Henneberger Land
Henneberger Land ist eine Landschaftsbezeichnung in der südthüringischen Region, welche dem Kernland des Herrschaftsgebietes der einstigen Grafschaft Henneberg entspricht und durch Fränkische Dialekte geprägt ist.

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Definitionen und Grenzen
Das Henneberger Land liegt in Südthüringen zwischen der Rhön im Westen, dem Schiefergebirge im Osten, dem Thüringer Wald im Norden und - über die heutigen thüringischen Landesgrenzen hinaus - dem Grabfeld im Süden. Dieses Gebiet entspricht heute auf Thüringer Seite den südlich des Rennsteigs gelegenen Landkreisen Schmalkalden-Meiningen, Hildburghausen und Sonneberg, der kreisfreien Stadt Suhl sowie dem Süden des Wartburgkreises um Bad Salzungen und den südlich des Rennsteiges gelegenen Teilen des Ilm-Kreises.
Während sich diese Umschreibung weitgehend mit der Region Südthüringen deckt, wird heute die Bezeichnung Henneberger Land auch oft nur auf das durch den Henneberger Dialekt gekennzeichnete Gebiet, das aus dem heutigen Landkreis Schmalkalden-Meiningen, dem Nordwesten des Landkreises Hildburghausen (Schleusingen, Themar) und der kreisfreien Stadt Suhl besteht, beschränkt.
Seinen Namen verdankt diese Region der historischen Grafschaft Henneberg, die vom 11. Jahrhundert bis 1583 bestand und deren Nachfolgestaaten unter diesem Namen reichsrechtlich bis zum Jahr 1806 weiterhin eine gemeinschaftliche Stimme im Fränkischen Reichskreis bildeten.
In der Bezeichnung Henneberger Land lebt, wie in vielen vergleichbaren Fällen auch, der Name des über einen großen Zeitraum dominierenden Herrschergeschlechtes als Landschaftsbezeichnung fort.
Charakterisierung
Zwischen dem thüringischen Meiningen und dem bayerischen Mellrichstadt liegt der Henneberg. Am Fuß des Berges gibt es den gleichnamigen Ort Henneberg, auf dem Berg die Burg Henneberg. Sie war der Stammsitz der Grafen von Henneberg und letztlich der Namensgeber der ganzen Region. Weit ins Land sichtbar ist sie noch heute ein wichtiges Symbol dieses Landes und ihrer Zeit. Auf Grund seiner Lage zwischen Franken, Hessen und Thüringen befand sich das Henneberger Land politisch-kulturell, wirtschaftlich und schließlich auch militärisch immer in einer umkämpften Mischzone. Dies spiegelt sich auch in den hier anzutreffenden Sprachen wieder, welche die Rolle Hennebergs als Vermittler und Brücke zwischen den drei Großregionen noch unterstreichen. Diese Entwicklung hat eine intensive fränkisch geprägte, im Westen hessisch und insgesamt vor allem thüringisch beeinflusste Identität zur Folge, in der sich auch ganz eigene Facetten herausbildeten. Das unter Bayern, Hessen, Baden-Württemberg und Thüringen aufgeteilte historische Frankenland macht im Henneberger Land, was über die Landesgrenzen hinaus auch bayerisch und hessische Anteile hat, die Hauptfläche aus.
Kaum eine andere Region Thüringens wurde so vom Auseinanderbrechen der Herrschaftsgebiete und vom Wechsel der Machtverhältnisse gezeichnet wie das Henneberger Land, was zwangsläufig zum Verlust von Identität und Zugehörigkeitsgefühl führte. Schlusspunkt dieser Entwicklung war die Schaffung des Bezirkes Suhl in der DDR, der erstmals seit Jahrhunderten große Teile des Henneberger Landes wieder zu einer Verwaltungseinheit zusammenführte, bei dem jedoch die hennebergisch-fränkische Identität in den Hintergrund trat. So kam es, dass außerhalb des Henneberger Kernlandes um Suhl und Schleusingen die Bezeichnung „Henneberger Land“ nur noch selten in Gebrauch war bzw. ist. Bis heute hat sich dieser Zustand insofern erhalten, da beispielsweise der Kirchenkreis der Evangelischen Kirche „Henneberger Land“ ausschließlich die einst an Preußen gefallenen Gebiete um Suhl und Schleusingen unter dem Dach der Kirchenprovinz Sachsen vereint. Seit dem Mauerfall 1989 und spätestens dem 900. Jahrestag des Henneberger Landes 1996 ist der Gebrauch des Begriffes wieder etwas häufiger anzutreffen.
