Antikes Griechenland

Das antike Griechenland hat die Entwicklung der europäischen Zivilisation maßgeblich mitgeprägt. Seine Geschichte umfasst etwa den Zeitraum von ca. 1600 v. Chr. bzw. ca. 1050/800 v. Chr. bis 27 v. Chr., als die Integration Griechenlands ins Römische Reich erfolgte. In kultureller Hinsicht dauerte die griechische Geschichte des Altertums bis in die Spätantike fort.
Die mykenische Kultur (bis ca. 1050 v. Chr.) war die erste Hochkultur des europäischen Festlands. Auf ihr Ende folgten die sogenannten „dunklen Jahrhunderte“ (weit gefasst ca. 1200 bis ca. 750 v. Chr.; heute meist enger gefasst von ca. 1050 bis ca. 800 v. Chr.), bevor ab ca. 800 v. Chr. – kunstgeschichtlich (s. Archaik (Kunst)) erst ab 700 v. Chr. – das archaische Zeitalter begann. In der archaischen Zeit etablierte sich die Polis als Staatsform, und es kam zur Gründung vieler griechischer Kolonien im Mittelmeerraum und am Schwarzen Meer.
Die folgende klassische Periode (ca. 500–336 v. Chr.) war eine Zeit großer kultureller Entfaltung, die ein Fundament für das Abendland legte. Dabei wurden auch zentrale politische Begriffe geprägt, beispielsweise im Zusammenhang mit der Entwicklung der attischen Demokratie.[1] Zu den Leistungen der antiken griechischen Kultur zählen, um nur einige Beispiele zu nennen:
- architektonische Monumente wie auf der Athener Akropolis,
- bedeutende Skulpturen,
- zentrale Werke der Dichtkunst (wie die Ilias und die Odyssee),
- die Philosophie der Antike und bedeutende prosaische Geschichtswerke (beginnend mit Herodot und Thukydides, die spätere Geschichtsschreiber noch in Byzanz beeinflussten),
- maßgebliche Erkenntnisse auf dem Gebiet der Mathematik und Physik
- erste Formen friedlichen sportlichen Wettstreits wie die Olympischen Spiele.
Mit Alexander dem Großen begann die letzte Epoche der unabhängigen griechischen Geschichte, der Hellenismus (ca. 336–27 v. Chr.). Diese Zeit war durch die Gründung zahlreicher neuer Poleis und die Verbreitung griechischer Sprache und Kultur bis nach Vorderindien, durch die gegenseitige Durchdringung von östlicher und westlicher Zivilisation und Religion sowie durch die Etablierung von Großreichen, die von makedonischen Königen beherrscht wurden, gekennzeichnet, bis der östliche Mittelmeerraum seit 200 v. Chr. in einem gut 150 Jahre dauernden Prozess schrittweise unter römische Herrschaft geriet und schließlich Teil des Imperium Romanum wurde.
Griechenland in der archaischen Zeit (ca. 800–500 v. Chr.)

Homer und Hesiod
Die archaische Zeit brachte in vielerlei Hinsicht Grundlagen für die klassische Zeit des antiken Griechenlands hervor. Am Anfang standen nach dem „Dunklen Zeitalter“ die als frühes Bindeglied der Hellenen so wichtigen homerischen Epen, die Ilias und die (etwas später entstandene) Odyssee, die wohl um 700 v. Chr. in schriftlicher Form niedergelegt wurden (Zeitpunkt in der Forschung umstritten, siehe homerische Frage). Ebenso entstanden die für Mythologie und Weltanschauung bedeutsamen Dichtungen des Hesiod. Diese Werke bildeten in der Folgezeit einen wichtigen Kanon der antiken griechischen Kultur.
Die Polis
In dieser Zeit formierte sich in Griechenland ein neues Staatensystem, dessen Ausbildung möglicherweise schon im 12. Jahrhundert v. Chr. – eventuell reichen die Wurzeln des Begriffs sogar bis in frühmykenischer Zeit zurück[2] –, spätestens aber in geometrischer Zeit (etwa 900–700 v. Chr.) beginnt: Die Polis (Stadtstaat) wurde die beherrschende Staatsform (außer in Teilen Nordgriechenlands und Teilen der Peloponnes). Der Adel, der zunächst noch kein Geburtsadel war, gewann an Einfluss, gleichzeitig wurde dadurch bedingt die Königsherrschaft immer mehr zurückgedrängt und verschwand größtenteils. So traten unter anderem verstärkt Oligarchien auf, während in anderen Stadtstaaten die Bevölkerung stärker an der Regierung beteiligt war. Die entwickelte Demokratie (siehe auch Isonomie, das Prinzip der Rechtsgleichheit) wie im Falle Athens entstand jedoch erst in klassischer Zeit. Vollbürger waren in der Polis berechtigt, am politischen Leben teilzunehmen. Der Grad der Mitbestimmung war freilich von Stadt zu Stadt unterschiedlich abgestuft. Oft hatten Poleis nur ein eng begrenztes Umland (Chora). Große Poleis mit weitläufiger Chora, wie Athen und Sparta, waren die Ausnahme. In der Regel verfügte jede Polis über eine Akropolis sowie eine Agora, den Marktplatz, der als wirtschaftliches und politisches Zentrum diente.
Die große Kolonisation
Bereits Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. sollen Griechen an Orte an der kleinasiatischen Küste übergesiedelt sein.[3] Im Zeitraum von ca. 750–550 v. Chr. kam es dann zur Großen Kolonisation, in deren Verlauf in weiten Teilen des Schwarzmeergebiets und in vielen Gegenden des Mittelmeerraums Tochterstädte gegründet wurden. Hier wurden vor allem in Unteritalien und auf Sizilien – nach Thukydides z. B. 735 v. Chr. Naxos und 730 v. Chr. Syrakus – viele Kolonien gegründet (Magna Graecia). Gründe waren neben Überbevölkerung und der Sicherung von Handelswegen auch innenpolitische Gegensätze und Unruhen innerhalb einer Polis. Dabei ist der Begriff der Kolonisation nicht nach modernen Maßstäben auszulegen. Die neu gegründeten Städte waren unabhängig von der Mutterstadt und die Ansiedlung geschah in der Regel dort, wo mit keinem ernsthaften Widerstand durch Einheimische zu rechnen war.

Die griechische Besiedlung erstreckte sich damit über den gesamten Mittelmeerraum – mit der Ägäis als Zentrum. Ab 700 v. Chr. verstärkte sich der Einfluss orientalischer Elemente auf die Griechische Kunst, wobei zunächst Städte auf Euböa, bald darauf das mächtige Korinth eine wichtige Vermittlerrolle spielten. Die Griechen hatten schon zuvor das Alphabet der Phönizier übernommen und für ihre Zwecke umgestaltet.
In diesem sich weitenden Horizont entstand auch die ionische Philosophie. Zu ihren herausragenden Vertretern zählen u. a. der Naturphilosoph Thales von Milet, der Mathematiker Pythagoras von Samos und der Dialektiker Heraklit von Ephesos.
Argos und Sparta
Auf dem griechischen Festland rivalisierten währenddessen verschiedene Poleis um eine Vormachtstellung und bekriegten einander oftmals. Auf der Peloponnes war zunächst Argos lange Zeit führend; doch gelang es Sparta, zur führenden Militärmacht Griechenlands zu werden – nach der Eroberung Messeniens in mehreren erbittert geführten Kriegen (bis 640 v. Chr.) sowie auf der Grundlage innerer Reformen. Längst hatte sich das Militärmodell der Hoplitentaktik durchgesetzt. Um 550 v. Chr. gründete Sparta schließlich den Peloponnesischen Bund und zementierte damit seinen Herrschaftsanspruch.
Die Tyrannis
Im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. verbreitete sich die Regierungsform der Tyrannis. Das geschah zunächst in Korinth, wo die Kypseliden um 660 v. Chr. an die Macht kamen und damit die früheste Tyrannis in Griechenland einrichteten, sowie danach in Sikyon und Samos, später auch in Athen. Der Begriff Tyrannis stammte aus Kleinasien und bezeichnete zunächst ohne Wertung eine Alleinherrschaft. In der Regel übernahm ein mächtiger Aristokrat die Führung innerhalb einer Polis, sicherte seine Macht militärisch ab und suchte zudem Unterstützung bei anderen Tyrannen. Es bestand also keine rechtliche Grundlage, sondern eine rein machtpolitische. Auch im westlichen Mittelmeerbereich kamen in späterer Zeit Tyrannen an die Macht, wobei die Entwicklung auf Sizilien recht spektakulär verlief (siehe Gelon von Syrakus, Agathokles). Im griechischen Kernland stellte sich um 500 vor allem Sparta dieser Regierungsform entgegen und bekämpfte sie energisch, allerdings nicht ohne den Hintergedanken, auf diese Weise den eigenen Einfluss zu vergrößern.
Gemeinschaftsstiftende Faktoren
Die antike griechische Welt kannte kein „Nationalgefühl“, auch wenn weitgehende Einigkeit darüber herrschte, wer Grieche sei und wer nicht. Jede Polis, mochte sie noch so klein sein, wachte streng über die eigene Autonomie und war nicht bereit, diese freiwillig aufzugeben. Dadurch bedingt war der Krieg im antiken Griechenland eher der Normalzustand (siehe die Kämpfe zwischen Sparta und Argos oder zwischen Athen und Ägina).
Großereignisse, zu denen Griechen aus den verschiedenen Poleis zusammenströmten und bei denen sie ihr Zusammengehörigkeitsbewusstsein zum Ausdruck brachten, gab es vor allem in Gestalt der Panhellenischen Spiele, deren berühmteste die Olympischen Spiele waren. Hieran nahmen beispielsweise auch Griechen aus Unteritalien teil. Von ähnlicher panhellenischer Bedeutung war außerdem das Orakel von Delphi.
Von grundlegender gemeinschaftsstiftender Wirkung war aber vor allem der aus den homerischen Epen bekannte Götterkanon, auf den sich in archaischer Zeit die ersten Tempelbauten bezogen. Die antiken griechischen Poleis waren stark religiös geprägt. Zwar handelte es sich um keine Buchreligion – die Religion wurde durch Mythen und Heroengeschichten bestimmt –, doch wurden fast alle öffentlichen und privaten Handlungen von Anrufungen an die Götter begleitet.
Ein gewisses Gemeinschaftsgefühl, das auch politisch zum Ausdruck kam, entwickelte sich erst am Vorabend der Perserkriege. 510 v. Chr. wurde die Tyrannis in Athen endgültig beseitigt. Bereits zuvor war Athen zur Vormacht in Attika geworden; Theben strebte später die Vormachtstellung in Böotien an, während die bedeutendste Macht in Griechenland noch Sparta war. In Kleinasien kam es schließlich zum Ionischen Aufstand (500–494 v. Chr.), einem Ereignis, das Weltgeschichte schreiben sollte.
Griechenland in klassischer Zeit (um 500–336/323 v. Chr.)
