Zeitalter
Ein Zeitalter ist ein längerer Abschnitt in der zeitlichen Betrachtung der Geschichte und durch verbindende Merkmale im gemeinten Zeitraum gekennzeichnet. Oft wird der Begriff synonym zu Epoche gebraucht. In der Terminologie der Zeitrechnung steht jedoch der Begriff Epoche für den Beginn eines Zeitalters. Das Zeitalter bzw. die Zeitrechnung selbst wird mit dem Begriff Ära bezeichnet.
- In der Geologie spricht man auch von Erdzeitaltern oder geologischen Zeitaltern.
- Das Durchlaufen eines Tierkreiszeichens im Zyklus der Präzession wird als Zeitalter bezeichnet. Ein voller Durchlauf durch alle Tierkreiszeichen entspricht einem „platonisches Jahres“. Das Fischezeitalter und das Wassermannzeitalter bezeichnen Zeitabschitte des platonischen Jahres von jeweils einem Zwölftel.
- Im mythischen Sinn versteht man unter Zeitaltern (auch Weltzeitalter oder nur Weltalter) Zeitabschnitte, die in ihrer Gesamtheit einen sogenannten Weltzyklus bilden. Diese Zyklen sollen durch verschiedenartige Katastrophen voneinander getrennt worden sein in denen die jeweiligen „Welten“ untergingen. Oftmals wird auch von „Sonnen“ anstatt Zeitaltern gesprochen, da in jedem neuen Zeitalter auch eine „neue Sonne“ am Himmel erschienen sein soll.
Historische und kosmologische Auffassungen
Verschiedene Epen, Religionen und Weltanschauungen gehen von mythischen Geschichtsbildern aus, wobei die Menschheitsgeschichte als Abfolge kosmologischer Zeitalter mit jeweils spezifischen Bedingungen erscheint. Diese Vorstellungen sind oft, aber nicht immer mit der Idee einer zyklischen Wiederholung des Ablaufs verbunden. Sie waren bzw. sind in verschiedenen Varianten über Welt verbreitet. Auffällige Gemeinsamkeiten lassen einen Traditionszusammenhang erkennen. Sie ermöglichen es, einen Urmythos zu erschließen, der sowohl den griechischen und den (etwas andersartigen) nah- und mittelöstlichen Überlieferungen als auch den fernöstlichen indischer Herkunft zugrunde liegt. Dieser Urmythos beinhaltete mindestens vier Weltzeitalter, die durch Katastrophen voneinander getrennt sind. Ihnen waren die vier Planeten Jupiter, Saturn, Merkur und Mars sowie vier Metalle (ursprünglich wohl Gold, Silber, Erz und Eisen) zugeordnet. Die eigene Gegenwart wurde ins letzte bzw. ins schlechteste Zeitalter eingeordnet.
Aus diesem Urmythos wird von manchen Forschern aufgrund des jeweils katastrophalen Endes auf eine katastrophistische Vergangenheit in der menschlichen Geschichte geschlossen, die erst zu diesem Mythos führte. Allerdings sind diese Ansätze zur Zeit eher Nebenströmungen in der Geschichtsforschung.
Nordische Sichtweise
Im ersten Götterlied Völuspa der Edda wird unter anderem berichtet, daß neun Welten in einer Folge von Zeitaltern untergingen.
Griechisch hellenistisches Verständnis
Hesiod, einer der frühesten griechischen Schriftsteller, unterschied in der Theogonie bzw. in Werke und Tage die folgenden vier Weltalter mit vier Menschengeschlechtern, die durch den Zorn der Planetengötter vernichtet wurden:
- Goldenes Zeitalter
- Silbernes Zeitalter
- Ehernes oder Erzenes Zeitalter
- Eisernes Zeitalter
Auch Philo beschreibt in Über die Ewigkeit der Welt die Anschauung der Stoiker, nach der unsere Welt in periodischen Weltenbränden neu geformt würde. Ebenso berichten Anaximenes, Anaximander, Diogenes von Apollonia, Aristarch von Samos, Platon oder Heraklit von wiederkehrenden Weltzerstörungen und anschliessend neu beginnenden Zeitaltern.