Geographie
Geographisch und verkehrstechnisch ist das Henneberger Land in die südthüringischen Fluß und Gebirgslandschaften eingebettet, welche im Artikel Südthüringen eingehend beschrieben und behandelt werden.
Im Zeichen der Henne
Bis auf den Landkreis Sonneberg führen heute im Henneberger Land alle Landkreise und die kreisfreie Stadt Suhl die Henne in ihrem Wappen.
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Stadt Suhl
Geschichte
- 8000-6000 v.Chr. Nach der letzten Eiszeit erste Siedlungen von Jägern und Sammlern
- 5000-2000 v.Chr. Übergang von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit - Ackerbauern und Viehzüchter, vor allem im Gleichberggebiet Bandkeramiker , Schnurkeramiker, und Glockenbecherleute
- 1600 – 1200 v.Chr. Hügelgräber zwischen Wichtshausen und Schwarza bei Suhl und in der Rhön
- Ca. 1000 v. Chr. Erste Wehranlagen an den Gleichbergen, Urnenfelderkultur in Grabfeld, Werratal, Vorderröhn bei Gumbelstadt und Schweine
- 700 – 450 v.Chr. Eisenverarbeitung in der Hallstadtzeit beginnt, Wiederbesiedlung der Steinsburg, weitere Funde im Grabfeld; Jüchsen, Henfstädt und Herpf werden auf diese Zeit datiert
- 450 – ca. 50 v.Chr Keltische La-Tène-Zeit – Kultur (Eisenzeit) in der Region, Fliehburgen u.a. in der Rhön, stadtähnliche, befestigte Siedlung auf dem Kl. Gleichberg
- 1.-6.Jh.n.Chr. zögerliche Besiedlung durch germanische Stämme in dem hauptsächlich mit Buchen bewaldeten Gebiet („Buchonia“)
- bis 531 n.Chr. Teil des Königreichs Thüringen
- 7.-8. Jh. fränkische Kolonisation aus Mainfranken setzt ein, damit einher gehen mittelalterlicher Landesausbau und Schaffung von Feudalstrukturen, Christianisierung beginnt
- 758 durch die erste urkundliche Erwähnung von Jüchsen beginnen, hauptsächlich durch das hier landbesitzreiche Kloster Fulda, schriftliche Überlieferungen. Teil des Großherzogtums Franken unter Karl dem Großen.
- um 815 – 824 Gründung Kloster Rohr
- Zwischen dem 10 und 11 Jh. Niedergang der Fränkischen Grafschaftsverfassung, Zerfall des Fränkischen Großreichs in etliche Kleinherrschaften , Gründung des Klosters Herrenbreitungen
- 1096 erste urkundliche Erwähnung der Grafen von Henneberg welche die Region als territoriale Zentralmacht zusammenschließt
- 1131 – 1135 das hennebergische Hauskloster Veßra wird gegründet
- 12. – Anfang 14. Jh. weitere Klostergründungen , Entstehung von Kleinstädten mit Markt- und Gewerberecht; Entstehung von hennebergischen Nebenlinien (Frankensteiner bei Salzungen, Coburger-Linie); zahlreiche Burgen entstehen aufgrund territorialer Auseinandersetzungen
- 1274 Hennebergische Haupt-Teilung in Hartenberg, Aschach-Römhild und Schleusingen (siehe Grafschaft Henneberg)
- 1284-1347 Blütezeit der Henneberger Macht, größte Ausdehnung, von Coburg bis Salzungen in Ost-West Richtung nach der Wiedereingliederung Frankensteiner und Coburger Gebiete.
