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Couleur

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Couleur (franz. „Farbe“) ist die Bezeichnung für die Gesamtheit aller Kleidungs- und Schmuckstücke sowie aller Accessoires und Gebrauchsgegenstände, auf denen oder mit denen die männlichen und weiblichen Mitglieder farbentragender Studentenverbindungen ihre "Farben" zeigen. Ein Teil dieser Kleidungsstücke und Accessoires dient dazu, die Mitgliedschaft in der Verbindung mit den entsprechenden Farben zum Ausdruck zu bringen, also "Farbe zu bekennen".

Wichtigste Bestandteile des Couleurs eines Verbindungsstudenten sind das um die Brust getragene Band und die Mütze, die als „Mitgliedsabzeichen“ einer Studentenverbindung die größte Bedeutung haben. Des Weiteren tragen viele Verbindungsstudenten am Gürtel einen Zipfelbund, an dem mindestens ein so genannter "Zipfel" oder "Zipf" hängt, kleine Stückchen farbigen Bandes, deren Enden in Metall gefasst sind.

Georg Mühlberg - „Zum ersten Mal in Wichs“ (um 1900)

Die Farben

Würzburger Studententrachten um 1820: Farben willkürlich repräsentiert durch Oberbekleidung und Pfeifenquäste

Angeregt durch die Trikolore der französischen Revolution begannen die Studentenverbindungen gegen Ende des 18. Jahrhunderts und zu Beginn des 19. Jahrhunderts, sich eine Kombination aus meist drei Farben als Erkennungszeichen zuzulegen oder bei Gründung zu vereinbaren.

Farbfestlegung

Bei den frühen, landsmannschaftlich orientierten Verbindungen (Corps) hatten die Farben ihren Ursprung meist in den Landesfarben und in den „Civil-“ oder „Militair“-Uniformen des Herkunftslandes ihrer Mitglieder.

Die Burschenschaften wählten ab 1815 die Farben schwarz-rot-gold, die aus den Farben der Uniform (schwarzer Rock, rote Aufschläge und goldfarbene Messingknöpfe) des Lützowschen Freikorps abstammten. Auf dem Hambacher Fest wurden die deutschen Farben zum ersten Mal öffentlich gezeigt. Sie spiegeln somit die Sehnsucht nach der politischen Einheit und Volkssouveränität wieder. Diese Farben wurden später zu den Farben der deutschen Nationalflagge.

Bei den später entstandenen Verbindungen war die Farbwahl oft relativ willkürlich, orientierte sich aber oft an den Farben der Universitätsstadt oder an Landesfarben.

Die katholischen Verbindungen haben oft die päpstlichen Farben (gelb-weiß) in ihrem Band. Katholische Verbindungen, die zur Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie auf deren Territorium gegründet wurden, tragen häufig die kaiserlichen Farben (schwarz-gold) in ihrem Band.

Farbgestaltung

Landshuter Burschengarderobe um 1806 (Stammbuchzeichnung)

Aufgrund des Vorbilds der Trikolore waren es meistens drei Farben, die gewählt wurden; es gibt aber auch sehr alte Corps mit zwei Farben. Vier und fünf Farben sind auch üblich, aber meistens aus Zusammenschlüssen von Verbindungen entstanden, die sich auf eine Farbfolge festlegen mussten. Wenn aus zwei Landesfarben ein dreifarbiges Band entwickelt werden sollte, wiederholte man häufig eine Farbe, manchmal mit Nuancierung. So wurde aus dem preußischen schwarz-weiß meistens ein schwarz-weiß-schwarz für Borussia und aus dem bayerischen weiß-blau oft ein dunkelblau-weiß-hellblau (in verschiedenen Kombinationen) für Bavaria.

Voll entwickeltes Tübinger Couleur 1831: Fechtszene mit dem Corps Franconia Tübingen in moosgrün-rosa auf Gold (links) und dem Corps Suevia Tübingen in schwarz-weiß-rot auf Silber (rechts)

In der Regel haben alle Farbstreifen die gleiche Breite; es kommt aber auch vor (auch hier vor allem bei Zusammenschlüssen von Verbindungen), dass zwei Hauptfarben von zwei schmaleren Streifen in einer dritten Farbe umgeben sind. Man spricht dann von „Farbe1-Farbe2 auf Farbe3em Grund“.