Indisch hinduistisches Verständnis
Yuga (Sanskrit, n., युग, yuga, [ ]) oder Kaipas ist die hinduistische Bezeichnung für die Weltalter, die jeweils in Pralayas oder Kataklysmen untergingen.[1] Es wird meist von vier, zum Teil aber auch bis zu sieben vergangenen Weltaltern gesprochen.
Chinesische Auffassung
In alten chinesischen Schriften werden die untergegangenen Zeitalter als „Kis“ bezeichnet und es werden zehn solcher Kis’ von Anbeginn der Welt bis zu Konfuzius gezählt.[2] In der alten chinesischen Enzyklopädie Sing-li-ta-tsiuen-chou wird die Zeit zwischen zwei Katastrophen, die jedes Zeitalter beenden und ein neues beginnen lassen, als ein „Großes Jahr“ betrachtet.
Betrachtungen in Amerika
Auch in Amerika bei den Inkas, den Azteken und den Mayas sind Mythen über Weltalter und diese beendende Katastrophen gefunden worden. Alexander von Humboldt zitierte den spanischen Schriftsteller Gomara aus dem sechzehnten Jahrhundert: „Die Nationen von Culhua oder Mexiko glauben, entsprechend ihrer Hieroglyphenmalereien, daß vor der Sonne, die sie jetzt bescheint, bereits vier andere der Reihe nach ausgelöscht worden waren. Diese vier Sonnen entsprechen ebensovielen Zeitaltern, in denen das Menschengeschlecht durch Überschwemmungen, durch Erdbeben, durch eine allgemeine Feuersbrunst und durch die Wirkungen verheerender Stürme vernichtet wurde.“[3]
Ein großer Teil der in Yucatan gefundenen steinernen Inschriften bezieht sich auf Weltkatastrophen. „Die ältesten dieser Fragmente (Katuns oder Kalendersteine Yucatans) beziehen sich im allgemeinen auf große Katastrophen, die, sich in Abständen wiederholend, den amerikanischen Kontinent erschütterten, und von denen alle Nationen dieses Kontinents eine mehr oder weniger deutliche Erinnerung bewahrt haben.“[4]
Spirituelle Auffassung
In manchen Werken folgen Zeitalter zyklisch aufeinander, meist vom besten zum schlechtesten absteigend. Dabei wird mehr die spirituelle Ebene betrachtet und weniger die weltliche, katastrophistische. Der Übergang zwischen beiden ist aber fließend.
Ob und in wieweit sich aus der mythische-katastrophistischen Auffassung die spirituell-philosophische entwickelt hat, oder vielleicht sogar umgekehrt, ist nicht abschließend erforscht. An dem fließenden Übergang vom Einen zum Anderen kann man aber die gemeinsamen Ursprünge erahnen.
Indisch hinduistisches Verständnis

Im Indisch hinduistisches Verständnis vermischt sich die historisch, kosmologische Auffassung mit der spirituellen. Wie oben gezeigt, sind auch im indischen katastrophistische Elemente bekannt. Im religiösen, spirituelle Sinne gehen Hindus von der Vorstellung aus, dass das Sein einem sich immer wiederholendem Ablauf von Werden und Vergehen ausgesetzt ist. Dieser Kreislauf wird Weltzyklus genannt und in die vier Weltalter aufgeteilt:
Im ersten Weltalter, dem Krita Yuga (Satya-Yuga), wird das in ihm Gestalt gewordene Lebensgesetz (Dharma) voll verwirklicht. Die Kraft des Heiligen Dharmas schwindet um je ein Viertel von Weltalter zu Weltalter. Im Treta-Yuga sind also nur noch 3/4, und im Dvapara-Yuga nur noch 1/2 des Dharma vorhanden. Im Kali-Yuga wird mit 1/4 der schwächste und somit schlechteste Zustand erreicht.
