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Honigpumpe am Arbeitsplatz

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Die Honigpumpe am Arbeitsplatz ist eine Installation des deutschen Bildhauers, Zeichners sowie Aktionskünstlers, Kunsttheoretikers und Politikers Joseph Beuys die erstmals auf der Documenta 6, 1977 im Museumsgebäude Fridericianum in Kassel der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Aufbau der Installation

Das Werk bestand aus einem Elektromotor, 2 Schiffsmaschinen, einer Kupferwalze, einem Stahlbehälter, ein Zinnrohr, einem Plastikschlauch, 150 kg Honig und 100 kg Margarine.

Im Erdgeschoss des Museums Fridericianum befand sich die mit einem Elektromotor betriebene Pumpe in einem halbkreisförmigen Raum, die den Honig durch eine 173 Meter langes System aus Plastikschläuchen durch das Treppenhaus in das Obergeschoss des Gebäudes transportierte.

Parallel zum Elektromotor waren zwei Schiffsmaschinen im Raum aufgestellt, die durch eine eine Kupferwelle miteinander verbunden waren. Die Kupferwelle rotierte in der Margarine.

In unmittelbarer Nähe zur Honigpumpe befand sich der Tagungsraum der "Freien Internationalen Hochschule für Kreativität und Interdisziplinäre Forschung“ (FIU), in dem Beuys ausführlich mit den Menschen diskutierte. Unterhalb der Decke, an der Fensterseite des FIU-Tagungsraums, war durch einige Meter das Plastikschlauchsystem in mehrfachen Windungen über dünne Eisenstangen gerollt und in den zirkulierenden Honigkreislauf integriert.

Dieser halbkreisförmige Raum war für die Besucher nicht zugänglich und konnte nur von oben eingesehen werden.

Hintergrund

Beuys arbeitete überwiegend mit alltäglichen, für die Kunst ungewöhnlichen Gegenständen und Materialien und setzte diese oftmals in poetische und emotional aufgeladene Verbindungen um. Hierbei verwendete er neben traditionellen künstlerischen Materialien wie Holz unter anderm auch Stoffe wie Fett, Filz und Honig und verrottende Materialien um den Ekel in der Kunst zu evozieren. Dies führte innerhalb der Kunst zu einer neuen Materialsprache.

Der Werkstoff Honig nahm auch in anderen Werken eine bedeutende Rolle ein, beispielsweise der Aktion Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt. Honig sollte in seiner Symbolik auf die hohe soziale Gemeinschaftsform der Honigbiene und deren Fähigkeiten der Staatenbildung hinweisen. Den Honig als ein von Bienen erzeugtes Nahrungsmittel und als naturwissenschaftliches Phänomen sah Beuys als eine Grundlage der Theorie der Sozialen Plastik. Honig wurde durch Beuys in seiner Kunst mehrfach verwendet.

In einem Gespräch, das die „Rheinische Bienenzeitung“ 1975 mit Beuys führte, ging der Künstler auf den Zusammenhang näher ein: Am Bienenorganismus sei dieser durch soziale Tätigkeit entstehende Wärmeprozess abbildbar. Beuys vergleicht ihn mit der Weiterentwicklung im Sinne des Sozialismus, aber nicht als Staat der perfekt funktionieren müsse, sondern im Sinne eines Organismus, der doch perfekt funktionieren muss.

„Dieser Begriff des Wärmehaften verbindet sich auch mit dem Begriff der Brüderlichkeit und des gegenseitigen Zusammenarbeitens, und deswegen haben Sozialisten die Biene genommen als Symbol, weil das im Bienenstock geschieht, die absolute Bereitschaft, sich selbst zurückzustellen und für andere etwas zu tun.” [1]

Im Jahr 1972 auf der Documenta 5 installierte er das Büro „Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ mit einem permanentem Diskussionsforum, sowie abschließend „Boxkampf für direkte Demokratie durch Volksabstimmung.“

Fünf Jahre später im Jahr 1977 präsentierte er die „Honigpumpe am Arbeitsplatz“ ebenfalls mit einem permanentem Diskussionsforum, um mit den Besuchern über den Erweiterten Kunstbegriff, die Soziale Plastik und die direkte Demokratie im Rahmen des hundert Tage dauernden Forums der „Freien Internationalen Hochschule für Kreativität und Interdisziplinäre Forschung“ (FIU) zu diskutieren.