Wie auch bei Nationalflaggen haben die Farben eine relevante Reihenfolge, sie können also nicht willkürlich kombiniert werden. Genannt werden sie dabei von oben nach unten. Ausnahmen sind die Universitätsstädte Jena und Halle, deren Verbindungen ihre Farben grundsätzlich von unten nach oben lesen. Es gibt auch noch einzelne Corps in Deutschland, zum Beispiel in Heidelberg und Freiburg im Breisgau, die ihre Farben ebenfalls von unten nach oben lesen.

Die Farben stammen im wesentlichen aus dem Repertoire der Heraldik, am verbreitetsten sind schwarz, blau, rot, grün, aber auch weiß und gelb sowie gold und silber. Verwendet werden ebenfalls die selteneren Farben violett und orange sowie (ganz selten) grau und braun.

Im Gegensatz zur Heraldik sind weiß und silber, aber auch gelb und gold jeweils verschiedene Farben (beziehungsweise Metalle). Dabei fällt auf, dass gold deutlich häufiger ist als gelb, während weiß öfter zum Einsatz kommt als silber.

Ein weiterer Unterschied zur Heraldik besteht in den Nuancierungen. Dunkelblau ist etwas anders als blau, hellrot anders als rot. Auch Pastellfarben werden nicht vermieden wie hellblau, rosa oder lindgrün. Unterschiedliche Nuancierungen derselben Farbe können auch unmittelbar aufeinander folgen, so ist zum Beispiel auch die Kombination „dunkelblau-hellblau-weiß“ möglich. Bei den Nuancierungen wird meist großes Gewicht auf Mustertreue gelegt, das heißt, dass die überlieferte Nuancierung akribisch genau eingehalten wird, besonders bei der Fertigung der Bänder. Diese angestrebte Genauigkeit führt vielfach zu blumigen Farbbezeichnungen, wie „alpenrosenrot“, „moosgrün“ oder „ätherblau“.

Farbanwendung

Die Farben fanden anfangs in der Alltagskleidung der Studenten (Mützen, Oberbekleidung) ihren Niederschlag, wurden auf Fahnen und in den Wappen der Verbindungen wiedergegeben. Auch als es in den 1820er Jahren in Mode kam, Taschenuhren an seidenen Bändern um Schulter und Brust zu tragen, wurden diese Bänder in den Farben gestaltet. Aus diesen Uhrenbändern haben sich dann die Bänder der Studentenverbindungen (jetzt ohne Uhr) entwickelt, die als das Mitgliedsabzeichen von (zumindest den farbentragenden) Verbindungen schlechthin gelten.

Das Band

Typisches Couleurbild aus den 1850er Jahren, Kolorierte Lithographie, Corps Friso-Luneburgia Göttingen (feuerrot-dunkelblau-weiß)

Wichtigstes Couleurelement ist für die meisten Verbindungen das Band, das sich zu dem wichtigsten „Mitgliedsabzeichen“ bei farbentragenden Verbindungen entwickelt hat.

Gestaltung

Es handelt sich dabei um ein meist 27 Millimeter breites Seidengewebe (das so genannte Bierband), das über die rechte Schulter gelegt und unter der linken Achsel ungefähr in Höhe des Bauchnabels von einem Metallknopf zusammengehalten wird. Das Band wird unter dem Jacket, aber über Hemd, Krawatte und Weste getragen. Bei Frack oder Smoking wird ein schmaleres Band (etwa 14 Millimeter), das so genannte Weinband quer über die Brust getragen.

Es gibt vereinzelt auch (teilweise sehr alte) Verbindungen, deren Band bis zu 36 Millimetern Breite aufweist.

Perkussion

An den Rändern ist das Band entweder mit silbernen oder goldenen Metallfäden vernäht, der so genannten Perkussion. Das Metall der Perkussion wird heute oft zur genaueren Unterscheidung zu den Couleurfarben dazugerechnet. Man spricht von "Farbe1-Farbe2-Farbe3 mit silberner (oder goldener) Perkussion".

Das Metall der Perkussion dient auch als Richtschnur für die (goldene oder silberne) Gestaltung aller anderen Metallelemente des Couleurs einer Verbindung, wie zum Beispiel Metallstickereien auf Band und Tönnchen oder Metalleinfassungen von Zipfeln.

