßigen Einrichtungen sowie der demokratischen Freiheiten der Bürger (Assistenzeinsatz gemäß § 2 Abs. 1 lit. b Wehrgesetz)
- Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit im Inneren (Assistenzeinsatz gemäß § 2 Abs. 1 lit. b Wehrgesetz)
- Hilfeleistung bei Elementarereignissen und Unglücksfällen außergewöhnlichen Umfanges (Assistenzeinsatz gemäß § 2 Abs. 1 lit. c Wehrgesetz)
- Hilfeleistung im Ausland bei Maßnahmen der Friedenssicherung, der humanitären Hilfe und der Katastrophenhilfe sowie der Such- und Rettungsdienste (Auslandseinsatz gemäß § 2 Abs. 1 lit. d Wehrgesetz)
Wehrsystem
Wehrpflicht
Das Wehrsystem sieht vor, dass jeder männliche österreichische Staatsbürger im Alter von 17 bis 50 (Offiziere, Unteroffiziere und Spezialisten: 65) Jahren wehrpflichtig ist und Frauen freiwillig Dienst im Bundesheer leisten können. Männliche Staatsbürger, die aus Gewissensgründen die Erfüllung der Wehrpflicht verweigern, müssen Ersatzdienst leisten (Zivildienst). Das Bundesheer wird somit vor allem auf Grund der allgemeinen Wehrpflicht gebildet und ergänzt.
Milizsystem
Gemäß Artikel 79 B-VG ist das Bundesheer nach einem Milizsystem einzurichten, wonach es in Friedenszeiten nur zu Übungen und in geringerer Mannstärke zusammentritt. Die Wehrpflichtigen gehören für die Dauer ihrer Wehrpflicht dem Präsenzstand, dem Milizstand oder dem Reservestand an:
Präsenzstand | Personen, die dem Präsenzstand angehören sind Soldaten. Dem Präsenzstand gehören Wehrpflichtige an, die zum Präsenzdienst (in der Dauer von insgesamt 6 Monaten) einberufen sind („Präsenzdiener“) - bzw Frauen, die sich freiwillig zum Ausbildungsdienst melden - sowie Personen, die dem Bundesheer aufgrund eines Dienstverhältnissen angehören („Berufssoldaten“).
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Milizstand | Dem Milizstand gehören Personen an, die nicht im Präsenzstand sind, jedoch auch nicht in den Reservestand (siehe unten) getreten sind. Demnach ist „Milizsoldat“, wer beispielsweise im Zuge einer Mobilmachung vom Reservestand in den Milizstand versetzt wird oder sich in Friedenszeiten freiwillig, vor Rückkehr in den Zivilberuf, zur militärischen Weiterbildung in regelmäßigen Truppenübungen verpflichtet hat. Auch im Milizstand stehen/standen Wehrpflichtige, die Grundwehrdienst von weniger als 8 Monaten geleistet hatten und die restliche Zeit in Form von z.B. alljährlichen Truppenübungen ableisteten.
Der Milizstand zeichnet sich dadurch aus, dass der Milizsoldat zwar in das Bundesheer eingegliedert, jedoch nur zu Übungs- und Einsatzzwecken militärisch tätig ist und ansonsten einem Zivilberuf nachgeht. Der Milizstand ist somit ideal für all diejenigen, die sich gerne im Bundesheer engagieren, aber nach Abschluss des Grundwehrdienstes kein Dienstverhältnis zum Bundesheer begründen möchten.
Durch ihre Eingliederung in die Einsatzorganisation treffen Milizsoldaten besonders Pflichten im Rahmen der Einsatzvorbereitung, sie können Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände zur persönlichen Verwahrung bekommen und sind unter den Voraussetzungen des § 35 Wehrgesetz zum Tragen der Uniform auch in Nichtübungs- oder Einsatzzeiten berechtigt. |
Reservestand | Alle Wehrpflichtigen, die weder dem Präsenzstand noch dem Milizstand angehören, sind „Reservisten“. Sie können außerhalb des Bundesheeres ihren Dienstgrad nur mit dem Zusatz „dRes“ („des Reservestandes“) führen und sind unter den Voraussetzungen des § 35 Wehrgesetz zum Tragen der Uniform auch in Nichtübungs- oder Einsatzzeiten berechtigt.
