Sowetsk (Kaliningrad)
Wappen | Karte |
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Basisdaten | |
Staat: | Russland |
Föderationskreis: | Nordwestrussland |
Föderationssubjekt: | Oblast Kaliningrad |
Gemeindeart: | Stadt |
Fläche: | ??? km² |
Einwohner: | 43.300 |
Bevölkerungsdichte: | |
Höhe: | ??? Meter ü. NN |
Postleitzahlen: | |
Telefonvorwahl: | +7 () |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
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Stadtgliederung: | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
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Offizielle Website: | |
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Politik | |
Oberbürgermeister: | W. Swetlow |
Sowetsk / Sowjetsk (russisch Советск, bis 1945 deutsch Tilsit, lit. Sovetskas, Tilžė, pol. Sowieck, Tylża) ist eine rajonsunabhängige Stadt im nördlichen Ostpreußen, der heutigen russischen Exklave Kaliningrad.
Bis 1945 gehörte Tilsit zum Deutschen Reich und war seit 1895 ein selbstständiger Stadtkreis im Regierungsbezirk Gumbinnen, Ostpreußen. Die Verwaltung des Landkreises Tilsit, später Tilsit-Ragnit, befand sich ebenfalls in Tilsit.
Geographie
Sowetsk (Tilsit) liegt am Zusammenfluss der Tilse (Tilze, russisch Tilscha) mit der Memel (russisch Neman) und ist somit Grenzstadt nach Litauen. Der Ortsname Tilsit (ehemals auch Schalauerburg) kommt vom Flüsschen Tilze – und dieser vom preußisch: Tilße = dem Zusammenfluss. Koordinaten: 55°4' nördlicher Breite, 21°53' östlicher Länge.
Geschichte

Gründung
Die Geschichte von Tilsit beginnt mit dem Deutschen Orden, der am Zusammenfluss von Memel und Tilze schon 1365 die Burg Splitter besaß. In den Jahren von 1406 bis 1409 errichtete der Orden dann die Burg Tilsit. Bald darauf setzte eine Besiedelung im Einzugsbereich der Burg ein, aus der sich bis zum Ende des 15. Jahrhunderts ein wirtschaftliches Zentrum der Region entwickelte. Im Jahre 1552 verlieh Herzog Albrecht von Preußen Tilsit das Stadtrecht.
16. Jahrhundert bis zum Tilsiter Frieden
Obwohl Tilsit während des Siebenjährigen Krieges von 1758 bis 1762 von russischen Truppen besetzt war, blieb die Stadt unbeschädigt, ebenso als Napoleons Truppen auf ihrem Russlandfeldzug 1807 durch die Stadt zogen. Der Napoleonkrieg verschaffte Tilsit einen geschichtlichen Merkposten. Am 7. und 9. Juli 1807 wurde hier der Tilsiter Friede zwischen Frankreich, Russland und Preußen geschlossen.
19. Jahrhundert bis Erster Weltkrieg
Im 19. und 20. Jahrhundert war Tilsit Sitz zahlreicher litauischer Verbände, denn im Umland sprachen damals rund 50% der Einwohner litauisch. Dennoch wollten 1921 nur 42 von über 1000 in der Stadt lebenden Litauern an Litauen angeschlossen werden.
Bis 1914 konnte sich die Stadt unbehelligt von weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen wirtschaftlich weiter entwickeln. Tilsit wurde zu einem bedeutenden Standort der Holzindustrie, nachdem schon im Mittelalter die Holzflößerei auf der Memel die Stadt geprägt hatte. 1832 wurde die Straße nach Königsberg gebaut, 1853 die Straße nach Memel. 1865 wurde Tilsit an das Eisenbahnnetz angeschlossen, 1875 wurde die Eisenbahn nach Memel verlängert. Die Stadt Tilsit wurde weltweit bekannt für ihre Käseproduktion (Tilsiter). Im Ersten Weltkrieg war Tilsit 1914 für zwei Monate von russischen Truppen besetzt, die der Stadt aber keinen weiteren Schaden zufügten. Nach dem Krieg wirkte sich der Verlust des Memellandes negativ auf die Tilsiter Wirtschaft aus. Das Memelland war zuvor wichtiges Hinterland gewesen, das jetzt zu Litauen gehörte.