Es gibt auch einige Verbindungen, die andere Perkussionsfarben als Gold und Silber haben. Dies kommt vor allem in Österreich vor, in Deutschland sehr selten. In Österreich ist es auch möglich, dass die Perkussionsfarben auf der oberen und der unteren Seite des Bandes verschieden sind.

Bei besonderen Ereignissen oder als Erkennungszeichen einer besonderen Ehrung (zum Beispiel Ernennung zum Ehrenmitglied) werden bei manchen Verbindungen Bänder in der Perkussionsfarbe bestickt - meistens mit dem Wappenspruch der Verbindung.

Fuchsmajor und Füchse

Für die Füchse (andere Schreibweise „Füxe“), die Neumitglieder einer Verbindung, die noch nicht alle Rechte und Pflichten eines Vollmitgliedes haben, wurden im Laufe der Zeit Bänder mit spezieller Farbgestaltung entwickelt. Fuchsenbänder unterscheiden sich von den Bändern für Burschen (oder Corpsburschen), den Vollmitgliedern. Sie sind in der Regel um eine Farbe reduziert, haben also oft nur zwei Farbstreifen oder wiederholen eine der beiden Farben (zum Beispiel nach dem Muster "Farbe1-Farbe2-Farbe1"). Verbindungen mit zweifarbigem Band setzen im Fuchsenband eine dritte Farbe hinzu, verdoppeln eine der beiden Farben oder ersetzen eine Farbe durch weiß etc.

Es gibt auch Verbindungen ohne Fuchsenband. So tragen die Füchse der Corps in Göttingen und Heidelberg, die Füchse der meisten Burschenschaften in Heidelberg und die Füchse aller baltischen Verbindungen traditionell gar kein Band. Aber auch viele ältere Burschenschaften, vor allem diejenigen, die schwarz-rot-gold tragen, haben für die Füchse zwar ein Band, aber kein spezielles Fuchsenband. Dem liegt die Überzeugung zugrunde, dass man von der Farbkombination Schwarz-Rot-Gold, also den deutschen Farben, keine Farbe weglassen kann.

Der Fuchsmajor, ein Vollmitglied, das für die Betreuung und Ausbildung der Füchse zuständig ist, trägt bei vielen Verbänden das Fuchsenband über Kreuz mit seinem Burschenband.

Bandknopf

Bandknöpfe sind entweder aus Metall (in Perkussionsfarbe) gefertigt mit einem vorne eingravierten Zirkel oder zeigen auf der Vorderseite ein Wappenschild mit den Couleurfarben. In der Regel erhält der Student seinen Bandknopf nach Ende seiner Fuchsenzeit von seinem Leibburschen geschenkt. Auf der Rückseite ist eine entsprechende Widmung eingraviert.

Bandschleife

Quer durch alle Verbände gibt es bei vielen Korporationen die Einrichtung des „Schleifenträgers“ manchmal auch „Conkneipant“ genannt, oder in Kösener Corps „IdC“ (Inhaber der Corpsschleife). Die Schleife ist ein Stück des Burschenbandes, das zu einer Schleife gebunden am Revers des Jackets getragen wird. Die Schleife wird solchen Mitgliedern verliehen, die aus wichtigen oder zwingenden Gründen nicht alle Verpflichtungen erfüllen können, die die Verbindung von einem Bandträger verlangt.

Die Kopfbedeckung

Studentenmütze eines Corpsburschen des Corps Hannovera Hannover in den Farben rot-weiß-schwarz

In der Regel wird die Mütze als zweitwichtigstes Element des Couleurs einer Studentenverbindung angesehen. Die Kombination Band und Mütze wird oftmals auch als „Vollcouleur“ bezeichnet. (Siehe auch: Studentenmütze)

Mützenform

Die Grundstruktur der Mützen ist im Prinzip bei allen Verbindungen gleich. Sie bestehen aus einem Kopfteil, an dessen unterem Rand ein Farbstreifen angebracht ist. Dazu kommt ein Schirm aus schwarzem Leder.

Die Form vor allem des Kopfteils kann jedoch sehr stark variieren. Es gibt sehr große Mützen, bei denen der obere Rand des Kopfteils einen deutlich größeren Durchmesser hat als der Kopfumfang (Tellermütze). Der "Bonner Teller" ist oben durch einen eingearbeiteten Metallring versteift (vergleichbar mit den Mützen der Polizei), sodass er sich nicht zusammendrücken und etwa in der Manteltasche verbergen lässt.