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Von den mehr als 1.000.000 ausgebildeten Wehrpflichtigen im Alter von 18 bis 50 (bzw. 65) stehen ca. 35.000 im Präsenzstand (= ca. 16.000 Berufssoldaten + ca. 17.000 Präsenzdiener), ca. 75.000 im Milizstand und theoretisch ca. 890.000 im Reservestand. Von letzteren wird jedoch aufgrund von mangelnder Eignung für den Einsatz bzw. Unabkömmlichkeit im Zivilberuf nur ein sehr geringer Teil heranziehbar sein.
Friedensorganisation und Einsatzorganisation
- Friedensorganisation: Im Frieden tritt das Bundesheer zu Übungen und Assistenzeinsätzen zusammen. Um schnell auf vor allem terroristische Angriffe im Inneren, Assistenzanfragen ziviler Behörden (Hochwasserschäden, Lawinen etc.) sowie Veränderungen in der unmittelbaren Nachbarschaft Österreichs reagieren zu können, werden Präsenzkräfte in der Stärke von rund 10.000 Mann aufgestellt, zu deren Bildung bestimmte Verbände und Einheiten abwechselnd herangezogen werden.
- Einsatzorganisation: Bei Einsätzen zur militärischen Landesverteidigung kann die Organisation des Bundesheeres von der Friedens- zur Einsatzorganisation werden. Letztere unterscheidet sich von der Friedensorganisation dadurch, dass ihr auch die Wehrpflichtigen des Milizstandes angehören, womit die Gesamtstärke des Heeres beträchtlich anwächst.
Der Übergang von der Friedens- in die Einsatzorganisation erfolgt durch die Mobilmachung. Alle für den Einsatz aufzubietenden Soldaten leisten dann Einsatzpräsenzdienst. Die Heranziehung von Milizsoldaten und Reservisten zum Einsatzpräsenzdienst verfügt bis zu einer Gesamtzahl von 5.000 Mann (innerhalb der ihm von der Bundesregierung erteilten Ermächtigung) der Bundesminister für Landesverteidigung, darüber hinaus der Bundespräsident.
Organisation des Bundesheeres

Organisatorische Gliederung
- Bundesministerium für Landesverteidigung
- Streitkräfteführungskommando
- Kommando Einsatzunterstützung
- Heerespersonalamt
- Abwehramt
- Heeresnachrichtenamt
- Feldzeuganstalt
- IKT-Amt
- Akademien
- Schulen
- Facility Management
Gliederung nach Waffengattungen
Führungstruppen |
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Kampftruppen |
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Kampfunterstützung |
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Logistik |
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Taktische Zeichen siehe: Artzeichen
Gliederung nach Dislokation
Wien
- Bundesministerium für Landesverteidigung
- Militärkommando Wien
- Garde
- Jägerregiment Wien
- Landesverteidigungsakademie
- Heeresversorgungsschule
- Fernmeldetruppenschule
- Sanitätsschule
- Heeresspital
- Heeressportzentrum
- Heeresnachrichtenamt
- Abwehramt
- Kommando Führungsunterstützung
- Kommando Einsatzunterstützung
- Heeres Bild- und Filmstelle
- Österreichische Militärbibliothek
- Amt für Rüstung und Wehrtechnik
- Heerespersonalamt
- Heeresbau- und Vermessungsamt
- Heeresversorgungsanstalt
- Heereszeugsanstalt
- Heeresbauverwaltung Ost
Niederösterreich
- Militärkommando Niederösterreich
- Kommando Luftstreitkräfte