Demografie

Was die Größe der Bevölkerung betrifft, gibt es nur äußerst grobe Schätzungsversuche. Für den Zeitpunkt, an dem die Bevölkerungszahl ihren Höhepunkt erreichte, schätzt man für das gesamte antike Griechenland 4 Millionen Menschen (davon 2 Millionen in den Kolonien).[4] Die Polis Athen erstreckte sich über ganz Attika auf 2600 Quadratkilometer und hatte im Jahr 435 v. Chr. grob geschätzte 250.000 bis 300.000 Einwohner (darunter 100.000 Sklaven und 60.000 männliche erwachsene Bürger), im Jahr 325 v. Chr. nur noch etwa 150.000 bis 250.000 Personen (darunter 50.000 Sklaven und 20.000 männliche erwachsene Bürger).[5] Die Region Attika hatte die höchste Bevölkerungsdichte Griechenlands, nämlich zwischen 45 und 80 Einwohner pro Quadratkilometer[6] (im Jahr 2005 waren es 3812). Insgesamt kann man von ca. 1000[7] griechischen Poleis im Mittelmeerraum und am Schwarzen Meer ausgehen, von denen weniger als die Hälfte mehr als 2000 Einwohner hatte und nur 15 % mehr als 5000.[8]
Die Lebenserwartung war sehr niedrig. Nur knapp über 50 % aller Menschen überlebten ihr 5. Lebensjahr, nur ca. 40 % wurden mindestens 30 Jahre alt und nur knapp über 20 % starben mit 50 oder mehr Jahren. Das 75. Lebensjahr erreichten nur mehr unter 5 % aller Menschen.[9] Die hohe Sterblichkeit vor allem unter den Jungen ging Hand in Hand mit einer hohen Geburtsrate. Es wird geschätzt, dass jede Frau ca. 5,5 Kinder zur Welt gebracht haben muss.[10]
Städtebau
Zwar waren die Poleis untereinander sehr verschieden, einiges hatten aber alle gemeinsam. Zu fast jeder der ca. 1000 Polis gehörte erstens eine von einer Stadtmauer umgebene Stadt und zweitens ein landwirtschaftlich geprägtes Umland (die chora). Innerhalb der Stadtmauer mit ihren Toren und Türmen gab es Straßen, Häuser und meist auch größere Tempel. Der wohl wichtigste und zentrale Platz dürfte die Agora gewesen sein. Die Agora war ein öffentlicher Platz, auf dem in den demokratischen Poleis auch die politischen Versammlungen und Abstimmungen stattfanden. Direkt an der Agora befanden sich meist auch wichtige öffentliche Gebäude, wie das Rathaus (Buleuterion) und das Prytaneion.
Wirtschaft
Die antike griechische Gesellschaft war keine wohlhabende Gesellschaft. Die meisten Menschen lebten vermutlich in Armut oder knapp darüber.[11] Darüber hinaus wurde das Wenige, das über das Selbstversorgungsniveau erwirtschaftet werden konnte, nicht selten von gesellschaftlichen Eliten konsumiert statt investiert.[12]
Landwirtschaft
Die antike Gesellschaft war unumstritten eine Agrargesellschaft.[13] Man schätzt die Bauern auf 67 %[14] bis 80 %[15] aller Erwerbstätigen. Es besteht ein breiter Konsens, dass die Technik allgemein, also auch die landwirtschaftliche, während der klassischen Periode auf einem niedrigen Niveau war und das – trotz leichter Fortschritte – auch blieb.[16] Die Landwirtschaft war kleinteilig organisiert, das gilt sowohl für die Landparzellierung wie auch für die Betriebsstruktur. So gab es hauptsächlich Kleinbauern mit kleinen Äckern und – im Gegensatz zur römischen Antike – nur sehr selten Großgrundbesitzer. Die Kleinbauern waren Selbständige (auturgoi), die meist kaum mehr erwirtschafteten, als sie selbst verbrauchten (Subsistenzwirtschaft), die wenigen Großgrundbesitzer waren Aristokraten, die oft in Städten lebten und ihre Güter von Aufsehern verwalten ließen.[17] Aufgrund der angeführten Faktoren, zu denen noch die relativ schlechten geographisch-klimatischen Bedingungen für die Landwirtschaft kommen, ist anzunehmen, dass die landwirtschaftlichen Erträge vor allem mit anstrengender körperlicher Tätigkeit erwirtschaftet wurden. Dazu zählte die Kultivierung des Bodens, die Weinlese, die Ernte des Getreides und die der Oliven.[18]
Handwerk, Bauwesen und Bergbau
Bis auf Schmiede, Töpfer und ähnliche Hersteller von erstens nachgefragten und zweitens Spezialisierung erfordernden Produkten waren Handwerker hauptsächlich in den Städten angesiedelt. Wie die Landwirtschaft bestanden auch das Bauwesen und vor allem das Handwerk aus vielen kleinen und selbständigen Betrieben, die kaum technische Neuerungen hervorbrachten und nur selten über den lokalen Bedarf hinaus produzierten.[14] Größere Arbeitsstätten kamen selten vor, noch seltener waren Unternehmer, die von Einkünften aus Manufakturen leben und vielleicht auch noch ein Vermögen anlegen konnten.[19] Der Bergbau (in Attika vor allem Silber und Eisen) nimmt in mancherlei Hinsicht (Massensklaverei, Masseneinsatz von Arbeitskräften) eine Sonderstellung ein.
Handel und Finanzwesen
Aus der Tatsache, dass im dominierenden Wirtschaftszweig, der Landwirtschaft, kaum Überschüsse erwirtschaftet wurden (Subsistenzwirtschaft), ergibt sich schon, dass der Handel mit landwirtschaftlichen Produkten ebenfalls beschränkt blieb. Diese wurden auf lokalen Märkten verkauft und nur selten über weitere Strecken transportiert. Eine Ausnahme bildete der wegen der geografisch-klimatischen Verhältnisse Attikas notwendige ständige Getreideimport Athens (aus Sizilien, Ägypten und dem Schwarzmeergebiet), der zum Beispiel über den Silberabbau in den Bergwerken bei Laureion finanziert wurde. Über weite Strecken gehandelt wurden neben Getreide, Edelmetallen und anderen Rohstoffen auch seltene oder wertvolle Güter wie Wein, Gewürze, Olivenöl und Vasen.[20] Fernhandel wurde selten über Land, sondern meist, was um ein Vielfaches billiger war, über das Meer betrieben. Groß- und Zwischenhandel gab es höchstens in städtischen Zentren. Mit der Zeit entwickelte sich in Athen ein regelrechtes Handelszentrum. Als Folge daraus und wegen der sogenannten Seedarlehen (verzinste Darlehen, mit denen kostenintensiver Seehandel vorfinanziert wurde) wurde Athen außerdem – soweit man in der Antike von so etwas sprechen kann – zum Bankenzentrum.[14] Das Münzwesen entstand im 6. Jh. v. Chr. und breitete sich in den folgenden Jahrhunderten vor allem in den Städten weiter aus.[21]
Gesellschaft
Man nimmt an, dass in etwa zwei bis drei Prozent der Gesamtbevölkerung zur besitzenden Klasse gehörten. Diese bestand aus Großgrundbesitzern, Bergwerkspächtern, Besitzern großer Werkstätten (mit 20–50 Sklaven), Geldverleihern sowie aus Schiffsbesitzern, Haus- oder Wohnungsvermietern und größeren Händlern. Den überwiegenden Teil der Bevölkerung bildete aber eine großteils ärmliche Mittelschicht, die wiederum überwiegend aus Bauern, vor allem aus Kleinbauern bestand. Des Weiteren gehörten ihr Handwerker, kleinere Händler und die Metöken an. Zur „unteren Schicht“ gehörten die Lohnarbeiter (ungelernte Arbeiter auf Baustellen, in Betrieben usw.; Söldner; kleine Besitzer eines Esels, Karrens, Ochsens, Maultiers, Wagens, Kahns usw.) und die Zwangsarbeiter (Sklaven; Leibeigene wie die Heloten in Sparta; Schuldknechte, die aber beispielsweise in Athen per Gesetz verboten waren).[22]
Bildende Kunst
Die griechische Geschichtsschreibung
In der Zeit um 500 v. Chr. entwickelte sich die antike griechische Geschichtsschreibung.[23] Impulse gingen sowohl von dem erweiterten geografischen Horizont als auch von der ionischen Philosophie aus. Hekataios von Milet, die sogenannten Logographen sowie die Historien Herodots stehen am Beginn der überaus reichen griechischen Geschichtsschreibung, die bedeutende Prosawerke hervorbrachte und thematisch äußerst vielfältig war. Herodot und Thukydides stellten den Maßstab dar, an dem sich viele folgende antike griechische Geschichtsschreiber bis in die ausgehende Spätantike orientierten. Die von diesen Autoren behandelten Themen reichten etwa von der Universal- und Zeitgeschichte über spezialisierte Schriften (wie die Persika und Indika), historisch-geographischen Werken bis zu Lokalhistorien. Allerdings ist ein Großteil der antiken Literatur und damit auch der griechischen Geschichtsschreibung verloren gegangen und oft nur in Zitaten und Auszügen erhalten (Die Fragmente der griechischen Historiker).
