Zum Inhalt springen

Spurbus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. September 2006 um 15:05 Uhr durch MBxd1 (Diskussion | Beiträge) (Grobanapassung an neues Lemma.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Spurbus Essen

Ein Spurbus ist ein Verkehrsmittel, bei dem Bus-Fahrzeuge entlang einer vorgegebenen Spur geführt werden. Während die frühen Systeme noch seriennahe Omnibus-Fahrzeuge verwendeten, ähneln die neuesten Entwicklungen von ihrem Aussehen eher den Straßenbahnen, die jedoch auf Gummirädern fahren. Diese Systeme werden auch als Busbahn bezeichnet. Sinngemäß werden diese neueren Systeme in anderen Sprachen daher auch als Straßenbahn auf Gummirädern oder Gummibereifte Straßenbahn bezeichnet.

Mechanische Spurführung

Die mechanische Führung des Spurbusses erfolgt über normale Gleisanlagen (Guidovia), Seitenführungen (SystemEssen), oder Mittelschiene ("GLT", Guided Rail Transit Rochefort, siehe unten)

Spurbus

Spurbus Mannheim
VÖV-I-Bus von Mercedes-Benz auf der O-Bahn in Adelaide (Australien), 1997
Die Führungsrolle an einem Mercedes Benz O 405 N in Mannheim

Ein erstes Projekt war der Spurbus (auch O-Bahn genannt) auf der Internationalen Verkehrsaustellung (IVA) in Hamburg 1979 von Mercedes-Benz. Dabei sind Linienbusse auf einer Fahrbahn mit seitlichen, etwa 20 cm hohen Spurführungsbalken zwangsgeführt. An der Vorderachse befinden sich sogenannte Spurführungsrollen, die den Bus in der Fahrbahn lenken, Gelenkbusse haben darüber hinaus an den hinteren Achsen sogenannte Drängelrollen, die in Kurven den Abstand von den Spurführungsbalken sichern. Der Spurbus kann an bestimmten Abschnitten diese Spur verlassen, vom Fahrer herkömmlich gelenkt werden und über Zufahrten mit Einführungstrichter wieder in die Spur eingefädelt werden.

Eine solche Spur wurde 1980 zu Demonstrationszwecken in Essen auf einer ca. 1,5 km langen Strecke in der Fulerumer Straße angelegt und linienmäßig durch die EVAG betrieben. 1983 folgte eine zweite Strecke in der Wittenbergstraße und dort auch der Betrieb mit Duo-Bussen, die zusätzlich zum Dieselmotor einen elektrischen Antrieb wie bei O-Bussen hatten. 1985 kam eine ca. 3,5 km lange Strecke im Mittelstreifen der Ruhrschnellweg-Autobahn (A 430) nach Essen-Kray hinzu, die vormals als Schnellstraßenbahn bedient worden war. Ab 1988 fuhren die Spurbusse im elektrischen Betrieb auch auf entsprechend hergerichteter Trasse durch den Stadtbahntunnel, dazu wurden die Fahrzeuge zusätzlich mit automatischen Zugsicherungseinrichtungen ausgestattet. Anlässlich einer Verlängerung des Tunnels erhielten die Fahrzeuge 1991 Türen auf der linken Fahrzeugseite nachgerüstet, um an zwei neu eröffneten Bahnhöfen Mittelbahnsteige bedienen zu können. Im September 1995 wurde der Spurbusbetrieb im Tunnel nach zahlreichen Störungen wieder eingestellt, nur wenige Tage später endete der elektrische Betrieb im Stadtteil Kray und damit der Duo-Bus-Betrieb. Längerfristig ist die Rückumstellung der Linie nach Kray auf Stadtbahn zu erwarten.

Die größte Spurbusstrecke ist mit 12 km Länge die 1986 in der australischen Stadt Adelaide eröffnete O-Bahn.

In Mannheim-Feudenheim gab es zwischen Mai 1992 und September 2005 eine kurze Spurbusstrecke in nur einer Richtung, um auf einer stauträchtigen Straße den vorhandenen separaten Bahnkörper der Straßenbahn mitzubenutzen. Der Rückbau der Strecke begann im September 2005, da die Mehrheit der mit Führungsrollen ausgestatteten Busse aus Altersgründen außerdienstgestellt werden soll. Eine Umrüstung neuerer Busse war nicht vorgesehen.

Weitere Installationen finden sich in Edinburgh, Leeds (x2), Bradford, Crawley (x2) und Ipswich in Großbritannien, ein Versuchsabschnitt in Birmingham wurde zwischenzeitlich wieder aufgegeben.