- Kommando Luftaufklärung
- Fliegerregiment 1
- Fliegerabwehrregiment 1
- Fliegernfernmeldebataillon
- Fliegerwerft 1
- 3. Panzergrenadierbrigade
- 4. Panzergrenadierbrigade
- Panzerabwehrbataillon 1
- Pionierbataillon 3
- Theresianische Militärakademie
- Fliegerabwehrschule
- Pioniertruppenschule
- ABC-Abwehrschule
- Lehrabteilung Kraftfahrwesen (ehemalige Heereskraftfahrschule, nun der Heeresversorgungsschule angegliedert)
- Artillerieschule
- Panzertruppenschule
- Zentrum Einsatzvorbereitung
- Kommando Spezialeinsatzkräfte
- Heeresbekleidungsanstalt
- Truppenübungsplatz Allentsteig
Burgenland
- Militärkommando Burgenland
- 3. Panzergrenadierbrigade
- Militär-Hundestaffel
- Assistenzkommando "Nord"
- Assistenzkommando "Süd"
Oberösterreich
- Militärkommando Oberösterreich
- Heeresunteroffiziersakademie
- 4. Panzergrenadierbrigade
- Fliegerregiment 3
- Fliegerwerft 3
- Fliegerfernmeldebataillon
- Pionierbataillon 2
- Fliegerabwehrregiment 3
- Heereszeugsanstalt
- Heeresversorgungsanstalt
Steiermark
- Kommando Internationale Einsätze
- Militärkommando Steiermark
- 7. Jägerbrigade
- Fliegerregiment 2
- Überwachungsgeschwader
- Hubschraubergeschwader
- Fliegerwerft 2
- Fliegerwerft Aigen
- Fliegerabwehrregiment 2
- Versorgungsregiment 1
- Zentrum Internationale Kooperation
- Militärspital 1
- Fliegerschule
- Heereszeugsanstalt
- Heeresbauverwaltung Süd
Salzburg
- Führungsstreitkräfte Kommando
- Militärkommando Salzburg
- Pionierbataillon 2
- Fliegerabwehrregiment 3
- 6. Jägerbrigade
- Jägerschule
- Luftraumüberwachung
- Heeresversorgungsanstalt
- Heereszeugsanstalt
- Heeresbauverwaltung West
Kärnten
- Militärkommando Kärnten
- 7. Jägerbrigade
- 6. Jägerbrigade
- Fernmeldebataillon 1
- Fliegerabwehrregiment 2
- Hubschraubergeschwader
- Heereszeugsanstalt
Tirol
- Militärkommando Tirol
- 6. Jägerbrigade
- Militärspital 2
- Hubschraubergeschwader
- Heeresversorgungsanstalt
- Heereszeugsanstalt
Vorarlberg
- Militärkommando Vorarlberg
- 6. Jägerbrigade
Dienstgrade
siehe: Dienstgrade im Bundesheer
Waffen und Gerät
Infanteriewaffen
- Pistole 80 (P80)
- Sturmgewehr 77 (StG77)
- Sturmgewehr 58 (StG58) (Nur noch zu Paradezwecken von der Garde genutzt)
- Scharfschützengewehr 69 (Steyr SSG 69)
- Maschinengewehr 74 (MG74)
- Panzerabwehrlenkwaffe BILL (PAL2000)
- Panzerabwehrrohr 70 (PAR 70)
- Panzerabwehrrohr 66/79 (PAR 66/79)
- Überschweres Maschinengewehr 12,7mm (üsMG M2)
- Maschinenkanone 2cm (lFLaK 65/68)
- Mittlerer Granatwerfer 82 (mGrW)
- Schwerer Granatwerfer 86 (sGrW)
Radfahrzeuge
- Motorräder
- LKW's
- Steyr Pinzgauer 712 / 716 M
- Puch G mit kurzem und langem Radstand sowie mit Fest und Planenaufbau
- Steyr 680M (wird nach und nach ausgeschieden)
- Steyr 12M18
- ÖAF SLKW mit oder ohne Kranaufbauten / als ABC-Dekontaminationsfahrzeug / als "gehärtete" Versionen zum Schutz gegen max. 7,62 × 51 mm NATO Geschosse
- ÖAF LKW'S; Verschiedenste Modelle und Spezialfahrzeuge in diversen Größen/Gewichtsklassen und mit unterschiedlichen Aufbauten zB. als Kipper oder Tanklöschfahrzeug, tlw. auch "gehärtete" Fzge.