Die athenische Demokratie
Athen war nicht die einzige demokratische Polis. Hier soll die athenische Demokratie also bloß als Beispiel herangezogen werden, da zu ihr deutlich mehr historische Quellen als zu anderen Poleis vorliegen, wodurch ein besseres Gesamtbild möglich wird.[24] Die wichtigsten Institutionen der demokratischen athenischen Polis waren erstens die regelmäßigen Volksversammlungen der männlichen erwachsenen Bürger, die „gültige, auch die Beamten und die Ratsorgane bindende Beschlüsse“ fasste; zweitens ein oder mehrere Räte mit „festen, in der Regel vorberatenden, geschäftsführenden und kontrollierenden Funktionen“; und drittens permanente Ämter, „mit festen, funktional differenzierten sachlichen Zuständigkeiten, deren Inhaber nach bestimmten Regeln periodisch neu bestellt“ wurden.[25] Dazu kommt als juristische Institution das für die Rechtsprechung zuständige Volksgericht. Diese demokratischen Institutionen wurden in einem Zeitraum von etwa 150 Jahren ständig verbessert, ihre endgültige Gestalt erreichten sie etwa in der Mitte des 5. Jhs. v. Chr.[26]
Volksversammlung
Die Versammlung (ekklesia) war die seit Solon und Kleisthenes ständig weiter entwickelte Hauptinstitution der Demokratie. Teilnahme-, Antrags-, Rede- und Stimmrecht hatte in klassischer Zeit jeder männliche Bürger (das Bürgerrecht war hierbei entscheidend) nach Vollendung des 18. Lebensjahres.[27] Ihre Kompetenzen waren uneingeschränkt, sie fällte sämtliche Entscheidungen. Die Versammlung war u. a. verantwortlich für die Gesetzgebung, Beschlüsse über Krieg und Frieden, Staatsverträge, alle Fragen der öffentlichen Ordnung und die Wahl: der Strategen, der Schatzmeister, der nicht durch Losentscheid ausgewählten Beamten.[28] Die Tagesordnung war vom Rat festgelegt und die zur Abstimmung kommenden Themen mussten zwingend zuerst von ihm vorbereitet werden. Ein Antrag zur Vorbereitung eines Abstimmungspunktes konnte aber jederzeit von jedem männlichen erwachsenen Bürger eingebracht werden.[29] Auch für Einberufung, Ablauf und Leitung der Versammlung war der Rat zuständig. Die Versammlung trat regelmäßig zusammen (seit dem 4. Jh. 40-mal pro Jahr); abgestimmt wurde (zu Beginn durch Lautstärke der Zurufe, dann) durch Handzeichen oder geheim, mit Stimmkarten; eine Mehrheit setzte sich gegen eine Minderheit durch (Mehrheitsprinzip).[30] Die Teilnahme für männliche erwachsene Bürger, die bis zu 70 Kilometer vom Versammlungsort entfernt wohnten, war durch diese geographische Gegebenheit deutlich erschwert, immerhin wurde aber seit ca. 400 v. Chr. ein Tagegeld für alle Teilnehmer gezahlt. Grundlegende Beschlüsse waren an ein Quorum von 6.000 Stimmen (ca. 20 % aller Stimmberechtigten) gebunden.[31]
Rat (der 500)
Der Rat (bule), von Solon geschaffen (Rat der Vierhundert) und von Kleisthenes weiterentwickelt (Rat der Fünfhundert), übernahm wichtige Funktionen innerhalb der attischen Demokratie. Seit Kleisthenes waren die männlichen erwachsenen Bürger ganz Attikas proportional ausgewogen vertreten, womit für einen Ausgleich der Interessen der Gesamtbürgerschaft wie auch der verschiedenen Regionen gesorgt war. Die Amtszeit der gewählten Mitglieder (buleutai) des Rats der Fünfhundert betrug 1 Jahr,[32] die Hauptaufgabe des im Rathaus (buleuterion) tagenden Rats (bule), war es, die Volksversammlungen vorzubereiten und durchzuführen, welche nur über vom Rat vorbearbeitete Themen (probuleuma) abstimmen durfte.[33] Innerhalb des Rats war jede Phyle mit einer 50 Mann starken Phylensektion (prytaneia) vertreten. Jede dieser 10 Prytanien leitete für ein Zehntel des Jahres den Rat und die Volksversammlung. Im 4. Jh. v. Chr. wurde diese Leitung allerdings – zur besseren Kontrolle – auf ein Kollegium von 9 Vorsitzenden (prohedroi) aus den gerade nicht geschäftsführenden Prytanien übertragen.[34] Weitere Aufgaben des Rats waren die Finanzkontrolle und die Überwachung der Beamten. Da der Rat alle männlichen erwachsenen Bürger gleichmäßig vertrat, war es ihm übrigens in manchen Punkten möglich, „quasi auch stellvertretend für all diejenigen Bürger [zu] fungieren, die nicht regelmäßig an den Volksversammlungen teilnehmen konnten“.[35]
Ämter
„Dem demokratischen Selbstverständnis der athenischen Bürgerschaft entsprechend sollten die Aufgaben, die alle betrafen, auch von allen getragen werden. Die Bekleidung öffentlicher Ämter (archai) war daher in der Regel dem Prinzip der Losung und der (meist jährlichen) Rotation unterworfen“.[36] Die Beamten erhielten (mindestens ab dem 5. Jh.) einen Lohn, es gab ca. 600 Losbeamte, 100 Wahlbeamte sowie die bereits besprochenen 500 Ratsmitglieder und gelegentlich auch temporär geschaffene Amtsposten (z. B. 700 Beamte zur Verwaltung des Delisch-Attischen Seebundes). Die Zuständigkeiten und Aufgaben waren sehr genau geregelt. Dazu gehörten die Verwaltung der Kulte, des Heeres, sodann Finanzverwaltung, „die Rechtspflege bis hin zu polizeilichen Funktionen und […] Marktaufsicht“.[36] Überprüft und auf Amtsmissbrauch kontrolliert wurden die Tätigkeiten der Beamten von Rat und Volksversammlung.
Volksgericht
Es gab im demokratischen Athen keine Berufsrichter, sondern ein Volksgericht (heliaia). Die Rechtsprechung lag seit Solon in den Händen aller gleichgestellten Vollbürger, aus denen jährlich die Geschworenen ausgelost wurden. Diese mussten sich dabei an die Gesetze und Beschlüsse der Versammlung und des Rats halten sowie gerecht und unparteiisch entscheiden (Heliasteneid). Die Rechtsprechung fand wahrscheinlich im Freien statt, zur Durchführung und Verwaltung gab es Gerichtsbeamte. Seit ca. 450 v. Chr. wurden jedes Jahr 6000 besoldete Geschworene (heliastai) aus den männlichen, mindestens 30 Jahre alten Bürgern ausgelost, die zusammen das Volksgericht bildeten. Den verschieden wichtigen Prozessen wurden verschieden viele Geschworene zugeteilt: mindestens 201, aber auch 501 oder 1501 und in besonders wichtigen Fällen alle 6000. Nach der Anhörung der Parteien erfolgte die Urteilsermittlung in geheimer Abstimmung ohne Debatte.[37]
Geschichte
Ionischer Aufstand, Perserkriege und Athens Entwicklung zur Demokratie
Der Ionische Aufstand (ca. 500–494 v. Chr.) der seit Jahrzehnten unter persischer Oberherrschaft stehenden kleinasiatischen und zyprischen Griechen gegen das Achämenidenreich war von Athen nur halbherzig unterstützt worden. Dennoch nutzte der persische Großkönig Dareios I. diesen Anlass zur Rechtfertigung der bereits länger ins Auge gefassten Expansion seines Reiches, die er als „Vergeltungsfeldzug“ bezeichnete. Mit diesem Feldzug begannen für Griechenland die Perserkriege. Herodot, der Vater der Geschichtsschreibung, hat über diese Ereignisse in seinem Werk umfänglich Auskunft gegeben.

Athen siegte zwar bei Marathon 490 v. Chr., doch kam es zehn Jahre später zu einem erneuten Feldzug unter Führung von Dareios’ Sohn Xerxes I. 481 v. Chr. wurde daher der Hellenenbund gegründet, dem neben Sparta und Athen auch mehrere andere, aber keineswegs alle Stadtstaaten des Mutterlandes angehörten; manche waren sogar eher bereit, sich den Persern zu unterwerfen. Nach dem Hinhaltegefecht an den Thermopylen kam es bei Salamis zur Entscheidungsschlacht. Die Griechen vernichteten die zahlenmäßig überlegene persische Flotte (480 v. Chr.). Ein Jahr später wurde auch das persische Landheer in der Schlacht von Plataiai geschlagen. 478 v. Chr. begann die Eroberung Ioniens. Sparta weigerte sich jedoch, den Schutz der Griechen fern der Heimat zu übernehmen. Athen hingegen, bisher der Juniorpartner, nahm sich der Aufgabe an und gründete 478/477 v. Chr. den Attischen Seebund.
Auf den Grundlagen der Reformen Solons und des Kleisthenes sowie der Seeherrschaft Athens in der Ägäis entstand Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. die entwickelte Attische Demokratie mit Perikles als leitendem Staatsmann. Zeitgleich entwickelte sich nach dem Zeugnis des Historikers Thukydides der Dualismus zwischen der Seemacht Athen und der Landmacht Sparta, der schließlich zum Peloponnesischen Krieg führen sollte.
Athen zur Zeit der Attischen Demokratie

Während Theben in Böotien die Errichtung einer Hegemonie über die anderen böotischen Gemeinden betrieb, verfolgte Athen unter Perikles eine ähnlich aggressive Politik. Der Seebund, inzwischen längst ein Instrument zur Verfolgung athenischer Interessen, entwickelte sich mehr und mehr zum attischen Reich. 460–457 v. Chr. wurden die sogenannten Langen Mauern errichtet, die Athen mit dem Hafen Piräus verbanden und Athen selbst zur uneinnehmbaren Festung machten. Gestützt auf die Finanzmittel des Bundes, in dem die Bundesgenossen zu Tributpflichtigen Athens geworden waren, wurde die Athener Akropolis durch ein ebenso aufwendiges wie glanzvolles Bauprogramm zu einem repräsentativen Zentrum der neuen Großmacht, die sich nun kulturell als die „Schule Griechenlands“ darzustellen wusste.


Athen entwickelte sich von der Mitte des 5. Jahrhunderts ab auch zum geistigen Magneten und Zentrum Griechenlands, in das die Sophisten mit ihren Lehren und der Einführung der paideia strebten und in dem die Philosophie eines Sokrates, Platon und Aristoteles jeweils Schule machte. Im 5. Jahrhundert entstanden die Tragödien von Aischylos, Sophokles und Euripides, dann auch die Komödien des Aristophanes. Von dem großen Bildhauer Phidias, der das Bauprogramm auf der Akropolis leitete, ist anders als für seinen mit Menschenbildnissen befassten Kollegen Polyklet oder den berühmten Arzt Hippokrates eine längere Anwesenheit in Athen verbürgt. Im 4. Jahrhundert widersetzte sich der Redner Demosthenes wortmächtig, aber machtlos der anhebenden makedonischen Vorherrschaft und blieb damit bis in die Zeit Ciceros ein unerreichtes rhetorisches Vorbild.
Die Attische Demokratie, die allen Vollbürgern vermögensunabhängig eine gleichberechtigte Beteiligung sicherte und sie annähernd eineinhalb Jahrhunderte zu intensiver politischer Mitwirkung anhielt, hatte die Kehrseite, dass Frauen und Sklaven vollständig davon ausgeschlossen waren, wobei die Sklaven auch wirtschaftlich eine wichtige Rolle spielten. Die direkte Demokratie schützte zudem durchaus nicht vor so manchen Auswüchsen äußerer Machtpolitik. Mit der modernen repräsentativen und gewaltenteiligen Demokratie ist sie in vieler Hinsicht nur bedingt vergleichbar.
Machtkämpfe zwischen Perserkriegen und Peloponnesischem Krieg
Athen setzte nach den Perserkriegen als Hegemon im Attischen Seebund den Kampf gegen das Perserreich im östlichen Mittelmeerraum fort. Es unterstützte schließlich sogar eine antipersische Erhebung in Ägypten, wo sich für die Athener in einer sehr verlustreichen Niederlage dann aber die Grenzen der eigenen Machtmittel und Möglichkeiten zeigten. Zu einem Ausgleich mit Persien kam es 449 v. Chr. im Zusammenhang mit dem historisch umstrittenen sogenannten Kalliasfrieden.
In Süditalien und auf Sizilien erwehrten sich währenddessen die seit der großen Kolonisation dort angesiedelten Westgriechen der Bedrohung durch die Etrusker und das mächtige Karthago. In der Schlacht von Kyme 474 v. Chr. wurden die Etrusker vernichtend geschlagen. Auf Sizilien ging der Konflikt mit Karthago weiter, auch wenn die Karthager 480 v. Chr. bei Himera geschlagen worden waren. Dort konnten sich in zahlreichen Poleis auch weiterhin Tyrannen an der Macht halten, wie beispielsweise Gelon, der zeitweise als der mächtigste Mann der griechischen Welt galt. Insgesamt blieben Staseis, also bürgerkriegsartige Konflikte innerhalb der Bürgerschaft, in vielen Poleis jahrhundertelang ein großes Problem; nicht selten führten sie zur Tyrannis der siegreichen Partei.
Zwischen Athen und Sparta kam es 460–446 v. Chr. zum Ersten Peloponnesischen Krieg. Grund war der vorläufige Austritt Megaras aus der spartanischen Allianz und dessen Überwechseln zu Athen. Während der athenischen Flottenexpedition nach Ägypten (460–454 v. Chr.) kam es 457 v. Chr. zu der für Athen verlustreichen Schlacht von Tanagra gegen die Spartaner, aber im Gegenzug zur Bezwingung Aiginas, das ungeachtet seiner geografischen Nähe zu Piräus Mitglied im Peloponnesischen Bund gewesen war, nun aber dem Attischen Seebund beitreten musste.[38] Bei schließlich unentschiedenem Ausgang des Krieges zwischen den beiden griechischen Großmächten wurde 446 v. Chr. ein dreißigjähriger Frieden Athens mit Sparta geschlossen, wobei die latenten Spannungen freilich bestehen blieben.