- seit 1310 gefürstete Grafschaft Henneberg
- 1347-1480 Machtkrise des Hauses Henneberg durch den Verlust der Neuen Herrschaft Coburg, welche bis 1450 anhält und sich um 1500 relativ stabilisiert. Missernten verursachen das Verlassen und Wüstwerden von vielen Dörfern. Machtkämpfe und Adelsfehden veranlassen den Bau mehrerer Wehrkirchen. Beginn von Stadtbefestigungen der hennebergischen Kleinstädte im Zuge ihres ökonomischen Aufstiegs.
- 1525 während des Bauernkriegs durchziehen die kämpfenden Horden des Werra- und des Bildhäuser Haufens das Henneberger Land und verwüsten mehrere Burgen und Klöster
- 1529 beginnen die Tagungen des Schmalkadischen Bunds (Bund der protestantischen Städte)
- 1539 Hennebergische Landesordnung (ähnlich einer Verfassung) wird im HL eingeführt
- 1542 die würzburgische Stadt Meiningen geht durch Tausch an Henneberg
- 1544 wird die Reformation, nach langen Zeit der politischen Rücksicht auf die katholischen „Mitfranken“, eingeleitet (hennebergischer Reformator Johann Forster) welche den zukünftigen politischen Anschluss an Thüringen zu Folge hat.
- 1546/1547 Schmalkaldischer Krieg (das Heer Kaiser Karls V besiegt am 24. April 1547 das protestantische Heer in der Schlacht bei Mühlberg
- In den Jahren 1553 und 1554 kommt es im Zuge des sogenannten Markgräflerkrieges zu Plünderungen, Brandschatzungen und Verwüstungen im Henneberger Land. Das an der nördlichen Peripherie des fränkischen Reichskreises gelegene Henneberg ist auch im Konflikt zwischen Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach und den Städten Würzburg, Bamberg, Nürnberg sowie Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel, wie schon im Schmalkaldischen Krieg, neutral. Jedoch seine Transitlage macht es wiederholt zum Schauplatz von Auseinandersetzungen.
- 1583 das Aussterben der Grafen von Henneberg in männlicher Linie beendet die fast 500jährige Herrschaft derer von Henneberg und bringt einen Großteil der Region politisch an die Wettiner. Noch bleibt - außer für Schmalkalden, was ganz an Hessen geht - Meiningen alleiniger Regierungssitz.
- ca. um 1600 Höhepunkt und Blütezeit von Kupfer- und Eisenerzbergbau, weitere Glashütten entstehen und die Holzverarbeitung entwickelt sich weiter. Woll-, Leinen- und Barchentwebereien. Eisenverarbeitung (z.B. Waffenschmieden in Suhl)
- Es toben Kämpfe in Deutschland während des 30jährigen Krieges, von denen das Henneberger Land auf Grund seiner Neutralität weitestgehend verschont bleibt, 1634 kommt es zum verhehrenden Kroateneinfall in Folge der wettinischen Entscheidung, das Lager gegen das katholische Würzburg zu wechseln.
- Bis zum Ende des 30jährigen Krieges 1648 verliert das Henneberger Land ca. 2/3 der Bevölkerung
- 1660 Teilung der gemeinschaftlichen wettinischen Grafschaft Henneberg unter Wahrung der reichsrechtlichen (- formellen) Einheit und dem Verbleib im fränkischen Reichskreis , Sachsen-Zeitz ; Sachsen-Weimar; Sachsen-Gotha; Sachsen-Altenburg
- 1680 Teilung des Herzogtums Sachsen-Gotha machte unter anderem die Entstehung von Sachsen-Meiningen; Sachsen-Hildburghausen und Sachsen-Römhild möglich, Höhepunkt der Kleinstaaterei war erreicht.