- Unimog U4000-ÖBH mit Wechselaufbausystem (wird aktuell bei der Truppe eingeführt)
- PKW's
- Ford Focus Turnier
- VW Golf (diverse Ausführungen)
- VW Polo
- VW Bora
- VW T4 (diverse Ausführungen)
- Ford Transit (diverse Ausführungen)
- Mercedes Sprinter (diverse Ausführungen u.a. auch als Notarztwagen)
- Busse
- Steyr SL11HUA280
Panzer
- Kampfpanzer:
- 114 Leopard 2A4 (KPz Leopard)
- Jagdpanzer:
- Schützenpanzer:
- 112 Steyr Ulan (SPz Ulan)
- 230 Steyr A1 12,7mm (SPz A1 12,7mm M-2)
- 76 Steyr A1 20mm (SPz A1 20mm MK66)
- Transportpanzer:
- 143 Steyr A1 (verschiedene Versionen)
- 68 Steyr Pandur A1 (MTPz Pandur A1)
- 1 Steyr Pandur 2 (MTPz Pandur 2)
- Bergepanzer:
- 10 M88 A1 (BgePz M88 A1)
- 3 Büffel (BgePz 3 Büffel)
- 36 Steyr Greif A1 (BgePz Greif A1)
- 24 M578 (BgePz M578)
- Pionierpanzer:
- 18 Steyr Greif Pionierpanzer (PiPz)
- Allschutz Transportfahrzeuge:
- 20 Dingo 2 (ATF Dingo 2)
Artillerie
Luftfahrzeuge
Hauptartikel: Österreichische Luftstreitkräfte
- Hubschrauber
- Flugzeuge
- Saab 105 OE
- SC 7 Skyvan
- C-130K "Hercules"
- Pilatus PC-7
- Pilatus PC-6
- F-5E "Tiger"
- Eurofighter EF 2000 Typhoon (ab 2007)
Pioniergeräte
- schweres Gerät
- Hydraulikraupenbagger Samsung SE 210-2
- Radlader Fiat Allis 645B-BH
- Schreitbagger Menzi Muck
- Grader Faun-Frisch F 155 A
- VOEST Alpine Tross-130 schwerer Pionier-Mehrzweck-Radlader
- diverse schwere ÖAF Spezial-LKW
- Geräte zur Minenverlegung
- Panzerminenleger 90 (PzMiLeg90)
- mot. Boote
- Patrouillenboot "Niederösterreich"
- Patrouillenboot "Oberst Brecht"
- zahlreiche Sturmboote
Sondergeräte
- ABC-Spürfahrzeug Puch G 300
- ABC-Dekontaminationsfahrzeug ÖAF S-LKW
- Trinkwasseraufbereitungsanlage auf LKW 680 M
- Rettungsfahrzeug Pinzgauer 712/RuB
Bundesheer in Zahlen


Geschichte des Bundesheeres
- Überblick über die Österreichischen Streitkräfte
Die Geschichte der Österreichischen Streitkräfte in der 1. Republik (1918-1938)
Nach Ausrufung der Republik enstand die Volkswehr ein "Übergangsheer" aus ehemaligen österreich-ungarischen Soldaten und Freiwilligen. Diese führte auch Kampfeinsätze im Kärntner Abwehrkampf durch. Da durch den Vertrag von Saint Germain nur die Errichtung eines Berufsheeres von 30.000 Mann gestattet wurde, entstand das Bundesheer mit 6 Infantriebrigaden. 1936 wurde entgegen des Vertrag von Saint Germain, aber mit Duldung der westeuropäschen Mächte die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt.