Der Peloponnesische Krieg
Über den Streit Korinths mit Korkyra bezüglich der Einmischung Athens in den Bürgerkrieg in Epidamnos, der Furcht Athens vor einem Engagement Korinths im Norden und über einen Handelsstreit mit dem mit Sparta verbündeten Megara, aber auch aus der Furcht Spartas vor einem weiteren Machtzuwachs Athens, kam es schließlich zum Peloponnesischen Krieg (mit Unterbrechungen von 431–404 v. Chr.), über dessen Verlauf bis zum Jahr 411 v. Chr. Thukydides in seinem berühmten Geschichtswerk ausführlich berichtete; an ihn schloss dann Xenophon mit den Hellenika an.
432 v. Chr. forderten Megara und Korinth Sparta ultimativ zum Eingreifen auf, doch begann der Krieg eher ungeplant mit einem Überfall der mit Sparta verbündeten Thebaner auf die Stadt Plataiai. Sparta fiel 431 v. Chr. in Attika ein, doch hatte Perikles die Bevölkerung in den Schutz der Langen Mauern zurückgezogen. Währenddessen plünderte die athenische Flotte die Peloponnes. Perikles rechnete mit der Erschöpfung des Gegners, während die Spartaner jedes Jahr in Attika einfielen.

Nach dem Tod des Perikles 429 v. Chr. kam eine neue Generation von Politikern ans Ruder, wobei Kleon für eine aggressive, Nikias hingegen für einen ausgleichende Politik gegenüber Sparta standen. 425 v. Chr. schien Sparta aufgrund der Gefangennahme mehrerer Spartiaten zum Frieden bereit, doch wurde dies von Kleon abgewiesen. Sparta reagierte jedoch und marschierte unter Führung des Brasidas 424 v. Chr. in Thrakien ein und bedrohte so die athenische Versorgung mit Getreide. 421 v. Chr. kam es zu einem Friedensvertrag (Nikiasfrieden), der jedoch nicht alle Streitigkeiten ausräumte. Sparta bekämpfte seine Erzrivalin Argos, während Athen unter dem Einfluss des Alkibiades die folgenschwere Sizilienexpedition unternahm (415–413 v. Chr.). Diese endete in einem Desaster für Athen. Die Einnahme von Syrakus misslang, und das athenische Heer wurde vernichtet, während in Griechenland Alkibiades, der zu den Spartanern übergelaufen war, diese zu einer neuen Taktik gegen Athen überredete. In Dekeleia wurde nun auf Dauer ein lakedaimonischer Stützpunkt errichtet, und zudem gewann Sparta die Unterstützung Persiens. Mit Hilfe persischen Goldes baute Sparta eine leistungsstarke Flotte auf. Immer mehr Seebundmitglieder, die von Athen wie Kolonien behandelt wurden, fielen vom Attischen Seebund ab. Im Zuge der Bestrafung abgefallener Bündner und in dem Bestreben, das Seereich als Herrschaftsinstrument auszubauen, kam es von athenischer Seite im Verlauf des Peloponnesischen Krieges vermehrt zu Gräueltaten und Übergriffen, wofür insbesondere das Beispiel der kleinen Ägäis-Insel Melos steht. Auch die Demokratie wurde zu Zwecken der Herrschaftsstabilisierung nach dem Muster Athens innerhalb des Seebunds verbreitet und als Mittel zum Erreichen politischer Ziele der Führungsmacht eingesetzt. 411 v. Chr. kam es wegen der durch den Krieg angespannten Situation in Athen selbst zu einem oligarchischen Verfassungsumsturz, der aber schon 410 v. Chr. rückgängig gemacht wurde – mit Hilfe des wieder zu Athen übergelaufenen Alkibiades.
Spartas neue Flotte unter dem fähigen Lysander bedrohte jedoch weiterhin Athens Lebensnerv. 406 v. Chr. siegten die Athener noch bei den Arginusen, doch unterlag die Flotte im folgenden Jahr in der Schlacht bei Aigospotamoi. Athen kapitulierte 404 v. Chr. vor Sparta, wurde aber nicht zerstört, da Sparta ein Gleichgewicht der Kräfte aufrechterhalten wollte. Korinth und Theben fühlten sich jedoch um die Erfüllung ihrer Kriegsziele betrogen und verfolgten nun eigene Ziele, auch und vor allem gegen Sparta.
Thebens Aufstieg und Kampf mit Sparta um die Hegemonie
Sparta konnte nach dem Sieg von 404 v. Chr. trotz einiger Anstrengungen die Führungsrolle Athens nicht übernehmen; dafür fehlten ihm sowohl die Ressourcen als auch der institutionelle Rahmen. Zudem kam es zwischen Sparta und Persien zum Krieg um Kleinasien (400–394 v. Chr.), da Sparta sich weigerte, die dortigen griechischen Städte den Persern auszuliefern, wie es der Vertrag von 412 v. Chr. vorgesehen hatte. Aber auch in Griechenland brachen die Kampfhandlungen nicht ab. Im Korinthischen Krieg (395–387 v. Chr.) kämpften Argos, Athen, Korinth und Theben gegen die Spartaner. 387/386 v. Chr. kam es schließlich zum sogenannten Königsfrieden, der in Wirklichkeit ein persischer Diktatfrieden war, der den Krieg im griechischen Mutterland aber wenigstens zu einem vorläufigen Ende brachte. Persien erhielt Kleinasien und Zypern, während Athen nur einige seiner alten Kleruchien behalten durfte. Alle anderen Poleis sollten autonom sein.
Auf dem Prinzip von Autonomie und Gleichberechtigung basierte die Idee der Koine Eirene, des Allgemeinen Friedens, die in den Folgejahren starke politische Wirkung entfaltete und neben dem Panhellenismus der prägende politische Gedanke dieser Zeit war. Am Ende scheiterte aber auch diese Friedensidee immer wieder an der Unmöglichkeit, sie ohne die Garantie einer starken Hegemonialmacht durchzusetzen. Der Königsfriede wird von einigen Forschern als erste Verwirklichung einer Koine Eirene angesehen.

371–362 v. Chr.
Zum Wächter über den Königsfrieden warf sich zunächst Sparta auf, um seine eigene Position zu verteidigen. Es geriet aber zusehends in die Defensive. Athen, welches sich von der Niederlage im Peloponnesischen Krieg langsam erholt hatte, begründete 378/77 v. Chr. den Attischen Seebund neu, allerdings verkleinert und weniger von der athenischen Vormachtstellung geprägt. Tatsächlich waren aber sowohl Sparta als auch Athen über das Anwachsen der thebanischen Machtstellung besorgt und versuchten, den thebanischen Einfluss einzudämmen. Doch während sich die beiden alten Feinde annäherten, kam es 371 v. Chr. zur Schlacht von Leuktra, in welcher das spartanische Heer in offener Feldschlacht von den Thebanern vernichtend geschlagen wurde. Dies bedeutete das endgültige Ende der spartanischen Hegemonie. Auch der Höhenflug Thebens endete bereits nach wenigen Jahren, als 362 v. Chr. der wichtigste thebanische Stratege Epameinondas fiel. Sparta verlor jedoch Messenien und wurde somit zu einer Macht zweiten Ranges, zumal die dringend notwendigen inneren Reformen auch danach nicht verwirklicht wurden.
Auf Sizilien blühte währenddessen die reiche Polis Syrakus und erreichte eine quasi-hegemoniale Stellung unter Dionysios I. Im Laufe des 4. Jahrhunderts v. Chr. jedoch wurde Syrakus von schweren Bürgerkriegen heimgesucht. Bereits seit dem frühen 5. Jahrhundert lieferten sich Karthago und die sizilischen Griechen teils heftige Kämpfe (siehe oben), wobei sich beide Seiten in etwa die Waage hielten. Tatsächlich waren es gerade die Randgebiete – das sogenannte Dritte Griechenland abseits von Athen und Sparta –, die nach dem Peloponnesischen Krieg eine Blütezeit erlebten, wie eben Böotien mit Theben, aber auch Thessalien, Korinth und Megara, die sich vom Krieg erholten und vom Handel profitierten.

Aufstieg Makedoniens
Im Norden Griechenlands bestieg 359 v. Chr. Philipp II. den Thron von Makedonien. Ihm gelang es, den größten Nutzen aus den Vormachtkämpfen der griechischen Poleis zu ziehen. Die streitenden makedonischen Adelsfamilien vermochte er stärker als zuvor an das Königshaus zu binden. Vor allem aber schuf er ein stehendes und professionell geschultes Heer, wodurch Makedonien zur führenden Militärmacht in Griechenland wurde. In den 50er Jahren kämpfte er gegen die Phoker und erwarb 352 v. Chr. die Vorherrschaft in Thessalien. 343 v. Chr. folgte die Eroberung Thrakiens samt den dortigen Goldbergwerken, die den wirtschaftlichen Grundstock für den weiteren Machtzuwachs legten. Athen fühlte sich von der expansiven Politik Philipps ernsthaft bedroht. Vor allem Demosthenes versuchte die Athener davon zu überzeugen, dass Philipp sie unterjochen wollte, hatte zunächst jedoch keinen Erfolg. 340 v. Chr. kam es endlich zur Bildung eines Abwehrbundes, doch unterlag das Heer 338 v. Chr. bei Chaironeia dem Heer Philipps. Dieser gründete 337 v. Chr. den Korinthischen Bund, ließ sich zum Hegemon ernennen und wurde de facto zum Beherrscher Griechenlands. Seine Pläne zu einem Feldzug gegen Persien konnte er jedoch nicht mehr verwirklichen: Er wurde 336 v. Chr. ermordet.

Sein Sohn Alexander, später der Große genannt, setzte Philipps ehrgeizige Pläne jedoch in die Tat um: Er zwang die aufständischen griechischen Städte in die Knie und zerstörte Theben. Mit seinem legendären Alexanderzug (ab 334 v. Chr.) öffnete er zugleich den Griechen das Tor zu einer neuen Welt: Er besiegte die persischen Armeen und stieß bis nach Indien vor. Damit endete das klassische Zeitalter Griechenlands.
Es begann das Zeitalter des Hellenismus, in dem die griechischen Poleis gegenüber den hellenistischen Großreichen, die sich nach Alexanders Tod 323 v. Chr. bildeten (siehe auch Diadochen), sowie den sich formierenden Bundesstaaten (siehe etwa Achaiischer Bund) in politischer Hinsicht nur eine untergeordnete Rolle spielten, während die griechische Kultur sich bis nach Indien verbreitete.
Griechenland in hellenistischer Zeit (336–30 v. Chr.)

Griechenland blieb das Schlachtfeld der hellenistischen Großmächte. Vor allem die Antigoniden versuchten, die alte makedonische Hegemonie zu erneuern. Athens Versuch, nach dem Tod Alexanders wieder eine Macht zu werden, scheiterte kläglich (Lamischer Krieg, 323–322 v. Chr.). An die Stelle der Polis traten als Machtfaktor die griechischen Bundesstaaten. Die beiden wichtigsten waren der Aitolische Bund und der Achaiische Bund. In kultureller Hinsicht verlagerte sich der Schwerpunkt mehr in den Osten, wo vor allem Alexandria in Ägypten, später auch Pergamon in Kleinasien eine bedeutende Rolle spielten (siehe auch Diadochen). Die Westgriechen gelangten derweil bereits im Verlauf des 3. Jahrhunderts unter römische Herrschaft.