Bombardier GLT/TVR

Stan-Tram in Nancy/Frankreich

In den 1980ern wurden durch Bombardier in Belgien busähnliche Doppelgelenkfahrzeuge auf 8 Gummirädern entwickelt, die von einer mittig im Asphalt eingelassenen Stahlrillenschiene geführt werden, jedoch auch herkömmlich gelenkt werden können. Dieses als 'GLT (Guided Light Transport) bezeichnete System konnte elektrisch wie beim Obus über Doppelfahrleitung oder mit Dieselmotor fahren. Ein Prototyp wurde 1985 in Brüssel vorgeführt, ab 1988 wurde eine Teststrecke zwischen Jemelle und Rochefort betrieben.

Die ursprünglich hochflurigen Fahrzeuge wurden in den 1990ern weiterentwickelt. Ab 1997 wurden die neuen Niederflurfahrzeuge dann als TVR (Transport sur Voie Réservée) bezeichnet (auch aufgrund der Ausrichtung auf den Französischen Markt).

Die erste Installation des neuen Systems erfolgte im Jahr 2000 in der Französischen Stadt Nancy, wo das bestehende Netz aus O-Bussen ergänzt wurde. Die Fahrzeuge besitzen zweipolige Stromabnehmer und können sowohl als spurgeführte Busbahn als auch auf anderen Teilen der Strecke als vom Fahrer gelenkte O-Busse fahren. Der öffentliche Betrieb des STAN begann am 11. Februar 2001, nach zwei Unfällen im März wurde der Betrieb jedoch für 1 Jahr stillgelegt und die Fahrzeuge überarbeitet.

Bei der folgenden Installation in Caen, ebenfalls in Frankreich, werden nahezu identische Fahrzeuge wie in Nancy eingesetzt. Die am 15. November 2002 eröffnete Tramway de Caen (auch Twisto genannt) verwendet jedoch einpolige Stromabnehmer, wie sie auch bei der Straßenbahn verwendet werden. Da hierbei die Stromrückleitung über die am Boden befindliche Führungsschiene erfolgt, ist nur der spurgeführte Betrieb möglich.

Translohr

Translohr in Padua

Die von Translohr entwickelte Technik setzt wie der TVR eine mittig eingelassene Schiene und wird beispielsweise in Clermont-Ferrand, Padua, L'Aquila und Venedig installiert.

Induktive Spurführung

In Fürth gab es vor von Mai 1984 bis Dezember 1985 einen Versuch mit induktiv geführten Spurbussen von MAN und Mercedes-Benz. Der Betrieb erfolgte im regulären Fahrbetrieb auf einer Demonstrationsanlage in der Königswarter Straße. Nach Beendigung der Versuche wurde jedoch keine weiteren Strecken errichtet.

Der in den Niederlanden entwickelte Phileas verwendet in die Fahrbahn eingelassene Magnete zur Spurführung, ebenso wie das von Toyota entwickelte IMTS.

Induktive Spurführung wird ebenfalls beim Service-Tunnel Transport-System im Eurotunnel eingesetzt und bei vielen fahrerlosen Transportsystemen innerhalb größerer Fabrikanlagen oder Container-Umschlagplätzen.

Optische Spurführung

Civis

Unter dem Namen CiVis (lat.: Bürger) wurde in Frankreich von Renault und Matra ein System entwickelt, das die Vorteile von Omnibus und Straßenbahn kombinieren soll. Aus kartellrechtlichen Gründen ging das System später an die Firma Irisbus.[1]

Mit einer Spezialfarbe wird auf die Straße eine gestrichelte Doppellinie aufgetragen. Eine Kamera verfolgt diese Markierung und ein Bildverarbeitungssystem überprüft die Informationen der Kamera. Der Bordcomputer übernimmt dann die Lenkung des Fahrzeugs. Der Busfahrer muss nur noch Gas geben und bremsen. Bei Hindernissen im Spurverlauf kann der Fahrer die Steuerung wieder übernehmen. Wie ein Bus kann CiVis Hindernissen ausweichen und sich anschließend wieder in die Markierungsbahn einfädeln. Vorteil wäre eine hohe Flexibilität während der Fahrt. Es sind bereits 300 Busse mit diesem System im Einsatz.

Die Steuerung über das Bildverarbeitungssystem birgt noch Kinderkrankheiten in sich, da das richtige Erkennen und Interpretieren manchmal durch Umwelteinflüsse (Spiegelungen bei Nässe, Schneeauflage) gehemmt wird.

Crawley Fastway (Großbritannien)

AutoTram

Unter dem Namen AutoTram entwickelt das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI) in Dresden ein Transportsystem mit optischer Spurführung sowie dem Antrieb über Brennstoffzellen und Schwungradspeicher.

Fahrbahn

Ein wesentliches konstruktives Problem ist bei Spurbussen und ähnliche Systemen in Gummi/Fahrbahn Technik die Gestaltung des Oberbaus.

