Industriebetriebslehre
Die Industriebetriebslehre als spezielle Betriebswirtschaftslehre der Industrie ist die Lehre vom Aufbau und der Organisation industrieller Unternehmen und der darin stattfindenden Produktionsprozesse.
Der Begriff des Industriebetriebs
Unter einem Industriebetrieb versteht man ein Wirtschaftsunternehmen, das - im Gegensatz zu Handwerksbetrieben - in Fabriken und Anlagen unter weitgehender Arbeitsteilung und unter Verwertung und Anwendung moderner Erzeugungsmittel (Maschinen, Motoren, Automaten, Energiequellen) und -verfahren die von der Natur gebotenen Stoffe in Massen- und Serienproduktion zu Gebrauchs- oder Verbrauchsgütern be- oder verarbeitet.
Zur Geschichte der Industriebetriebslehre
Vorläuferin der Industriebetriebslehre ist die sog. Fabrikbetriebslehre. Sie hat eine starke Ähnlichkeit mit der Betriebswissenschaft und ist vorzugsweise technisch orientiert. Daneben gab es auch eine Fabrikbetriebslehre betriebswirtschaftlicher Art. Diese befaßte sich mit organisationstechnischen Fragen der Fabrik- und Büroorganisation und dem industriellen Rechnungswesen, d.h. der Fabrikbuchhaltung und später auch der Kostenrechnung. Daraus entwickelte sich allmählich die heutige Industriebetriebslehre. Sie befaßt sich mit der Erforschung der gesamten Lebensäußerungen der Industriebetriebe, sowohl der innerbetrieblichen und zwischenbetrieblichen Bereiche als auch mit den Verflechtungen mit der wirtschaftlichen Umwelt.
In Deutschland kann die Industriebetriebslehre als Studiengang belegt werden.
Grenzgebiete der Industriebetriebslehre
Die Industriebetriebslehre überschneidet sich mit anderen Wissensgebieten. Insbesondere ist an das Zusammenwirken von Kaufleuten und Technikern zu denken.
- Die Betriebswissenschaft behandelt die technische Richtung der Betriebslehre und ist vor allem eine Lehre vom technischen Arbeitsplatz.
- Volkswirtschaftslehre und VoIkswirtschaftspolitik: Industrielle Unternehmen als Glied der Volkswirtschaft sind Objekt volkswirtschaftlicher Maßnahmen.
- Rechtswissenschaft: Sie bestimmt von der juristischen Seite her das innerbetriebliche und zwischenbetriebliche Leben eines Industriebetriebes (Gewerbeordnung, Handelsrecht, Spezialgesetze).
- Psychologie: Wirtschaftspsychologie und insbesondere die Sozialpsychologie des Betriebes, die sich um die Menschenführung und die Wirkung des Arbeitsplatzes auf die Psyche des Menschen kümmert, etc.
- Ferner: Physiologie, Betriebssoziologie, Berufsmedizin, Wirtschaftsgeographie u.a.m.
Literatur
- Karl Rößle: Einführung in die Industrie-Betriebswirtschaftslehre. Leipzig: G. A. Gloeckner, 1931, 112 S. (Gloeckners Handelsbücherei; Bd. 103)
- Karl-Friedrich Rößle: Industrie-Betriebslehre. Nach Vorlesungen von Professor Dr. Karl-Friedrich Rößle in Verbindung mit dem Betriebswirtschaftlichen Institut der Universität München mit Genehmigung von Prof. Dr. K. Rößle herausgegeben vom Lehrmitteldienst des Studentenwerks München. 2. verbesserte Auflage. München: Selbstverlag des Studentenwerks München (Schnitzer-Druck Marktoberdorf/Allgäu), 1954, 87 Seiten (Skripten des Studentenwerks München)
- Erich Schäfer: Der Industriebetrieb. Betriebswirtschaftslehre der Industrie auf typologischer Grundlage. Köln; Opladen: Westdeutscher Verlag, Band 1: 1969, 203 S.; Band 2: 1971, VI S., S. 206 bis 377, ISBN 3-531-11077-2
- Erich Schäfer: Der Industriebetrieb. Betriebswirtschaftslehre der Industrie auf typologischer Grundlage. 2., erw. Auflage. Wiesbaden: Gabler, 1979, 390 S., ISBN 3-409-33521-8
- Peter Loos: Produktionslogistik in der chemischen Industrie. Betriebstypologische Merkmale und Informationsstrukturen. Zugleich: Habilitationsschrift Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät des Saarlandes, Sommer 1997. Wiesbaden: Gabler Verlag, 1997, ISBN 3-409-12323-7 - auch online PDF