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Justus von Gruner

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Karl Justus Gruner, ab 1815 von Gruner (* 28. Februar 1777 in Osnabrück, Niedersachsen; † 8. Februar 1820 in Wiesbaden, Hessen) war königlich preußischer Geheimer Staatsrat und hochrangiger Staatsmann.

Familie

Gruner entstammte einer Familie aus dem Vogtland, deren direkte Stammreihe mit Ehrhardt Gruner begann, Zeugwirker und Ratskämmerer in Tanna (Fürstentum Reuß, Thüringen), erwähnt 1662.

Er wurde am 19. Oktober 1815 in den preußischen Adelsstand erhoben.

Leben

Gruner studierte Rechtswissenschaften und Staatswissenschaft an den Universitäten Halle (Mitglied des Corps Guestphalia) und Göttingen. 1801 trat er in den preußischen Staatsdienst ein und wurde nach Berlin berufen. 1805 wurde er Direktor der Kriegs- und Domänenkammer in Posen, bevor er 1807 nach Ostpreußen wechselte. 1809 wurde er Polizeipräsident von Berlin und 1811 als Geheimer Staatsrat Chef der gesamten preußischen Polizei. 1812 quittierte Gruner, der im Zuge der Koalitionskriege eine prononciert konservative Haltung ausprägte, aus Enttäuschung über die Zurückhaltung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. gegenüber Napoléon Bonaparte den Dienst. Freiherr vom Stein gewann ihn allerdings im darauf folgenden Jahr 1813 für die Etablierung einer Allianz gegen Napoleon. 1813/1814 wurde Gruner Feder führender Beamter Preußens im Großherzogtum Berg, einem von Napoleon 1806 gebildeten Satellitenstaat unter Napoleons (ab 1808) direkten Führung. 1815 war er Polizeidirektor des besetzten Paris. 1816 wurde Gruner preußischer Gesandter und bevollmächtigter Minister in der Schweiz.

Gruner war von seinem Selbstverständnis her ein Anhänger des protestantischen, säkular geprägten preußischen Verwaltungsstaats. Diese Perspektive bestimmt auch sein Jugendwerk, den bekannten (und schon zeitgenössisch umstrittenen) Reisebericht "Meine Wallfahrt ..." von 1802/1803, in dem er unverblümt Stellung bezog gegen das zur damaligen Zeit aus seiner Sicht völlig rückständige katholische Westfalen. f

Literatur

  • Wilfried Reininghaus/Gisela Weiß: Eine Reise in die Moderne, in: Gisela Weiß (Hg.), "Zerbrochen sind die Fesseln des Schlendrians. Westfalens Aufbruch in die Moderne", Seite 44-48, Verlag Bönen, 2002.
  • Justus Gruner: Meine Wallfahrt zur Ruhe und Hoffnung oder Schilderung des sittlichen und bürgerlichen Zustandes Westphalens am Ende des achtzehnten Jahrhunderts, in: Gisela Weiß (Hg.), "Zerbrochen sind die Fesseln des Schlendrians. Westfalens Aufbruch in die Moderne", Seite 49-109, Verlag Bönen, 2002.
  • Kurt Zeisler: Justus von Gruner. Eine biographische Skizze, in: "Berlin in Geschichte und Gegenwart", Seite 81-105, 1994.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band IV, Band 67 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1978, ISSN 0435-2408.