Bei manchen besonders großen Variationen kann der Kopfteil sogar in Form eines Baretts zu einer Seite herunterhängen. Auf der anderen Seite gibt es sehr kleine Mützen, die mehr auf dem Kopf aufliegen, als um ihn herum führen. Sie werden meist auf der hinteren Kopfseite getragen (Hinterhauptcouleur).

Wilhelm Liebknecht im Couleur des Corps Hasso-Nassovia Marburg (maigrün-weiß-himmelblau), 1847

Typisch für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts ist eine Mützenform, die sich durch einen kleinen Kopfteil und einen besonders langen, nach vorn ragenden Schirm auszeichnet. Man spricht hier auch von der Biedermeiermütze. (Eine beliebte Mützenform, es gibt immer mal wieder Versuche, sie wiederzubeleben.) Die Mützenformen sind in der Regel für eine Verbindung spezifisch, können also nicht individuell gewählt werden.

Bei baltisch-deutschen Verbindungen heißt die Mütze „Deckel“ und ist in der Regel mit dem Baltenstern bestickt.

Eine weitere Sonderform ist die Kranzmütze.

Mützenfarbe

Der Kopfteil der Mütze ist grundsätzlich einfarbig in der „Hauptfarbe“ des Bandes. Das ist meistens die erste Farbe in der Aufzählung, aber nicht immer. Manchmal kann die Mütze auch in einer Farbe gehalten sein, die überhaupt nicht im Band vorkommt. Das ist bisweilen in Österreich üblich oder bei Fusionen von Verbindungen, wobei die eine Verbindung den Farbstreifen beiträgt, die andere die Mützenfarbe.

Der Farbstreifen, der am unteren Rand der Mütze umläuft, ist meistens analog zum Band (oft auch inklusive Perkussion) gestaltet. Wenn die Mütze die erste (obere) Farbe des Bandes aufweist, kann es sein, dass der Farbstreifen nur die beiden unteren Farben zeigt. Eine Spezialität ist der so genannte „Göttinger Streifen“ (auch „Göttinger Couleur“), der auch außerhalb Göttingens vorkommt. Die Mütze ist dabei in der ersten Farbe gehalten. Der umlaufende Farbstreifen zeigt die dritte Farbe, umgeben von zwei schmalen Rändern in der zweiten Farbe. Es gilt die Faustregel: „Die zweite Farbe schließt die dritte ein“.

Bei vielen Verbindungen tragen die Füchse eine farblich anders gestaltete Mütze. So kann der umlaufende Farbstreifen die Farben des Fuchsenbandes zeigen. Oder die Fuchsenmütze weist besondere Merkmale, zum Beispiel eine zusätzliche Litze, auf. Bei baltischen Verbindungen tragen die Füchse einen schwarzen „Deckel“ ohne jegliche Farben.

Stürmer

Manche Verbindungen haben als offizielle Kopfbedeckung den so genannten Stürmer. Diese Mützenform sieht ein wenig aus wie eine Mütze mit einem zylinderartigen Aufsatz, der nach vorn umgeklappt ist, und erinnert an die Uniformmützen der Mannschaften und Unteroffiziere im amerikanischen Sezessionskrieg. Nur dass der Kopfteil ausgeprägter ist.

Kaiser Wilhelm II. als Alter Herr des Corps Borussia Bonn, (schwarz-weiß-schwarz) mit weißem Stürmer als Kopfbedeckung

Stürmer haben auch einen schwarzen Schirm, über dem Schirm verläuft ein Riemen. Einen umlaufenden Farbstreifen gibt es nicht, stattdessen Verzierungen mit Kordeln in den Couleurfarben. Die meisten, aber nicht alle Stürmer sind weiß. Manche Verbindungen tragen ihre Stürmer auch nur im Sommersemester, im Winter tragen sie eine reguläre Mütze. Die Herkunft dieser Kopfbedeckung ist weitgehend unklar, Studentenhistoriker vermuten, dass sie in den 1840er Jahren in Bonn entstanden ist. Manche behaupten sie gehe auf polnische Reitermützen aus der Zeit des Polenaufstandes zurück (siehe auch: Konfederatka). Eine prinzipielle Ähnlichkeit besteht zur Phrygischen Mütze, die jedoch eine zum Zipfel ausgeformte Spitze und weder Schirm noch Riemen aufweist.