- um 1700 die Schäden des 30 jährigen Kriegs beginnen zu verschwinden, Aufschwung traditioneller Gewerbe u.a. Spielzeug in Sonneberg
- 1747 - 1748 „Wasunger Krieg“ zwischen Sachsen- Gotha und Sachsen- Meiningen
- 1756 – 1763 Siebenjähriger Krieg stürzt die ansässigen Gewerbe in eine weitere Krise
- 1760 Gründung der Porzellanmanufaktur in Veilsdorf
- 1775 – 1803 Herzöge Karl und Georg I von Sachsen- Meinigen fördern die Reform des aufgeklärten Absolutismus
- 1792 – 1795 Durchmärsche napoleonischer Truppen strapazieren das Land und das Gewerbe aufs Neue.
- 1803 Der Reichsdeputationshauptausschuss beseitigt die schlimmsten Nachteile der Kleinstaaterei.
- 1815 Der Wiener Kongress beschäftigt sich u.a. mit den Auswüchsen der Kleinstaaterei.
- 1824 Sachsen-Meiningen erhält seine erste Verfassung.
- 1826 Nach dem Aussterben von Sachsen Gotha-Altenburg werden die ernestinischen Lande neu geordnet. Sachsen-Meiningen wird zur Führungsmacht im Henneberger Land.
- 1848 – 1850 Im Zuge der Revolution von 1848 kommt es zu bürgerliche Reformen. Ein Ergebnis ist die Ablösung der bäuerlichen Feudallasten durch das Ablösungsgesetz in Sachsen-Meiningen.
- 1858 Die Werrabahn wird eingeweiht.
- 1863 In Sachsen-Meiningen wird die Gewerbefreiheit eingeführt.
- 4.7.1866 Im deutschen Bruderkrieg Preußen gegen Bayern kommt es zur Schlacht bei Rossdorf. Die hennebergischen Nachfolgestaaten schließen sich dem Norddeutschen Bund an, ab 1871 dem Deutschen Reich.
- 1866 – 1914 Meiningen steigt, unter Georg II zu einem anerkannten nationalen und internationalen Kulturzentrum auf, die Industrialisierung beginnt.
- 1893 Nach erfolgreichen Kalibohrungen beginnt der Kalibergbau in der Nordrhön.
- 1918 Es kommt zur Novemberrevolution in Deutschland. Bernhard III von Sachsen-Meiningen dankt ab.
- 1920 Die thüringische Einzelstaaten schließen sich zum Land Thüringen zusammen. Es kommt zu schweren Kämpfen in Suhl und Schleusingen während des Kapp-Putsches.
- 1922 Die zum Land Thüringen gehörenden Kreise im Henneberger Land werden eingerichtet. Konkret sind das der Kreis Meiningen, Kreis Hildburghausen, Kreis Sonneberg, Kreis Suhl und Kreis Schmalkalden. Der thüringische Teil der Rhön kommt zum Kreis Eisenach.
- 1945 Am 23. Februar werden u.a. Meiningen und Hildburghausen von den amerikanischen Luftstreikräften angegriffen. Vom 3. bis 11. April besetzen die US-Amerikaner das Gebiet. Am 3. Juli wird die Besatzung von sowjetischen Truppen übernommen. Unmittelbare Folge ist der Beginn der innerdeutschen Grenzziehung auch in dieser Region. Es erfolgt eine Neubildung des Landes Thüringen, bestehend aus dem Land Thüringen von 1920, jedoch ohne die Exklaven Allstedt und Ostheim, ferner aus dem Gebiet des früheren preußischen Regierungsbezirkes Erfurt und der Herrschaft Schmalkalden.