Ob nach 300 – bedingt durch die Auswanderung von Griechen und Makedoniern und die Anwerbung griechischer und makedonischer Söldner durch die Diadochenreiche – eine teilweise Entvölkerung überbevölkerter Regionen Griechenlands, verbunden mit einem wirtschaftlichen Abschwung, einsetzte, die erst in der römischen Kaiserzeit zum Stillstand kam, ist in der neueren Forschung umstritten. Inzwischen haben archäologische Untersuchungen gezeigt, dass viele griechische Städte im Hellenismus eine ökonomische Blüte erlebten.
Infolge der Kämpfe zwischen den griechischen Klein- und Mittelmächten untereinander sowie mit und gegen Makedonien kam es zum Eingreifen des Römischen Reiches gegen Philipp V. von Makedonien. Im Zweiten Makedonisch-Römischen Krieg (200–197 v. Chr.) wurde Makedonien vernichtend geschlagen. 196 v. Chr. verkündete der römische General Titus Quinctius Flamininus die Freiheit Griechenlands, Rom blieb aber faktisch Protektoratsmacht. Da die Lage weiterhin instabil war, sah sich Rom in der Folgezeit immer wieder gezwungen, insbesondere in Staseis zwischen griechischen "Romfreunden" und "Romfeinden" einzugreifen. Nach der Schlacht von Pydna 168 v. Chr. war Makedonien, welches unter König Perseus noch einmal versucht hatte, sich in Griechenland gegen Rom zu behaupten, als Machtfaktor ausgeschaltet. Rom engagierte sich nun dauerhaft in Griechenland. Dies führte nach der Zerstörung Korinths zur endgültigen Unterwerfung Griechenlands: 146 v. Chr. wurde die Provinz Macedonia eingerichtet, 133 v. Chr. die Provinz Asia, die die meisten kleinasiatischen Griechenstädte umfasste, und 27 v. Chr. wurde dann auch der größte Teil Zentral- und Südgriechenlands als Achaea direkter römischer Herrschaft unterworfen. In der Folge siedelten sich immer mehr Italiker in Griechenland und Kleinasien an, die dort wirtschaftliche Interessen verfolgten. Ein letztes Mal wurde die römische Herrschaft über die Hellenen um 88 v. Chr. durch König Mithridates VI. herausgefordert, doch blieb dies Episode.
Nachdem 133 v. Chr. das Reich von Pergamon durch Rom annektiert worden war, folgte 64/63 v. Chr. das Reich der Seleukiden in Syrien (welches aber bereits seit dem späten 2. Jahrhundert nur noch von regionaler Bedeutung gewesen war und seine reichsten Provinzen längst verloren hatte) und 30 v. Chr. schließlich die letzte hellenistische Macht, das Ägypten der Ptolemäer. Damit endete die Epoche des Hellenismus in politischer Hinsicht.
Hellas als Teil des Römischen Reiches bis zum Ausgang der Antike
Die politische Geschichte des unabhängigen Griechenland war spätestens 146 v. Chr. für fast zwei Jahrtausende beendet; erst im 19. Jahrhundert sollte das Land wieder ein eigener Staat werden. Doch lebte die griechische Kultur im Rahmen des Römischen Reiches fort und prägte seit dem 2. vorchristlichen Jahrhundert zunehmend auch die römische Zivilisation. Wirtschaftlich gedieh das Land während der langen, weitgehend ungestörten Friedenszeit in den ersten beiden Jahrhunderten n. Chr. (die Pax Romana). Kaiser Nero (54–68 n. Chr.) war zudem ein großer Philhellene und gewährte Griechenland zahlreiche Privilegien, die seine Nachfolger aber wieder zurücknahmen. Auch Kaiser Hadrian förderte Hellas und ließ insbesondere Athen besondere Wohltaten angedeihen. Griechisch blieb derweil die lingua franca im gesamten östlichen Mittelmeerraum, und bis in die Spätantike war es für die Eliten Roms auch im Westen nahezu selbstverständlich, neben Latein auch Griechisch zu beherrschen. Die klassische griechische Bildung (paideia) blieb zumindest in der östlichen Reichshälfte auch nach dem Sieg des Christentums noch lange lebendig.
Die sogenannte Reichskrise des 3. Jahrhunderts betraf dann auch Griechenland, das insbesondere in den 260er Jahren unter Barbareneinfällen zu leiden hatte, sich aber wieder einigermaßen erholen konnte und zudem mit dem Neuplatonismus die letzte bedeutende philosophische Strömung der Antike hervorbrachte. Gerade Athen blieb bis ins 6. Jahrhundert nach Christus ein bedeutendes Zentrum antiker Bildung. Seit etwa 580 n. Chr. drangen dann slawische Völker in die oströmischen Balkanprovinzen ein; um 650 n. Chr. war Griechenland bis zur Peloponnes zu großen Teilen slawisch besiedelt und konnte erst im Mittelalter wieder für das griechischsprachige Byzantinische Reich zurückerobert werden. In Byzanz lebten die griechische Sprache und griechisches Denken, wiewohl christlich überformt, noch jahrhundertelang fort.
Die Eroberung der römischen Orientprovinzen durch die islamischen Araber (seit 636 n. Chr.) besiegelte das Ende der Antike, da Ägypten und Syrien nun dem griechischen Sprach- und Kulturraum entzogen wurden: 698 n. Chr. wurde im gesamten Reich der Kalifen die griechische Amtssprache durch das Arabische ersetzt. Allerdings zeigten sich die Eroberer offen für viele Errungenschaften der griechischen Zivilisation; so wurde nicht weniges davon nur durch die Araber für die Nachwelt bewahrt und schließlich über Sizilien und Spanien wieder dem Abendland vermittelt.[39]
Rezeption und Nachwirkung
Die vielfältigen Fortwirkungen altgriechischer Sprache Kultur, Kunst und Politik verteilen sich auf den Zeitraum von der Abfassung der homerischen Epen bis zu den Denkschulen der Epikureer und Stoiker, auf staatspolitischer Ebene von der Entstehung der Poleis bis zu den Diadochenreichen in der Nachfolge Alexanders des Großen. Der Mythos der von Zeus entführten Europa, dem der Kontinent seinen Namen verdankt, steht zeichenhaft für eine Reihe von Wirkungslinien, die vor allem in die westliche Zivilisation eingegangen sind.
Mittels zweier Traditionsstränge sieht Thomas A. Szlezák die europäische Zivilisation von der altgriechischen Kultur beeinflusst: zum einen von den durch das Römische Reich und das lateinische Mittelalter vermittelten kulturellen Errungenschaften der Alten Griechen sowie zum anderen durch das, was im Zuge des gezielten kulturellen Zugriffs seit der Renaissance wiedergewonnen wurde.[40] Vielfältige Rückbezüge auf Sprache, Kunst und Kultur des antiken Griechenlands waren auch für den Neuhumanismus und den Klassizismus kennzeichnend.
Erstmals in der athenischen Demokratie des 5. Jahrhunderts v. Chr., so Szlezák, sei der Begriff der Freiheit umfassend reflektiert worden, sowohl als außenpolitische wie als innenpolitische Freiheit. Die geistesgeschichtlichen Voraussetzungen des Freiheitsdenkens sieht Szlezák in der Selbstbehauptung des Individuums gegenüber dem Kollektiv, wie sie bereits mehrfach in der archaischen Lyrik auftauche und sich in Athen zu einem „Programm der individuellen Freiheit, verbunden mit Toleranz gegenüber der Freiheit des Anderen,“ verdichtet habe. Auch der altgriechische Wissenschafts- und Philosophiebegriff habe damit zu tun.[41]
Der Althistoriker Werner Dahlheim bescheinigt den Alten Griechen eine spezifische welthistorische Rolle: „Sie erprobten im Raum der Politik die Möglichkeiten einer vom Willen der ganzen Bürgerschaft getragenen politischen Ordnung und durchmaßen im Raum der geistigen Auseinandersetzungen alle Regungen und Ausdrucksformen, deren der menschliche Geist fähig ist. Sie sind damit zum wesentlichen Ausgangspunkt und zugleich integralen Bestandteil der Geschichte Europas geworden.“[42]
Kulturelle Aspekte
Geerbt hat das moderne Europa von den Alten Griechen laut Szlezák auch die Neugier für Fremde, die stets deren Neugier für die Griechen bei weitem übertroffen habe. Die den Griechen seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. vertraute Idee einer Universalgeschichte zeige dies ebenso wie die ethnographische Überlieferung. Die griechische Kultur habe früh eine Tendenz zum Überschreiten der eigenen Grenzen in sich getragen, auch in der religiösen Ausrichtung, wie unter anderem Herodots Herleitung griechischer Götter und Kulte aus Ägypten zeige. Mit der Erweiterung des kulturellen Bezugsrahmens über die eigene Polis hinaus auf andere Poleis und Völker bis hin zum ganzen Kosmos haben die Alten Griechen für Szlezák universalistisches Denken weit stärker vertreten als jede andere alte Hochkultur.[43]
Ein polisübergreifendes religiöses Zentrum und ein Auskunftsort für alle Griechen war das Orakel von Delphi. Zu den in kultischem Rahmen abgehaltenen panhellenischen Spielen fanden sich am jeweiligen Veranstaltungsort Angehörige zahlreicher Poleis zum friedlichen Wettstreit ein. Teils waren die Spiele auch mit Musikwettbewerben verbunden, nicht jedoch in Olympia, wo solche Spiele zuerst ausgerichtet worden waren. Als reine Sportspiele mit wechselnden Austragungsorten sind die Olympischen Spiele in völkerverbindender Absicht Ende des 19. Jahrhunderts wieder aufgenommen worden und bilden seither die bekannteste Verknüpfung mit dem antiken Griechenland.