Die vier Yuga bilden ein Großzeitalter, Maha-Yuga genannt. Dieses umfasst 12.000 Götter- bzw. 4.320.000 Menschenjahre. 1.000 Maha-Yugas sind ein Brahma-Tag. Auf einen Brahma-Tag folgt eine ebenso lange Brahma-Nacht. Das Leben eines Brahmas dauert 100 Brahma-Jahre. Anschließend kommt es zu einem Zustand vollkommener Eingeschmolzenheit für weitere 100 Brahma-Jahre. Ein kompletter Weltenzyklus dauert demnach 311.040 Milliarden Menschenjahre. Es folgen im Anschluss daran weitere Zyklen.
Über die Zeitspannen gehen die Meinungen jedoch auseinander. Nach Darlegung einer Korrektur der zuvor genannten zeitlichen Dauer der Welt- oder auch Zeitalter durch Swami Sri Yukteswar Giri in seinem Werk Die Heilige Wissenschaft beträgt die tatsächliche Dauer eines vollständigen Zyklus der vier Yugas nur 24.000 Jahre. Die extremen Längen der vorher genannten Zeiten beruhen danach auf einem Rechenfehler, der sich im Kali-Yuga eingeschlichen haben soll, dem dunklen Zeitalter, dessen Ende ungefähr mit der Renaissance ab dem späten 15. eher 16. Jhd. zusammenfällt.
Nach Sri Yukteswar beträgt die Dauer des Kali-Yuga inklusive einer Übergangszeit am Beginn und am Ende von 100 Jahren 1200 Jahre. Das Dvapara-Yuga dauert mit je 200 Jahren Übergangszeit 2400 Jahre, das Treta-Yuga mit einer Übergangszeit von je 300 Jahren 3600 Jahre und schließlich das Satya-Yuga mit 400 Jahren Übergangszeit 4800 Jahre. Ein aufsteigender Zyklus umfasst nach dieser Berechnung also 12.000 Jahre und der darauffolgende absteigende Zyklus ebenfalls 12.000 Jahre. Wir befinden uns demnach jetzt am Beginn des Dvapara-Yuga und haben die Übergangszeit bereits hinter uns. Der Tiefpunkt des Kali-Yuga, jene Zeit, wo sich das letzte Kali-Yuga des absteigenden Zyklus und das erste Kali-Yuga des aufsteigenden Zyklus treffen, wäre demnach ungefähr 498 nach Christus.
Die meisten Hindus dagegen gehen davon aus, dass wir jetzt im Kali-Yuga leben, seit Krishna die Welt verlassen hat, wobei man auf Grundlage der Mythologie oft 3102 v.Chr. als Jahreszahl angibt.