Das Bundesheer diente in der Zwischenkriegszeit vor allem ein innenpolitisches Machtmittel. Die austrofasistische Bundesregierung setze es während der Februarunruhen 1934 gegen die Sozialdemokraten und im Juliputsch gegen die Nationalsozialisten ein. Beim Einmarsch der deutschen Wehrmacht im Zuge des "Anschlusses" Österreichs an das deutsche Reich leistete das Bundesheer, auf Weisung der Bundesregierung keinen Wiederstand. Der Großteil der Offiziere und Soldaten wurde danach in die Wehrmacht übernommen.
Die Geschichte der Österreichischen Streitkräfte 1945 bis heute
Chronologie
1950er
- 1952: Gründung der B-Gendarmerie
- 1955: Wiedererrichtung des Österreichischen Bundesheeres
- 1956: Voller Grenzsicherungseinsatz entlang der ungarischen Grenze anlässlich des Ungarischer Volksaufstands
- 1958: Errichtung der Heeres-Unteroffiziersschule sowie Wiedereröffnung der Militärakademie in der Burg von Wiener Neustadt (Theresianische Militärakademie, MilAk)
1960er
- 1960: Beginn des UN-Einsatzes im Kongo (Beendigung 1963)
- 1962: Ernennung der ersten Reserveoffiziere
- 1963: Hilfseinsatz im Erdbebengebiet von Skopje (Jugoslawien)
- 1965: Katastropheneinsätze des Bundesheeres in Kärnten und Osttirol, Salzburg und Tirol
- 1966: Hochwassereinsätze des Bundesheeres in Salzburg, Osttirol, Kärnten und der Steiermark
- 1968: Teilalarmierung und verstärkte Grenzsicherung entland der tschechoslowakischen Grenze anlässlich der Intervention des Warschauer Pakts in der CSSR
1970er - die Raumverteidigungsära
- 1972: Beginn des UN-Einsatzes in Zypern
- 1975: Einführung des Kampfanzuges 75
- 1976: Hilfseinsatz des Bundesheeres im Erdbebengebiet von Friaul (Italien); Pionier-Assistenzeinsatz nach dem Einsturz und der Wiedererrichtung der Reichsbrücke in Wien
1980er - die Raumverteidigungsära
- 1980: Beteiligung des Bundesheeres an Hilfsmaßnahmen für die Erdbebenopfer in Süditalien (Region Avellino)
- 1985: Hochwassereinsatz
- 1988: Erdbebeneinsatz österreichischer Soldaten in Armenien
- 1989: Erste Auswahl und Ausbildung der österreichischen Kosmonauten (Austronauten) beim Bundesheer
Insgesamt kann man wohl sagen, dass des Bundesheer in der Raumverteidigungsära in der Zeit von 1978 bis ca. 1991 auf seinem Höhepunkt stand, was die Fähigkeit zur Verteidigung in einem großen Konflikt betrifft. Das damals gültige Raumverteidigungskonzept sah den Kampf und die starke Verteidigung von Schlüsselzonen vor, die auch mit tausenden "Festen Anlagen" (Bunker), vorbereiteten Sperren, Feldsperren, Sprenganlagen, Landwehrlagern, etc. und starken Einheiten geschützt waren. Die Schlüsselzonen und Sperranlagen befanden sich großteils im alpinen, d.h. leicher zu verteidigenden Bereich und waren vor allem gegen den Warschauer Pakt, in Tirol vor allem gegen die NATO aus Deutschland und Italien gerichtet. Außerhalb der Schlüsselzonen gab es die Raumsicherungszonen, in denen durch eine guerillaartige Kleinkriegstaktik durch Jagdkampfbataillone ein potentieller Angreifer (der nach