Das Problem kennt jeder, der sich die Fahrbahnbeläge an stark frequentierten Bushaltestellen angesehen hat. Es bilden sich innerhalb von wenigen Monaten deutliche Spurrillen, die dort zudem durch die Bremsvorgänge noch vertieft werden und im Längsprofil gewellt erscheinen.

Beim Fahren in der Spurführung ist diese Rillenbildung auch auf offener Strecke verstärkt und führt dazu, dass die Rillen in periodische Abständen aufgefüllt werden müssen. Aus diesem Grunde ist für Spurbusstrecken die Verwendung von Asphalt auszuschließen.

Das an Bushaltestellen beliebte Steinpflaster scheidet aufgrund der erheblichen Minderung des Fahrkomforts ebenfalls aus.

Was bleibt sind technologisch höchst anspruchsvolle Beläge aus faserverstärkten Betonschichten, mit Kunstharz gebundener Beton oder Stahlfahrbahnen mit Strukturbelag um den Schlupf der Reifen zu verhindern. Notlaufvorrichtungen (Für Reifenplatzer) aus Stahl sind ohnehin notwendig. Darüber hinaus ist in Steigungsstrecken die Beheizung der Fahrbahn u.U. notwendig, um Glatteisbildung in den immer wieder neu entstehenden Spurrillen zu vermeiden. Auch die Fahrdynamik des Spurbusses stellt im höheren Geschwindigkeitsbereich (über 25km/h) höchste Anforderungen an die Fahrbahngeometrie.

Bei Gleisanlagen kann manchmal in Kurven die Riffelbildung beobachtet werden. Sie entsteht insbesondere durch eine Hemmung der leicht pendelnden Bewegungen der Spurkranzradsätze. Die Gleisgeometrie ist auf diese Bewegung durch eine leichte zur Gleisachse hin fallende Anordnung der Schienenköpfe und die konische Formung der Eisenradsätze der angepasst (die Spurkränze der Eisenbahn sind nur eine Sicherheitsvorrichtung und sollten normalerweise nur bei unvorhergesehenen Schwingungen das Rad auf dem schmalen Schienenkopf halten). Auch Automobile haben eine ähnliche Gestaltung der Radsätze zum Erreichen einer stabileren Straßenlage. Fakt dabei ist jedoch, das sich selbst die konstante Geradeausfahrt aus einer Reihe flacher Pendelbewegungen des Fahrzeugs um seinen Schwerpunkt nach links und rechts zusammensetzt. Diese wird bei langer Geradausfahrt in Spurführung auch für einen Bus zu einem wesentlichen Faktor, da die Spurflächen ebenso wie Schienenköpfe leicht nach innen geneigt werden müssen um auf den Spuren neben der Rillen- die Riffelbildung und damit holpernde Geradeausfahrt zu vermeiden. Dies erfordert wiederum eine genaue Abstimmung mit dem Fahrzeug, das darauf fährt.

Einsatzbereiche - generelle Feststellungen

Betrachtet man die Ansprüche, die an die Fahrbahn eines Spurbusses zu setzen sind, so erkennt man, daß für die Minderung der Spurrillenbildung, für die Verbesserung der Fahrgeometrie und Fahrdynamik, für Sicherheitseinrichtungen gegen Reifenplatzer und nicht zuletzt für die verschiedenen oben genannten Spurführungssysteme so viel Geld aufgewandt werden muß, daß die Kosten pro Meter Fahrweg auf die jeweilige Lebenszeit gerechnet mit denen eines normalen Gleisköpers vergleichbar sind. Die Fahrzeuganschaffungskosten sind dagegen signifikant niedriger, allerdings ist auch die Lebensdauer von Bussen geringer als von Straßenbahnfahrzeugen. Spurbusstrecken sind daher vor allem als Systemergänzungen in Klein- und Mittelstädten ohne bestehenden Straßenbahnbetrieb mit klar definierten, stark frequentierten aber kurzen Überlandachsen in Relation zu größeren Stadtflächen mit geringen Siedlungsdichten und noch in starker Veränderung begriffener Raumstruktur einzusetzen. Der Spurbus eignet sich zudem vorzüglich als Platzhalter für künftige Achsen höherwertiger Transportmittel und zur Attraktivierung bestehender Busnetze, die mangels Finanzkraft nur langfristig in Bahnnetze umgewandelt werden können. Stellt man keine allzu hohen Anforderungen an die Fahrgeschwindigkeit und bewegt sich im 30-km/h-Bereich, so sind auch die oben beschrieben Fahrwegprobleme mit geringem Finanzaufwand beherrschbar.

Commons: Guided bus – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. http://www.irisbus.com/cgi-bin/irisbus.dll/irisbus/index.jsp?categoryOID=-1073749852