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Zahlentheoretische Funktion

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Eine zahlentheoretische oder auch arithmetische Funktion ist eine Funktion, die jeder positiven natürlichen Zahl einen Funktionswert aus den komplexen Zahlen zuordnet. Diese Funktionen dienen in der Zahlentheorie dazu, Eigenschaften von natürlichen Zahlen, besonders deren Teilbarkeit zu beschreiben und zu untersuchen.

Spezielle zahlentheoretische Funktionen

Beispiele

Wichtige arithemtische Funktionen sind

  • die Identische Funktion und ihre Potenzen ,
  • die Dirichlet-Charaktere .
  • die Teileranzahlfunktion d(n), die angibt, wieviele Teiler die Zahl n besitzt,
  • die verallgemeinerten Teilerfunktionen
, die die Summe aller Teiler bzw. der k-ten Potenzen aller Teiler einer Zahl angeben,
  • die Eulersche φ-Funktion, die die Anzahl der zu n teilerfremden natürlichen Zahlen angibt, die nicht größer als n sind,
  • die Primzahlfunktion π(n), die die Anzahl der Primzahlen angibt, die nicht größer als n sind,
  • die Möbiussche μ-Funktion (siehe den Absatz über Faltung weiter unten).
  • die p-adische Exponentenbewertung und

Multiplikative Funktionen

Eine zahlentheoretische Funktion heißt multiplikativ, wenn für teilerfremde Zahlen a und b stets f(ab)=f(af(b) gilt und f(1) nicht verschwindet. Sie heißt vollständig multiplikativ, auch strikt oder streng multiplikativ, wenn dies auch für nicht teilerfremde Zahlen gilt. Jede vollständig multiplikative Funktion ist also multiplikativ. Eine multiplikative Funktion lässt sich darstellen als

, d. h. eine multiplikative Funktion ist vollständig durch die Werte bestimmt, die sie für Primzahlpotenzen annimmt.
  • Von den oben als Beispiele angeführten Funktionen sind die Identität und ihre Potenzen sowie die Dirichlet-Charaktere vollständig multiplikativ, die Teileranzahlfunktion, die Teilersummenfunktion und die Eulersche φ-Funktion multiplikativ. Die Primzahlfunktion und die Exponentenbewertung sind nicht multiplikativ.
  • Das (punktweise) Produkt von zwei (vollständig) multiplikativen Funktionen ist wieder (vollständig) multiplikativ.

Additive Funktionen

Eine zahlentheoretische Funktion heißt additiv, wenn für teilerfremde Zahlen a und b stets f(ab)=f(a)+f(b) gilt. Sie heißt streng additiv, wenn dies auch für nicht teilerfremde Zahlen gilt.

Ein Beispiel für eine additive Funktion ist die p-adische Exponentenbewertung. Aus jeder multiplikativen Funktion lässt sich eine additive Funktion konstruieren, indem man das Ergebnis logarithmiert. Präziser: Wenn f (vollständig) multiplikativ ist, dann ist log(f) eine (vollständig) additive Funktion.

Faltung

Die Faltung zweier Funktionen ist definiert als

Die Funktion bezeichnet man als die summatorische Funktion von f. Die Funktion ist konstant 1. Ihr Inverses bezüglich der Faltungsoperation ist die (multiplikative) Möbiusfunktion μ. Sie ist als multiplikative Funktion durch ihre Werte auf Primzahlpotenzen eindeutig bestimmt: Sie nimmt für Primzahlen p den Wert -1 und für höhere Primzahlpotenzen p², p³ usw. den Wert 0 an.

Mit Hilfe dieser Funktion kann man aus der summatorischen Funktion F die ursprüngliche Funktion f zurückgewinnen, indem man F mit μ faltet.

Siehe auch den allgemeineren Artikel Faltung (Mathematik).

Eigenschaften der Faltung

  • Die Faltung von zwei multiplikativen Funktionen ist multiplikativ.
  • Die Faltung von zwei vollständig multiplikativen Funktionen muss nicht vollständig multiplikativ sein.
  • Jede zahlentheoretische Funktion f, die an der Stelle 1 nicht verschwindet, besitzt eine Inverse bezüglich der Faltungsoperation.
  • Diese Faltungsinverse ist genau dann multiplikativ, wenn f multiplikativ ist.
  • Die Faltungsinverse einer vollständig multiplikativen Funktion ist multiplikativ aber im allgemeinen nicht vollständig multiplikativ.
  • Das neutrale Element der Faltungsoperation ist die Funktion η mit η(1)=1, η(n)=n für n>1.

Algebraische Struktur

  • Die Menge der zahlentheoretischen Funktionen bildet mit der komponentenweisen Addition, skalarer Multiplikation und der Faltung als innerer Multiplikation
  • Die multiplikative Gruppe dieses Ringes besteht aus den zahlentheoretischen Funktionen, die an der Stelle 1 nicht verschwinden.
  • Die Menge der multiplikativen Funktionen ist eine echte Untergruppe dieser Gruppe.

Abgrenzung vom Raum der komplexen Zahlenfolgen

Mit der komplexen Skalarmultiplikation, der komponentenweisen Addition (anstelle der Faltung) und der komponentenweisen Multiplikation bildet die Menge der zahlentheoretischen Funktionen ebenfalls eine kommutative C-Algebra, die Algebra der formalen (nicht notwendig konvergenten) komplexen Zahlenfolgen. Diese kanonische Struktur als Abbildungsraum ist in der Zahlentheorie jedoch kaum von Interesse.

Als komplexer Vektorraum ist dieser Folgenraum mit dem Raum der zahlentheoretischen Funktionen isomorph.

Literatur

  • Jörg Brüdern: Einführung in die analytische Zahlentheorie. Springer Verlag, Berlin u. a. 1995, ISBN 3-540-58821-3
  • Peter Bundschuh: Einführung in die Zahlentheorie. 5. überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Verlag, Berlin u. a. 2002, 336 S., ISBN 3-540-43579-4