Ursprünglich wollte Joseph Beuys die „Honigpumpe am Arbeitsplatz“ schon 1973 auf der Biennale in Venedig realisieren, doch aufgrund des Geräuschentwicklung des pumpenden Elektromotors änderte er seine Planung. Stattdessen stellte er das Werk Strassenbahnhaltestelle I auf der Bienale aus.

Am Eröffnungstag der Documenta 1977 fand unter anderem eine halbstündige Satellitenübertragung des Hessischen Rundfunks in die USA statt, in der Joseph Beuys seine Idee der sozialen Plastik vortrug. [2]

Bedeutung

Die Honigpumpe am Arbeitsplatz, eine Methaper für den Menschlichen und gesellschaftlichen Organismus, ist in der Gesamtheit ein Symbol für das Herz-Kreislaufsystem des Menschen.

Die mit Elektromotoren betriebene Pumpe bildet es das Herz, und den dem Honig eine Metapher für das Blut, das als zirkulierende Energie durch ein Adersystem aus Plexiglasschläuchen durch das Treppenhaus des Museums Fridericianum ins lichtdurchflutete Obergeschoss, eine Metapher für den obersten bzw. vordersten Körperteil eines Lebewesens, führt.

Der FIU-Tagungsraum bildet somit das Kommunikationssystem das die Sprache, Diskussion und Dialog ermöglicht.

Honig nahm im Werk von Beuys eine zentrale Rolle ein. Er verwendete es als Material innerhalb unter anderem in verschiedenen Aktionen wie z.B. in der Aktion Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt [3] als sein Kopf vollständig mit Blattgold, Goldstaub und Honig bedeckt war oder nimmt einen Bezug in der Arbeit „Gib mir Honig“, einem signierten Blecheimer für Honig aus dem Jahr 1979 [4] oder auch in früheren plastischen Arbeiten und Zeichnungen wie „Aus dem Leben der Bienen“ (1952)[5] oder „Bienenkönigin“(1956)[6] aufgreift.

Audio

  • Joseph Beuys: Eintritt in ein Lebewesen. Vortrag u. Diskussion am 6. August 1977 in Kassel anlässlich documenta 6, "Honigpumpe am Arbeitsplatz" ISBN 3928780514

Literatur

  • Johannes Stüttgen: Zeitstau. Im Kraftfeld des erweiterten Kunstbegriffs von Joseph Beuys; FIU-Verlag (1998) ISBN 3-928780-22-0
  • Clara Bodenmann-Ritter: Joseph Beuys - Jeder Mensch ein Künstler. Gespräche auf der documenta 5/1972; Ullstein TB, ISBN 3-548-34450-X
  • Harlan/Rappmann/Schata: Soziale Plastik. Materialien zu Joseph Beuys; Achberger Verlag (1984) ISBN 3-88103-012-3

Siehe auch

Quellen

  1. Heiner Stachelhaus: Joseph Beuys, Düsseldorf 1991, S. 88
  2. http://www.medienkunstnetz.de/werke/rede-in-der/
  3. http://www.ruedigersuenner.de/Atalante%205/Beuys/goldkopf-gross.jpg
  4. http://www.artnet.com/artwork/424547140/joseph-beuys-gib-mir-honig.html#
  5. http://www.artnet.com/artwork_images/1119/138308.jpg
  6. http://www.ruedigersuenner.de/Atalante%205/Beuys/biene-gross.jpg


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