Tönnchen

Eine Kopfbedeckung für mehr inoffizielle Anlässe ist das so genannte „Tönnchen“ (eigentlich „Biertonne“). Dabei handelt es sich um eine kleine, kreisförmige, flache Kopfbedeckung ohne Schirm, die in der Regel am Hinterkopf getragen wird.

Das Tönnchen ist bei allen Verbindungen von der Form her praktisch gleich. Die Mitte ist in der Mützenfarbe gestaltet und mit dem Zirkel der Verbindung in der Farbe der Perkussion (gold oder silber) bestickt. Außen laufen die Farben des Bandes als vergleichsweise breiter Streifen um - oben und unten mit einer Litze in Perkussionsfarbe. Vereinzelt gibt es auch Tönnchen mit Pelzbesatz.

In der Version als „Prunktönnchen“ (auch „Straßencerevis“ genannt), die bei vielen Verbindungen aus den unterschiedlichsten Gründen getragen wird, ist das ganze Tönnchen mit umfangreichen Metallstickereien versehen - bei Corps zum Beispiel in der Form von Weinlaub, Burschenschaften tragen Eichenlaub.

Siehe auch: Studentenmütze

Zipfel und Zipfelbund

Bierzipfel, Mensurzipfel und Weinzipfel in rot-weiß-schwarz, den Farben des Corps Hannovera Hannover

Der Zipfel (in einigen Regionen auch Zipf genannt) ist ein Schmuckanhänger aus zwei unterschiedlich langen Stücken in Metall gefassten Couleurbands und einem aufgezogenen Schieber mit Wappen, Zirkel und Widmung. An der oberen Metallfassung befindet sich ein Kettchen mit einem Karabinerhaken, mit dem der Zipfel am Zipfelhalter befestigt wird. Der Zipfelhalter wiederum wird mit einem Clip am Hosenbund oder an der Westentasche getragen.

Zipfel werden zu verschiedenen Anlässen getauscht, das heißt gegenseitig geschenkt:

  • Zwischen Leibbursch und Leibfux wird der so genannte Leibzipfel oder Bierzipfel getauscht. Der Leibbursch gibt dem Leibfux einen großen Zipfel mit eingefasstem Bierband (normalerweise 27 Millimeter breit), der Leibfux seinem Leibbursch einen kleinen Zipfel (Weinzipfel) mit eingefasstem Weinband (normalerweise 14 Millimeter breit). Auf dem Schieber der beiden Zipfel steht dann als Widmung ein Spruch, der die beiden das Leibverhältnis eingehenden Bundesbrüder besonders verbindet. Oft steht auf diesen Zipfeln das Motto der Leibfamilie. (Die Leibfamilie ist der mehrere Generationen umspannende Stammbaum von Leibverhältnissen.)
  • Nach Mensuren zwischen den Gegenpaukanten.
  • Oder am häufigsten bei besonderen Freundschaften zwischen Korporierten.
  • Oft werden die Zipfel im Rahmen einer Kneipe getauscht, indem die beiden Beteiligten dem jeweils anderen den neuen Zipfel in sein Bierglas werfen und der Tausch mit dem Leeren der als Gemäße bezeichneten Gefäße besiegelt wird.

Zur Herkunft des Zipfels gibt es unterschiedliche Darstellungen. Zum einen verwendeten nach den Karlsbader Beschlüssen und dem Verbot von Studentenverbindungen die Korporierten ein kurzes Stück ihres Burschenbandes ("Das Band ist zerschnitten[...]"), das sie in der Tasche trugen, als Erkennungsmerkmal. Zum anderen könnte der Zipfel zur Markierung des eigenen Bierkruges verwendet worden sein, auch unter dem Aspekt der Vermeidung von Infektionskrankheiten. Auch heutzutage wird der Zipfel in dieser Weise verwendet. Andere Quellen gehen davon aus, dass der Zipfel lediglich als Châtelaine zum Befestigen der Taschenuhr diente. Wahrscheinlich ist, dass alle drei Möglichkeiten Einfluss auf die Entstehung des Zipfel hatten.

Bei vielen Verbindungen ist der Zipfelbund ein Teil des Vollcouleurs. Bei nichtfarbentragenden Verbindungen, also Verbindungen, die nicht Band und Mütze tragen, ist der Zipfelbund oft das einzige Erkennungsmerkmal.

Damen kann zu besonderen Anlässen von einer Verbindung für besondere Verdienste oder einem Partner ein Sektzipfel verliehen werden (Sektband ist ca. 7 mm breit).