- 1952 Nach 32 Jahren wird das Land Thüringen aufgelöst. Thüringen wird in drei Verwaltungsbezirke gegliedert. Das Südthüringische Henneberger Land wird in die Kreise Bad Salzungen, Schmalkalden, Meiningen, Hildburghausen, Sonneberg, Neuhaus, Suhl und Suhl-Land untergliedert und dem Bezirk Suhl zugeordnet. An der Grenze des Henneberger Landes, ebenfalls im Bezirk Suhl, liegt der Kreis Ilmenau.
- 1990 Nach dem Ende der deutschen Teilung wird die Region in das wieder geschaffenen Land Thüringen eingegliedert.
- 1994 Im Zuge der Kreisgebietsreform werden die Kreise Bad Salzungen und Eisenach zum Wartburgkreis zusammengelegt, die Kreise Meiningen und Schmalkalden fusionieren. Aufgelöst werden die Kreise Suhl-Land und Neuhaus am Rennweg. Das Gebiet des Kreises Suhl-Land wird auf die Kreise Schmalkalden-Meiningen und Hildburghausen verteilt. Die Südliche Teile des Kreises Neuhaus gehen an Kreis Sonneberg. Das Gleichberggebiet um Römhild kommt zum Kreis Hildburghausen. Suhl selbst wird mit ausgedehnten Eingemeindungen Kreisfreie Stadt.
Städte und Bauwerke
Die größten Städte im historischen Henneberger Land
Hildburghausen - Themar - Römhild - Eisfeld - Sonneberg

Auf Grund der geografischen Lage zwischen den zwei Mittelgebirgen, Thüringer Wald und Rhön, einer nur kargen landwirtschaftlichen Ertragslage und territorialer Enge, welche die Kleinstaaterei mit sich brachte, fiel der Bevölkerungszuwachs über die Jahrhunderte nur sehr spärlich aus. Erst als im Zuge der Industrialisierung die Anbindung an das Eisenbahnnetz mit der Werrabahn erfolgte, konnte ein spürbarer Ruck in der Stadtentwicklung verzeichnet werden. Jedoch gelang es Städten in dieser Region nie die Größe zu erlangen zu welcher vergleichbare Städte in den angrenzenden Großlandschaften heranwuchsen. Meiningen als Residenz- und Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-Meiningen war regional so über viele Jahre die einzige größere Stadt. Diesen Rang musste Meiningen spätestens in Zeiten der "Neu-Industrialisierung" nach 1920 vor allem an Suhl abtreten. (Was Suhl anbelangt ist dieser Trend nach 1989 wieder Rückläufig) Im Schnitt haben die großen Städte im Hennberger Land eine Einwohner Zahl von 20.000 - 26.000 Einwohnern mit Ausnahme von Suhl 42.689 , Tendenz fallend. Die zum großen Teil in der Kleinstaaterei begründete Entwicklung von ausschließlich kleinen und mittleren Städten, haben auch ein positives Resümee. Die Teilung der Henneberger Lande in mehrere Herzogtümer brachte die Schaffung jeweiliger Residenz Städte mit sich. So findet man im Henneberger Land ein beachtliche Anzahl von Schlössern, Burgen, Park und Kulturanlagen.
Burgen und Schlösser im Henneberger Land
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Schloß Bertholdsburg Schleusingen
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Veste Heldburg Innenhof
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Schloss Elisabethenburg Meiningen
Henneberger Haus
Seit dem 19 Jh. ist es in den Städten des Henneberger Landes üblich ein Henneberger Haus zu besitzen. Diese regionale Tradition ist eine Besonderheit, welche noch heute an die Vergangenheit dieser Südthüringischen Region erinnert. Bisweilen war, gerade in den letzten Jahrzehnten, die Architektur dieser patriotischen „Denkmäler“ recht skurril.Das architektonisch wohl schönste Henneberger Haus ist in Meiningen kurz vor der Fußgängerzone Richtung Markt zu finden. Meist sind in diesen Gebäuden Gasthäuser oder Hotels.
