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Schmalspurbahn

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Schmalspurbahn am Ritten

Als Schmalspurbahnen werden Bahnen bezeichnet, deren Spurweite kleiner als die Regelspur (1435 mm) ist.

Allgemeines

Schmalspurbahnen sind einfacher und billiger zu bauen als Normalspurbahnen. Durch die geringere Spurweite können engere Kurvenradien realisiert werden, was in engen Tälern häufig zur Entscheidung für die Schmalspur führte. Die kleineren und leichteren Fahrzeuge ermöglichen auch eine sparsamere Dimensionierung des Oberbaues und damit im Vergleich zur Normalspurbahn niedrigere Baukosten, weswegen auch im Flachland Schmalspurbahnen zu finden waren (z.B. ehem. MPSB u.ä.). Ihr größter Nachteil ist die Notwendigkeit, Fracht an den Übergangsstationen zum Normalspurnetz umzuladen. Als Abhilfe wurde auf Strecken mit passendem Umgrenzungsprofil die Möglichkeit geschaffen, vollständige Güterwaggons auf Rollwagen oder Rollböcke zu verladen. Ein zusätzlicher Nachteil ist ihre vergleichsweise schlechtere Laufruhe. Bei gleichen Geschwindigkeiten sind die Erschütterungen und Schwankungen stärker als bei Normalspur- oder gar Breitspurbahnen. Deswegen wurden Schmalspurbahnen häufig dort errichtet, wo es weniger auf Tempo denn auf geringeren Platzbedarf und kleinere Kurvenradien ankommt, wie zum Beispiel bei Parkeisenbahnen, Bergbahnen und Straßenbahnen. Eine noch geringere Spurweite weisen z. B. die Parkeisenbahnen auf.

Abgrenzung zur Kleinbahn

In der Umgangssprache wird der Begriff "Schmalspurbahn" oft fälschlicherweise mit dem Begriff "Kleinbahn" gleichgesetzt. Eine Kleinbahn (nach dem preußischen "Kleinbahngesetz" gebaute und betriebene Bahn) kann aber auch in Regelspurweite gebaut sein. Dagegen gibt es in vielen Ländern schmalspurige Hauptbahnen, zum Beispiel Kapspur in Südafrika oder Japan und Meterspur in Indien, Kenia oder Tunesien. In diesen Ländern wird der Begriff "Schmalspur" deshalb auch nur für Bahnen mit geringerer Spurweite als die der jeweiligen Hauptbahnen verwendet (z. B. 610 mm in Südafrika).

Gebräuchliche Spurweiten

Die wichtigsten Spurweiten von Schmalspurbahnen betragen 600 mm (Feldbahnen), 750 mm, 760 mm ("Bosnische Spurweite"), 785 mm, 891 mm (früher vorwiegend in Schweden verbreitet), 900 mm und 1000 mm ("Meterspur") und 1067 mm ("Kapspur").

Schmalspurbahnen und eine Auswahl in

Deutschland

In Deutschland hatten Schmalspurbahnen ihre große Zeit ab den 1880er Jahren bis zur Entwicklung des Lastkraftwagens. Sie waren als Feldbahnen oder Waldbahnen in großer Zahl im Einsatz. In den Gebirgen, wie z.B im Harz, kamen sie wegen schwieriger Geländebedingungen zum Einsatz. Vereinzelt schon vor dem 2. Weltkrieg, verstärkt aber nach 1945 wurden viele Schmalspurstrecken in Deutschland stillgelegt und abgebaut, zunächst vor allem in der Bundesrepublik, ab ca. 1960 auch zunehmend in der DDR. Die wenigen verbliebenen Schmalspurbahnen in Deutschland dienen heute meist touristischen Zwecken oder als Museumsbahnen.

Oberrheinische Eisenbahn
Datei:Weißeritztalbahn.jpg
Weißeritztalbahn im Rabenauer Grund

Siehe auch: Liste der Schmalspurbahnen in Sachsen

Datei:Doppelausfahrt Fiffies 040522.jpg
Selketalbahn im Harz

Andere Bundesländer

Molli in Kühlungsborn

Österreich

Die Österreichischen Schmalspurbahnen wurden aus militärischen Überlegungen fast ausschließlich in der Bosnischen Spurweite von 760 mm errichtet. Die Meterspur fand hauptsächlich bei straßenbahnähnlichen elektrischen Lokalbahnen und Zahnradbahnen Verwendung.

Achenseebahn

Schweiz

In der Schweiz besteht von Graubünden bis ins Wallis ein durchgehendes Meterspurschienennetz, das von der Rhätischen Bahn der Matterhorn-Gotthard-Bahn und der Gornergratbahn benutzt wird. Zermatt wird sogar ausschließlich per Schmalspurbahn versorgt, da im Fremdenverkehrsort ein Autofahrverbot besteht. Daneben finden sich fast in allen Teilen der Schweiz kleinere Netze oder Strecken, überwiegend in Meterspur (etwa im Berner Oberland oder im Jura), andere Spurweiten wie 750 mm oder 800 mm sind nur bei einzelnen Strecken zu finden.