Schrift und Sprache
Gegenüber den Schriftkulturen in Ägypten, Mesopotamien und China, die jener der Alten Griechen vorausgingen und die zu kompliziert waren, um von der jeweiligen Bevölkerung mehrheitlich beherrscht zu werden, bot das griechische Alphabet als erste phonetische Schrift mit Konsonanten und Vokalen den Vorteil der leichteren Erlernbarkeit ohne jahrelange Schulung für breitere Bevölkerungskreise. Die unmittelbare Entsprechung zwischen gesprochener und geschriebener Sprache bewirkte beispielsweise in Athen die allgemeine Rezeption der öffentlich ausgestellten Solonischen Gesetze und die Durchführbarkeit des Ostrakismos, bei dem in der Volksversammlung der Name eines ins Exil zu Verbannenden auf einer Tonscherbe vermerkt war.[44]
Mit ihrem betonten Anknüpfen an antike Vorbilder haben Renaissance und Humanismus sprachliche Übernahmen aus dem (Alt-)Griechischen in die europäische Moderne gefördert. Sei es der romanische, der slawische oder der germanische Sprachbereich: Durchgängig finden sich dieselben griechischen Wörter wieder. „Von Polen bis Portugal, von Skandinavien bis Sizilien wird ein und dieselbe griechische Wurzel verwendet, um Musik oder Philosophie zu bezeichnen; um Tyrannei zu geißeln und Demokratie zu bejahen; um weltweit die olympischen Spiele zu feiern.“ Was einst im hellenischen Kulturkreis entdeckt, erschlossen und benannt worden ist, zieht sich im gegenwärtigen Sprachgebrauch durch eine Vielzahl unterschiedlicher Bereiche, unter anderem von der Mathematik und Geologie, über die Pädagogik und Historiographie bis zu Poesie und Theater.[45]
Epos und Drama
Die beiden dem Dichter Homer zugeschriebenen Epen Ilias und Odyssee bildeten für die Alten Griechen den literarischen Grundtext schlechthin, der die in den diversen Poleis getrennt voneinander lebenden Bürgerschaften sprachlich einte, weil der von Homer hauptsächlich gebrauchte ionische Dialekt auch dort verstanden wurde, wo man anders sprach. Als wegweisend erwies sich die literarische Qualität beider Versdichtungen, die zur Hochschätzung des Vollkommenen in der Kunst und zur Herausbildung einer Philosophie des Schönen und der ästhetischen Urteilskraft beitrugen. Ilias und Odyssee stehen laut Szlezák auch für eine bestimmte Erzähltechnik und „bildeten die Paradigmen der typisch westlich-europäischen Art, ein Geschehnis in der Dichtung zu gestalten, also die ‚Fabel‘ oder den ‚Plot‘ zu konstruieren.“ Seither sei die griechisch-europäische Tradition zudem darauf ausgerichtet, Werken von Rang eine ethisch hochstehende Orientierung abzuverlangen.[46]
Die Entstehung einer neuen Form von Dichtung in den beiden Grundformen Tragödie und Komödie sieht Szlezák in geistesgeschichtlich einzigartiger Weise verbunden mit der gleichzeitigen Entstehung der Demokratie als Staatsform in Athen. Sowohl Tragödie als auch Komödie hätten, indem sie auch die demokratischen Verfahren der Polis reflektierten, zur Bildung einer politischen Öffentlichkeit beigetragen. „Beides, die Demokratie wie das Drama, bestimmen bis heute nicht nur unser politisches und literarisches Leben im engeren Sinn, sondern auch die Art und Weise, wie wir unsere Gegenwart wahrnehmen, unsere Vergangenheit deuten und unsere Zukunft antizipieren.“[47]
Architektur und Bildhauerei
Der fortwirkende Einfluss der antiken griechischen Architektur und bildenden Künste auf die europäische Baukunst und auf die Abbildung des menschlichen Körpers reicht von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert. Bereits die Begüterten unter den alten Römern hatten mit dem Ankauf oder der Kopie griechischer Kunstwerke des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. für deren Erhalt bzw. Überlieferung gesorgt und so auch diesbezüglich Voraussetzungen geschaffen, an die in der europäischen Neuzeit angeknüpft wurde. So wirkte beispielsweise die Wertschätzung des dorischen Stils als „reine Funktionalität“ im Einklang von Statik und Form in der avantgardistischen Architektur des frühen 20. Jahrhunderts nach.[48]
Der dem antiken Griechenland verpflichtete Klassizismus und Neuhumanismus übten speziell in Deutschland einen nachhaltigen Einfluss auf das zeitgenössische Bildungsideal in Kunst und Literatur aus. Johann Joachim Winckelmann wurde zum Begründer der kunstorientierten klassischen Archäologie. Er lehrte zwischen griechischer und römischer Hinterlassenschaft bei der antiken Kunst zu unterscheiden und setzte mehrere Stilepochen der antiken griechischen Kunst an. Seine Formel von der zeitübergreifend mustergültigen „edlen Einfalt“ und „stillen Größe“ von Kunst und Kultur im antiken Griechenland prägte die Kunstauffassung vor allem in Deutschland nachhaltig, zumal prominente Geistesgrößen wie Gotthold Ephraim Lessing, Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller und Wilhelm von Humboldt sich lobend über sein Wirken äußerten und letzterer in seiner Bildungsreform die Vermittlung des Antikenideals institutionalisierte.[49]
Insbesondere Vertreter der auf Winckelmann basierenden klassischen Archäologie suchten unter den wechselnden historischen Rahmenbedingungen des 19. Und 20. Jahrhunderts eine Leitbildfunktion der altgriechischen Kunst zu erhalten und die diversen modernen Kunstrichtungen und -formen demgegenüber als minderwertig darzustellen. Zu einer politisch stark aufgeladenen Inanspruchnahme Winckelmanns kam es in der NS-Zeit, nachdem Hitler für die Kunstausrichtung des Regimes einen neuen Klassizismus propagiert hatte. Dem breiten Publikum präsentierte der Olympia-Film Leni Riefenstahls zu den Olympischen Spielen 1936 neben Sequenzen zu den Bauten der Athener Akropolis die NS-Körperideologie in Athletengestalt.[50]
Philosophie
Das vielfältige, auf mehrere Jahrhunderte verteilte Gesamtspektrum der antiken griechischen Philosophie hat nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung des philosophischen Denkens in diversen Epochen der europäischen Geistes- und westlichen Kulturgeschichte genommen. Zu den bis in die Gegenwart viel beobachteten, teils aufeinander aufbauenden und Bezug nehmenden altgriechischen Philosophen und Philosophieschulen gehören im 6. Jahrhundert v. Chr. die Vertreter der ionischen Naturphilosophie sowie weitere Vorsokratiker, im 5. Jahrhundert v. Chr. Platon und Aristoteles sowie am Übergang zum 3. Jahrhundert v. Chr. die Epikureer und Stoiker.
Mit Thales von Milet, der eine Sonnenfinsternis korrekt vorherzubestimmen in der Lage war, setzt eine Vorstellung der Weltentstehung ein, die ohne mythische Herleitung auskommt: Als Urstoff fungiert bei ihm Wasser.[51] Von dem Sophisten Protagoras ist der Satz überliefert, wonach der Mensch das Maß aller Dinge sei, Gefolgert wird daraus unter anderem, dass die Wahrheit des Menschen so beschaffen ist, wie sie ihm erscheint. Die Entdeckung und Anerkennung der Relativität menschlicher Wertvorstellungen, so Szlezák, gehört zu den Errungenschaften des griechischen Geisteslebens im 5. Jahrhundert v. Chr. Das systematische Argumentieren Pro und Contra sei in der Sophistik aufgekommen. Pluralismus und Relativismus wiederum seien die „nicht hinterfragbaren Grundlagen des dominierenden politischen Glaubens der europäisch-amerikanischen Moderne.“[52]
Für die Entfaltung des abendländisch-philosophischen Denkens über die Jahrhunderte bedeutsam aber waren laut Szlezák vor allem Platon und Aristoteles. Beide hätten die ihnen noch vorliegenden Werke der Vorsokratiker auf kreative Weise neu gedeutet und das metaphysische Denken entwickelt. Sie seien die einzigen Philosophen, die auf fast allen Teilgebieten der Philosophie Bahnbrechendes geleistet hätten. Mit der Metaphysik sei die Reflexion auf die „Gesamtheit unserer geistigen Bemühungen“ verbunden wie auch auf die Unterscheidung von Wissenschaft und Philosophie. „Kurzum, mit der Metaphysik entsteht auch die Wissenschaftstheorie, und mit ihr die formale Logik, deren Ausarbeitung Aristoteles als erstem gelingt.“[53]
Politisches Denken und Handeln
Der Entstehung des Politischen bei den Alten Griechen ist Christian Meier in dem Bewusstsein nachgegangen, dass diese – anders als beispielsweise alle neuzeitlichen politischen Denker und Akteure – sich das grundlegende begriffliche Instrumentarium zur Gestaltung und Erfassung politischer Konstellationen und Entwicklungen im historischen Geschehen überhaupt erst schaffen mussten. Im Falle Athens reichen die markanten Stationen von den Solonischen Reformen im Zeichen der Eunomie über die auf Isonomie zielenden Kleisthenischen Reformen bis zur Demokratie in klassischer Zeit.[54]
Als „erste Zivilgesellschaft der Menschheit“ bezeichnet Szlezák Athen zur Zeit der entwickelten Demokratie. Viele Tausende von Bürgern seien sich ihrer fundamentalen Freiheits- und Bürgerrechte bewusst gewesen, etwa des Rechts auf freie Rede und der Klageerhebung, und hätten sie in der politischen Auseinandersetzung auch zur Geltung gebracht. Das Prinzip der Rechenschaftslegung von Amtsträgern gegenüber dem Volk habe ein vergleichsweise wirksames Kontrollinstrument dargestellt.[55]
Während in einem politischen System mit zentralisierter Herrschaft laut Josiah Ober die Macht von „Spezialisten im Herrschen“ ausgeübt wird, bildete die Hinwendung „zu kollektiver Selbstregierung durch Amateure“ eine wichtige Grundlage für die außergewöhnliche Wohlfahrt und historische Sonderstellung des klassisch-antiken Griechenlands. „Die historisch einmalige griechische Form von Bürgerschaft und politischer Ordnung und ihre Rolle bei der Förderung von Spezialisierung und ständiger Innovation durch die Einführung von Bürgerrechten, bei der Koordinierung einer zahlenmäßig starken Gruppe von Menschen, die gleichzeitig herrschten und beherrscht wurden, und bei freiem Informationsaustausch war der entscheidende Faktor, durch den sich die Blüte des klassischen Griechenland in der Geschichte der Vormoderne auszeichnet.“[56]
Geschichte und Historiographie
Unter dem Eindruck des mannigfaltigen Nachwirkungsspektrums der Alten Griechen wurde deren Geschichte im Urteil der Nachwelt nicht selten als höchst bedeutsam herausgestellt. Das gilt speziell für den Krieg der griechischen Poleis gegen die Perser in den Anfängen des 5. Jahrhunderts v. Chr., der unter anderem als Existenzkampf des Griechentums im Hinblick auf seine politischen und geistigen Entwicklungspotenziale angesehen wurde. So erklärte beispielsweise der Brite John Stuart Mill die Schlacht bei Marathon zu einem Ereignis auch der englischen Geschichte und in dieser für wichtiger als die Schlacht bei Hastings.[57] Für Christian Meier wiederum bildet die Schlacht von Salamis „ein Nadelöhr, durch das die Geschichte hindurch mußte“, wenn in ihr statt großer, monarchisch regierter Reiche die in vielen selbständigen Poleis – oft unter weitgehender politischer Mitsprache breiter Schichten – lebenden alten Griechen eine wegweisende Rolle spielen sollten.[58]
Mit ihren Werken haben Herodot und Thukydides laut Szlezák das kulturelle, historische und politische Bewusstsein Europas um Erfahrungen und Denkformen bis in die Gegenwart höchst wirksam bereichert. Herodot stehe für die ungewöhnliche Botschaft und Fähigkeit der Griechen zum Ernstnehmen und verstehen des Fremden bzw. zu kultureller „Übersetzung“. Trotz novellistischer Buntheit und vieler Unzulänglichkeiten verdiene er den Titel „Vater der Geschichtsschreibung“ mit seiner Darstellung eines welthistorischen Geschehens aus breit streuendem Material, mit dem er die Vielfalt des Lebens erschließe. Herodot sei nicht nur der erste große historische Erzähler, sondern auch „der bis heute mit Abstand am vergnüglichsten zu lesende Geschichtsschreiber.“[59]