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Coburg, Goethestr. 3
Hennebergisches Fachwerk
Besucher des Henneberger Landes können eine ausgesprochen hohe Anzahl an erhaltenen Fachwerkbauten feststellen. Auf Grund des Waldreichtums in den südthüringischen Mittelgebirgen und ihrer vorgelagerten Gebiete hat sich diese Bauweise bis tief ins 19. Jahrhundert erhalten. Auffällig ist, nicht nur Wohnhäuser oder Wirtschaftsgebäude des „kleinen Mannes“, entstanden in diesem Stil, sondern auch in Kirchen, Ratsgebäuden, Amtssitzen ja sogar in Burgen und Schlössern floss er architektonisch ein.
Im Henneberger Land, welches zur mitteldeutsch- fränkischen Hauslandschaft zählt, setzte sich schon im 16. Jahrhundert die sogenannte fränkische Bauweise des Fachwerks durch, welche sich als fränkisch-hennebergischer Fachwerkstil bis in die Mitte des 18 Jahrhunderts weiter entwickelte. Danach geriet der Baustil bis auf eine kurze Renaissance in der Jugendstilzeit, in Vergessenheit. Die Besonderheit beim Hennebergeischen Fachwerk sind die geschwungenen, meist verzierten, Fachwerkkreuze. In der kurzen Zeit des Wiederaufblühens um 1900 kann man den fränkisch-hennebergischen Fachwerkstil an zahlreichen Gebäuden des öffentlichen Lebens, wie Postämterm, Forstämterm und Schulen oder Sanatorien aber vor allem an Wohnhäusern der gehobeneren Gesellschaft wiederfinden.
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Das Forsthaus von Heldburg
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Kuranlage Gradiergarten in Bad Salzungen
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Fachwerkkirche in Suhl-Mäbendorf
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Schleusingen, „Teutsche Schule“, hennebergisch-fränkisches Fachwerk, 1681
Sprach- und Besiedlungsgeschichte
- Hennebergisch in Schmalkalden-Meiningen-Zella-Mehlis-Suhl-Schleusingen in Richtung Salzbogen
- Itzgründisch in Hildburghausen-Sonneberg-Coburg
- Grabfeldisch in Bad Königshofen-Mellrichstadt-Römhild-Frankenheim-Gersfeld-Hilders)
Osthessisch-Fränkischer Mischdialekt (Westthüringisch)
- Zentralthüringisch im Raum Ilmenau
Kirche und Religion
Eine Christliche Entwicklung ist in dieser Region erst nach der fränkischen Landnahme eindeutig nachzuweisen, da aus vorfränkische Zeit keinerlei Überlieferungen zu finden sind. So setzte mit der fränkischen Kolonialisierung auch die Christianisierung im Gebiet des Henneberger Landes ein. Der größte Teil dieser Region stand dabei unter dem Einfuß des 741/742 gegründeten Bistums Würzburg sowie der Klöster Fulda und Hersfeld, welche 755 entstanden. Unter diesem Einfluss entstanden , bis ins 10 Jh., größere Filialverbände mit Mutterkirchen. Seit dem 13 Jh. wurde das Bistum Würzburg in Archidiakonate untergliedert, hierbei wurden die Gebiete der Grafschaft Henneberg größtenteils dem Archidiakonat Mellrichstadt und seinen Landkapiteln Geisa, Mellrichstadt und Coburg zugewiesen. Schon im Zuge der Reformation 1525 entschieden sich die ernestinischen Landesteile diese einzuführen, wehrend sich die Henneberger aus Gründen der politischen Rücksichtnahme auf Würzburg noch bis 1544 zurückhielten. Die Reformation brachte auch die Auflösung der hiesigen Klöster, eine Umgestaltung der Gottesdienste und schließlich die komplette kirchlich- kulturelle Anlehnung an Thüringen mit sich, welche das Henneberger Land nun, in geistlicher Hinsicht, vom noch katholisch gebliebenen Teil Frankens isolierte. Nur das