Jungfraubahn

siehe auch: Schmalspurbahnen in der Schweiz, Liste der Schweizer Eisenbahnen

Frankreich

Die Cerdagne-Linie bei Villefranche de Conflent

Spanien

Tren de Sóller - Mallorca

In Spanien existieren verschiedene schmalspurige Netze. Sehr umfangreich und mit ca. 1200 km eines der längsten europäischen Schmalspurnetze ist das Meterspurnetz der FEVE und der EuskoTren, das sich in Nordspanien entlang der Küste vom Baskenland an der französischen Grenze bis nach Galicien erstreckt. Daneben existieren kleinere Netze in Katalonien und auf Mallorca sowie einzelne Strecken bei Málaga und Valencia.

Italien

Daneben existierten in Italien noch zahlreiche weitere Schmalspurbahnen, dessen Gleise oftmals noch heute vorhanden sind. Es gab auch einige Straßenbahnen die entweder 1000 mm, 950 mm oder seltener 1100 mm Spurweite verwendeten.

Ungarn

Die meisten haben eine Spurweite von 760 mm, die touristische Nutzung gewinnt an Bedeutung.


Ex-Jugoslawien

Zug auf der Museumsbahn Šarganska Osmica in Serbien

In Bosnien-Herzegowina wurde unter der Herrschaft von Österreich-Ungarn ein weites Netz an Schmalspurbahnen in der so genannten Bosnischen Spurweite errichtet (760 mm). Nach dem ersten Weltkrieg mit dem umfangreichen serbischen Schmalspurnetz in gleicher Spurweite verbunden, entstand so zwischen Beograd und Dubrovnik, sowie zwischen Nordbosnien und Montenegro ein umfangreiches Streckennetz von Hauptbahnen auf schmaler Spur, auf dem auch Schnellzüge verkehrten.

Alle Linien wurde aber spätestens in den 70er-Jahren durch neu errichtete Normalspurstrecken ersetzt oder eingestellt. Heute ist als Museumsbahn ein wieder aufgebautes Teilstück der Šarganska osmica (Šargansker Achter), am Šargan-Pass in Westserbien in Betrieb.

Strecken in bosnischer Spur (Auswahl):

Spurweite 600 mm:

Slowakei

Schmalspurbahn Trenčianska Tepla-Trenčianske Teplice
Schmalspurbahn Třemešná ve Slezku-Osoblaha

Tschechien

Lettland

Litauen

Polen

In Polen fanden sich bis vor wenigen Jahren in fast allen Landesteilen teils sehr umfangreiche Schmalspurnetze, verbreitet waren vor allem die Spurweiten 1000 mm und 750 mm. In Kujawien gab es auch öffentliche Bahnen mit 600 mm Spurweite. Eine Besonderheit war die noch aus preußischen Zeiten stammende Spurweite von 785 mm des überwiegend für industrielle Zwecke genutzten Schmalspurnetzes in Oberschlesien. Die umfangreichsten Netze lagen in Pommern und Kujawien sowie rund um Posen. Die meisten Bahnen sind in den Jahren seit 1990 stillgelegt worden, auf einigen Reststrecken wird aber noch Museumsbetrieb angeboten.

Rumänien

Schweden

In Schweden wurden seit 1873 Schmalspurstrecken überwiegend in der typisch schwedischen Spurweite von 891 mm (entsprechend drei schwedischen Fuß) erbaut. Die durch private Betreiber erbauten Netze erreichten teilweise beachtliche Größen. Das umfangreichste Netz wurde in Småland und Östergötland erbaut. Es reichte von Örebro bis nach Torsås südlich von Kalmar und hatte eine Länge von 1180 km. Das zweitgrößte Netz entstand in Västergötland, von Göteborg bis Gullspång, zwischen Vänersee und Vättersee gelegen, das 1930 in seiner größten Ausdehnung eine Länge von rund 550 km hatte. Kleinere 891-mm-Netze entstanden mit der Roslagsbana nordöstlich von Stockholm und auf den Inseln Öland und Gotland.

Mit insgesamt 630 km erreichte auch das in Kapspur (1067 mm) erbaute Netz in Südschweden (zwischen Halmstad am Skagerrak und Torsås) eine beachtliche Länge. Daneben entstanden in Schweden einzelne Strecken in 600, 802, 1093, 1188 und 1217 mm Spurweite.