damaliger Planung NATO bzw. Warschauer Pakt oder Jugoslawien war) einen möglichst hohen Eintrittspreis ins neutrale Österreich zahlen sollte und auch danach in seinen Nachschublinien und Einheiten bekämpft werden sollte (vgl. Kriegsführung in Afganistan und heute zB Irak). Eine starke Verteidigung außerhalb der Schlüsselzonen direkt ab der Staatsgrenze war für den Operationsfall Jugoslawien vorgesehen, der ja dann 1991 in abgeschwächter Form auch eintrat. Das Raumverteidigungskonzept war, wie aus inzwischen veröffentlichten Dokumenten der ehemaligen potentiellen Gegner hervorgeht, vom Ausland doch "gefürchtet". So plante z.B. die Ungarische Armee für eine nur leicht geschützte Raumsicherungszone 50 bis 70 Geschütze und Granatwerfer, 10 bis 15 Panzer und 15 bis 20 Geschütze (im Direktbeschuß) pro Kilometer ein. Bei einem derartigen Kräfteeinsatz würde das Tempo des Vormarsches innerhalb der Raumsicherungszone 2,5 bis 3 Kilometer pro Stunde betragen. Für einen Vormarsch in den Schlüsselzonen sahen sich die Ungarn damals nicht gerüstet (Quelle: Vortrag eines Ungarischen Generals in "Information zur Sicherheitspolitik Nr.20, Juli 1999) Ein Einmarsch der NATO aus Italien hätte dank der in den Tälern vorbereiteten Sperren und Sprengpläne sehr leicht und effizient behindert werden können.
Allerdings kann man auch bezweifeln, ob eine Verteidigungsmöglichkeit - etwa angesichts des möglichen Einsatzes taktischer oder gar strategischer Kernwaffen durch den Gegner - wirklich real bestanden hätte.
In großen Raumverteidigungsübungen wurden verschiedene Szenarien beübt - dabei wurden auch mehrmals Spione verhaftet; 1979 auch einer aus der Schweiz. Die in Landwehrstammregimentern organisierte Armee hatte einen sehr hohen, aber gut ausgebildeten Milizanteil (Planung 300.000 Mann). Mit dem Zerfall des Warschauer Paktes war auch das Raumverteidigungskonzept überholt. Ab 1992 erfolgte daher die Umgliederung der Landwehrstammregimenter in Jäger- und Stabsregimenter und eine deutliche Reduktion der personellen Stärke.
Interessant ist auch noch, dass in der Raumverteidigungszeit Milizsoldaten des Vorarlberger Jagdkampfbataillon (JaKB) 911 neben ihrer Ausrüstung auch das Sturmgewehr mit Munition wie in der benachbarten Schweiz zu Hause hatten! Eine Ausdehnung dieser Regelung auf andere Einheiten in Westösterreich war geplant, wurde jedoch durch das absehbare Ende des Kalten Krieges nicht mehr umgesetzt.
1990er
- 1990: Beginn des Assistenzeinsatzes an der Grenze zu Ungarn auf Anfrage des Bundesministeriums für Inneres
- 1991: Verstärkte Grenzsicherung und Verlegen von Teilen des Bundesheeres an die jugoslawische Grenze: Panzer der Jugoslawischen Volksarmee erreichen den Grenzraum. Eine Mig 21 der Jugoslawischen Volksarmee dringt in österreichischen Luftraum ein, Saab 105 Jagdbomber des Fliegerregiments 3 des Bundesheeres zwingen sie zur Landung in Klagenfurt. Draken-Abfangjäger flogen mehrere Alarmeinsätze, das Radarsystem Goldhaube bewährte sich bestens.