Amt Rockenstuhl- Geise konnten sich nach erfolgloser Reformation dieser Entwicklung entziehen. Da noch bis ins 19 Jh. hinein Kirche und Staat in einer engen Verbindung standen wurde auch die politische Gliederung der evangelischen Gebiete in Superintendenturen an die Amtsterritorien angelehnt. Seit 1608 wurde in der hessischen Herrschaft Schmalkalden oft gegen den Willen der Bevölkerung die reformierte Konfession eingeführt, was zu einem langen Streit mit den Lutheranern führte. Seit 1711 wurden mit den Hugenotten in Hildburghausen weitere reformierte Gemeinden angesiedelt, was die konfessionelle Situation zusätzlich verkomplizierte. Als die Abtei Fulda nach dem Wiedererlangen des Amtes Dermbach 1730- 1735 eine Gegenreformation startete, war ein weiterer Höhepunkt konfessioneller Zersplitterung erreicht. Die Auswanderung großer Bevölkerungsteile im 19. und frühen 20. Jh. brachte, vor allem in den Kali-Revieren der Nordrhön, eine katholische Diaspora der evangelischen Gebiete mit sich. Nach der Schaffung des Landes Thüringen 1920/21 wurde die Thüringische Landeskirche gegründet. Mit Ausnahme der ehem. hessischen Gebiete um Schmalkalden und der preußischen um Schleusingen und Suhl traten ihr alle evangelischen Gebiete der Region bei. Die bis 1952 nicht zu Thüringen gehörenden preußischen Teile des Henneberger Landes traten bis auf den heutigen Tag nicht der thüringischen Landeskirche bei und tragen als Verweis ihrer kulturellen Zugehörigkeit noch heute traditionell den Namen „evangelische Kirche Henneberger Land“. Sie gehören nach wie vor der Kirchenprovinz Sachsen an, welche mit der thüringischen LK in einer Föderation verbunden ist. 1990 wurde das Diakonische Werk im Kirchenkreis Henneberger Land als gemeinnütziger Verein gegründet. Bis 1938 gab es in zahlreichen Orten auch jüdische Gemeinden welche im Sturm der Kristallnacht und ihrer Folgen verschwanden.Das Henneberger Land verfügt über eine große Anzahl gotischer Kirchen, Kirchen im Fachwerkstil, Wehrkirchen , einiger romanischer Kirchen und zahlreicher in der Blütezeit des hiesigen Sakralbaus im 18 Jh. entstandenen Barock- Kirchen
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Meiningen Stadtkirche "Unserer lieben Frauen"
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Walldorfer Wehrkirche
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Ev. Kirche Ebertshausen
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Kirche in Zella/Rhön
Regionale Persönlichkeiten
- Athanasius Kircher
- Cuno Hoffmeister
- Herbert Roth
- Christian Ludwig Wucke
- August Schleicher
- Hermann Pistor
- Oskar Dressel
- Fred Delmare
- Ludwig Müller-Uri
- Otto Ludwig
- Hans Luder (1459-1530) und Ehefrau Margarethe, geb. Lindemann (1459-1531) die Eltern Martin Luthers
Wahlhenneberger
Persönlichkeiten welche ihren Wirkungskreis im Henneberger Land haben oder hatten
- Johann Forster
- Justus Jonas der Ältere
- Ludwig Bechstein
- Friedrich Wilhelm August Fröbel
- Landolf Scherzer
Literatur
- Henneberg durch Land und Zeit - Veröffentlichung des Hennebergischen Museums Kloster Veßra (1-4)
- Günther Wölfing: Kleine Henneberger Landeskunde. Verlag Frankenschwelle KG Hildburghausen 1997
- Geschichte des Henneberger Landes zwischen Grabfeld, Rennsteig und Rhön ; Verlag Frankenschwelle H.-J. Salier Hildburghausen 1992
- Kai Lehmann Die Plünderung der gefürsteten Grafschaft Henneberg im Jahr 1554 ; Verlag Frankenschwelle KG Hildburghausen 2005