Von Thykydides heißt es bei Dahlheim, dass er den Willen der Götter aus der Geschichte verbannte und stattdessen das Streben des Menschen nach Macht, Besitz und Geltung als bestimmende Wirkkräfte im historischen Geschehen ansetzte. Die Entdeckung der politischen Geschichte durch Thukydides markiere einen Erkenntnisfortschritt, wie er vergleichbar erst in den neuzeitlichen Schriften Macchiavellis wieder erreicht worden sei.[60] Nicht von Moralismus und „Empörungslust“ sei die Geschichtsdarstellung des Thukydides geprägt, sondern vo „kühler Distanziertheit, strikter Faktennähe, leidenschaftsloser Objektivität“, so Szlezák. „Mit diesen Mitteln schuf Thukydides ein Werk, das einerseits literarisch in Stil und Komposition höchste Meisterschaft erreicht, andererseits für Geschichtsschreibung und für illusionslose politische Analyse bis in die Neuzeit den Maßstab gesetzt hat.“[61]
Neuere Perspektiven
In Forschungs- und Wissenschaftsgeschichte sei der Einfluss des Alten Orients auf das antike Griechenland lange ignoriert, wenn nicht entschieden zurückgewiesen worden, findet Linda-Marie Günther.[62] Unterdessen aber hätten alle altertumskundlichen Disziplinen die Bedeutung eines intensiven Kulturtransfers für wesentliche Entwicklungsprozesse der griechischen Antike erkannt. Nur in einem hoben sich die Alten Griechen laut Günther in vorklassischer Zeit von anderen älteren Kulturen ab: in der beständigen Pflege des Wettstreits untereinander, in der allgemein erwarteten Bereitschaft, sich mit anderen zu messen und so den bzw. die Besten zu ermitteln. Diese Wettbewerbsmentalität (Agonalität) habe eine soziale Mobilität mit Aufstiegschancen und Abstiegsrisiken mit sich gebracht, die der Alte Orient so nicht gekannt habe.[63]
Als Vorläufer eines Sonderweges, den Europa im Vergleich mit anderen Kulturen eingeschlagen und über weite Strecken zurückgelegt habe, sieht Christian Meier die Alten Griechen. „Bei allen Übernahmen aus dem Orient: Sie haben sich der unendlich vielen Güter, die sie dort fanden, nur zu ihren eigenen, kühnen, waghalsigen Zwecken bedient. Im wesentlichen war es alles andere als eine Fortsetzung, sondern ein Neuanfang, den wir bei ihnen finden.“ Die von ihnen ins Werk gesetzte politische Revolution verdiene „neben den langgestreckten Revolutionen der Weltgeschichte“, der Neolithischen und der Industriellen, einen eigenen herausgehobenen Platz. Allerdings sei das nachhaltige Fortwirken altgriechischer Errungenschaften auch ein Verdienst der römischen Aristokratie, die sich davon im Zuge der Schaffung eines antiken Weltreiches habe faszinieren lassen. Die so entstandene griechisch-römische Kultur habe sich dann weit nach Westen ausgebreitet, sodass sie „in eine andere Sprache, in einen anderen Kontext übersetzt werden konnte, aus dem sie dann aber neue Kräfte zu ziehen vermochte.“[64]
Auf die anhaltend starke Wirtschaftsleistung auch in nachklassischer Zeit führt Josiah Ober die „Unsterblichkeit“ des antiken Griechenlands zurück. „Hellas war groß aufgrund einer kulturellen Leistung, die durch dauerhaftes Wirtschaftswachstum getragen wurde. Dieses Wachstum wiederum wurde durch einen besonderen Politikstil ermöglicht.“[65] Statt in wirtschaftlichen und kulturellen Niedergang zu münden, folgte auf die klassische eine hellenistische Blüte. Viele griechische Poleis der hellenistischen Zeit „übernahmen prägende Institutionen und kulturelle Normen des klassischen Athen. Tatsächlich waren gegen Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. wohl mehr griechische Poleis Demokratien als je zuvor.“[66] Indem der politische Niedergang der großen, unabhängigen Stadtstaaten nicht zugleich das Ende von Hellas mit sich brachte, „hat sich das Andenken an die politische Ausnahmestellung Griechenlands als Teil des Welterbes erhalten.“[67] Zwar seien Autokratie und absolute Herrschaft seitdem weit verbreitet geblieben; doch gebe es eben auch das Wissen um die Alternative – dass nämlich „ein glänzendes Zeitalter bürgerzentrierter Politik und hoher Kultur möglich ist.“[68]
Siehe auch
Geschichte
Leben
- Olympische Spiele der Antike / Sport im antiken Griechenland
- Griechische Mythologie / Tod und Totenkult im antiken Griechenland
- Symposion
- Altgriechische Sprache
Kunst
Archäologie
Literatur
Einführend und übergreifend
Einführend (weitere Angaben sind in der Bibliografie Antike zu finden sowie vor allem den Bibliografien der Bände der Cambridge Ancient History, 2., grundlegend veränderte Auflage. Für die Zeit nach 30 v. Chr. vgl. die Artikel Römisches Reich, Byzantinisches Reich und Spätantike):
- Werner Dahlheim: Die griechisch-römische Antike. Band 1: Herrschaft und Freiheit. Die Geschichte der griechischen Stadtstaaten. 2. Auflage, Paderborn 1994.
- Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. 4., erweiterte und aktualisierte Auflage, Metzler, Stuttgart/Weimar 2013, ISBN 978-3-476-02494-7.
(Originalausgabe Stuttgart/Weimar 2000; grundlegende Einführung, dort auch weitere Angaben.) - Klaus Bringmann: Im Schatten der Paläste. Geschichte des frühen Griechenlands. Beck, München 2016.
- Beck Geschichte der Antike, Band 1 bis 3:
- Edith Hall: Die alten Griechen. Eine Erfolgsgeschichte in zehn Auftritten. Siedler, München 2017. (englischsprachige Originalausgabe: Introducing the Ancient Greeks: From Bronze Age Seafarers to Navigators of the Western Mind, New York 2014); Rezension von Uwe Walter für Damals.
- Elke Stein-Hölkeskamp: Das archaische Griechenland. Die Stadt und das Meer. München 2015; Rezension von Christoph Ulf für sehepunkte.
- Sebastian Schmidt-Hofner: Das klassische Griechenland. Der Krieg und die Freiheit. München 2016; Rezension von Maria Osmers für H-Soz-Kult.
- Peter Scholz: Der Hellenismus. Der Hof und die Welt. München 2015; Rezension von Lukas Kainz für H-Soz-Kult.
- Linda-Marie Günther: Griechische Antike. UTB/Francke, Tübingen 2008, ISBN 978-3-8252-3121-7.
- Karl-Joachim Hölkeskamp, Elke Stein-Hölkeskamp (Hrsg.): Die griechische Welt. Erinnerungsorte der Antike. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60496-6.
- Konrad H. Kinzl (Hrsg.): A Companion to the Classical Greek World. Blackwell, Oxford 2006, ISBN 0-631-23014-9.
(Aufsatzsammlung mit Beiträgen von U. Walter, P. J. Rhodes, K.-W. Welwei, P. Funke, K. Brodersen u. a.) - Oswyn Murray, John K. Davies, Frank W. Walbank: Die Geschichte des antiken Griechenland. Düsseldorf 2006, ISBN 3-491-96167-X.
(Beinhaltet die Bände Das frühe Griechenland [Murray], Das klassische Griechenland [Davies] und Die hellenistische Welt [Walbank]; sehr empfehlenswert als Einstiegslektüre.) - Josiah Ober: Das antike Griechenland. Eine neue Geschichte. Klett-Cotta, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-608-94928-5 (englischsprachige Originalausgabe: The Rise and Fall of Classical Greece, Princeton 2015); Rezension von Uwe Walter für sehepunkte.
- Barbara Patzek: Homer und die frühen Griechen. De Gruyter, Berlin/Boston 2017.
- Walter Scheidel, Ian Morris, Richard Saller: The Cambridge Economic History of the Greco-Roman World. Cambridge University Press, Cambridge 2007, ISBN 978-0-521-78053-7.
- Wolfgang Schuller: Griechische Geschichte. 5. Auflage. Oldenbourg, München 2002. (Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 1).
(Knappe, problemorientierte Darstellung mit Forschungsteil und umfassender Bibliographie.) - Raimund Schulz: Kleine Geschichte des antiken Griechenland. Reclam, Ditzingen 2008, ISBN 978-3-15-010679-2.
- Lukas Thommen: Archaisches und klassisches Griechenland. Kohlhammer, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-17-031944-8.
- Karl-Wilhelm Welwei: Griechische Geschichte. Schoeningh, Paderborn 2011, ISBN 978-3-506-77306-7.
(Recht umfassende und aktuelle Gesamtdarstellung, mit einem Schwerpunkt auf der politischen Geschichte.)
Weiterführende Literatur
- Alain Bresson: Making of the ancient Greek economy. Institutions, markets, and growth in the city-states. Princeton University Press, Lawrenceville 2015, ISBN 978-0-691-14470-2.
- Vinzenz Brinkmann (Hrsg.): Zurück zur Klassik. Ein neuer Blick auf das alte Griechenland. Hirmer, München 2013, ISBN 978-3-7774-2008-0.
- Paul Cartledge: Kulturgeschichte Griechenlands in der Antike. Stuttgart 2000.
- Angelos Chaniotis: Age of Conquests: The Greek World from Alexander to Hadrian. Profile Books, London 2018, ISBN 978-1-84668-296-4.
- Geoffrey de Ste Croix: The Class Struggle in the Ancient Greek World. From the Archaic Age to the Arab Conquests. Duckworth, London 1982, ISBN 0-7156-1701-X (Studie aus marxistischer Perspektive).
- Moses Israel Finley: The Ancient Economy. University of California Press, Berkeley/Los Angeles 1973.
- Hellmut Flashar, Friedrich Ueberweg (Hrsg.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike. 4 Bde., Schwabe, Basel 1983–1998.
- Jonathan M. Hall: A History of the Archaic Greek World. Blackwell, Oxford u. a. 2007.
- Simon Hornblower: The Greek world 479–323 BC. 4. Auflage. Routledge, London/New York 2011, ISBN 978-0-415-60292-1.
(Empfehlenswerte Darstellung der klassischen Zeit.) - Simon Hornblower (Hrsg.): Greek Historiography. Oxford 1994.
- Christian Meier: Kultur, um der Freiheit willen: Griechische Anfänge – Anfang Europas? Siedler, München 2009; Rezension von Tanja Itgenshorst für H-Soz-Kult.
- Christian Meier: Athen. Ein Neubeginn der Weltgeschichte. Siedler, Berlin 1993.
(Sprachlich hervorragende Darstellung, aber ohne wissenschaftlichen Apparat.) - Christian Meier: Die Entstehung des Politischen bei den Griechen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980.
- Klaus Meister: Die griechische Geschichtsschreibung. Kohlhammer, Stuttgart 1990.
- Robin Osborne: Greece in the Making. Routledge Ancient History, London/New York 1996.
- Thomas Paulsen: Geschichte der griechischen Literatur. Ditzingen 2005.
- Rosa Reuthner: Wer webte Athenes Gewänder? Die Arbeit von Frauen im antiken Griechenland. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-593-38029-2
- Peter J. Rhodes: A History of the Classical Greek World. 478–323 BC. Blackwell, Malden, Mass./Oxford 2006.
(Gesamtdarstellung der klassischen Zeit mit hilfreichen Quellenangaben.) - Graham Shipley: The Greek World after Alexander. Routledge, London/New York 2000.
(Mit die beste neuere Überblicksdarstellung bezüglich der hellenistischen Zeit.) - Michael Stahl: Gesellschaft und Staat bei den Griechen. 2 Bde., Paderborn 2003.
(Gut lesbare, problemorientierte Darstellung.) - Esther Sophia Sünderhauf: Griechensehnsucht und Kulturkritik. Die deutsche Rezeption von Winckelmanns Antikenideal 1840–1945. Akademie Verlag, Berlin 2004.
- Thomas A. Szlezák: Was Europa den Griechen verdankt. Von den Grundlagen unserer Kultur in der griechischen Antike. Mohr Siebeck/UTB, Tübingen 2010.
- Lawrence A. Tritle (Hrsg.): The Greek world in the fourth century. From the fall of the Athenian Empire to the successors of Alexander. London u. a. 1997.
- Karl-Wilhelm Welwei: Das klassische Athen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1999.