Buddhistisch mythologisches Verständnis

In ähnlicher Weise kennt die buddhistische Zeitrechnung diese mythologisch-spirituellen Zeitalter:
Yugas:
- Goldenes Zeitalter
- Silbernes Zeitalter
- Bronzenes oder Kupfernes Zeitalter
- Eisernes Zeitalter
Gemäß der buddhistischen Überlieferung degeneriert ein Zeitalter nach dem Erscheinen eines lehrenden Buddhas schrittweise. Nach einem als golden, silbern und kupfern bezeichneten Zeitalter befinden wir uns heute im sogenannten "eisernen Zeitalter" (Sanskrit: Kaliyuga) in der die äußere Welt, als auch die geistige Verfassung der Wesen sehr stark von den drei Wurzel-Geistesgiften Hass, Gier und Verwirrung betroffen sind. Nach der buddhistischen Kosmologie bezeichnet ein "Eisernes Zeitalter" die vierte und letzte größere Zeitperiode innerhalb eines Zeitabschnitts von ca. 3000 Jahren, nach der Geburt eines Buddhas bis zum Erscheinen eines neuen Buddhas. Ein "eisernes Zeitalter" ist daher in stärkerem Maße von Krieg und weitverbreitetem Leid betroffen als die vorausgegangenen Zeitalter es waren. Es wird auch als das Zeitalter des Niedergangs bezeichnet. In einem solchen Zeitalter haben nur noch wenige Wesen die Fähigkeit Meditation zur geistigen Entwicklung auszuüben und bedürfen sehr kraftvoller Methoden, um den Geist zur vollen Erleuchtung zu führen. Am Ende eines eisernen Zeitalters erscheint nach der Überlieferung ein neuer Buddha, der erneut erleuchtete Lehren verkündet, worauf ein neues goldenes Zeitalter anbricht. In einem goldenen Zeitalter finden die Wesen leicht Zugang zu spiritueller Praxis und der Geist der Wesen ist nur wenig durch Geistesgifte verschleiert.
Kalpas:
Im gegenwärtigen Äon (Theologie) (Sanskrit: Kalpa) werden nach der Legende 1000 Buddhas erscheinen, die das "Rad der Lehre" erneut in Bewegung setzten. Nach der buddhistischen Überlieferung war Buddha Shakyamuni (*563 v. Chr.) der 4. Buddha der in diesem Äon erschienen ist. Vorzeitige Buddhas waren Kashyapa (9.Jt.v.Chr.?), Kanakamuni (6.Jt.v.Chr?) und Dipamkara (4./3. Jt.v.Chr.?). Das Erscheinen des fünften Buddhas mit Namen Maitreya ist (je nach Quelle) angesagt für 3000, 5000 oder 30'000 Jahre nach Buddha Gotama. Der letzte von 1000 Buddhas dieses Äons wird am Ende einer unfassbar langen Zeitspanne den Namen Möpa (Vollendung) tragen.
Quellen
- ↑ H. C. Warren Buddhism in Translations (1896)
- ↑ H. Murray, J. Crawfurd et alii An Historical and Descriptive Account of China (2. Ausg. 1836)
- ↑ Alexander von Humboldt Researcbes II
- ↑ C E. Brasseur de Bourbourg S'il existe des sources de l’histoire primitive du Mexique dans les monuments égyptiens, etc. (1864)
Siehe auch
im Sinne der katastrophistischen Ausgänge der Zeitalter
- Katastrophismus
- Sintflut
- Weltenbrand
- Platons Timaeus
- Germanische Mythologie und Nordische Mythologie
im spirituellen Sinne von zyklischen Zeitaltern
- Buddhismus und Buddha (Kashyapa, Kanakamuni, Dipamkara)
- Bhagavad Gita und Jainismus
- Eckankar
- Joachim von Fiore
- Utopische_Literatur
Literatur
- Bodo Gatz, Weltalter, goldene Zeit und sinnverwandte Vorstellungen, Hildesheim 1967
- Swami Sri Yukteswar, Die Heilige Wissenschaft, broschiert ISBN 3502626707, gebunden ISBN 0876120575
Weblinks
- The Yuga Project Bündelt historische und astronomische Untersuchungen zu den Zeitaltern oder Yugas wie durch Sri Yukteswar in Die Heilige Wissenschaft dargelegt.
- The Great Year Material mit wissenschaftlichen Thesen zur möglichen Existenz der Zeitalter.
- The Binary Research Institute Thesen zur Existenz eine Zwillingssterns unseres Sonnensystems, evtl. verantwortlich für die Zyklen der Zeitalter.
- The Sirius Research Group Thesen zur Begründung von Sirius als Zwillingssystem unseres Sonnensystems (auch deutsche Artikel).
- East-West, September 1932 Vol.4—11 siehe Artikel Astrological World Cycles von Tara Mata (Laurie Pratt)