- 1998: Die Theresianische Militärakademie (MilAk) richtet den Fachhochschul-Studiengang "Militärische Führung" ein, wodurch Berufsoffiziere erstmals für ihre militärakademische Ausbildung neben dem Dienstgrad Leutnant auch den akademischen Grad Magister (FH) erhalten.
- 1999: Assistenzeinsatz anlässlich der Lawinenkatastrophe in Galtür
- Beginn des KFOR-Einsatzes im Kosovo
2000er
- 2002: Hochwassereinsatz
- 2002: ISAF-Einsatz (Afghanistan)
- 2005: Vorwärtsverteidigung am Hindukusch (Taliban, Afghanistan)
- 2005: In der oberösterreichischen Kaserne Freistadt fliegt eine Misshandlungs-Affäre auf. Rund 80 Grundwehrdiener wurden im Oktober 2003 zu Ausbildungszwecken Opfer einer inszenierten "Geiselnahme". Sie wurden körperlich und psychisch misshandelt. Das zeigt ein Video, das von einem Rekruten veröffentlicht wird. In den nächsten Tagen werden auch noch Übergriffe in den Kasernen Landeck (Tirol) und Bludesch (Vorarlberg) bekannt. Zwar wurden die Mißhandlungsvorwürfe von der parlamentarischen Bundesheer-Beschwerdekommission bestätigt und die Verantwortlichen im Zuge eines (verwaltungsrechtlichen) Verfahrens disziplinär gewürdigt, die Staatsanwaltschaft legte die Anzeige jedoch nach rechtlicher Prüfung zurück. Somit kam es zu keinem Strafverfahren.
- 2005: Katastropheneinsatz August 2005: Alpenhochwasser 2005
- 2006: Der Grundwehrdienst wird ab 1. Januar 2006 auf 6 Monate verkürzt.
- 2006: Mitte Mai 2006 werden infolge eines anonymen E-Mails an das Bundesministerium für Landesverteidigung schwere Verfehlungen durch Bundesheer-Offiziere und -Unteroffiziere in der Kaserne Hörsching bei Linz bekannt. Konkret lauten die Vorwürfe auf sexuelle Misshandlung von Rekruten, Diebstahl von Heereseigentum, körperliche Gewalt gegen Ehefrau und Freundin und Inbetriebnahme eines Kraftfahrzeuges in alkoholisiertem Zustand.
- 2006: Ein österreichscher UN-Blauhelmsoldat wird während des Konfliktes zwischen Israel und Libanon getötet.
Bundesminister und Ranghöchste Offiziere seit 1956

siehe auch: Ranghöchste Offiziere des Österreichischen Bundesheeres seit 1956
Bundesheer 2010
Um das Bundesheer an die Anforderungen der kommenden Jahre anzupassen, wurde von Bundesminister Günther Platter eine Reformkommission, bestehend aus militärischen Experten und prominenten österreichischen Persönlichkeiten, unter der Leitung von Helmut Zilk eingesetzt, deren Bericht Mitte Juni 2004 offiziell an den Minister übergeben wurde.
Der Bericht enthält im Kern folgende Vorschläge:
- Verkürzung der Wehrdienstzeit von 8 auf insgesamt nur mehr 6 Monate ab Jänner 2006
- Die Möglichkeiten eines Berufsheeres werden teilweise erwogen
- Senkung der Mobilmachungsstärke von derzeit ca. 110.000 auf ca. 50.000 Mann
- Änderungen der Aufgaben der Milizsoldaten
- Zwei Bataillone (2500 Mann) und eine Brigade (3500) für Auslandseinsätze
- Knapp die Hälfte der Liegenschaften des Bundesheeres soll verkauft werden
Gliederung 2010
'Streitkräfteführungskommando'
Landstreitkräfte
Führungsunterstützung, zwei Fernmeldebataillone und vier Führungsunterstützungskompanien in den Brigaden.