- Karl-Wilhelm Welwei: Sparta. Klett-Cotta, Stuttgart 2004.
Weblinks
- Perseus – antike Texte in englischer Übersetzung
- Artikel aus der Encyclopædia Britannica 1911 (teilweise veraltet, aber dennoch lesenswert)
- Materialsammlung bei Livius.org
- Gottwein.de
Anmerkungen
- ↑ Im politischen Bereich entstanden neue Denkweisen, für die die Entdeckung des Politischen und eines Könnens-Bewußtseins durch die Griechen charakteristisch sind. Vgl. Christian Meier: Die Entstehung des Politischen bei den Griechen. Frankfurt am Main 1980 (zum „Könnens-Bewußtsein“ ebd. S. 435 ff.).
- ↑ Sigrid Deger-Jalkotzy: Mykenische Herrschaftsformen ohne Paläste und die griechische Polis., Aegaeum 12-2, 1995, S. 367–377 (online ( vom 7. Juni 2015 im Internet Archive))
- ↑ Milet z. B., der Überlieferung nach, die archäologische Stütze durch Funde submykenischer und früh-protogeometriescher Keramik erfährt, 1053 v. Chr. durch Ionier gegründet, vorher jedoch bereits Jahrhunderte mykenisch besiedelt; oder Smyrna (Besiedlung in so früher Zeit jedoch bisher nicht nachgewiesen)
- ↑ Scheidel: The Cambridge Economic History of the Greco-Roman World. Cambridge University Press, 2007, S. 44.
- ↑ Scheidel: The Cambridge Economic History of the Greco-Roman World. Cambridge University Press, 2007, S. 45. Rachel Sargent gibt für das 5. und 4. Jh. v. Chr. eine Zahl von 100.000 bis 150.000 Freien in Athen an (Rachel L. Sargent: The size of slave population at Athens during fifth and fourth centuries before Christ, Greenwood Press, Westport, 1924, S. 114), Der Neue Pauly spricht von 21.000 bis 30.000 erwachsenen männlichen Bürgern im 4. Jh. v. Chr. in Athen (Wiesehöfer in: Der Neue Pauly: Artikel „Bevölkerung, Bevölkerungsgeschichte“).
- ↑ Scheidel: The Cambridge Economic History of the Greco-Roman World. Cambridge University Press, 2007, S. 46.
- ↑ Scheidel: The Cambridge Economic History of the Greco-Roman World. Cambridge University Press, 2007, S. 75. In der Geschichte der Antike wird geschätzt, dass es über 800 Poleis gab; vgl. Peter Funke: Die griechische Staatenwelt in klassischer Zeit. In: Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. 3. erweiterte Auflage. Stuttgart/Weimar 2010, S. 130.
- ↑ Scheidel: The Cambridge Economic History of the Greco-Roman World. Cambridge University Press, 2007, S. 77.
- ↑ Scheidel: The Cambridge Economic History of the Greco-Roman World. Cambridge University Press, 2007, S. 40.
- ↑ Scheidel: The Cambridge Economic History of the Greco-Roman World. Cambridge University Press, 2007, S. 41.
- ↑ Zum Beispiel Hahn in: Der Neue Pauly: Artikel „Armut“.
- ↑ Scheidel: The Cambridge Economic History of the Greco-Roman World. Cambridge University Press, 2007, S. 62.
- ↑ Zum Beispiel Gehrke (1986), S. 18.
- ↑ a b c Alonso-Núñez in Der Neue Pauly (1996–2007): Artikel „Wirtschaft“.
- ↑ Peter Funke: Die griechische Staatenwelt in klassischer Zeit. In: Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. 3. erweiterte Auflage. Stuttgart/Weimar 2010, S. 172ff. und Der Neue Pauly (1996–2007): Artikel „Arbeit“ und Gehrke (1986), S. 18.
- ↑ Zum Beispiel die Landwirtschaft betreffend: Lexikon der Antike (1990): Artikel „Landwirtschaft“.
- ↑ Lexikon der Antike (1990): Artikel „Landwirtschaft“; Peter Funke: Die griechische Staatenwelt in klassischer Zeit. In: Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. 3. erweiterte Auflage. Stuttgart/Weimar 2010, S. 172 und Gehrke (1988), S. 23.
- ↑ Gehrke (1988), S. 21.
- ↑ Burford-Cooper in Der Neue Pauly (1996–2007): Artikel „Handwerk“ und Funke in Geschichte der Antike (2000), S. 141 f.
- ↑ Peter Funke: Die griechische Staatenwelt in klassischer Zeit. In: Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. 3. erweiterte Auflage. Stuttgart/Weimar 2010, S. 176.
- ↑ Peter Funke: Die griechische Staatenwelt in klassischer Zeit. In: Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. 3. erweiterte Auflage. Stuttgart/Weimar 2010, S. 175.
- ↑ Dieser Abschnitt zur Gesellschaftsstruktur folgt: Geoffrey de Ste. Croix: The Class Struggle in the Ancient Greek World. From the Archaic Age to the Arab Conquests, Duckworth, London 1981. Das Werk ist stark vom Marxismus beeinflusst und nicht unumstritten.
- ↑ Vgl. einführend etwa Otto Lendle: Einführung in die griechische Geschichtsschreibung. Darmstadt 1992; Klaus Meister: Die griechische Geschichtsschreibung. Kohlhammer, Stuttgart 1990.
- ↑ Die auf Athen beschränkte Darstellung griechischer Geschichte bezeichnet Millet als „Athenocentricity“ (Millet 1990, S. 18).
- ↑ K.-J. Hölkeskamp in Geschichte der Antike (2000), S. 65.
- ↑ Zur Eigenwahrnehmung der Athener: „Athenians of the later fifth century and the fourth century had differing views about the beginning of the democracy. Some even traced the origins back to their legendary king Theseus, but for most, Solon, the lawgiver of the late 590s, was a key figure.“ Sinclair (1988), S. 1.
- ↑ Peter Funke: Die griechische Staatenwelt in klassischer Zeit. In: Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. 3. erweiterte Auflage. Stuttgart/Weimar 2010, S. 180.
- ↑ Peter Funke: Die griechische Staatenwelt in klassischer Zeit. In: Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. 3. erweiterte Auflage. Stuttgart/Weimar 2010, S. 180.
- ↑ Rhodes in Der Neue Pauly. (1996–2007): Artikel „Ekklesia“.
- ↑ K.-J. Hölkeskamp in Geschichte der Antike (2000), S. 69 f.
- ↑ Peter Funke: Die griechische Staatenwelt in klassischer Zeit. In: Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. 3. erweiterte Auflage. Stuttgart/Weimar 2010, S. 180.
- ↑ E. Stein-Hölkeskamp in Geschichte der Antike. (2000), S. 95.
- ↑ Lexikon der Antike (1990): Artikel „Bule“.
- ↑ Rhodes in Der Neue Pauly (1996–2007): Artikel „Bule“.
- ↑ Peter Funke: Die griechische Staatenwelt in klassischer Zeit. In: Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. 3. erweiterte Auflage. Stuttgart/Weimar 2010, S. 181.
- ↑ a b Peter Funke: Die griechische Staatenwelt in klassischer Zeit. In: Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. 3. erweiterte Auflage. Stuttgart/Weimar 2010, S. 182.
- ↑ Vgl. Peter Funke: Die griechische Staatenwelt in klassischer Zeit. In: Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. 3. erweiterte Auflage. Stuttgart/Weimar 2010, S. 181.
- ↑ Christian Meier: Athen. Ein Neubeginn der Weltgeschichte. Erweiterte Taschenbuchausgabe, München 1995, S. 392.
- ↑ John Freely: Platon in Bagdad: Wie das Wissen der Antike zurück nach Europa kam. Stuttgart 2012.
- ↑ Szlezák 2010, S. 258.
- ↑ Szlezák 2010, S. 261.
- ↑ Dahlheim, 2. Auflage 1994, S. 274.
- ↑ Szlezák 2010, S. 263 und 270.
- ↑ Szlezák 2010, S. 33 f.
- ↑ Bernhard Kytzler, Lutz Redemund, Nikolaus Eberl unter Mitarbeit von Elke Steinmeyer: Unser tägliches Griechisch. Lexikon des griechischen Spracherbes. Darmstadt/Mainz 2014, S. XII–XV, Zitat S. XIV.
- ↑ Szlezák 2010, S. 35 und 53 f.
- ↑ Szlezák 2010, S. 131 f.
- ↑ Szlezák 2010, S. 6.
- ↑ Sünderhauf 2004, S. 2 und 17.
- ↑ Sünderhauf 2004, S. 296, 303 und 329. Laut Sünderhauf, die dafür diverse Beispiele aus dem Schrifttum der NS-Zeit aufführt, wurde Winckelmann „zur Schlüsselfigur im Rahmen wissenschaftspolitischer Strategien, welche die gesellschaftliche Bedeutung der Antike für die allgemeine Bildung und Erziehung der nationalsozialistischen Gesellschaft herauszustellen beabsichtigten.“ (Ebenda, S. 372)
- ↑ Christian Meier Kultur 2009, S. 274.
- ↑ Szlezák 2010, S. 153, S. 166 und S. 169 f.
- ↑ Szlezák 2010, S. 234 f.
- ↑ Christian Meier: Entstehung des Begriffs Demokratie. Vier Prolegomena zu einer historischen Theorie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1970, S. 9 f., 19, 37 und 45; ders. Kultur 2009, S. 260, 315 und 350.
- ↑ Szlezák 2010, S. 141 f.
- ↑ Ober 2016, S. 45 f.
- ↑ Dahlheim, 2. Auflage 1994, S. 166.
- ↑ Christian Meier: Athen. Ein Neubeginn der Weltgeschichte. Erweiterte Taschenbuchausgabe, München 1995, S. 33
- ↑ Szlezák 2010, S. 178 und 186.
- ↑ Dahlheim, 2. Auflage 1994, S. 259 und 262.
- ↑ Szlezák 2010, S. 194.
- ↑ Günther 2008, S. 106. Laut Edith Hall zweifelten manche Forscher sogar an, dass die Griechen überhaupt etwas Neues geschaffen haben. „Andere wollen rassistische Motive erkennen und werfen den Althistorikern vor, ‚älteste tote weiße europäische Männer‘ zu schaffen ( Bernard Knox); manche behaupten sogar, die Altphilologen hätten systematisch die Fakten verzerrt und jene Quellen unterschlagen, die belegen, dass die alten Griechen den semitischen und afrikanischen Völkern mehr verdanken als den indoeuropäischen Traditionen.“ (Hall 2017, S. 12 f.)
- ↑ Günther 2008, S. 106 f.
- ↑ Christian Meier Kultur 2009, S. 57 f.
- ↑ Ober 2016, S. 19 und 24.
- ↑ Ober 2016, S. 425.
- ↑ Ober 2016, S. 19; weiter heißt es ebenda: „Das klassische Griechenland bleibt daher eine Quelle für Theoretiker dezentraler Sozialordnungen. Das antike Griechenland ist und bleibt eine Inspiration und ein Exempel für alle, die eine bürgerzentrierte Politik stärken möchten.“
- ↑ Ober 2016, S. 436 f.; andererseits merkt Ober an: „Jeder, der sich mit Geschichte befasst, weiß aber auch, dass ein Rückfall in den historischen Normalzustand der Elitenherrschaft möglich ist, dass bürgerzentrierte Regierungen selbst repressiv sein können und dass politische, ökonomische und kulturelle Entwicklungen sich umkehren können.“ (Ebenda, S. 437)