Die schwedischen Schmalspurbahnen waren sämtlich von privaten Gesellschaften erbaut worden - wie auch große Teile des Normalspurnetzes. Im Zuge der Verstaatlichung des schwedischen Bahnnetzes seit 1930 kamen von 1933 bis 1952 fast alle Schmalspurstrecken in den Besitz der Staatsbahn Statens Järnvägar (SJ). SJ hatte nun 2324 km 891-mm-Strecken und 433 km 1067-mm-Strecken in Besitz, begann aber bald mit der Stilllegung der meisten Strecken. Einige Strecken wurden zwischen 1954 und 1978 allerdings auch auf Normalspur umgebaut, etwa zwischen Kristianstad und Karlskrona (früher 1067 mm) oder zwischen Åtvidaberg und Västervik (zuvor 891 mm).

Zwar wurden noch neue Fahrzeuge für Teile der Schmalspurbahnen angeschafft, die meisten wurden jedoch von 1953 an, beginnend mit den Bahnen auf Gotland, bis 1981 stillgelegt. Übrig blieben die 891-mm-Strecke von Växjö nach Västervik sowie das Restnetz der Roslagsbana bei Stockholm, das als Teil des Stockholmer Vorortverkehrs elektrifizert ist. Letztlich blieb von der Strecke Växjö - Västervik nur ein Museumsbetrieb auf immerhin 71 km Strecke zwischen Västervik und Hultsfred übrig; die Roslagsbana ist dagegen heute mit neuen Fahrzeugen ausgestattet, modernisiert und ein wichtiger Teil des Vorortverkehrs von Stockholm. Außer der Roslagsbana gibt es in Schweden nur noch Museumsbahnen mit Schmalspur.

Griechenland

In Griechenland befindet sich auf der Peloponnes ein umfangreiches Meterspurnetz, das unter anderem Athen und Patras verbindet und eine Rundfahrt über die ganze Halbinsel ermöglicht. Zwischen Athen und Korinth hat allerdings der Umbau auf Normalspur begonnen. Ebenfalls auf der Peloponnes findet sich die 750-mm-Schmalspurbahn von Diakopto nach Kalavrita, die auch Abschnitte mit Zahnstange aufweist. Die thessalische Meterspurbahn von Volos nach Kalambaka wurde vor einigen Jahren auf Normalspur umgebaut.

Afrika

Ein Zug der Welsh Highland Railway Großbritannien. Die Garratt-Lokomotive wurde 1997 aus Südafrika eingeführt (SAR Klasse NGG 16, 610 mm Spurweite).

Schmalspurbahnen sind in Afrika weit verbreitet und wurden dort von den jeweiligen Kolonialmächten erbaut. Ein Beispiel ist die Strecke, die Abidjan mit Wagadugu und Kayes verbindet (Abidjan-Niger-Bahn). Im südlichen Afrika ist die Kapspur als überregionale "Normalspur" anzusehen, in der das hochwertige Streckennetz errichtet wurde. Nebenstrecken wurden häufig in der Spurweite 610 mm errichtet; die Strecke von Port Elizabeth nach Avontuur ist mit 283 km die weltweit längste Strecke dieser Spurweite.

Südostasien

Mit einer Gesamtlänge von über 13.000 km ebenfalls weit verbreitet sind Schmalspurbahnen in den Ländern der Hinterindischen Halbinsel. In Thailand, Myanmar, Kambodscha und Singapur ist das gesamte Fernbahnnetz in Meterspur ausgeführt, ebenso in Vietnam und Malaysia, wo jeweils noch eine Normalspurstrecke existiert. Im Norden von Vietnam sind darüber hinaus einige Streckenabschnitte in Dualspur ausgeführt.

Taiwan

Alishan Forest Railway - 762 mm Schmalspurbahn von Chiayi auf den Alishan -

Indien

In Indien gibt es ein Schienennetz von 3794 km Länge mit einer Spurweite von nur 610 mm (24 Zoll) oder 762 mm (30 Zoll). Wesentlich umfangreicher ist das dortige Meterspurnetz, das aber zunehmend auf die indische Breitspur umgebaut wird.

Australien

Lok 6A der Puffing Billy Railway in Belgrave


Siehe auch

Literatur

  • G. H. Metzeltin: Die Spurweiten der Eisenbahnen. Ein Lexikon zum Kampf um die Spurweite. Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e.V., Karlsruhe 1974
  • Kroboth, Slezak, Sternhart: Schmalspurig durch Österreich. 4. Auflage, Verlag Slezak, 1991, ISBN 3-85416-095-X
  • P.J.G. Ransom: Narrow Gauge Steam - It's origins and worldwide development, Oxford Publishing Co., 1996, ISBN 0-86093-533-7
  • P. Whitehouse, J. Snell: Narrow Gauge Railways of the British Isles, David & Charles, 1994, ISBN C-7153-0196-9
  • Hans-Bernhard Schönborn: Schmalspurbahnen in Griechenland, Edition Ergasias, 1997, ISBN 3-909221-32-7
  • Konrad Kunz: Vom "Graswurm" zum "Orangen Pfeil" Geschichte der Schmalspurbahn Biel-Meinisberg BMB, 1913–1940, Vereinigung für Heimatpflege Büren / Schweiz 2003