Kampf, zehn Infanteriebataillone gegliedert in zwei Panzergrenadierbataillone und acht Jägerbataillone und zwei Panzerbataillone.
Kampfunterstützung, drei Aufklärungs- und Artilleriebataillone, drei Pionierbataillone, vier leichte ABC Abwehrkompanien und eine schwere ABC Abwehrkompanie und drei Militärstreifenkompanien.
Spezialeinsatzkräfte, Jagdkommandobataillon
9 Militärkommanden, mit Expertenstäben (mob) und jeweils einem leichten Jägerbataillon (mob) und einem Pionierbataillon (mob), in Wien zwei leichte Jägerbataillone (mob) und dem Gardebataillon.
3. PzGrenBrig
PzStbB3,
PzB33,
PzGrenB35
JgB19,
AAB3,
PiB3
4. PzGrenBrig PzStbB4, PzB14, PzGrenB13, JgB12, AAB4
6. JgBrig StbB6, JgB23, JgB24, JgB26, PiB2
7. JgBrig StbB7, JgB18, JgB25, JgB17, AAB7, PiB1
Luftstreitkräfte
Kommando Luftraumüberwachung, passive Luftraumüberwachung (mobile und stationäre Radaranlagen) und aktive Luftraumüberwachung mit dem Überwachungsgeschader und zwei Fliegerabwehrbataillone.
Kommando Luftunterstützung, mit einem Transportgeschwader, einem Hubschraubergeschwader und Luftaufklärung
'Kommando Einsatzunterstützung'
Logistikregiment, Heeressportzentrum, Sanitätszentrum Innsbruck und Graz, Militärmedizinischeszentrum Wien, Heereslogistikzentrum Wels, Salzburg, Wien, Graz, St. Johann und Klagenfurt, Heeresbekleidungsanstalt
'Akademien und Schulen'
Militärakademie, Unteroffiziersakademie, Landesverteidigungsakademie,
Kampf- und Kampfunterstützungsschule mit Gebirgskampfzentrum, ABC Abwehrschule, Flieger und Fliegerabwehrschule, Heeresversorgungsschule
'Ämter'
Heerespersonalamt, Heeresabwehramt, Heeresnachrichtenamt, Feldzeugamt, Informations- und Kommunikationstechnologieamt
Internationale Beteiligung des Bundesheeres
Das österreichische Bundesheer nimmt seit 1960 an friedenserhaltenden internationalen Einsätzen teil:
- 1974 - heute: Golanhöhen (Syrien) (Israel)
- 1 UN-Bataillon, 720 Mann (1973), jetzt 373 Mann
- 2002: Afghanistan
- Entsendung der ISAF Truppen
- 2005: Sri Lanka
- AFDRU Einheit zur Trinkwasseraufbereitung, 60 Mann nach der Tsunamikatastrophe
- 2005: Afghanistan
- Österreichische Soldaten zur Sicherung während den Wahlen, 50 Mann
Völkerrechtliche Einschränkungen des Bundesheeres
Der Staatsvertrag von Wien 1955 enthält zahlreiche, insbesondere Spezialwaffen betreffende, Einschränkungen des Bundesheeres, von denen die meisten jedoch Anfang der 90er Jahre von der Bundesregierung völkerrechtlich einseitig als obsolet aufgehoben wurden.
siehe: Militärische und Luftfahrt-Bestimmungen des Staatsvertrages von Wien 1955.
Rechtliche Einordnung
- Das Bundesheer ist Teil der Bundesverwaltung.
- Ein militärischer Befehl ist als Weisung im Sinne des Artikel 20 B-VG zu qualifizieren.
Verweise
Artikel
- Bundesministerium für Landesverteidigung
- Angelobung
- Dienstgrade im Bundesheer
- Theresianische Militärakademie
- Liste der Kasernen des österreichischen Bundesheeres
Armeen anderer Länder
- Deutsche Bundeswehr
- Schweizer Armee
- Streitkräfte der USA