Schnapszipfel sind sehr selten, im Wingolfsbund werden sie z.B. nur unter leiblichen Brüdern, die beide Wingolfiten sind, getauscht (Schnapsband ist ca. 4 mm breit).

Eine Besonderheit ist der vor allem im schweizer Raum verbreitete "Bierfotz". Darunter verstehen dortige Studentenverbindungen eine Form des auf manchen Kneipen getauschten Bierzipfels, allerdings mit dem Unterschied, dass der Bierfotz nach einer Mensur von der jeweiligen (in diesem Fall auch während der Mensur anwesenden) Dame des Gegenpaukanten mit dem traditionellen Kuss auf die Handinnenseite des Paukanten verliehen wird.

Der Bierfotz gilt generell als freundschaftliche Ehrenauszeichnung, das offene Tragen des Bierfotzes auf einem Kommers dagegen ist aber zumeist verpönt. Deutsche Studentenverbindungen lehnen den Bierfotz als offiziellen Teil des Couleurs zumeist ab.

Die Kneipjacke / Pekesche

Datei:Mühlberg - Im ersten Semester.jpg
Kneipjacke (um 1900)


Bei offiziellen Veranstaltungen (nicht bei Damenveranstaltungen) tragen die aktiven Mitglieder der meisten farbentragenden Verbindungen so genannte Kneipjacken oder Pekeschen. Dabei handelt es sich um eine vorne mit Kordeln verschnürte Jacke aus Samt oder Filzstoff, die in der Regel in schwarz oder der Farbe der Studentenmütze gehalten ist. Weitere Kordeln, Paspeln oder Litzen in Couleurfarben finden sich am Kragen, an den Ärmeln und am Rücken. Gelegentlich gibt es auch für Chargierte zur Unterscheidung Kneipjacken in einer anderen Farbe.

Das Band (oder die Bänder) wird i.d.R. über der Kneipjacke getragen, da die Kneipjacke bis zum Hals geschlossen ist und das Band sonst nicht zu sehen wäre. Ausnahmen sind z.B. die Corps des "Grünen Kreises". Diese tragen das Band immer unter der offenen Kneipjacke.

Historisch ist die Kneipjacke um die Mitte des 19. Jahrhunderts aus einer Tracht polnischer Freiheitskämpfer entstanden. Polnisch bekiesza bezeichnet einen mit Schnüren verschlossenen und mit Pelz besetzten Überrock, der von polnischen Freiheitskämpfern, die vor russischer Verfolgung geflohen waren, um 1830 nach Preußen eingeführt worden ist (Siehe auch: Novemberaufstand). Verschiedene studentische Kleidungsstücke dieser Zeit zeugen von einer Solidarität der deutschen akademischen Jugend mit osteuropäischen Freiheitsbewegungen. Bis heute erhalten hat sich die Kneipjacke.

Bei Verbindungen mit besonderer fachlicher Ausrichtung kann die Kneipjacke auch durch andere Traditionsbekleidung ersetzt werden. So tragen forstlich und jagdlich ausgerichtete Verbindungen oft eine Art Försterjacke in Grün, Verbindungen an ehemaligen Bergakademien gern den schwarzen Bergkittel, der selbst als Abendgarderobe zugelassen ist.

Die Vollwichs

Datei:Chargierte.jpg
„Die Herren Chargierten“ von Georg Mühlberg (1863-1925)

Die (auch "der") Vollwichs gilt als „Galauniform“ des Couleurstudenten. Er wird von den Chargierten (der meisten farbentragenden Verbindungen, aber auch vieler nichtfarbentragender) nur bei hochoffiziellen Anlässen getragen. In der vollständigen Ausführung hat er folgende Bestandteile:

  • Das „Cerevis“, eine Kopfbedeckung ähnlich dem „Prunktönnchen“, nur in einer mit Karton versteiften Ausführung in Säulenform, etwa 3-4 Zentimeter hoch, rund 15 Zentimeter im Durchmesser. Es wird asymmetrisch an der vorderen Kopfseite getragen und mit einem Gummiband am Hinterkopf befestigt. Manche Studentenverbindungen tragen statt des Cerevises ein großes Barrett mit Federschmuck.
  • Die Pekesche mit Couleurband. An Universitäten die aus alten Bergakademien entstanden sind, ist es üblich statt Pekeschen den Bergkittel zu tragen. In Österreich wird dieses Kleidungsstück Flaus (von Flausch, d.h. wollener Rock) genannt.
  • Eine breite Seidenschärpe in den Farben des Bandes.
  • Weiße Stulpenhandschuhe.
  • Eine weiße Hose (früher Reithose), in Österreich Buchsen genannt (ursprünglich aus Bocksleder, daher der Name).
  • Hochschäftige schwarze Ledergamaschen zu schwarzen Schuhen (früher Reitstiefel mit Sporen, heute nur vereinzelt); diese Stiefelschäfte heißen in Österreich Kanonen (von lat. canna: Rohr).
  • Ein Paradeschläger (Korbschläger oder Glockenschläger je nach Universitätsort) in metallener Scheide am schwarzen Ledergehänge (auch bei nichtschlagenden Verbindungen Bestandteil des Vollwichses).
  • Einer der Chargierten trägt die seidene Prunkfahne der Verbindung.
Studenten in Wichs 1912

Anlässe zum Tragen der Vollwichs sind feierliche Kommerse (zum Beispiel zu großen Stiftungsfesten oder Universitätsjubiläen) aber auch Totenehrungen und Beerdigungen. Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts war es teilweise üblich, dass die Chargierten im Vollwichs zu Pferde auftraten. Katholische Verbindungen tragen die Vollwichs auch bei kirchlichen Feiern (Messen, Prozessionen, Begräbnissen etc.).

Vollwichs wird zum Teil sogar von ansonsten nicht farbentragenden Verbindungen zu Repräsentationszwecken angelegt. Teilweise verwenden diese Verbindungen bei derartigen Anlässen auch die Salonwichs. Diese bildet eine weniger feierliche Form und besteht aus Schärpe, Cerevis, Handschuhen und Schläger. Die Salonwichs wird über einem Anzug getragen. Weiterhin wird die Salonwichs auch von verschiedenen Verbindungen beim Inoffiz von Kneipen verwendet.

Die in der entlegenen Universität Dorpat konservierte frühere Tradition der Baltischen Corporationen kennt weder die uniforme Kneipjacke (trotz einigen nur unter Studenten üblichen Moden) noch den Chargenwichs. Bei offiziellen Anlässen traten die Chargierten im Frack mit Schärpe und dem üblichen baltischen Deckel mit Baltenstern auf.

Gebrauchsgegenstände

Besonders beliebte Gebrauchsgegenstände mit Couleur sind Bierkrüge und Weingläser sowie die im 19. Jahrhundert weit verbreiteten langen Tabakspfeifen mit bemalten Porzellan-Pfeifenköpfen und bunten Quasten in Couleurfarben.

Aber nicht nur Utensilien zum Konsum von Alkohol und Tabak wurden verziert. Zeitweise wurden auch mit Couleurmotiven aufwändig bemalte Mokkatassen (mit Untertassen) angefertigt. Praktisch alles, was als geschirrähnlicher Gegenstand (sogar Blumenvasen) auf dem Tisch Platz fand und zu bemalen war, konnte als Fläche für Couleurelemente genutzt werden.

Couleurgegenstände des Corps Austria Frankfurt am Main

Kleidungsaccessoires, die nicht zum klassischen Couleurbestand gehören, wurden ebenfalls genutzt. So zum Beispiel gravierte oder mit Email eingelegte Manschettenknöpfe oder Ringe, teilweise mit Edelsteinen in Couleurfarben besetzt, soweit vom Material und den Farben möglich.

Gemäß einer alten Tradition werden Couleurgegenstände nicht zum eigenen Gebrauch gekauft (oder als Sonderanfertigung bestellt), vielmehr ist es üblich, sie mit einer Widmung zu versehen und zu verschenken („dedizieren“). Durchaus akzeptiert ist es auch, Gegenstände vereinbarungsgemäß zu „tauschen“, das heißt, sich gegenseitig zu dedizieren.

Nicht verschenkt, sondern verschickt werden Couleurkarten. Das sind Postkarten, die üblicherweise zur Übermittlung von Grüßen von einer Veranstaltung verwendet werden. Zu diesem Zweck sind sie mit Couleurelementen (Farben, Wappen, Zirkel etc.) der betreffenden Verbindung versehen.

Siehe auch

Portal: Studentenverbindung – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Studentenverbindung
Commons: Studentenverbindungen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien