M113 Panzermörser 120 mm
Der Panzermörser M113 wurde von den Panzergrenadierbataillonen und wird von den Jägerbataillionen der Bundeswehr zur Steilfeuerunterstützung gegen leicht gepanzerte Ziele eingesetzt. Die Beschaffung erfolgte schon in den Jahren 1969 - 1973 und 1977 - 1978.
Funktionsbeschreibung
Er basiert auf dem Mannschaftstransporter M113 der amerikanischen Armee, auch öfters scherzhaft „1000-Liter-Therme“ genannt, da die Fahrleistungen und das Aussehen an die von der Bundeswehr zur Truppenverpflegung benutzten Thermen erinnert. Als Hauptwaffensystem ist der 120 mm Tampella-Mörser, der sowohl vom Fahrzeug aus als auch abgesessen eingesetzt werden kann, im hinteren Kampfraum montiert. Die zum abgesessenen Einsatz benötigte Bodenplatte wird, seit dem Anbringen von externen Treibstofftanks von der Kompanieführungsgruppe gesondert auf einem LKW mitgeführt, mitgeführt, so dass beim Ausfall des Fahrzeugs die Besatzung noch einsatzfähig war. Der abgesessene Kampf wird bei den Panzermörsern intern auch "Bodenplattenrally" genannt. Innerhalb des Panzermörsertrupps war genau festgelegt, wer welche Teile der Waffe mitzunehmen hatte, um den abgesessenen Kampf durchführen zu können.
Im weiteren kann der Möser zum direkten richten genutzt werden, d.h. das Ziel ist in unmittelbarer Nähe und kann vom Kommandanten selbstständig bekämpft werden. Ansonsten ist es bei größeren Entfernungen das indirekte Richten, das angefangen vom sogenannten VB (vorgeschobener Beobachter) über den Feuerleitpanzer an die einzelnen Trupps weitergereichten Feuerkommandos geht, die diese dann ausführen.
Für besondere Aufgaben, wie z.B. das einrichten eines sogenannten Sperrfeuers wird ein Arbeitsmörser abseits der eigentlichen Feuerstellung das Ziel nach Angaben des VB einschießen, was zügig erfolgen sollte.
Der Mörser wird im aufgesessenen Kampf auf der Mitteltraverse angebracht und kann in einem Bereich von ca. 40° seitlich und ca. 50° in der Höhe justiert werden. Bei größeren Korrekturen muss der gesamte MTW bewegt werden. Die maximale Schußreichweite beträgt 6.350 m, die maximale Schußhöhe 3.000 m. Es kann mit diesem Mörser auch weiter geschossen werden.Die vorab angegebenen Entfernungsmeter resultieren aus den Schußtafeln, die Entfernungen und Rohrerhöhungen beinhalten. Während Friedenszeiten wird mit dem 120 mm Mörser "nur" bis zur sogenannten 8. Ladung - also 8 Treibladungssätze - geschossen, wird im Verteidigungsfall voraussichtlich bis zur 12. Ladung genutzt werden können und somit Entfernungen von bis zu 10-12 km erreichen können. Aufgrund von Sicherheitsbestimmungen könnte in Deutschland dennoch nur bis zur 6 Ladung geschossen werden. Der Grund war recht simpel. Kein Truppenübungsplatz war geeignet, da das Überschießen der eigenen Truppe - wie bei der Artillerie -, Aufgrund der alten Munition nicht erlaubt war.
Die Streuung der Mörser wird bewusst genutzt, um die gleichmäßige Flächendeckung zu gewährleisten und die Munitionstypen optimal einzusetzen. Bei der Panzerhaubitze 2000 muss dagegen die Streuung künstlich durch den Zielcomputer berechnet werden. Um Kontakt zum Feuerleitfahrzeug zu halten, verfügen die Träger über 1 SEM 52 S für kurze Entfernungen und einen Datenfunkrechner.
Die Vorteile des Waffensystems liegen in seiner Mobilität und der taktischen Verfügbarkeit. Anders als Artilleriefeuer kann das Mörserfeuer auf Bataillonsebene angefordert und koordiniert werden. Die geringe Größe der Waffenanlage erlaubt auch den effektiven Einsatz in urbanem Gelände. Besonders im letzten Golfkrieg wurde ihre taktische Bedeutung deutlich, weshalb das Waffensystem noch weiterhin beim Heer verwendet werden wird. Aus diesem Grund tragen die Mörserkompanien auch den Beinamen "die kleine Artillerie".
Die 120 mm Mörser wurden aufgrund des geringen Gewichts und Volumens auch von Gebirgs- und Fallschirmjägern verwendet, wobei die M113 gegen Wölfe ausgetauscht wurden, da die gestiegene Masse der NDV 2 die Luftlandefähigkeit einschränkte. In Zukunft werden Wiesel 2 als Mörserträger bei den Fallschirmjägern verwendet, die zusätzlich eine automatisierte Richtvorichtung bekommen werden. Dadurch werden auch weniger Soldaten für die Bedienung des Waffensystems benötigt.
Nutzungsdauerverlängerung

Durch ihre lange Nutzung wurde an dem Panzermörser ab 2001 die geplante NDV 2 durchgeführt. NDV steht für Nutzungsdauerverlängerung und umfasst größtenteils die Weiterentwicklung der Motoren, da die erlaubte Straßengeschwindigkeit von 30 km/h des M113 bei Manövern nicht zufriedenstellend war. Zum Vergleich erreichen der Kampfpanzer Leopard 2 A5 72 km/h und der Schützenpanzer Marder A3 65 km/h.
Folgende Änderungen wurden im Rahmen der NDV 2 vorgenommen:
- neuer Motor von MTU auf Basis eines Mercedes-Benz-Actros-Triebwerk
- neue Gleisverbinderkette von DIEHL (Typ 513)
- neues Lenkgetriebe von ZF mit Möglichkeit zum Wenden auf der Hochachse
- Umgestaltung des Fahrerplatzes, Lenkrad statt Lenkbremshebel und neues Bedienpult mit elektronischer Überwachung.
Zurzeit wird von FFG der MTW NDV 3 "Lurch" entwickelt. Ähnlich wie bei der amerikanischen Modifikation sehen die Entwickler zum Teil eine Verbesserung der Panzerung vor, indem die Aluminiumverschalung gegen gehärteten Stahl ausgetauscht wird. Dadurch wird ein Schutz gegen panzerbrechende Munition bis 12,7 mm erreicht. Zudem ist eine Weiterentwicklung der Bordelektronik vorgesehen.
Besatzung
- Kommandant
- Führt das Fahrzeug, überwacht die Kommunikation, Tätigkeiten des RS, LS, MS und führt den Feuerkampf des Waffenträgers.
- Fahrer
- Fährt das Fahrzeug. Weiter Aufgaben sind Wartungsarbeiten (Technischer Dienst) am gesamten Fahrzeug.
- Richtschütze
- Bedient im Zusammenspiel mit dem Ladeschützen den Mörser und ist stellvertretender Kommandant. Als fester Bezugspunkt im Fahrzeug dient der Kollimator 12A2.
- Ladeschütze
- Bedient im Zusammenspiel mit dem Richtschützen den Mörser. Dazu spielt er 2 Libellen am Mörser (Verkantungstrieb, Höhenrichtvorichtung) ein. Beim Feuerkommando lädt er den Mörser.
- Munitionsschütze
- Zuständig für die Einweisung des Fahrers beim Einfahren in die Geschützstellung, Einstellen des Zünder an Nebel-und Leuchtmunition. Beim Einrichten ohne Funk übernimmt er die Funktion eines Melders zu Fuß.
Bewaffnung
Zur Selbstverteidigung verfügt die Besatzung über folgende Waffen. Bei erwarteten Feindkontakt ist es möglich den Mörser im direkten Richten gegen leicht bis ungepanzerte Ziele einzusetzen.
- Mörser 120 mm TAMPELLA
- 1 MG3A1 Kaliber 7,62 mm zur Flugabwehr und Bekämpfung leichter Bodenziele.
- 4 G36, 5,56 mm
- 1 MP2, 9 mm (Für den Fahrer)
- 2 Panzerfaust 3
Technische Daten
Fahrzeug | ||
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Bezeichnung | M113 A2 (EFT) GE 120mm (unmodifiziert) | M113 G3 (EFT) GE 120mm (NDV 2) |
Typ: | Waffenträger | |
Motor: | 6 Zylinder Detroit Diesel 6V 53 mit Direkteinspritzung | 6 Zylinder MTU Diesel 6V 183TC22 mit Abgasturbolader |
Hubraum: | 5.220 cm³ | 10.960 cm³ |
Leistung: | 154 kW (210 PS) | 220 kW (300 PS) |
Kühlung: | Flüssigkeitskühlung | |
Getriebe: | Allison TX-100 Automatisches Dreigang-Schaltgetriebe 3 Vorwärts-, 1 Rückwärtsgang |
ZF LSG 1000 Sechsgang Planetengetriebe 6 Vorwärts -, 1 Rückwärtsgang |
Fahrwerk: | drehstabgefedertes Rollenlaufwerk ohne Stützrollen | |
Länge über alles: | 5.120 mm | |
Breite über alles: | 2.690 mm | |
Höhe über alles: | 2.640 mm | |
Bodenfreiheit: | 410 mm | |
Watfähigkeit: | 1.400 mm | |
Überschreitfähigkeit: | 1.400 mm | |
Kletterfähigkeit: | 610 mm | |
Steigfähigkeit: | 60 % | |
Querneigung: | 30 % | |
Gefechtsgewicht: | 12.500 kg | über 12.500 kg |
zulässige Höchstgeschwindigkeit (Straße) : |
30 km / h | 62 km / h (abgeregelt) |
Höchstgeschwindigkeit (Straße): |
62 km / h | 62 km / h (abgeregelt) |
Kraftstoffmenge: | 360 l verteilt in 2 Außentanks (EFT) | |
Kraftstoffverbrauch: | Straße: 69 l auf 100 km, Gelände: 100 l auf 100 km | ? |
Fahrbereich: | Straße: 480 km, | Straße: 650 km |
Panzerung: | Aluminium-Magnesium-Legierung 5083 geschätzte Werte Front: 44 mm Seiten: 20 mm Dach : 12mm Heck: 20 mm Boden: 12 mm | |
Bewaffnung: | 1 Maschinengewehr MG3, Nebelmittelwurfanlage, Mörser 120 mm | |
Besatzung: | 5 | |
Waffenanlage | ||
Bezeichnung | Rheinmetall (Lizenzfertigung) | Tampella |
Typ: | Steilfeuerwaffe Vorderlader mit feststehenden Schlagbolzen | |
Kaliber: | 120 mm | |
Schussweite: | 450 m bis max. 6.350 m mit 8 Teilladungen | |
Schusshöhe: | 3.000 m | |
Seitenrichtbereich: | Seitenrichtvorichtung 54 Strich*, Zweibein auf Rollenwagen 400 Strich* | |
Höhenrichtbereich: | 800 bis 1.420 Strich* | |
Gewicht Rohr: | 54 kg | 48 kg |
Gewicht Zweibein Bodenplatte: |
32,8 kg 64 kg | |
Munition: | 60 Patronen auf dem Fahrzeug | |
Kadenz: | 5 Minuten lang 5 Schuss pro Minute oder in 1 Minute 15 Schuss |
* Die Stricheinteilung entspricht dem des Kompass
Mörsermunition

Der 120 mm Mörser ist in der Lage folgende Munition zu verschießen. Dabei verfügt jede Patrone, außer die Sprengpatrone mit Annäherungszünder (AZ), über einen so genannten Vorstecker zur Sicherung. Die Sicherung der AZ besteht aus einer Kunststoffkappe die den Bahngipfelsensor abdeckt. Beide müssen vor dem Verschuss entfernt werden.
- HE-Munition (Sprengpatrone) mit Aufschlagzünder, werden zur Bekämpfung weicher Ziele und Befestigungsanlagen eingesetzt. Der tödliche Splitterradius beträgt ca. 50 m. Der Zünder der HE-Mörsergranate kann sowohl mit als auch ohne Verzögerung verwendet werden. Befestigungen werden mit Hilfe der einstellbaren Verzögerung der Zündung erschüttert und zum Einsturz gebracht.
- HE-Munition mit Annäherungszünder , werden zur Bekämpfung verschanzter Infanteriekräften eingesetzt. Die Explosion erfolgt mehrere Meter über dem Boden, so dass ein Streukegel entsteht der von oben in Schützengräben eindringt. Bei einem Feuerkommando werden in der Regel Spreng- und Annäherungszünder in direkten Wechsel verschossen.
- Leuchtmunition, besitzt einen Leuchtradius von 1 km und kann gezielt zum Entfachen von Bränden genutzt werden. Der Einsatz von Leuchtmitteln hat, wegen des Einsatzes von Nachtsichtgeräten und der Gefahr der eigenen Entdeckung, abgenommen.
- Nebelmunition, wird in der Regel nicht verwendet, da IR-Nachtsichtgeräte nicht durch den Nebel gestört werden und der Nebel krebserregend ist. Inzwischen gibt es aber eine verbesserte Variante des Nebels, der weder gesundheitsschädlich noch IR durchlässig ist.
- Übungsmunition (blau) mit Aufschlagzünder. Statt des Sprengsatzes befindet sich in der Patrone Gips.
Zukunft
Seit 2004 werden alle Panzermörserkompanien aufgelöst oder umstrukturiert. In der neuen Heeresstruktur, die 2010 eingenommen sein soll ist kein Platz mehr für "die kleine Artillerie" bei den Panzergrenadieren.