Zweiter Weltkrieg
Das Ende Tilsits als deutsche Stadt brachte der Zweite Weltkrieg. Am 21. April 1943 musste die Stadt den ersten Bombenangriff über sich ergehen lassen, dem bis zum Juli 1944 weitere schwere Großangriffe folgten. Im Oktober 1944 war die Front bis an die Memel vorgerückt, Tilsit wurde zur Frontstadt erklärt und es wurde mit der Evakuierung der Bevölkerung begonnen. Nach einem schweren Artilleriebombardement, das die Stadt bis zu 80 % zerstörte, wurde Tilsit am 20. Januar 1945 von sowjetischen Truppen eingenommen. Auf Grund des Potsdamer Abkommens kam die Stadt zusammen mit den nördlichen Teilen Ostpreußens zur Russischen Föderativen Sowjetrepublik der Sowjetunion.
Sowjetunion
Seit 1946 trägt die nunmehr russische Stadt den Namen Sowjetsk (übersetzt in etwa Ratsstadt von Sowjet - Rat). Das nördliche Ostpreussen mit Sowjetsk wurde als Oblast Kaliningrad aus militärischen Gründen hermetisch abgeriegelt. Die bisherige deutsche Wohnbevölkerung wurde, sofern nicht gegen Kriegsende geflohen, bis 1947 vertrieben. Es wurden hauptsächlich Russen aus Zentralrussland und aus dem Gebiet des heutigen Föderationskreises Wolga sowie Weißrussen angesiedelt.
Russische Föderation
Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurde die Oblast Kaliningrad zu einer russischen Exklave zwischen Polen und Litauen und Sowjetsk zur Grenzstadt an der russisch-litauischen Grenze entlang der Memel. Gleichzeitig wurde die Absperrung der Oblast Kaliningrad aufgehoben und damit auch Sowjetsk für westliche Besucher erreichbar. Heute ist Sowjetsk eine rajonsunabhängige (d.h. kreisfreie) Stadt und einer der wichtigsten Straßen-Grenzübergänge zwischen Russland und Litauen an der Route Kaliningrad–Sankt Petersburg. Hier befinden sich Werften, ein Hafen und Zellstoffindustrie.
Einwohnerentwicklung
Tilsit:
- 1880: 21.400
- 1900: 34.539
- 1910: 39.013
- 1925: 50.834
- 1933: 57.286
- 1939: 59.105
Sowetsk:
- 1946: 6.500
- 2002: 41.000
- 2004: 43.300
Politik
Oberbürgermeister
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswert sind die in der Innenstadt vielfach erhaltenen Jugendstilhäuser, das Theater, die Königin-Luise-Brücke (Grenzübergang nach Litauen) und der Gorodskoje osero ("Stadtsee"; früher "Schlossmühlenteich"). Früher handelte es sich hierbei um einen ehemaligen großen Mühlenweiher aus der Ordenszeit. Kirchen sind nach dem Krieg nicht mehr erhalten, daher wurde die ehemalige Synagoge in eine russisch-orthodoxe Kirche umgewandelt. Eine weitere große russisch-orthodoxe Kirche in traditionell russischem Baustil steht kurz vor ihrer Fertigstellung. Daneben existiert ein Neubau einer römisch-katholischen Kirche für die in der Stadt ansässigen Litauer.
Persönlichkeiten
- Ludwig Karl James Aegidi, Publizist, Politiker
- Sabine Bethmann, Schauspielerin
- Johannes Bobrowski, Schriftsteller
- Edgar Froese, Gründer und Kopf der weltbekannten Elektronik-Musik-Gruppe Tangerine Dream
- John Kay, Rockmusiker (Steppenwolf), (* 12. April 1944)
- Gustaf Kossinna (Kossina, 1858-1931), Archäologie-Professor
- Karl Hermann Martell, Schauspieler
- Armin Mueller-Stahl, Schauspieler
- Kristel Neidhart, Schriftstellerin (* 12. März 1933)
- Max von Schenkendorf, Schriftsteller
- Hans Victor von Unruh (* 1806), Politiker, Techniker
- Emil Wiechert, Geophysiker
- Friedrich Wilhelm Voigt, (1849-1922), besser bekannt als der "Hauptmann von Köpenick"
- Frank Wisbar (* 1899), Regisseur
- Johanna Wolff, (* 1858), Schriftstellerin
Siehe auch
Weblinks
- deutschsprachige Website zum ehemaligen "Kreis Tilsit - Ragnit"
- Familienforschung: Ortsfamilienbuch Memelland
- Gemeindeverzeichnis Kreis Tilsit-Ragnit
- http://www.geschichte-on-demand.de/tilsit.html
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